medien

    Medienwandel

    Vor einiger Zeit ging dieses Photo oder ein ähnliches oder ein anderes mit einer Waggonladung lesender Asozialer rum. Das sollte dann ganz treffend die Mär vom vor der Durchsetzung des Smartphones ach so geselligen Zugreisen entkräften. Und teilweise hat das auch ins Schwarze getroffen; vielleicht sind die Kritiker einfach nur genervt davon, daß es mit Display statt Zeitung schwieriger geworden ist, bei den Mitpassagieren mitzulesen.

    Nun ist Zugreise nicht gleich Zugreise; das weiß jeder, der schon einmal gemeinsam im selben Abteil mit einem Kegelclub unterwegs gewesen ist. Das hat mal so gar nichts mit dem allwochentäglichen Morgen- bzw. Abendpendelverkehr zu tun, den die oben verlinkten Schwarzweißbilder widerspiegeln. Auch wenn einem der Nebenmann weder im einen, noch im anderen Fall so etwas wie Tolstois Kreutzersonate erzählen wird. Remember the Rahmenhandlung?

    Nun ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nicht die einzige Situation, in der Vielen (über 36 Mio. Views!) das ständige Starren auf ein Smartphone Anlass zu zivilisatorischer Technikfeindlichkeit und generellem Kulturpessimismus bietet. Was sich allerdings in seiner akuten Aufgeregtheit wieder ein wenig zurechtrückt, wenn man sich die Kritik gegenüber medialen Innovationen durch die Jahrhunderte anschaut. Exemplarisch sei hier auf die Warnungen vor der Lesesucht im ausgehenden 18. Jahrhundert verwiesen.

    Und das gilt nicht nur für sämtliche bisher angeführten Rezeptionsweisen. Auch auf Produktionsseite werden neue Techniken regelmäßig skeptisch gesehen. So ist von Truman Capote die Einschätzung überliefert, es gebe zwei Arten von Schreibern - echte Schriftsteller und bloße Schreibmaschinenbenutzer. Oder dieses aus heutiger Perspektive besonders absurd erscheinende Beispiel:

    Andere mögen hier gerne noch einmal den alten Plato zur Lektüre herausholen, ich freue mich derweil auf den neuen Film von Spike Jonze. Und krame derweil, um den Bogen zum Beginn dieses Posts zu schlagen, eine alte Studienarbeit von mir hervor: Die Bahn kam - Implikationen einer Erfindung.

    Nachtrag // Heute morgen erst diesen interessanten Artikel beim Guardian zum Thema gelesen. Lag schon länger auf Instapaper gespeichert rum.

    pro Quote

    Daß ausgerechnet SZ und Spiegel in Sachen weibliches Führungspersonal derart hinterherhinken, finde ich schon traurig. Die hier eingebundene Spielerei der Initiative ProQuote verdeutlicht die Misere recht gut. Konnte ich so unterschreiben.

    Hopefully unrelated News // kioskforscher.wordpress.com/ hat ein Interview mit Jana Gurung geführt, die den Gimmick-Einkauf beim Egmont Ehapa Verlag leitet. Ohne diese Zugaben scheint ja heutzutage keine Kinderzeitschrift mehr auszukommen - Stichwort Quengelfaktor.

    Nicole Kidmans fleckige Jogginghose

    Schauspielerin nimmt gezielt Auszeiten

    Von Hendrik Spree, WTF-Hörfunkstudio Hollywood

    Sollte Nicole Kidman je auf dem Weg zum Idol für Stilbewußtsein und Geschmackssicherheit gewesen sein, so sollte sie aufpassen, dass der Sockel ihres Denkmals nicht bröckelt, bevor sie darauf in strahlender Positur Platz nimmt. Denn die Darstellerin taugt weder zum Vorbild noch zur Heldin. Je mehr wir über die 46-jährige Australierin erfahren, desto weniger überzeugend sind ihre Motive und Methoden.

    Dabei, um es vorweg zu sagen, ist es durchaus wichtig, was man über die Glamourwelt und in der Folge auch die Praktiken der US-Filmindustrie bei ihrer Oscar-Verleihung erfahren hat. Es ist haarsträubend, wie kapitalistische Modekonzerne in Paris und Mailand ihren Marketingabteilungen entweder wissentlich oder doch zumindest höchst fahrlässig unkontrollierte Freiheiten zubilligten, die das Vertrauen in die Werbung tief erschüttern müssen.

    Ca caille (moins)

    Berechtigte Empörung und Wut

    Dabei spielt es nicht mal eine Rolle, ob Modeliebhaber und Cineasten die Sache lockerer sehen als durchschnittlich Interessierte oder sogar Männer. Nicht einmal der Zweck, gemütlich relaxen zu wollen, heiligt alle Mittel. Die Empörung, die Wut ist daher berechtigt. Die Medienlandschaft hat solche Paparazzimethoden weder nötig noch sind die Verlage darauf angewiesen, in geheimen Redaktionssitzungen intransparente Regeln zu zementieren. Man darf nicht Pressefreiheit und Schutz der Privatsphäre gegeneinander ausspielen. Das sichtbar zu machen, ist ein Verdienst Kidmans. Das ist es aber auch schon weitgehend.

    Spätestens seit bekannt ist, mit wem sie sich einlässt, um an begehrte Red-Carpet-Kleider zu gelangen, wer sie unterstützt und vor allem, dass sie nichts dafür bezahlen muss, sondern kostenlos und manchmal sogar für Geld Kleidung eines bestimmten Modedesigners trug, sieht man Flecken auf dem Seidenstoff, aus dem die Promiträume sind.

    Kidman soll der englischen “Vogue”, der sie sich anvertraute, gesagt haben, sie sei eine ganz normale Frau, die zuhause auch mal Jogginghose trage und sehe, zu was Modemagazine und Celebrity-Berichterstattung besonders weibliche Teenager treiben. Ehrlicher ist da schon, was sie in Cannes kundtat: Sie habe extra deshalb Schauspielerin werden wollen, nicht um darstellerische Glanzleistungen abzuliefern, sondern um angehimmelt zu werden. Mindestens Vorsatz ist das.

    Kidman kann Konsequenzen nicht einschätzen

    Das ist der nächste Vorwurf, den sich Kidman gefallen lassen muss: Unter dem Mäntelchen der globalen Verantwortung bringt sie Dinge und Verfahren ans Licht, deren Konsequenzen sie nicht einschätzen kann. Weiß sie, was die billigen Modeketten daraus machen, wie sie künftig mit geklauten Trends und gefälschter Markenware umgehen werden? Hat sie bedacht, dass Gewerkschafter und alle anderen, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in allen möglichen Fertigungsländern einsetzen - China, Vietnam, Bangladesh zuvorderst - möglicherweise in großer Gefahr sind? Wer sich mit dem Teufel einlässt, wird auch die Hitze spüren.

    Die Freiheit und die Authentizität, für die Kidman zu kämpfen vorgibt, sind weder in der “Gala” noch in “Bunte” und auch nicht in der vorgenannten Modebibel zu finden. Zudem stehen sensible Beziehungen zwischen Zeitschriften und Modehäusern auf dem Spiel. Kidman, sofern sie nicht nur publicitygeil ist, handelt mindestens naiv und unbedacht. Vielleicht ist sie sogar jemand, die aus purer Berechnung ohne High Heels ins Rampenlicht tritt, wo sie es sich doch angeblich nur ein wenig gemütlich machen wollte.

    (Ich mag nicht das Wort Satire benutzen, aber dieser Beitrag ist nicht mein Ernst. Den Originalartikel finden Sie auf tagesschau.de/.)

    hosianna

    Ein über neun Jahre alter medienhistorischer Text von Gerald Sammet aus NZZ Folio, dem Magazin der Neuen Zürcher Zeitung, wird plötzlich wieder medientheoretisch aktuell, wenn man das Wort Kugelschreiber durch Internet ersetzt. Aber auch ohne diesen Austausch der Begrifflichkeiten ist vor allem die zweite Hälfte des Artikels äußerst lesenswert.

    (via)

    Plakativer geht's nicht

    Nein, das wird nicht just another Google StreetView blog. Doch nun bin ich ja auch teilweise Werber und da ist mir heute morgen beim Umsteigen am Wiener Platz folgendes CityLight ins Auge gefallen. Hatte ich zwar schon getwittert, aber es kann kaum schaden, den ein oder anderen Punkt zu verdeutlichen, wieso ich das Plakat nicht mag. Wenn man nämlich die Suche anwirft, dann findet man den einen oder die andere, derdie das ganz witzig zu finden scheint.

    "Danke Google, aber wir kennen uns hier aus." Wrong on so many levels. #wdr2

    Vorweg // Ich nutze so einige der praktischen Services von Google. Deren eifrige Datensammlungen finde ich nun alles andere toll, aber ich nehme sie in Kauf, damit ich für diese Dienste nichts bezahlen muß. Allerdings sollte man sich immer bewußt sein, daß man, wenn es etwas gratis gibt, nicht der Kunde, sondern die Ware ist. Vor allem, wenn Verleger mal wieder über die Kostenlos-Kultur des Internets lamentieren.

    Ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der WDR steht natürlich ganz anders da. Hat aber scheinbar nichts Besseres zu tun, als einen Teil der Gebühren, durch welche sich die Rundfunkanstalt finanziert, für einen hämischen Reklameschnellschuß auszugeben. Das gefällt mir in mehrfacher Hinsicht nicht.

    Die Gründe:

    1. In NRW heißt Lokalpatriotismus, sich gerne auf Kosten anderer zu amüsieren - auch, um selbst besser zur Geltung zu kommen. Gerne mit einem Schuß Antiamerikanismus.
    2. In NRW bleibt man am liebsten unter sich. Wäre ja noch schöner, wenn Leute aus aller Welt unsere Städte problemlos virtuell bereisen könnten, ohne wie ordentliche Touristen dafür Hotelzimmer, Speis' und Trank bezahlen zu müssen. Geschweige denn Rundfunkgebühren.
    3. In NRW soll sich der Bürger lieber kein eigenes Bild machen, wenn er es doch doppelt medial vermittelt bekommen kann. Qualitätsjournalismus hat seinen Preis und das allein genügt als Grund, seine Daseinsberechtigung (zumindest in öffentlich-rechtlicher Form) nicht infrage stellen zu dürfen.

    Über Panoramafreiheit und für wen welche Gesetze wie gelten sollen, rede ich gar nicht. Renne auch nicht konterknipsend durch die Straßen Kölns, bin ja nun nicht gerade der größte Google-Freund. Und über die von den Altmedien angezettelte (ja, Zettelwirtschaft, Papier/Print), revanchistische Verpixelungshysterie bei StreetView rege ich mich auch nicht auf; es gibt es ja Alternativen.

    Heile und terrsche

    In meinem naiven Hirn weiß ich gar nicht, wo das Problem liegt. Liegen müßte. Oder nicht liegen sollte. Stephan Noller (aka @holadiho) hat vor ein paar Tagen einen für den Großteil der deutschen Netzbürgerschaft - gelinde gesagt - ärgerlichen Blogpost geschrieben, in welchem er die Löschaktionen aufgrund des Rundfunkstaatsvertrags zumindest nicht rundweg ablehnt. Die zu erwartenden reflexhaften Kommentare ließen dann auch nicht lange auf sich warten. Ich würde nicht so weit gehen wie @mspro und @343max und diese Zugangserschwerung in die Nähe von Bücherverbrennungen rücken, aber gutheißen kann ich das auf keinen Fall, schließlich sind diese Sendungen von Gebührenzahlern finanziert worden. Meiner Meinung nach sollten sie auch ein Recht darauf haben, sich diese ohne Hindernisse ansehen zu können. Und zwar, wann sie wollen und nicht nur ein paar Tage nach dem Ausstrahlungstermin.

    Schmelzwichser

    Die eigentlich einzige Crux ist doch offensichtlich, daß die Öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in den letzten Jahren ihre Kompetenzen online massiv ausgeweitet haben und so selbst erst eine Konkurrenzsituation zu rein privaten bzw. marktwirtschaftlichen Internetangeboten geschaffen haben. Man muß sich doch nur einmal anschauen, was dieses Jahr beim Grimme Online Award alles ausgezeichnet worden ist. Zitat: “Eine Koproduktion des Mitteldeutschen Rundfunks und ARTE, eine Koproduktion von WDR/SWR, ein Projekt der Axel Springer Akademie, das Kurzfilmportal des Schweizer Fernsehens, die Alsterfilm GmbH sowie ein twitternder Regisseur.” Sechs von insgesamt acht Preisträgern - alles klar.

    Tempus II from Philip Heron on Vimeo. (via)

    Können die Öffentlich-rechtlichen TV und Rundfunksender das Internet nicht einfach als Archiv nutzen? Für jedermann zugängig, nicht mehr und nicht weniger. Wer zwingt diese Leute dazu, um ihr Kerngeschäft herum komplette Websites, Micropages und den ganzen Kladeradatsch zu basteln? Und das, owohl ein internetfähiger Computer - im Gegensatz zu Fernseher und Radio - (noch) nicht zur Grundversorgung gehört. Das kann und sollte man zutiefst dämlich finden, aber so ist die Lage nun einmal.

    Ich bin bestimmt kein Paranoiker, aber den Anfängen zu wehren ist wohl kaum verkehrt. Wenn ich mir den Fall Brender anschaue oder den relativ reibungslosen Wechsel von Steffen Seibert aus dem journalistischen Lager auf einen Posten als Regierungssprecher, dann kommen mir doch leise Zweifel an der gebotenen Staatsferne von ARD und (vor allem) ZDF. Die Öffentlich-Rechtlichen sollten sich meiner Meinung nach auf Bild und Ton (in welchem Medium auch immer) beschränken und das Texten (ob Papier oder Bildschirm) anderen überlassen, damit sich der Verdacht in Richtung Staatsjournalismus erst gar nicht verstärkt. Mit einem Eiertanz wie dem derzeitigen Rundfunkstaatsvertrag, der sich nicht zwischen der Konkurrenz zu den Onlineangeboten der Zeitungsverlage und der generellen Wichtigkeit von Informationsbeschaffung über das Internet entscheiden kann, ist jedenfalls keinem geholfen.

    Ohren/Rohr

    Ist zwar schon eine halbe Netzewigkeit her, aber ich habe mich gerade an den von @kcpr getwitterten Hinweis auf diesen Artikel beim businessinsider.com/ erinnert. Die beiden Kernaussagen hier kurz zitiert:

    "Content is King" -- no longer. Today, the world has changed. "Curation Is King." "Andy Warhol was wrong. We're not going to be famous for 15 minutes. We're each going to be famous for 15 People."

    Fünfzehn Freunde, die mich (mehr oder weniger) gut leiden konnten, hatte ich auch schon, bevor ich im Internet unterwegs gewesen bin. Das Wort “berühmt” scheint mir in diesem Zusammenhang unpassend, vielleicht ist schon der Spruch, das Versprechen des Pop-Artisten schief gewählt gewesen. Noch wahrscheinlicher ist allerdings, daß er/es nur wirklich Sinn macht, wenn man ihn/es nicht als Alleinvertretungsanspruch versteht. Die etablierten Massenmedien bröckeln ein wenig, sicher. Aber Blogs, Tweets, etc. werden immer nur eine Ergänzung sein, die großen Publikationen werden auf absehbare Zeit nicht zu ersetzen sein. Die Klage, daß sich die Netzpublizisten neuerer Prägung zuwenig untereinander verlinken und die meisten doch nur auf Spiegel Online & Konsorten verweisen, sich an FAZ.net abarbeiten, dieses Wehgeschrei ist symptomatisch. Wie oft und regelmäßig auch die Diagnose Selbstbezogenheit (Blogger bloggen über’s Bloggen.) gestellt wird, eine gesunde Reichweite folgt daraus nicht automatisch. Die wenigsten bekommen ein Stück vom Kuchen ab.

    Man möchte einwerfwenden: Für den einzelnen Contentproduzenten ist das gut so. Weil es theoretisch Unabhängigkeit fördert. Wenn die Leute aufgrund selbstverschuldeter Klickzahlenhörigkeit nicht trotzdem lauter Gefälligkeiten posten würden. Man möchte auch in seinem virtuellen Freundeskreis beliebt sein. Was aber ist mit dem großen Ganzen? Selbst der eifrigste Blogger liest mehr als er schreibt. Warum das oben zitierte Postulat höchstens seine tendenzielle Richtigkeit hat, läßt sich gerade an Fußballübertragungen ablesen. Selbst jemand, den der Sport nicht interessiert, schaut sich die Spiele an, aus dem einfachen Grund, weil alle es tun. Früher hat man ja oft nur deshalb ferngesehen, um am nächsten Tag ein Gesprächsthema in der Büroküche zu haben. Und auch heute würde wahrscheinlich so manch einer den sonntäglichen Tatort gar nicht einschalten, wenn nicht die Möglichkeit bestünde, zugleich via Twitter über das zu kommunizieren, was da über den Bildschirm flimmert.

    Relevance is king. Reception is king.

    Was für einen selbst relevant ist, das bestimmt - zum Glück! - jeder einzelne. Aber was in einer Gesellschaft als relevant wahrgenommen wird, läßt sich doch in der Regel an Mehrheitsdiskursen festmachen. Es ist damit nicht gesagt, daß etwa Springerpresse und RTL bis in alle Ewigkeiten die vorherrschenden Meinungsbildungsverkörperungen bleiben müssen. Aber so wie es seit Warhol neben zahlreichen OneHitWondern und im Viertelstundentakt verglühenden Starschnüppchen auch echte Berühmtheiten gegeben hat, so werden sich auch im Internet Leitmedien herausbilden, es gibt sie ja schon. Es liegt in der Kultur der Sache, daß der eine mehr Follower und Reader hat als der andere, ansonsten wäre eine themen- bis allesübergreifende Verständigung untereinander kaum möglich. Ein Babel.

    Mich interessiert allerdings in den seltensten Fällen, warum jemand anderes etwas ins Internet schreibt und was er mir damit sagen will. Wichtig ist für mich, was bei mir ankommt. Wieso es mich angeht.

    Ich bin am Freitag bei Spex Live gewesen. Morgen geht es zur Verleihung des Grimme Online Awards. Und ich danke dem Schauspielhaus Köln, daß es Gob Squads Revolution Now! auf den ebenfalls fußballfreien Donnerstag gelegt hat. Freitag in der Früh dann per Zug nach Hamburg zum Bauer Agency Cup.

    TV als Netzteil

    Es fing bei mir hiermit an: Auf nomnomnom.de/ wurde letztes Jahr 24 Stunden am Stück, zweimal rund um die Uhr ferngesehen und ein wenig zeitversetzt darüber gebloggt. Es gab stundenweise Gastautoren in Form befreundeter Blogger und für die Besucher stand neben der üblichen Kommentarfunktion ein Chat zur Verfügung. Das war alles sehr lustig und so bedauerte ich sehr, daß auf der irgendwann im dortigen Verlaufe geborenen Idee, die nächste OSCARnacht doch auf dieselbe Weise miteinander zu verbringen, leider nichts wurde.

    Das regelmäßige Liveblogging des (nicht nur ansonsten) grundsympathischen @Nilzenburgers haut mich da schon weniger vom Hocker. Warum? Mit einer (selbst von mir) als unglorreich zu bezeichnenden Ausnahme kann ich diesem Trash-TV nichts abgewinnen. Und auch die amüsantesten Kommentare zum von Harald Schmidt scheinbar unzurecht so benamten “Unterschichtenfernsehen” können die abstoßende Dumpfheit der Programme solcher Machart (zumindest meiner Meinung nach) unmöglich aufwiegen.

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    Aber selbst irgendein Spiegel-Redakteur muß sich sowas heutzutage angucken, nur um es danach erwartungsgemäß zu verreißen. Selbst ironisch ergebrochen scheint der ganze Zirkusrummel ja noch in Onlinekreisen irgendeine nicht nur mir unerklärliche Relevanz zu besitzen. Wie das andersrum ausschaut, läßt sich beispielhaft daran ablesen, auf welch unartige Weise der Fernsehsender ZDF mit einer Webumfrage uNgeht. Soviel zum gesamtgesellschaftlichen Leitmedium.

    Nun also Twitter: Ein Artikel im opak-magazin.de/ beschreibt die Situation ziemlich treffend. Ich halte mich da ziemlich raus (wieder eine Ausnahme: diesmal Fußball), schalte auch den Tatort nur äußerst unregelmäßig ein. Vielleicht bricht ja demnächst doch die Zeit an, in der ich Werbekunden ungeniert vorgeschlagen kann, obengenannte TV-Formate nicht mit “ABC präsentiert Ihnen XYZ” oder “gleich geht’s weiter mit XYZ und ABC” zu sponsorn, sondern diese Sendungen stattdessen etwa mit “statt diesem Müll ABC sollten Sie lieber XYZ” zu umblocken. Zumindest der ach so distanzierte und scheinbar gar nicht so geringe Zuschaueranteil wird es zu schmunzelschätzen wissen. Und trotzdem weiter auf der Couch hocken bleiben.

    (…so wie ich vor’m Rechner.) / Unterm Strich Weil das Thema auch schon einmal in einem vorigen Blogpost aufgetaucht ist, Hinweis auf einen Artikel in der mediaclinique. Selbst Adrian Kreye darf auf sueddeutsche.de/ so einen offensichtlich effekthascherischen Schwachsinn anprangern.

    Welcher Artikel?

    Ich weiß nicht wirklich, was ich von diesem Artikel auf nzz.ch/ halten soll. Einerseits beschuldigen die Schweizer die deutschen Medien, den Forschungsbericht «Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt» des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen aufzubauschen und vor allem sehr selektiv darüber zu berichten, indem sie einzig die darin genannten alarmierenden (und direkt angezweifelten) Zahlen über die Verbreitung rechten Gedankenguts verbreiten. Das sei ja alles halb so schlimm, viel ärger stehe es um den Hauptpunkt des Berichts, die gewalttätigen Ausländerkinder. Dieses aufgrund des reflexhaften Antifaschismus' nicht ansprechen zu können, sei das größere, das echte Problem. Jetzt weiß ich doch, was ich von dem Text halten soll.

    Das soll wohl provokativ sein, faz.net/? Hoffe ich, ist aber auch egal. Denn leider (?) kann ich Maxim Biller seit seiner Abrechnung mit Thomas Bernhard nicht mehr ernstnehmen. Und seine Glorifizierung Westdeutschlands vor 1989 grenzzaunt an Unzurechnungsfähigkeit. Und wo wir gerade schon bei Scheinheiligkeit sind: sueddeutsche.de/ berichtet über eine interessante Studie.

    Der Freitag / Deutschland, Deine Söhne // Ich habe hier mal kommentiert.

    Nachtrag zu Winnenden: Ich spiele nun keine Egoshooter, aber dreisechzig.net/ bringt auch meine Meinung zum Thema so ziemlich auf den Punkt.