düsseldorf

    Das bahn'sche Pendel

    Ausschlag // Irgendwann ist es dann auch gut mit dem Regionalverkehr, denkt man sich. Die REs sind laut, überfüllt und langsam. Zu den Hauptzeiten muß man froh über jeden ergatterten Sitzplatz sein, an das Aufklappen eines Laptops ist bei dieser Art der Fortbewegung nicht zu denken. Im Sommer ist die Luft schlecht, im Winter ließe sich dieses Lamento endlos fortsetzen.

    Also vielleicht sein Monatsticket etwas aufstocken? Das Ding kostet im VRS (Stufe 5) ohnehin schon stolze 231,00 Euro, dafür darf man dann aber auch in ganz Köln und Düsseldorf Mitte/Nord sowie dazwischen rumgurken. Und da noch einmal draufzahlen? Das wären beim IC/EC-Zuschlag monatlich immerhin 64,80 Euro, die jeweils dazukommen. Machte also insgesamt eine Summe von 295,80 Euro. Da ist die ICE-Nutzung nicht inklusive und kann auch nicht für einzelne Fahrten dazugebucht werden.

    Also andersrum: Das DB-Monatsticket für das Fahren mit ICE zwischen Köln und Düsseldorf kostet 238,00 Euro. So kommt man natürlich nur von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof. Wenn man in den beiden Städten auch noch Straßen- und U-Bahnen nutzen möchte, dann braucht man noch ein sogenanntes NRWplus-Ticket zum Monatspreis von 56,00 Euro. Rechne ich nun zusammen, komme ich auf einen Gesamtpreis von 294,00 Euro im Monat und damit zu dem Schluß, daß für einen Pendler zwischen Köln und Düsseldorf das Fahren mit IC/EC teurer ist, als mit dem ICE. Und das kann doch nicht sein, oder?

    ökostrom unterwegs

    Mit dem ICE-Ticket ist es natürlich möglich, auch IC oder sogar RE zu fahren, wenn es die Situation erfordert. Obige Vergleichsrechnung berücksichtigt in beiden Fällen keine verbilligten Abonnements. Und vom generellen Wucher für eine weniger als 50mal im Monat zurückgelegte Strecke von etwa 40 Kilometern so oder so fast 300,00 Euro zu nehmen, fange ich gar nicht erst an.

    NACHSCHLAG // Die Deutsche Bahn hat mich an den Verkehrsverbund verwiesen. Der wiederum gibt zu, daß die Zahlen so stimmen, hält die beiden Angebote allerdings nicht für vergleichbar, weil man mit seiner Variante ja noch in Leverkusen Bus fahren könnte.

    Zeitzeichensatz (der Zeit)

    Für eine rotierende Küche fahre ich sogar nach Düsseldorf. Überhaupt Kunst: Auf wirres.net/ wird aus der brand eins zitiert, rebelart.net/ schlägt mit der Verteidigung der Street Art gegen Sebastian Frenzel in dieselbe Kerbe und ich denke mir beim Lesen des Artikels über die gerade in Brühl stattfindende David-Lynch-Ausstellung auf zeit.de/, daß ich trotzdem hinfahren werde, um sie mir anzuschauen.

    Ach, Ihr mit Euren Satzzeichern, Yahoo! und Aol. Aber wenigstens versuchen sie es noch, im Gegensatz zu anderen. Und Absolut: Schöne Frauen sind leider kein adäquater Ersatz für eine formvollendete Flasche - zumindest in der Werbung nicht.

    Noch ein paar Bilder.

    zwei Konzerte

    Weil so eine Unterüberschrift (wie call it subline) so direkt unter der Headline aussieht, als hätte der Textkörper keinen Hals, stehen diese paar Zeilen hier noch vor der eigentlichen Bodycopy.

    Alony / Stadtgarten (K) // 03.05.09

    Am Sonntag habe ich mir einzig aus dem Grund ein Konzert angeschaut, weil ich eins der Bandmitglieder kenne. Davor kannte ich kein einziges Lied von Alony. Die beiden Instrumentalisten haben mir auch sehr gut gefallen. Bestuhlung ist auch was Feines gewesen. Die der Band den Namen gebende Sängerin dagegen hat mich nicht überzeugen können, obwohl ihre Gesangsqualitäten außer Frage stehen. Allerdings hat sie dieses Können bei fast jedem Lied übertrieben eingesetzt, was der Textinterpretation nicht immer gutgetan hat. Dazu sollte sie noch etwas an ihrer Bühnenperformance feilen, wie ich finde. Diese typischen Handbewegungen des unmikrophonierten Arms beispielsweise, die man wohl unterbewußt in jedem zweitklassigen Gesangsunterricht mit dazulernt. Außerdem würde es helfen, bei traurigen Textstellen nicht das Publikum anzugrinsen.

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    Das klang jetzt ein wenig hart, sie hat auch ein paar Sachen ganz gut hinbekommen. Zum Beispiel die Background Vocals an Beginn eines Songs selbst einzusingen und das dann auf Repeat unter den eigentlichen Gesang zu legen. Das Konzert war schon in Ordnung und wenn ich beim Backstagebier höre, die Band sei seit dem letzten Album elektronischer geworden (sowohl Trommler als auch der mir bekannte Pianist machen neben ihren MacBooks noch an allerhand Geräten rum), dann hat ihr das wohl ziemlich gut getan. Mit dem ein oder anderen auf Hebräisch vorgetragenen Lied endet man sonst ja schnell in der Ecke Weltmusik.

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    The Ting Tings / Stahlwerk (D) // 04.05.09

    Nichts über das zum Großteil aus mädchenhaften Modeopfern bestehende Düsseldorfer Oberstufenschichtenpublikum. Nichts über die Location, in der ich bei meinem ersten und vorletzten Besuch vor fast fünfzehn Jahren Tocotronic live gesehen habe und die sich nicht zu ihrem Vorteil verändert hat. Nicht über das auf lächerlich vielen Zetteln an jeder Wand verklebte “absolute Verbot, mit Blitzlicht zu fotografieren”. Nichts über diese viel zu dünnwandigen Plastikbecher, die man für Pfandfreiheit wohl in Kauf nehmen muß. Vor allem nichts über die Vorband, gar nichts.

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    Stattdessen darüber, wie es sein kann, im Auto Leute mitzunehmen, die man nur aus diesem Internet kennt und im RL vorher noch nie gesehen hat: erwartet anschlußfähig. Darüber, wie es ist, im Stahlwerk uneingeschränkt rauchen zu können: atemberaubend rauchbombig. Über Sachen, die man in einem öffentlichen Weblog dann doch unerwähnt läßt: besser das. Und wie okay die Düsseldorfer Pils(!)bierpreise eigentlich sind: sehr. Darüber, eine gute Freundin aus Studienzeiten nach Monaten mal wiedergetroffen zu haben: viel zu kurz. Und wie sehr die Ting Tings live überhaupt rocken, obwohl ich die Platte vorher nur so “ganz gut” fand: short but fun. Nein, ernsthaft: Die beiden sind richtig nach vorn gegangen. Und das Album gefällt mir seit dem Konzert auch besser. Sympathischer Auftritt.

    Gegen Zensursula Bitte die Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten vom 22.04.2009 unterzeichnen. Denn solange Politiker denken können, das Internet sei kein “geeignete(s) demokratische(s) Forum” läuft hier etwas falsch. Danke! Und weil es so gut passt, hier noch eine Nachbetrachtung des jüngst in Berlin stattgefunden habenden PolitCam09.