Allgemein
- In NRW heißt Lokalpatriotismus, sich gerne auf Kosten anderer zu amüsieren - auch, um selbst besser zur Geltung zu kommen. Gerne mit einem Schuß Antiamerikanismus.
- In NRW bleibt man am liebsten unter sich. Wäre ja noch schöner, wenn Leute aus aller Welt unsere Städte problemlos virtuell bereisen könnten, ohne wie ordentliche Touristen dafür Hotelzimmer, Speis' und Trank bezahlen zu müssen. Geschweige denn Rundfunkgebühren.
- In NRW soll sich der Bürger lieber kein eigenes Bild machen, wenn er es doch doppelt medial vermittelt bekommen kann. Qualitätsjournalismus hat seinen Preis und das allein genügt als Grund, seine Daseinsberechtigung (zumindest in öffentlich-rechtlicher Form) nicht infrage stellen zu dürfen.
Vergessen?
Man kann sich ja noch einmal daran erinnern, was die BILD-Zeitung anläßlich des Starts von Google Street View in Deutschland vor nur etwas über zwei Monaten geschrieben hat. Aber muß man gar nicht, dafür gibt es eben die Suchfunktion. Das ist nämlich eine feine Sache am Internet, dieser Archiveffekt.
Der Blick ins Schlafzimmer ist bei der Momentaufnahme theoretisch möglich. Beispiel: Während das Google-Auto die Aufnahmen gemacht hat, hatten Sie gerade gelüftet und die Fenster offen. Wenn die Sonne in Ihr Schlafzimmer schien sind sehr detaillierte Momentaufnahmen möglich, in die der Nutzer zoomen kann.
Das sollte man mal mit einem Das Luxus-Leben des Larry Page überschriebenen Artikel vergleichen, der gestern in der größten deutschen Tageszeitung erschienen ist, die sich gerne als Anwalt des kleinen Mannes verkauft. Dieses Gebaren als eine Messung mit zweierlei Maß zu bezeichnen, ist wohl etwas untertrieben. Aber wer hat anderes erwartet?
Eine Panikbeleuchtung. Und wieso kenne ich diesen Film nicht?
Wer hat das verbrochen?
Liebe Verbrecher-Verleger, wie bringe ich Euch das jetzt am besten bei? So ein Blog (wie z.B. Spreeblick, aber nicht nur) kann man weltweit lesen. Das ist der Vorteil an diesem Internet. Crazy shit, ich weiß. Der @freval kann Euch das sicher erklären. Und kommt mir nicht mit Zensur in China oder dem Iran. So gut ist Euer Vertrieb im Vergleich jetzt auch nicht. Das Buch habe ich mir trotzdem gekauft. Auch, weil beim diesjährigen Holy Shit Shopping am letzten Wochenende sonst nicht viel geboten worden ist. Das ist schon besser gewesen.
Seht mal, wie toll meine Bildumrandgruppierung im Farbton zur Buchabbildung passt. Im Original ist das Schinkchen knallrot. Klick auf das Bild führt übrigens zum Download des aktuellen Verlagsprogramms. Oben abgebildeter Satz ist auf Seite 10 zu finden, falls jemand den Ausschnitt verifizieren möchte.
preislichter
Da bricht dem Pawlow’schen Lieblingshaustier kein Schlappohr aus der zackigen Dornenkrone. Roter Teppich als Leidensweg, Verlust der Privatsphäre. Reflexhaft unter jedem Zaun durchbuddeln, ohne zu wissen, was sich dahinter verbirgt. Und dabei diejenigen, die hinter einem stehen, mit Dreck bewerfen. Unabsichtlich, Kollateralschäden. Inkaufnahme. “Hier, guck mal: Ein Schwamm 2,99 - fünf Schwämme 9 Euro 99.” -“Was sollen wir denn mit den ganzen Schwämmen?” - “Aber die sind doch so billig!”
Berufswunsch Berühmtheit, Lechzen nach einer Promistatusnachricht. So eine Flaschenhalsigkeit; aber wehe, es geht etwas daneben, wird auch nur ein Tropfen verschüttet. Karrieren müssen steil sein, Aufstiege immer kometenhaft. Fehltritte -anzeige. Da wird selbst der Ausnüchterungsurlaub in der Betty Ford Klinik zur Selbstbeweihräucherung statt Asche auf (m/d/s)ein Haupt. Hauptsache die Verhältnisse stimmen.
Relativitätstheorie in der Praxis. Elfriede Jelinek über das Internet. Und worauf walfleischst Du?
Plakativer geht's nicht
Nein, das wird nicht just another Google StreetView blog. Doch nun bin ich ja auch teilweise Werber und da ist mir heute morgen beim Umsteigen am Wiener Platz folgendes CityLight ins Auge gefallen. Hatte ich zwar schon getwittert, aber es kann kaum schaden, den ein oder anderen Punkt zu verdeutlichen, wieso ich das Plakat nicht mag. Wenn man nämlich die Suche anwirft, dann findet man den einen oder die andere, derdie das ganz witzig zu finden scheint.
Vorweg // Ich nutze so einige der praktischen Services von Google. Deren eifrige Datensammlungen finde ich nun alles andere toll, aber ich nehme sie in Kauf, damit ich für diese Dienste nichts bezahlen muß. Allerdings sollte man sich immer bewußt sein, daß man, wenn es etwas gratis gibt, nicht der Kunde, sondern die Ware ist. Vor allem, wenn Verleger mal wieder über die Kostenlos-Kultur des Internets lamentieren.
Ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der WDR steht natürlich ganz anders da. Hat aber scheinbar nichts Besseres zu tun, als einen Teil der Gebühren, durch welche sich die Rundfunkanstalt finanziert, für einen hämischen Reklameschnellschuß auszugeben. Das gefällt mir in mehrfacher Hinsicht nicht.
Die Gründe:
Über Panoramafreiheit und für wen welche Gesetze wie gelten sollen, rede ich gar nicht. Renne auch nicht konterknipsend durch die Straßen Kölns, bin ja nun nicht gerade der größte Google-Freund. Und über die von den Altmedien angezettelte (ja, Zettelwirtschaft, Papier/Print), revanchistische Verpixelungshysterie bei StreetView rege ich mich auch nicht auf; es gibt es ja Alternativen.
Danke, Google Street View!
Eine nicht zu unterschätzende Leistung des Staßenabphotographier- und dann Insinternetstelldienstes unseres Lieblingsquasisuchmaschinenmonopolisten ist, die längst abgerissene Ubia Garage nicht nur in den Herzen aller Südstädter, sondern auch virtuell weiterleben zu lassen. Denn im echten Leben wird an dieser Stelle gerade an einem weiteren Infernal der Gentrifizierung gebaut.
Link zu Street View (oder Bild klicken).
Landkrater
Mehr Bezüge, sich ein Polster zulegen, schaffen, anschaffen. Das sieht nach Arbeit aus. Dafür muß man sich aber erst einmal in seinem Job zurechtfinden. Mit dem so verdienten Geld fährtfliegt man dann in den wohlverdienten Urlaub, dienstags. Wenigstens kann man von urlaubsdort aus anderen Leuten Postkarten schicken. Denn wieso sollten das immer dieselben sein? Dabei können sogar sprichwörtlich trostlose Vororte durch einen Perspektivwechsel ganz anschaulich aussehen. Dahin flieht die ehemals innerstädtische Arbeiterfamilie ja noch recht gerne (ausredundant: “wegen der Kinder”) und spioniert sich dann von Nachbar zu Nachbar über ewig frisch gestrichene Zäune in zu kleine Gärten hinein. Was nichts hahaheißen soll, denn selbst die Anordnung der Höllenkreise folgt einem schicken System. Aber sein Haus bei Google Street View pixeln lassen.
Die weißen Flecken sind längst von den Landkarten verschwunden. Wenn die Natur schon so richtig von vorne bis hinten durchkartographiert worden ist, dann kann man immer noch neue Wege durch den Untergrund visualisieren. Ist ja keine Kunst.
Immer, wenn ich “kreisfreie Stadt” lese, also z.B. im Falle Aachens, dann muß ich an diesen Comic aus den gar nicht lustigen Lustigen Taschenbüchern denken. Donald, seine drei Neffen und Onkel Dagobert stoßen durch eine Nebelverwirrung auf ein bisher unentdecktes Andental, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Jedenfalls haben sich dessen aztekenähnliche Bewohner nicht weiterentwickelt. Dort legen die Hühner viereckige Eier.
Oder ich erinnere mich an die Schule, Erdkundeunterricht. Die Legende im Diercke Weltatlas: Zumindest auf der Deutschlandkarte waren da die Städte mit 20-50.000 Einwohnern anhand von Kreisen mit einem etwas dickeren schwarzen Rand bezeichnet. Von 50-100.000 gab es dann Quadrate und für offizielle Großstädte ab 100.000 Einwohnern waren da so rote Umrißflecken vorgesehen.
Versandkostenpfeil
Man muß Sachen ja nicht immer geradeaus erzählen. Solange man dabei nicht um den heißen Brei heraumredet. Verstand und Verständlichkeit sind schließlich zweierlei Dinge. Aber das ist ja das Tolle am bloggen, man kann äußern, was man will. Fragt sich nur, ob dann noch jemand mitreden will oder kann.
Claudia hat ‘nen Schifferhund. Entenblößung, was mit Böschung. Word. Und dann halten Siejasie ein: Moment, mal, Claudia Swiffer als Testimonial? Das ist ja total daneben, die putzt doch bestimmt nicht selbst. Dafür hat die eine Reinemachfrau, also engagiert. Und wen interessiere schon, daß Claudia Schiffers Putze Swiffer benutze? Und Dujadu so: Wen interessiert Claudia Schiffer?, aber das sagst Du schon nicht mehr so laut. Stattdessen überlegst Du, ob Du einen Link auf Swiffer setzen solltest, weil vielleicht doch nicht jeder diesen modernen Staubwedel kennt - bis Dir einfällt, daß Du doch so richtig selbstbestimmt schreiben wolltest.
Also mir geht das dauernde Geklimper in den verschiedenen Kanälen ja eher auf die Nerven. Der eine so, die andere so. Wie man’s macht, macht man’s verkehrt. Aber wenigstens ist man dabei nicht allein. Komplimente gibt’s derweil woanders.
Nachtrag // Das hier passt ja wie die Faust auf’s Auge. NUD, ironischerweise via dem Fitz sein Facebook.
Projekt Rom
Ich habe noch nie zuvor in meinem Leben Photoshop oder so etwas Ähnliches benutzt. Bis heute. Danke für diesen Hinweis, Kacper. Mit dem dazugehörigen Tutorial auch für Dummies wie mich benutzbar.
Lesestoffel
Eine gute Ergänzung zu dem noch ziemlich frischen “Ich lese gerade”-Widget in meiner Sidebar sind die Fragen, auf die ich eben im letzten Blogpost bei dondahlmann.de/ gestoßen bin. Also habe ich mal so auf die Schnelle geantwortet:
1. Das Buch, das du zurzeit liest Douglas Coupland, Generation A
2. Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst Eigentlich liegt auf dem Nachttisch schon Einsamkeit und Sex und Mitleid von Helmut Krausser bereit, aber vielleicht bestelle ich ja doch den Herrndorfs Tschick.
3. Dein Lieblingsbuch Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel
4. Dein Hassbuch Alles von Paulo Coelho, ungelesen.
5. Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest Eigentlich lese ich aus Prinzip kein Buch ein zweites Mal. Eine Ausnahme habe ich mal bei Dostojewskis Schuld und Sühne gemacht, nachdem die Neuübersetzung von Swetlana Geier unter dem Titel Verbrechen und Strafe herausgekommen ist.
6. Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst (egal, ob du es hasst oder nicht) Unmöglich ist ein starkes Wort, aber ein zweites Mal würde ich mich bei der Lektüre des kompletten Rougon-Macquart-Zyklus' von Emile Zola schon äußerst schwer tun.
7. Ein Buch, das dich an jemanden erinnert Arno Schmidt, Seelandschaft mit Pocahontas (also nicht an die titelgebende Indianerhäuptlingstochter)
8. Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert Kein komplettes Buch, aber eine Kurzgeschichte: Hemingways Schnee auf dem Kilimandscharo wird mich immer an Paris erinnern.
9. Das erste Buch, das du je gelesen hast Jens geht nicht verloren von (Autor mußte ich nachgucken) Volker W. Degener
10. Ein Buch von deinem Lieblingsautoren/deiner Lieblingsautorin William Gaddis, JR
11. Ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst “Hassen” ist übertrieben. Sagen wir, ich fand Hermann Hesse noch nie wirklich gut und seitdem hat sich das Verhältnis noch zusehends verschlechtert.
12. Ein Buch, das du von Freunden/Bekannten/… empfohlen bekommen hast Zwei Freunde haben mir mal zu ein und demselben Geburtstag (ich bin irgendwas um Mitte zwanzig geworden) beide J. D. Salingers Der Fänger im Roggen geschenkt. Sie meinten, das müsse man kennen, auch wenn ich damals bereits zu alt für das Buch gewesen sei. Sie hatten recht.
13. Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst Thomas Kapielski, Sämtliche Gottesbeweise
14. Ein Buch aus deiner Kindheit Die Burg Schreckenstein-Reihe von Oliver Hassenkamp. Leider.
15. Das 4. Buch in deinem Regal von links Eugen Egner, Aus dem Tagebuch eines Trinkers. Das letzte Jahr
16. Das 9. Buch in deinem Regal von rechts Heiner Müller, Krieg ohne Schlacht
17. Augen zu und irgendein Buch aus dem Regal nehmen Homers Ilias in der Übersetzung von Raoul Schrott
18. Das Buch mit dem schönsten Cover, das du besitzt Cover, schwierig. Aber von der gesamten Aufmachung her - Typo, Papier, Einband, etc. - mit ziemlicher Sicherheit die gebundene US-Erstausgabe von Ethan Hawkes Ash Wednesday; allein der Seitenschnitt <3.
19. Ein Buch, das du schon immer lesen wolltest Arno Schmidt, Zettels Traum (steht auch bereits seit Längerem im Regal…)
20. Das beste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast Ein Theaterstück: Schillers Wilhelm Tell
21. Das blödeste Buch, das du während der Schulzeit als Lektüre gelesen hast Adalbert Stifter, Der Hagestolz
22. Das Buch in deinem Regal, das die meisten Seiten hat Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
23. Das Buch in deinem Regal, das die wenigsten Seiten hat Wahrscheinlich eine übel zusammengeschusterte, unvollständige Sammlung der Erwerbsregeln der Ferengis. Natürlich erschienen bei Heyne.
24. Ein Buch, von dem niemand gedacht hätte, dass du es liest/gelesen hast Diverse, Die Bibel
25. Ein Buch, bei dem die Hauptperson dich ziemlich gut beschreibt Albert Camus, Der Fall
26. Ein Buch, aus dem du deinen Kindern vorlesen würdest James Krüss, Mein Urgroßvater und ich (✔)
27. Ein Buch, dessen Hauptperson dein „Ideal“ ist Naja, ideal… Der grüne Heinrich von Gottfried Keller ist schon ein ziemlich korrekter Typ.
28. Zum Glück wurde dieses Buch verfilmt! Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas - und sei es nur deshalb, weil ich dadurch ein paar Jahre früher als wahrscheinlich sonst mit seinen Werken in Berührung gekommen bin.
29. Warum zur Hölle wurde dieses Buch verfilmt? Harry Potter (as in: “Warum zur Hölle wurde dieses Buch geschrieben?)
30. Warum zur Hölle wurde dieses Buch noch nicht verfilmt? Again: William Gaddis, JR (Aber will ich das?)
31. Das Buch, das du am häufigsten verschenkt hast Keine Ahnung, aber als Autoren halten sich wohl Henning Mankell (Geschenk für Männer) und Isabel Allende (Geschenk für Frauen) in etwa die Waage. Jetzt könnt Ihr mich einen Sexisten nennen.
TdM // Sept. 2010
Ich komme mal wieder zu gar nichts. Eigentlich wollte ich schon vor Tagen einen Kommentar zu Michael Seemanns erstem Artikel seines neu- bis wiederauferstandenen Blogs ctrl-verlust.net/ schreiben. An welchen Stellen - Anschaulichkeit hin oder her - der hermeneutischen Zirkel immer noch unnötige Abdrücke seiner Metallspitze hinterläßt, der Autor immer noch zu sehr im Mittelpunkt steht; was allerdings gesamteindrücklich nicht zuletzt der in den Kommentaren eingeschlagenen Richtung geschuldet ist. Hat sich mit Seemanns zweitem Eintrag, einem verschriftlichten Vortrag, allerdings weitgehend erledigt. Sehr lesenswert, wie ich finde; wobei sich die Radikalität weniger des Textes als der in ihm enthaltenen Forderung gut durch die Replik von fxneumann.de/ abfedern läßt. Ein weiterer Lesetipp etwa zum selben Thema sind Pro und Contra Vergessen auf zeit.de/. So klappt das auch mit der Überleitung zum Massenmedium.
Wieder einmal auf die schluffige Schnelle hingeworfen, dieses Video zum septemberlichen Tweet des Monats. Zu Ehren von @hoch21 selbstredend in schwarz/weiß. Warum ich auf derlei Äußerungen anspringe? Schließlich habe ich in einem früheren Job selbst einmal für die Adaption solcher Werbespots gesorgt.