grimme
personal
Er steht neben mir, keinen Meter von mir entfernt direkt neben mir. Ich könnte ihn mit ausgestrecktem Arm berühren, am Revers begreifen und ihn durchschütteln. Und tatsächlich geben wir uns zur Begrüßung die Hand. Doch dann zeigt er mit seinem Finger auf den Parkplatz, an dessen Rand wir beide stehen, und behauptet steif und mit fester Stimme: “Ich stehe da drüben.”
Nach einem Moment der Verwirrung schlage ich (mich selbst) überraschend geistesgegenwärtig vor, doch mit dem gemeinten Kraftfahrzeug eine Gastwirtschaft aufzusuchen, um dort eine Mahlzeit einzunehmen. Daß ich eigentlich gar keinen Hunger habe, verschweige ich ihm. Dabei bin ich an dem wirklichen Eintreten folgender Vorstellung gar nicht interesiert: Die Kellnerin tritt an unseren Tisch, in jeder Hand einen Teller mit den von uns bestellten Gerichten. Auf ihr gefragtes “Schnitzel mit Pommes?” antwortet mein Gegenüber in Erwartung seines Essens “Das bin ich.”
Die, wie ich finde, größtenteils verdienten Preisträger des Grimme Online Awards 2009 kann man hier nachlesen. Ich möchte nur ein paar kurze Anmerkungen zur Verleihung selbst anbringen. Ich war persönlich anwesend, ein paar schlechte Handyphotos schoss ich auch.
Ich war total underdressed, alle schick in Anzug und Kleidchen oder mindestens Business-Look, einen kleinroten Teppich gab es auch. Dazwischendrauf ich, in T-shirt, Jeans und Sneakern, aber mit einer schnieken Sonnenbrille und genug Gitanes Filtre steht man da drüberich. Welche wirklichen Prominenten und Internetzbekanntheiten sich dort herumtrieben, wird bestimmt ebenfalls auf irgendeinem wichtigeren Blog als dem diesen in Erfahrung zu bringen sein. Von mir nur soviel: Die beiden Liveauftritte von Sixtus vs. Lobo fand ich nicht nur kurz, sondern auch -weilig.
Über Speis' und Trank konnte man nicht klagen (Kölsch, Büffet), auch weil alles genug und gratis war. Die Laudatoren kamen nicht peinlich rüber, politische Statements (Stichwort #Zensursula) wie von Johnny Häusler oder Hajo Schumacher hatte ich mir allerdings häufiger gewünscht. Die ganze Veranstaltung war auch überhaupt keine Feierei, doch woran das lag, kann ich auch einen Tag später nicht sagen. War es die Blaskapelle? Oder die leichten Zweifel, ob das Grimme Institut ihre Online Awards genauso ernst nimmt wie die Fernsehpreise? Auf der anderen Seite kam die Trophäenübergabe in den meisten Fällen fast schon geschäftsmäßig rüber, keiner der Gewinner ist vor Freude aus der Rolle/Haut gefahren. Und das Publikum? Beim gemeinsamen Siegerschlußbild auf der Bühne war der Saal schon ziemlich leer und alle wwWelt stürzte sich auf das nebenan aufgebaute Büffet.
Business as usual. Vielleicht muß man das nächste Mal genauer hinsehen.
L:stoffe
Große Teile der schreibenden Zunft und die an sie angeschlossene Wirtschaft (Nein, Trugschluß. Andersrum!) haben sich offenbar fest vorgenommen, die Fehler der Musikindustrie zu wiederholen. Wieder zu bestaunen in einem Interview mit der Schriftstellerin Julia Franck über “den Heidelberger Appell und das bedrohte Urheberrecht” auf welt.de/. Ich jedenfalls habe nicht den Eindruck, daß die Musik in den letzten Jahren schlechter geworden ist. Klar ist zumindest, daß sie durch diese Forderungen nicht besser wird. Und das ist bei Texten nicht anders.
The Book Of Tweets
Ich habe mir bei tweetbook.in/ meine ersten 2222 Tweets zu einem pdf-Buch zusammenstellen lassen. Nicht schön, aber praktisch. So flüchtig Microblogging selbst doch ist, die eine oder andere Perle verdient es, dem Strom der Zeit entrissen zu werden. Und deshalb finde ich es auch ganz toll, daß man ein solches pdf nicht nur für die eigenen Tweets, sondern auch für die Favoriten herstellen kann. Nachtrag: Wegen des Erfolgs und dem damit zusammenhängenden Traffic gibt es Serverprobleme. Bis auf weiteres also die Version mit Anmeldung nutzen. Zur Zeit herrscht da allerdings eine Warteschlange, weil immer nur drei Leute zusammen drin sein können.
Wenn Sie sich ein Buch kaufen wollen, dann nehmen Sie doch dieses hier.
Grimmig
Wenn sowas hier gesucht wird (siehe Screenshot), dann kann ich eine traurige Geschichte erzählen: Die Grimme Online Awards werden mal wieder vergeben. Man kann sich über einige der Nominierten freuen, kann man aber auch lassen. Nur soviel: Mir als pseudoelitärem Fuzzi mit popkulturellem Anstrich gefällt diese äußerst einseitige Liste auch nicht, aber man muß sich eben vor Augen halten, wie coffeeandtv.de/ richtig bemerkt, daß der Preis nicht dazu da ist, damit das Netz eine von unzähligen weiteren Möglichkeiten hat, sich selbst zu feiern, sondern es das Ziel ist, Leute auf die Möglichkeiten des Internets aufmerksam zu machen, die (bisher) nicht soviel damit anfangen können. Eine ehrenvolle Aufgabe, aber ob das der richtige Weg ist…
Nachgetreten (wie es beim Fußball heißt) // Ich hoffe doch sehr, daß meine Stimmen für den von Arcandor gestifteten Publikumspreis gelten, obwohl ich nicht am integrierten Gewinnspiel teilgenommen habe. Die Teilnahmebedingungen (siehe Screenshot) sind für mich eben unannehmbar. Sollte dem aber so sein (schlimm genug, aber das muß jeder für sich selbst entscheiden), dann hieße das auch, man muß drei Stimmen abgeben, auch wenn man nur zwei Favoriten hat. Am Ende gewinnt dann wahrscheinlich der, den niemand auf Platz eins hatte, sondern ein mittelmäßiger Kompromißkandidat, der als Everybody’s No 3 niemandem weh tut.