Über Lesen

    Nicole Kidmans fleckige Jogginghose

    Schauspielerin nimmt gezielt Auszeiten

    Von Hendrik Spree, WTF-Hörfunkstudio Hollywood

    Sollte Nicole Kidman je auf dem Weg zum Idol für Stilbewußtsein und Geschmackssicherheit gewesen sein, so sollte sie aufpassen, dass der Sockel ihres Denkmals nicht bröckelt, bevor sie darauf in strahlender Positur Platz nimmt. Denn die Darstellerin taugt weder zum Vorbild noch zur Heldin. Je mehr wir über die 46-jährige Australierin erfahren, desto weniger überzeugend sind ihre Motive und Methoden.

    Dabei, um es vorweg zu sagen, ist es durchaus wichtig, was man über die Glamourwelt und in der Folge auch die Praktiken der US-Filmindustrie bei ihrer Oscar-Verleihung erfahren hat. Es ist haarsträubend, wie kapitalistische Modekonzerne in Paris und Mailand ihren Marketingabteilungen entweder wissentlich oder doch zumindest höchst fahrlässig unkontrollierte Freiheiten zubilligten, die das Vertrauen in die Werbung tief erschüttern müssen.

    Ca caille (moins)

    Berechtigte Empörung und Wut

    Dabei spielt es nicht mal eine Rolle, ob Modeliebhaber und Cineasten die Sache lockerer sehen als durchschnittlich Interessierte oder sogar Männer. Nicht einmal der Zweck, gemütlich relaxen zu wollen, heiligt alle Mittel. Die Empörung, die Wut ist daher berechtigt. Die Medienlandschaft hat solche Paparazzimethoden weder nötig noch sind die Verlage darauf angewiesen, in geheimen Redaktionssitzungen intransparente Regeln zu zementieren. Man darf nicht Pressefreiheit und Schutz der Privatsphäre gegeneinander ausspielen. Das sichtbar zu machen, ist ein Verdienst Kidmans. Das ist es aber auch schon weitgehend.

    Spätestens seit bekannt ist, mit wem sie sich einlässt, um an begehrte Red-Carpet-Kleider zu gelangen, wer sie unterstützt und vor allem, dass sie nichts dafür bezahlen muss, sondern kostenlos und manchmal sogar für Geld Kleidung eines bestimmten Modedesigners trug, sieht man Flecken auf dem Seidenstoff, aus dem die Promiträume sind.

    Kidman soll der englischen “Vogue”, der sie sich anvertraute, gesagt haben, sie sei eine ganz normale Frau, die zuhause auch mal Jogginghose trage und sehe, zu was Modemagazine und Celebrity-Berichterstattung besonders weibliche Teenager treiben. Ehrlicher ist da schon, was sie in Cannes kundtat: Sie habe extra deshalb Schauspielerin werden wollen, nicht um darstellerische Glanzleistungen abzuliefern, sondern um angehimmelt zu werden. Mindestens Vorsatz ist das.

    Kidman kann Konsequenzen nicht einschätzen

    Das ist der nächste Vorwurf, den sich Kidman gefallen lassen muss: Unter dem Mäntelchen der globalen Verantwortung bringt sie Dinge und Verfahren ans Licht, deren Konsequenzen sie nicht einschätzen kann. Weiß sie, was die billigen Modeketten daraus machen, wie sie künftig mit geklauten Trends und gefälschter Markenware umgehen werden? Hat sie bedacht, dass Gewerkschafter und alle anderen, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in allen möglichen Fertigungsländern einsetzen - China, Vietnam, Bangladesh zuvorderst - möglicherweise in großer Gefahr sind? Wer sich mit dem Teufel einlässt, wird auch die Hitze spüren.

    Die Freiheit und die Authentizität, für die Kidman zu kämpfen vorgibt, sind weder in der “Gala” noch in “Bunte” und auch nicht in der vorgenannten Modebibel zu finden. Zudem stehen sensible Beziehungen zwischen Zeitschriften und Modehäusern auf dem Spiel. Kidman, sofern sie nicht nur publicitygeil ist, handelt mindestens naiv und unbedacht. Vielleicht ist sie sogar jemand, die aus purer Berechnung ohne High Heels ins Rampenlicht tritt, wo sie es sich doch angeblich nur ein wenig gemütlich machen wollte.

    (Ich mag nicht das Wort Satire benutzen, aber dieser Beitrag ist nicht mein Ernst. Den Originalartikel finden Sie auf tagesschau.de/.)

    Janosch würfelt nicht

    Kasper Mütze darf verreisen

    In meinen Augen absichtlich. Um Raum für Phantasie zu lassen.

    Mein Bär braucht eine Mütze

    Poladarium

    Nicht jeder Tag liefert ein perfektes Photo. Aber gerade das macht den Kalender spannend, letztendlich ist das ja auch der Reiz hinter dem ganzen Sofortbildkameradentum. Retrospektive hin oder her.



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    Und nun ist mir beim dritten Buch des Jahres noch ein praktischer Zusatznutzen aufgefallen, der aber natürlich für jeden dieser täglichen Abrisspapierblöcke gilt: Mit einem solchen Lesezeichen weiß man praktischerweise immer, wann man mit der Lektüre des Buches angefangen hat. Und ss macht einem (okay: mir) tatsächlich ein schlechtes Gewissen, wenn man nach drei Tagen noch nicht einmal auf Seite 50 angekommen ist.



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    Ich sollte öfter ins Museum gehen.

    ... und die heiligen drei Zeitleser

    Bei dem Zeittext Maria und Josef in Neukölln, der mir gestern mehrmals in die diversen Timelines gespült worden ist, bekomme ich das kalte Kotzen. Letztes Jahr, als die beiden Journalisten durch Frankfurts Speckgürtel getourt sind, bin ich noch Abonnent dieser Wochenzeitschrift gewesen. Solch eine gefühlige Vorweihnachtsschreibe hat mir wieder vor Augen geführt, warum ich die Zeit abbestellt habe. Für mich zwei Paradebeispiele von Klienteljournalismus mit Herzsimulation, weil wohl weder Managermillionäre noch HartzIV-Empfänger zu Giovanni di Lorenzos Kernzielgruppe gehören.

    Die kleine Prinzessin Rosalie

    Darum schlage ich für den nächsten Advent vor, sich für Teil drei mal dort umzuschauen, wo die bildungsbürgerlichen Zeitleser überproportional häufig vertreten sind.

    Ken Follett, Du hast mein Rentnerdasein zerstört

    Mögliche Titel nach Die Säulen der Erde und Die Tore der Welt:

      - Die Wände des Sonnensystems - Die Zäune der Galaxis - Die Vollpfosten des Universums

    Drunter geht’s ja nicht. Ich schlage vor, statt so einer nicht nur historisch aufgeblasenen Fernsehfilmweltpremiere einfach einen Flur Gang runterzuschalten und sich stattdessen mal wieder ein Kriminalkammerspiel wie Hitchcocks Das Fenster zum Hof anzusehen.

    überlesungen

    Dieses zum Teil aggressive Lesen ist wesentlich daraus entstanden, daß ich mich halt unglaublich geärgert habe über so Literatur-Lesungen, das Glas Wasser und so, und dieses Raunen, dieses absolut Asexuelle. Das ist ja eine Unverschämtheit der Sprache gegenüber. Manchmal muß man bei Lesungen einfach erstmal mit dem Abräum-Hammer drangehen.

    Thomas Kling, Das brennende Archiv, Suhrkamp Berlin, 1. Auflage 2012, S. 46

    Alles über meine Butter

    Aber: allen gefiel das, überall kam der neue Egostil gut an, bei der Bild-Zeitung genauso wie bei der Taz. Die Phantasie an die Macht, hatte es eben erst geheißen, jetzt waren die Protagonisten dieser einstigen Aufstandsparolenjugend real an die Macht gekommen, noch in Bonn waren Schröder und Fischer, der Turnschuh-Fischer, der blitzschnell zum Dreireiher- und Siegelring-Fischer mutierte Suppenkasper-Fischer, als neue Chefs der rot-grünen Regierung vereidigt worden, und wie war der Stil ihres Auftretens von Anfang an gewesen: unsympathisch, angeberhaft, grobianisch. Und vor allem: mega-autoritär. Die generationengegebene Ablehnung von Autorität hatte zu einer in der Praxis grotesken, an Blindheit grenzenden Unfähigkeit zur Einsicht in alle komplizierter austarierten Selbsteinschränkungsmechanismen realer Macht- und Herrschaftsausübung geführt, der Basta-Kanzler-Stil regierte, selbstgefällig dröhnend, die Politik, die Wirtschaft, die Chefs.

    Rainald Goetz, Johann Holtrop, Suhrkamp Berlin, 1. Auflage 2012, S. 154

    die subtilität der massenmedien

    Es schon ein Weilchen her, da lag der Zeitgeistschrift NEON ein Booklet bei, welches eine Liste der besten 100 Songs aller Zeiten enthalten sollte. Das Ding ist mir erst jetzt in die Finger gekommen, weil ich den sich so unerwachsen gebenden Stern-Ableger nicht kaufe. Ist ja auch egal, ich muß meine Unaktualität ja gar nicht entschuldigen, auf dem Cover steht immerhin “aller Zeiten” - unter der Ewigkeit geht es nicht. Über die Qualität der Auswahl (Playlist) ließe sich naturgemäß streiten. Es gibt gute Musik, es gibt schlechte Musik und es gibt Reggae. Das soll hier nicht der Punkt sein. Mir ist da nur eine Kleinigkeit aufgefallen.

    NEON 100 Songs

    Wie auf dem Titelblatt angekündigt, unterteilt sich die Liste in verschiede Gelegenheiten. Songs für den Arbeitsweg, Songs für die Joggingstrecke, etc. (Doof, daß der Redaktion nicht mehr Situationen eingefallen sind, die das Tragen eines kooperierenden iPods/iPhones voraussetzen.) Die letzte Rubrik trägt den Titel “10 Songs, mit denen man jeden ins Bett kriegt” (siehe Bild unten). Einen Gummipunkt für das Gendering der Headline, aber man beachte die Unterzeile. Und dann betrachte man sich die Auswahl genauer: Ich sage nur Marvin Gaye und Sades Smooth Operator; und glaube nicht zu untertreiben, wenn ich behaupte, mir fallen überhaupt keine zehn Lieder ein, die deutlicher FICKSOUNDTRACK schreien würden als diese dort. Es sind wohl die NEON-Redakteure, die hier nichts merken.

    Kuschelrock

    Übrigens hat die NEON schon einmal die 222 besten Songs aller Zeiten gekürt. Jedenfalls lang genug her, damit niemand auf die Idee kommt, die alte mit der neuen Liste abzugleichen. Wäre ja schön blöd, wenn Werbepartner iTunes keine Lieder auf der jetztigen Beilage mehr verkaufen könnte, weil die braven Magazinleser sich die vor vier Jahren schon fast alle besorgt haben.

    den leo machen

    In Ausgabe Nr. 2/2012 der Zeit Leo, einem “neuen Magazin für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren”, werden mehrere Kinder zu ihrem Verhältnis zu Ordnung befragt. Die beiden unten abgebildeten Interviewopfer sind nicht die einzigen Auskunftgeber, andere artikulieren immerhin so abstruse Worte wie “Spielzeug” oder faseln etwas von einer abwegigen Einrichtung namens “Freizeit”. Aber trotzdem finde ich es schon ein starkes Stück, daß solche Worte aus Kindermund für Kinderaugen, wie sie unten zu lesen sind, keinerlei redaktionelle Einordnung erfahren.

    Links: die Beschäftigung mit Spielen und Büchern ist in der Tat vergeudete Zeit - und das ab dem ersten Lebensjahr. Rechts: Ich dachte, in Deutschland wäre Kinderarbeit verboten.

    zeit leo umfrage ordnung kinder

    Um den Kindern ihre Zukunft nicht zu verbauen, sind ihre Namen und Gesichter unkenntlich gemacht worden.

    Gib hier den Titel an

    Das Beste an diesem unsäglichen Brief der Tatortschreiber ist ja, daß sie glauben, durch ihre Arbeit dabei zu “helfen (…), die ideelle und materielle Zukunft einer postindustriellen Bundesrepublik auch international zu sichern.” Da muß man dann auch gar nicht mehr viel zu sagen. Nicht, weil der Beitrag auf seine Weise kaum konstruktiver ist als der Regnerrant neulich. Sondern weil das schon viele andere getan haben. Ich gebe ab an die angeschossenen Funkhäuser.

    Das meiste Lob hat wohl die Antwort des CCC einstecken müssen. Über die Einladung von D64 ist wenig gesprochen worden. Wahrscheinlich auch, weil sie so old school politisch ist. Da könnte ich ja ein Wörtchen zur SPD verlieren.

    Jaja, der Siggi ist auf Facebook und weil in NRW bald neugewählt wird, twittert die Hanni jetzt auch. Davor war viel Onlinebeirat und dann gibt es das ein oder andere Projekt.

    Und jetzt halt auch noch Vereine: Die den Grünen nahestehende Digitale Gesellschaft hat es vorgemacht und viel Kritik einstecken müssen - Intransparenz, Lobbykram. Trotzdem wird das nachgemacht. Neuester Streich: CNETZ, die christdemokratische Variante. Das lädt natürlich gleich zu Hohn und Spott ein. Zurecht. Wer dabei aber lieber die Klappe halten sollte: die Sozen.

    Es ist einfach, das netzpolitische Verständnis der CDU/CSU zu verlachen oder gegen die Piraten zu wettern, solange es um nichts mehr als Lippenbekenntnisse geht. Aber gibt es auch nur eine Person, die wirklich glaubt, daß mit einer erneuten großen Koalition nach der Bundestagswahl 2013 das ganze Internetgedöns der SPD mehr gewesen sein wird als der Aufbau von roter Verhandlungsmasse? Sie werden sowohl Vorratsdatenspeicherung als auch Leistungsschutzrecht mittragen und versuchen, das Ganze als nötiges Zugeständnis an den schwarzen Koalitionspartner herunterzuspielen. Dabei werden sie auf ihre Erfolge auf anderen Gebieten verweisen, sowohl Linken als auch Piraten die Mitregierungsfähigkeit absprechend.

    2 columns, 1 post

    [column width=“47%” padding=“6%"] Hier, Überschrift des Tages. A town of Germans hate Peter Zumthor’s pants. Ich muß natürlich sofort an Thomas Bernhard denken. Beziehungsweise an Claus Peymann. Und als ich das so (sagt man ja jetzt wohl) duckduckgogotanze (von wegen Ententanz), um die drei Dramolette standesgemäß verlinken zu können, da sehe ich in den Suchergebnissen, daß jemand die Harald-Schmidt’sche Showinszenierung von Stuckrad-Barres Artikel Claus Peymann kauft sich keine Hose, geht aber mit mir essen (Teil 1, Teil 2, Teil 3) komplett bei YouTube hochgeladen hat. Kann man sich auch mal wieder angucken.

    [/column] [column width="47%" padding="0"]Ich habe die Suchmaschine DuckDuckGo schon länger in der Dropdownauswahl der Browserecke oben rechts, seit Igor sie vor Monaten mal mal erwähnt hat. Regelmäßig benutze ich sie allerdings erst seit diesem Artikel hier. Und kann Marcel Weiß zustimmen Es geht nicht immer ohne den Marktführer, aber immer öfter. Vor allem, wenn man solche Korrekturvorschläge wie abgebildet bekommt. I mean, "Odd Future Wolfgang Kill Em All" - really?

    Apropos Google: Wer seine Search History löschen will, bevor Googles neue Privacy Policy wirksam wird, der findet hier Hilfe. Auf diese Weise läßt sich auch das zukünktige Speichern der Suchergebnisse abstellen. (via)

    Noch was zum Thema RSS: Ich hadere ja schon seit längerem mit Feedly. Und wenn - wie angekündigt - im März die Quote.fm-Unterstützung für Reeder kommt, dann werde ich definitiv wechseln.[/column]

    schon wieder revolution?

    Gerade die Rezension des neuen Buchs von Slavoj Žižek bei antjeschrupp.com/ gelesen, in dem der slowenische Kulturphilosoph u.a. auf eine Szene aus dem Film Die üblichen Verdächtigen zu sprechen kommt. In diesem Zusammenhang möchte ich auf das folgende Zitat aus Heinrich von Kleists Drama Die Hermannsschlacht hinweisen, 1. Akt, 3. Auftritt.

    Wolf (umarmt ihn). Du Lieber, Wackrer, Göttlicher –! Wahrhaftig, du gefällst mir. – Kommt, stoßt an! Hermann soll, der Befreier Deutschlands, leben!

    Hermann (sich losmachend). Kurz, wollt ihr, wie ich schon einmal euch sagte, Zusammenraffen Weib und Kind, Und auf der Weser rechtes Ufer bringen, Geschirre, goldn' und silberne, die ihr Besitzet, schmelzen, Perlen und Juwelen Verkaufen oder sie verpfänden, Verheeren eure Fluren, eure Herden Erschlagen, eure Plätze niederbrennen, So bin ich euer Mann

    Wolf.                                   Wie? Was?

    Hermann.                                               Wo nicht –?

    Thuiskomar. Die eignen Fluren sollen wir verheeren –?

    Dagobert. Die Herden töten –?

    Selgar.                             Unsre Plätze niederbrennen –?

    Hermann. Nicht? Nicht? Ihr wollt es nicht?

    Thuiskomar. Das eben, Rasender, das ist es ja, Was wir in diesem Krieg verteidigen wollen!

    Hermann (abbrechend). Nun denn, ich glaubte, eure Freiheit wärs. (Er steht auf.)

    Nachtrag // Wer nicht das ganze Buch lesen will: Žižek hat gerade einen thematisch sehr ähnlichen Artikel über die Lohnsklaverei in der London Review of Books veröffentlicht.

    zur zeit in mode

    Harald Martenstein schreibt im aktuellen ZEIT-Magazin wieder einmal ein paar richtige Dinge über Journalisten, die sich - wie jüngst wieder im Fall Wulff - in ihren Artikeln und Kommentaren als absolute ethische Instanz gerieren, in den meisten Fällen an ihre eigene Person und Arbeit weit niedrigere Maßstäbe anlegen. Dann plaudert der Kolumnist aus dem Nähkästchen, freilich ohne Namen zu nennen, und berichtet über die gängige Praxis, wie etwa Rezensionen zustande kommen, welche Annehmlichkeiten man im Austausch dafür erhält und wie die Schere im eigenen Kopf bestimmte Sätze streicht, einzig aus dem Grund, sie könnten jemand anderem nicht gefallen. Vetternwirtschaft eben, hier in Köln heißt das Klüngel.

    Damit will ich nicht etwa sagen, dass der Journalismus in Deutschland korrupt und moralisch verkommen sei. Das ist er nicht. Er ist nicht besser oder schlechter als der Rest der Gesellschaft. Die Medien werden halt nicht so genau kontrolliert wie die Politik.

    So weit, so gut. Ich blättere in der Printausgabe ein paar Seiten weiter und dann das: “Im aktuellen ZEITmagazin, das von den Deutschen der Modewelt handelt, haben wir Model und Schauspielerin Jessica Joffe beim Check-in fotografiert” - und erwähnen weder während der achtseitigen Bilderstrecke, noch im Kurzinterview auf Seite 28, welches die “die Münchnerin” immerhin als eine der vierzehn wichtigsten Deutschen im Business vorstellt, daß sie die Tochter von Josef Joffe ist, zufälligerweise Herausgeber der ZEIT.

    zwei Seiten der ZEIT

    Es wird echt Zeit, das Abonnement dieses Presseerzeugnisses zu kündigen. (Nicht, daß andere besser wären - s.o.)

    nobel/macke

    Das Jahresende naht, da heißt es auch im Backend des Blogs aufräumen. Dieser Artikel hat als Entwurf ein halbes Jahr auf dem Buckel. Gerade noch - gelinde gesagt - Unverständnis über die Wahl Toby Maguires zum neuen Testimonial für Prada Menswear geäußert, fällt mir ein, daß ich jetzt wenigstens einen halbwegs passablen Aufhänger für diesen Link habe, dessen offener Tab bereits seit einigen Tagen in meinem Browser rumlungert. Der Tab ist dann irgendwann doch geschlossen worden, nicht ohne den Text vorher bei Instapaper abgespeichert zu haben. Zwischen den Jahren bin ich nun endlich dazu gekommen, ihn komplett zu lesen. Wie Prada sich die Fakes der eigenen Produkte nutzbar macht und letztendlich das eigene Image in Abgrenzung dazu aufbaut und schärft, liefert echte Einsichten. Ich habe viele Texte im Instapaper-Archiv angelesen gelöscht, diesen Artikel auf slate.com/ nicht. Lohnt die Lektüre auch heute noch.

    Noch eine olle Kamelle. Dieser Text auf brandeins.de/ schlug vor einigen Wochen einige Wellen, er wurde mir mehrmals in die verschiedenen Timelines gespült und ich selbst habe ihn auf quote.fm/ geteilt. Allerdings nicht zustimmend, wie mein Kommentar verdeutlichen sollte. Lange schlug ich mich mit dem Plan rum, ausführlich darzulegen, was an dem Artikel alles falsch ist. Das kann ich mir jetzt sparen, denn wenn man dieses Interview mit Juli Zeh auf tagesanzeiger.ch/ liest, bekommt man eine ziemlich gute Vorstellung davon.

    HTML for Babies

    Das tolle Buch von John Vanden-Heuvel kann man hier kaufen. Ich bin jedenfalls gespannt auf die nächsten beiden Volumes, die hoffentlich nicht zulange auf sich warten lassen. Und wenn man Programmieren lernen möchte, dann empfehle ich die codecademy.com/ für den Anfang.

    MashUp

    Ich hatte die beiden Sprüche ja schon getwittert und sie dann noch aus reiner Langeweile bei quickmeme hochgeladen, um sie danach relativ erfolglos bei reddit einzureichen. Hätte stattdessen lieber googeln sollen.

    Doch dann tauchte keinen Tag später in meinem Feedreader dieser Cartoon auf. Bestimmt reiner Zufall.

    Zufällig lese ich übrigens gerade auch Dirk von Gehlens Mashup. Bis jetzt ganz interessant, auch wenn auf den ersten vierzig Seiten für einen aufmerksamen Netzbeobachter kaum Neues drinsteht. Maradonna/Messi-Tor, Guttenberg-Plagiat, Donaldisten und Hamburger Schuleschüler in den FAZ-Headlines. Kleiner Tipp noch an den Autor: Den Titel Gegen den Strich haben Tocotronic einem Roman Joris-Karl Huysmans' entliehen. Aber irgendwann ist ja auch gut mit den ganzen Querverweisen. Vielleicht bin ich auch nicht Zielgruppe des Buches, mir gegenüber muß man kein “Lob der Kopie” (so der Untertitel des Buches) anstimmen - schließlich bin ich Copywriter von Beruf. Wenn in der Debatte um die Remixkultur in Zukunft etwas trennschärfer zwischen Diebstahl und Inspiration unterschieden wird, dann hätte diese selbsternannte Streitschrift schon genug geleistet. Bleiben wir einfach beim Thema Musik.

    Drehtermin: KW 31.

    Staten Island Rapid Transit, Part of the New York Subway System, Connects the Small Towns of the Borough of Richmond 06/1973

    Derselbe Protagonist einige Szenen später in einer überfüllten U-Bahn stehend. Seine Versuche, sich auf die Lektüre von so etwas wie Joyces Ulysses zu konzentrieren, werden von der Menge und Lautstärke seiner Mitfahrer zunichte gemacht. Leute drängeln sich an ihm vorbei, rempeln ihn an. Geruchsbelästigung, das Übliche. An der nächsten Haltestelle steigen noch mehr Menschen ein als aus. Der Protagonist zwingt sich zur Unverzweiflung und schickt sich an, der Ablenkung entgegenwirken zu wollen. Schließlich klemmt er sich den aufgeschlagenen Wälzer zwischen die Knie, holt ein Kopfhörerknäuel aus der Jackentasche und beginnt damit, die Kabel zu entwirren. Das dauert, die verständnisvoll mitleidigen Blicke der anderen Fahrgäste nimmt er dabei nicht wahr. Kurz bevor seine Bemühungen ins Slapstickhafte abzugleiten drohen, geht ein durch Kurve oder Bremsen verursachter Ruck durch den Wagon. Das Buch entgleitet der Knieklemme, fällt zu Boden, die Seite ist verschlagen. Schnitt.”

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