kapitalismus
Und 'n Ei aus'm Konsum
Letztes Wort auf der ersten Silbe betont. Distinktion ist nicht alles. In erster Linie kaufen die Leute, um dazuzugehören. Individualismus zweiter Ordnung.
Planettigkeiten, Austausch von
Vor Kurzem hat der Papst verkündet, daß er den Individualismus als eine der Ursachen für die gegenwärtig noch immer anhaltende Wirtschafts- und Finanzkrise hält. Die Gründe für die derzeitigen Probleme seien letztlich ethischer Natur, so das unfehlbare Oberhaupt der katholischen Kirche und damit Stellvertreter Gottes auf Erden.
Die jetzige Krise hat nämlich unter ihren Wurzeln auch den Individualismus. Er verdunkelt die Dimension des Menschen als Beziehungswesen und bringt ihn dazu, sich in seine eigene kleine Welt einzuschließen, nur an die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu denken, sich kaum um die anderen zu kümmern. Die Spekulation am Wohnungsmarkt, die schwierige Eingliederung der jungen Leute in den Arbeitsmarkt, die Einsamkeit so vieler alter Leute, die Anonymität des Lebens in den Stadtvierteln – sind das alles vielleicht nicht Folgen dieser Mentalität?
Mal beiseite, daß mir der Individualismus als probates Mittel gegen den Totalitarismus erscheint und ich eine kollektive Rückkehr zum Glauben kaum als geeignete Maßnahme ansehe, die Auswüchse eines ständig ungezähmter auftretenden Kapitalismus zu bändigen: Ohne Sinn geht es dann doch nicht. Das ist mir mehr noch beim Lesen der Kommentare als beim eigentlichen Text von Peter Breuer selbst aufgefallen. Ja, Problem erkannt - aber die Eigenverantwortung mal ganz schnell von sich weisen. Immer die anderen.
Weltverbesserung, super Sache. Da ruft die Supermarktkette mit all ihren Tochtergeschäften so eine Aktion ins Leben. Weil das nicht nur sinnvoll ist, sondern Sinn macht. (Die oben abgebildete Tüte dient uns derzeit als Papiermüll, ich schaue sie mehrmals täglich an, sie steht in der Küche neben unserem Kühlschrank.) Und da denke ich mir: Was treibt so im positivsten Verständnis des Wortes Gutmenschenmarken wie followfish oder GEPA dazu, ihren Namen zwischen solch eindeutige Lendenschurzträger wie Kraft Foods und Procter & Gamble zu setzen und damit diesem ganzen Marketingstunt einen Hauch von Glaubwürdigkeit zu verleihen? Aber dann muß ich heute in der SZ lesen, daß die Gründerfamilie ihre Bionade-Anteile an den Oetker-Konzern verkauft hat. Und ich höre auf nachzudenken.