konzert

    zwei Konzerte

    Weil so eine Unterüberschrift (wie call it subline) so direkt unter der Headline aussieht, als hätte der Textkörper keinen Hals, stehen diese paar Zeilen hier noch vor der eigentlichen Bodycopy.

    Alony / Stadtgarten (K) // 03.05.09

    Am Sonntag habe ich mir einzig aus dem Grund ein Konzert angeschaut, weil ich eins der Bandmitglieder kenne. Davor kannte ich kein einziges Lied von Alony. Die beiden Instrumentalisten haben mir auch sehr gut gefallen. Bestuhlung ist auch was Feines gewesen. Die der Band den Namen gebende Sängerin dagegen hat mich nicht überzeugen können, obwohl ihre Gesangsqualitäten außer Frage stehen. Allerdings hat sie dieses Können bei fast jedem Lied übertrieben eingesetzt, was der Textinterpretation nicht immer gutgetan hat. Dazu sollte sie noch etwas an ihrer Bühnenperformance feilen, wie ich finde. Diese typischen Handbewegungen des unmikrophonierten Arms beispielsweise, die man wohl unterbewußt in jedem zweitklassigen Gesangsunterricht mit dazulernt. Außerdem würde es helfen, bei traurigen Textstellen nicht das Publikum anzugrinsen.

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    Das klang jetzt ein wenig hart, sie hat auch ein paar Sachen ganz gut hinbekommen. Zum Beispiel die Background Vocals an Beginn eines Songs selbst einzusingen und das dann auf Repeat unter den eigentlichen Gesang zu legen. Das Konzert war schon in Ordnung und wenn ich beim Backstagebier höre, die Band sei seit dem letzten Album elektronischer geworden (sowohl Trommler als auch der mir bekannte Pianist machen neben ihren MacBooks noch an allerhand Geräten rum), dann hat ihr das wohl ziemlich gut getan. Mit dem ein oder anderen auf Hebräisch vorgetragenen Lied endet man sonst ja schnell in der Ecke Weltmusik.

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    The Ting Tings / Stahlwerk (D) // 04.05.09

    Nichts über das zum Großteil aus mädchenhaften Modeopfern bestehende Düsseldorfer Oberstufenschichtenpublikum. Nichts über die Location, in der ich bei meinem ersten und vorletzten Besuch vor fast fünfzehn Jahren Tocotronic live gesehen habe und die sich nicht zu ihrem Vorteil verändert hat. Nicht über das auf lächerlich vielen Zetteln an jeder Wand verklebte “absolute Verbot, mit Blitzlicht zu fotografieren”. Nichts über diese viel zu dünnwandigen Plastikbecher, die man für Pfandfreiheit wohl in Kauf nehmen muß. Vor allem nichts über die Vorband, gar nichts.

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    Stattdessen darüber, wie es sein kann, im Auto Leute mitzunehmen, die man nur aus diesem Internet kennt und im RL vorher noch nie gesehen hat: erwartet anschlußfähig. Darüber, wie es ist, im Stahlwerk uneingeschränkt rauchen zu können: atemberaubend rauchbombig. Über Sachen, die man in einem öffentlichen Weblog dann doch unerwähnt läßt: besser das. Und wie okay die Düsseldorfer Pils(!)bierpreise eigentlich sind: sehr. Darüber, eine gute Freundin aus Studienzeiten nach Monaten mal wiedergetroffen zu haben: viel zu kurz. Und wie sehr die Ting Tings live überhaupt rocken, obwohl ich die Platte vorher nur so “ganz gut” fand: short but fun. Nein, ernsthaft: Die beiden sind richtig nach vorn gegangen. Und das Album gefällt mir seit dem Konzert auch besser. Sympathischer Auftritt.

    Gegen Zensursula Bitte die Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten vom 22.04.2009 unterzeichnen. Denn solange Politiker denken können, das Internet sei kein “geeignete(s) demokratische(s) Forum” läuft hier etwas falsch. Danke! Und weil es so gut passt, hier noch eine Nachbetrachtung des jüngst in Berlin stattgefunden habenden PolitCam09.

    roots und wasser

    Vorgestern haben The Roots im Kölner E-Werk gezeigt, wie man ein mehr als ordentliches, nämlich ein grandioses Konzert als HipHop-Band hinlegt. “2 turntables and a microphone” ist als Konzept doch ein wenig ausgereizt und so hat sich auch ein nahezu komplett anderes Publikum als vor einer Woche zum Stelldichein eingefunden.

    Gitarrist, der nebenbei auch stimmlich was hergemacht hat, und vor allem Bassist (Hammersolo!) beherrschen ihre Instrumente, das hat man gesehen. ?uestlove ist und bleibt der lässigste Trommler in history. Aber der eigentliche Star des Abends ist (ja, richtig gelesen) der Tuba-Spieler - auf dem Photo leider nur schwer zu erkennen.

    [caption id=“attachment_201” align=“aligncenter” width=“450” caption=“The Roots live”]The Roots live[/caption]

    Bis auf wenige Lieder hat der Mann mit einer unerschöpflich scheinenden Energie sein Instrument beackert, dessen Trichter am äußersten Ende immerhin einen geschätzten Meter umfasst hat. Dazu ist er von einem Ende der Bühne zum anderen gesprungen und hat sich dabei gerüttelt und ein geschüttelt, daß es eine Freude gewesen ist, ihm zuzusehen. Hinzu kommt bei den Roots eine unheimliche Offenheit, was die Soundeinflüsse angeht; zwischendurch sind so einige Titel angecovert worden, als Höhepunkt des Abends ist hier sicherlich die Verwurstung eines Lieds der Guns ‘n’ Roses zu nennen.

    Zum Eintragstitel: Natürlich ist es ein Nichtraucherkonzert gewesen. Und obwohl der Mann von der Security im hinteren Hallenteil zu jeder Qualmwolke gehechtet ist, um den Verursacher zu bitten, das Rauchen zu unterlassen, ist es mir gegen Ende des Konzerts gelungen, eine ganze Zigarette inmitten von Publikum zu verblasen. Davor hat einen das Sicherheitspersonal gezwungen, mitten im Open Air Bereich zu rauchen, also nicht geschützt in einer Ecke. Wohl gemerkt war das Wetter eine Sau - kalt, windig und nass. Hier auch das heimliche Highlight des rundum gelungenen Abends: Nachdem der Security-Mann zuerst für eine knapp bekleidete Tussi eine Ausnahme gemacht hat, sich bei den restlichen Rauchern (zugegeben: ihre Freundinnen haben zuerst lautstark gemurrt) darüber Unmut geäußert hat, ist der seine Macht demonstrieren wollende Möchtegernmacho eingeknickt und hat die Frau zu den anderen Qualmern beordert.