art

    Im Gegensatz dazu braucht es nur etwas Vernunft, um vernünftig zu sein.

    Die Leute haben sich damals wahrscheinlich gedacht, es könne ja nicht sein, daß der Eintritt ins Abenteuerland den ganzen Verstand koste, das wäre ja viel zu teuer, also ein kleines Stückchen, okay, aber doch nicht gleich das gesamte Verstandsvolumen. Das Dumme ist nur, daß es so etwas wie Verstand eben nur ganz oder gar nicht gibt. Gesunder Menschenverstand definiert sich als Gesamtpaket.

    Jahrzente später sind viele dieser Menschen inzwischen geschieden und beschreiben sich in ihren Datingprofilen als “ein bißchen verrückt”. Was gar kein Widerspruch sein muß.

    Pulped Fiction

    David Shrigley ist einer meiner Lieblingskünstler. Heute in der Mittagspause habe ich endlich die halbe Stunde Zeit gefunden, mir die vor drei Wochen erschienene Dokumentation einer seiner Arbeiten aus dem letzten Jahr anzusehen.

    Er hat tausende Taschenbuchexemplare von Dan Browns Da Vinci Code aufgekauft, deren Papier schreddern lassen, um daraus neues Papier herzustellen und damit Neuausgaben von George Orwells mittlerweile gemeinfreiem 1984 zu drucken.

    Wegen der Kunst

    Supertiming! Da nenne ich dank rebel:art seit gestern das ART Spezial: Street Art mein eigen und darin findet sich auf den Seiten 34/35 ein Photo des Berliner BLU-Pieces, das in der letzten Nacht übermalt worden ist.

    Darüber gibt es ja nun an diversen anderen Stellen im Netz zu lesen, brauche ich hier also nicht auch noch zu bringen. (Obwohl es schon ein starkes Stück ist, daß offenbar der Künstler selbst die Zerstörung des Werks in Auftrag gegeben hat, um zu verhindern, daß Immobilieninvestoren daraus Kapital schlagen. Respekt.)

    That's all Folks!

    Also lieber ein paar Worte über das Sonderheft: Nun lese ich die ART normalerweise äußerst unregelmäßig, kann insofern wenig über den Standard des Magazins sagen. Schöne Bilder hat es wohl immer, klar. Das Heftlayout geht auch in Ordnung. Was aber bei der Lektüre dieser Spezialausgabe auffällt - wie schlecht die meisten Artikel geschrieben sind.

    Ich weiß jetzt natürlich nicht, ob die ART sich extra für »Street Art« ein paar angebliche Auskenner geholt hat oder einfach ihre etablierten Redakteure darauf angesetzt hat. (Ausnahme: Alain Bieber, der neben Beratung auch den einen oder anderen positiven Text beigesteuert hat.) Tatsache ist allerdings, das Vieles wie auf dem Reißbrett entstanden wirkt. Keine Recherchefehler und groben Auslassungen, aber eben auch keine Überraschungen. Der Artikel über Banksy - grundsolide, also langweilig. Das Portrait von Swoon - voller Phrasen, bei einzelnen Sätzen nah an der Fremdscham. Der unvermeidliche Nachruf auf OZ und tatsächlich eine Doppelseite Lexikon am Ende, das Begriffe wie Guerilla Knitting und Sticker kurz erklärt.

    Überall scheint durch: Hier haben entweder Szenekundige Probleme dabei, für ein arriviertes Publikum zu schreiben. Oder geübte Kunstweltmarktschreier können mit speziell dem Thema nichts anfangen, wollen es vielleicht auch gar nicht. Doch hat wohl die Chefetage die Parole ausgegeben, nicht zu kritisch zu schreiben. Und dann gilt es natürlich die Balance zu halten. Auf der einen Seite könnte diesen Sprayern und so ja die Zukunft gehören, da wollen wir mal keine Abendlanduntergangsstimmung verbreiten. Andererseits darf das dann aber auch nicht zu euphorisch rüberkommen, man will schließlich nicht die angestammten Werbekunden Museen und Galerien vor den Kopf stoßen.

    Das soll jetzt alles nicht danach klingen, als bewertete ich das revolutionäre Potential von Street art heillos über, während es hier im Heft systematisch kleingeschrieben würde. Nein, da bin ich Realist. Wenn sich allerdings der Kommentar allzu sehr mit der Versicherung beeilt, die Urban Art verlöre nichts an Authentizität und Kraft durch ihre Übersetzung in den White Cube, dann muß man zwischen den Zeilen auch den nicht explizit genannten Umkehrschluß mitlesen: Ja, diese Kunstform lässt sich trotz ihrer Vielgestaltigkeit ohne großen Widerstand in den Kulturbetrieb integrieren.

    Film / Kunst

    Man muß vielleicht nicht alle Filme auf der Liste bis zum Ende gesehen haben (was muß man schon?), doch The 20 Greatest Movie Opening Scenes In Film History verspricht wirklich nicht zuviel: Alle Eröffnungssequenzen sind praktischerweise als YouTube-Videos eingebettet. Obwohl als klassischer Countdown angelegt, findet sich mein persönlicher Höhepunkt bereits unter Nr. 11 - The Player von Robert Altman[1. Wohl, weil ich ein Meta bin.]. Aber eigentlich sollte man doch alle zwanzig komplett gucken.

    worstCoast

    Auch schön: A Collection of Cinema’s Best Prop Art hat ein paar Quellen zusammengetragen, die sich mit bildender Kunst in Filmen beschäftigen. Das Stöbern in den Links lohnt ungemein.

    Normalerweise herrscht in Hollywood ja eher Kommerz.

    Bilder zu Salinas

    Der Photograph Horacio Salinas lebt und arbeitet in New York und scheint mir weder verwandt noch verschwägert mit dem chilenischen Volksgitarristen oder dem Schauspieler (u.a. Montana Sacra) gleichen Namens.

    via

    Strampelorden

    Ich bin ja meistens auch dagegen. Das gerät schnell mal out of focus. Und es muß nicht immer “oil on canvas” sein, aber “decapitated lamb” als Kunstzutat geht dann doch ein wenig zu weit. Wo wir gerade bei heftigen Aktionen sind: rentahomeless.com/ via @phreak20.

    Aber ist ja nicht so, als würde ich nicht auch mal etwas lobend erwähnen. Das die übermorgen startende c/o pop begleitende popdesignfestival pdf zum Beispiel. Oder folgendes Musikstück:

    Sali - Toldya (ft. M.I.A.) by LONESOMEshark

    Noch ein Hinweis zum Schluß: Da nun zum Ende der WM-Gruppenphase die Fußballspiele um 13:30 Uhr wegfallen, bietet sich als Ersatz der Livestream vom Wettlesen in Klagenfurt an. Der Ingeborg-Bachmann-Preis startet am 24.06. um 10:00 Uhr.

    Art & Copy

    Mal wieder eine Doku über Werbung, aber immerhin hat sie wohl einige der besten und einflussreichsten Köpfe der Branche an Bord, wie der Trailer zeigt. Und der Film ist von Doug Pray, der sich nach seinen zwei bekannteren Werken, in denen die Musik im Mittelpunkt steht (SCRATCH, HYPE!) nun einem anderen Thema zuwendet. Ich bin gespannt, wann das Stück hier zu sehen sein wird.

    text z.b.

    Bestimmt schon 1000mal verlinkt und besprochen, aber ich muß auch nochmal meinen SeMf dazugeben: sueddeutsche.de/ macht sich Gedanken über die Probleme der deutschen Blogosphäre, so jedenfalls die Subline zu diesem Artikel. Ausgerechnet ein alibionlinepräsentes Printmedium liefert eine anbiedernde Analyse, warum es in den USA funktioniert und hier nicht? Versteckt hinter den Interviewantworthesen eines amerikanischen Vorzeigebloggers und etwas Nationalkritik wird hier so in Richtung “Es wäre schön, wenn es klappen würde, aber leider… die Umstände.” gearbeitet. Der Herr Niggemeier rückt das mal ins rechte Licht. Erst habe ich mich gewundert, warum taz.de/ diesen Artikel übernimmt, aber dann ahne ich wohl, daß das darin enthaltene Deutschland-bashing wohl zu verlockend gewesen sein muß. Und als Zugabe gibt es noch weitere zwei Links (allerdings beide in Englisch) zum Thema.

    Der hier passt auch noch gut hin, dann brauche ich auch (vorerst) nicht mehr zu #zensursula schreiben. Okay, einen habe ich noch, dann ist aber wirklich Schluß. Aus. Ende.

    Nach diesem gelungenen, für ehescheidung24.de/ werbenden Warentrennstab (via @svensonsan - der alberne Name der Website hebt den cleveren Werbeeffekt allerdings nahezu vollkommen wieder auf, wie ich finde) hier noch der Hinweis auf einen leselohnenden Artikel bei adage.com/.

    Auch Gold wert, turnt aber in eine völlig andere Richtung.

    bild-3

    Ich muß hier mal auf das großARTige Projekt hinweisen, daß die @HappySchnitzel da am laufen hat.