medien
- In NRW heißt Lokalpatriotismus, sich gerne auf Kosten anderer zu amüsieren - auch, um selbst besser zur Geltung zu kommen. Gerne mit einem Schuß Antiamerikanismus.
- In NRW bleibt man am liebsten unter sich. Wäre ja noch schöner, wenn Leute aus aller Welt unsere Städte problemlos virtuell bereisen könnten, ohne wie ordentliche Touristen dafür Hotelzimmer, Speis' und Trank bezahlen zu müssen. Geschweige denn Rundfunkgebühren.
- In NRW soll sich der Bürger lieber kein eigenes Bild machen, wenn er es doch doppelt medial vermittelt bekommen kann. Qualitätsjournalismus hat seinen Preis und das allein genügt als Grund, seine Daseinsberechtigung (zumindest in öffentlich-rechtlicher Form) nicht infrage stellen zu dürfen.
Medienwandel
Vor einiger Zeit ging dieses Photo oder ein ähnliches oder ein anderes mit einer Waggonladung lesender Asozialer rum. Das sollte dann ganz treffend die Mär vom vor der Durchsetzung des Smartphones ach so geselligen Zugreisen entkräften. Und teilweise hat das auch ins Schwarze getroffen; vielleicht sind die Kritiker einfach nur genervt davon, daß es mit Display statt Zeitung schwieriger geworden ist, bei den Mitpassagieren mitzulesen.
Nun ist Zugreise nicht gleich Zugreise; das weiß jeder, der schon einmal gemeinsam im selben Abteil mit einem Kegelclub unterwegs gewesen ist. Das hat mal so gar nichts mit dem allwochentäglichen Morgen- bzw. Abendpendelverkehr zu tun, den die oben verlinkten Schwarzweißbilder widerspiegeln. Auch wenn einem der Nebenmann weder im einen, noch im anderen Fall so etwas wie Tolstois Kreutzersonate erzählen wird. Remember the Rahmenhandlung?
Nun ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nicht die einzige Situation, in der Vielen (über 36 Mio. Views!) das ständige Starren auf ein Smartphone Anlass zu zivilisatorischer Technikfeindlichkeit und generellem Kulturpessimismus bietet. Was sich allerdings in seiner akuten Aufgeregtheit wieder ein wenig zurechtrückt, wenn man sich die Kritik gegenüber medialen Innovationen durch die Jahrhunderte anschaut. Exemplarisch sei hier auf die Warnungen vor der Lesesucht im ausgehenden 18. Jahrhundert verwiesen.
Und das gilt nicht nur für sämtliche bisher angeführten Rezeptionsweisen. Auch auf Produktionsseite werden neue Techniken regelmäßig skeptisch gesehen. So ist von Truman Capote die Einschätzung überliefert, es gebe zwei Arten von Schreibern - echte Schriftsteller und bloße Schreibmaschinenbenutzer. Oder dieses aus heutiger Perspektive besonders absurd erscheinende Beispiel:
An 1815 principal decrying modern technology pic.twitter.com/THtVclAHYX
— Eric Redmond (@coderoshi) December 28, 2013
Andere mögen hier gerne noch einmal den alten Plato zur Lektüre herausholen, ich freue mich derweil auf den neuen Film von Spike Jonze. Und krame derweil, um den Bogen zum Beginn dieses Posts zu schlagen, eine alte Studienarbeit von mir hervor: Die Bahn kam - Implikationen einer Erfindung.
Nachtrag // Heute morgen erst diesen interessanten Artikel beim Guardian zum Thema gelesen. Lag schon länger auf Instapaper gespeichert rum.
pro Quote
Daß ausgerechnet SZ und Spiegel in Sachen weibliches Führungspersonal derart hinterherhinken, finde ich schon traurig. Die hier eingebundene Spielerei der Initiative ProQuote verdeutlicht die Misere recht gut. Konnte ich so unterschreiben.
Hopefully unrelated News // kioskforscher.wordpress.com/ hat ein Interview mit Jana Gurung geführt, die den Gimmick-Einkauf beim Egmont Ehapa Verlag leitet. Ohne diese Zugaben scheint ja heutzutage keine Kinderzeitschrift mehr auszukommen - Stichwort Quengelfaktor.
Nicole Kidmans fleckige Jogginghose
Schauspielerin nimmt gezielt Auszeiten
Von Hendrik Spree, WTF-Hörfunkstudio HollywoodSollte Nicole Kidman je auf dem Weg zum Idol für Stilbewußtsein und Geschmackssicherheit gewesen sein, so sollte sie aufpassen, dass der Sockel ihres Denkmals nicht bröckelt, bevor sie darauf in strahlender Positur Platz nimmt. Denn die Darstellerin taugt weder zum Vorbild noch zur Heldin. Je mehr wir über die 46-jährige Australierin erfahren, desto weniger überzeugend sind ihre Motive und Methoden.
Dabei, um es vorweg zu sagen, ist es durchaus wichtig, was man über die Glamourwelt und in der Folge auch die Praktiken der US-Filmindustrie bei ihrer Oscar-Verleihung erfahren hat. Es ist haarsträubend, wie kapitalistische Modekonzerne in Paris und Mailand ihren Marketingabteilungen entweder wissentlich oder doch zumindest höchst fahrlässig unkontrollierte Freiheiten zubilligten, die das Vertrauen in die Werbung tief erschüttern müssen.
Berechtigte Empörung und Wut
Dabei spielt es nicht mal eine Rolle, ob Modeliebhaber und Cineasten die Sache lockerer sehen als durchschnittlich Interessierte oder sogar Männer. Nicht einmal der Zweck, gemütlich relaxen zu wollen, heiligt alle Mittel. Die Empörung, die Wut ist daher berechtigt. Die Medienlandschaft hat solche Paparazzimethoden weder nötig noch sind die Verlage darauf angewiesen, in geheimen Redaktionssitzungen intransparente Regeln zu zementieren. Man darf nicht Pressefreiheit und Schutz der Privatsphäre gegeneinander ausspielen. Das sichtbar zu machen, ist ein Verdienst Kidmans. Das ist es aber auch schon weitgehend.Spätestens seit bekannt ist, mit wem sie sich einlässt, um an begehrte Red-Carpet-Kleider zu gelangen, wer sie unterstützt und vor allem, dass sie nichts dafür bezahlen muss, sondern kostenlos und manchmal sogar für Geld Kleidung eines bestimmten Modedesigners trug, sieht man Flecken auf dem Seidenstoff, aus dem die Promiträume sind.
Kidman soll der englischen “Vogue”, der sie sich anvertraute, gesagt haben, sie sei eine ganz normale Frau, die zuhause auch mal Jogginghose trage und sehe, zu was Modemagazine und Celebrity-Berichterstattung besonders weibliche Teenager treiben. Ehrlicher ist da schon, was sie in Cannes kundtat: Sie habe extra deshalb Schauspielerin werden wollen, nicht um darstellerische Glanzleistungen abzuliefern, sondern um angehimmelt zu werden. Mindestens Vorsatz ist das.
Kidman kann Konsequenzen nicht einschätzen
Das ist der nächste Vorwurf, den sich Kidman gefallen lassen muss: Unter dem Mäntelchen der globalen Verantwortung bringt sie Dinge und Verfahren ans Licht, deren Konsequenzen sie nicht einschätzen kann. Weiß sie, was die billigen Modeketten daraus machen, wie sie künftig mit geklauten Trends und gefälschter Markenware umgehen werden? Hat sie bedacht, dass Gewerkschafter und alle anderen, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in allen möglichen Fertigungsländern einsetzen - China, Vietnam, Bangladesh zuvorderst - möglicherweise in großer Gefahr sind? Wer sich mit dem Teufel einlässt, wird auch die Hitze spüren.Die Freiheit und die Authentizität, für die Kidman zu kämpfen vorgibt, sind weder in der “Gala” noch in “Bunte” und auch nicht in der vorgenannten Modebibel zu finden. Zudem stehen sensible Beziehungen zwischen Zeitschriften und Modehäusern auf dem Spiel. Kidman, sofern sie nicht nur publicitygeil ist, handelt mindestens naiv und unbedacht. Vielleicht ist sie sogar jemand, die aus purer Berechnung ohne High Heels ins Rampenlicht tritt, wo sie es sich doch angeblich nur ein wenig gemütlich machen wollte.
(Ich mag nicht das Wort Satire benutzen, aber dieser Beitrag ist nicht mein Ernst. Den Originalartikel finden Sie auf tagesschau.de/.)
hosianna
Ein über neun Jahre alter medienhistorischer Text von Gerald Sammet aus NZZ Folio, dem Magazin der Neuen Zürcher Zeitung, wird plötzlich wieder medientheoretisch aktuell, wenn man das Wort Kugelschreiber durch Internet ersetzt. Aber auch ohne diesen Austausch der Begrifflichkeiten ist vor allem die zweite Hälfte des Artikels äußerst lesenswert.
(via)
Plakativer geht's nicht
Nein, das wird nicht just another Google StreetView blog. Doch nun bin ich ja auch teilweise Werber und da ist mir heute morgen beim Umsteigen am Wiener Platz folgendes CityLight ins Auge gefallen. Hatte ich zwar schon getwittert, aber es kann kaum schaden, den ein oder anderen Punkt zu verdeutlichen, wieso ich das Plakat nicht mag. Wenn man nämlich die Suche anwirft, dann findet man den einen oder die andere, derdie das ganz witzig zu finden scheint.
Vorweg // Ich nutze so einige der praktischen Services von Google. Deren eifrige Datensammlungen finde ich nun alles andere toll, aber ich nehme sie in Kauf, damit ich für diese Dienste nichts bezahlen muß. Allerdings sollte man sich immer bewußt sein, daß man, wenn es etwas gratis gibt, nicht der Kunde, sondern die Ware ist. Vor allem, wenn Verleger mal wieder über die Kostenlos-Kultur des Internets lamentieren.
Ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der WDR steht natürlich ganz anders da. Hat aber scheinbar nichts Besseres zu tun, als einen Teil der Gebühren, durch welche sich die Rundfunkanstalt finanziert, für einen hämischen Reklameschnellschuß auszugeben. Das gefällt mir in mehrfacher Hinsicht nicht.
Die Gründe:
Über Panoramafreiheit und für wen welche Gesetze wie gelten sollen, rede ich gar nicht. Renne auch nicht konterknipsend durch die Straßen Kölns, bin ja nun nicht gerade der größte Google-Freund. Und über die von den Altmedien angezettelte (ja, Zettelwirtschaft, Papier/Print), revanchistische Verpixelungshysterie bei StreetView rege ich mich auch nicht auf; es gibt es ja Alternativen.
Alles unfreiwillige Kollaborateure
Nein, das wird meine einzige Äußerung zu Sarrazin selbst bzw. den “Thesen” in seinem Buch bleiben. Wie sich die immersatte Journaille reflexhaft auf so ein gefundenes Fressen stürzt, darüber braucht man auch kein Wort zu verlieren. Mich nervt aber in aller Ausdrücklichkeit, daß Spiegel, Bild und Konsorten ihre Auflagen beileibe nicht nur mit Lesern in die Höhe treiben, welche diesen rassistischen Hetzparolen mehr oder weniger leise bis laut zustimmen. Es ist genauso die ganz private Empörungskultur, die einem Beckmann mit einem solchen Gast überdurchschnittliche Quoten bringt; natürlich unter dem öffentlichen-rechtlichen Deckmantel der Informationspflicht. So ein Mäntelchen übrigens, wie es darunter nackte Exibitionisten gerne tragen. Am Montagabend ist meine talkshauende Timeline dann erwartungsgemäß vor Beschimpfungen, Lästereien, Zynismus, Aufregerei schier übergequollen. Ein regelrechter Wettkampf, wer denn an besagtem (Noch-?) Bundesbankvorstand und SPD-Mitglied die wenigsten guten Haare zu lassen imstande gewesen ist. Wer diesen Contest gewonnen hat, ist mir recht herzlich egal. Ich muß Euch leider enttäuschen: Zum Thema Sarrazin gibt es kein einziges Favsternchen meinerseits. Und ich wollte das eigentlich mit einem einzigen Tweet abtun, doch als ich heute Morgen lesen mußte, daß bei der gestrigen Hart aber fair-Sendung zum selben Thema ebenfalls ein dickes Zuschauerplus herausgesprungen ist, da ist mir dann doch die Hutschnur geplatzt. Eure Aufschreierei ist eiskalt einkalkuliert. Denn Einschaltquote und Auflagenzahl interessiert es nicht, wer eine (ich nenne es mal) Diskussion aus welchen Motiven. Deshalb ist für mich die Antwort klar - kein “vielleicht”.
Nachbemerkung // Ja, der Text richtet sich an diejenigen, die das Klicken eines gesichtsgebuchten Like-Buttons schon mit echtem Engagement verwechseln. Statt sich öffentlichkeitswirksam das kurzfristige Großmaul über wirklich spektakuläre Offensichtlichkeiten zu zerreißen, seht lieber zu, daß ihr im kleinen Kreis, bei Euren Nachbarn, dem Gemüsehändler und in Eurer Stammkneipe um die Ecke das Verhalten an den Alltag legt, welches Ihr im Netz so gerne blogpostuliert.
Ohren/Rohr
Ist zwar schon eine halbe Netzewigkeit her, aber ich habe mich gerade an den von @kcpr getwitterten Hinweis auf diesen Artikel beim businessinsider.com/ erinnert. Die beiden Kernaussagen hier kurz zitiert:
"Content is King" -- no longer. Today, the world has changed. "Curation Is King." "Andy Warhol was wrong. We're not going to be famous for 15 minutes. We're each going to be famous for 15 People."
Fünfzehn Freunde, die mich (mehr oder weniger) gut leiden konnten, hatte ich auch schon, bevor ich im Internet unterwegs gewesen bin. Das Wort “berühmt” scheint mir in diesem Zusammenhang unpassend, vielleicht ist schon der Spruch, das Versprechen des Pop-Artisten schief gewählt gewesen. Noch wahrscheinlicher ist allerdings, daß er/es nur wirklich Sinn macht, wenn man ihn/es nicht als Alleinvertretungsanspruch versteht. Die etablierten Massenmedien bröckeln ein wenig, sicher. Aber Blogs, Tweets, etc. werden immer nur eine Ergänzung sein, die großen Publikationen werden auf absehbare Zeit nicht zu ersetzen sein. Die Klage, daß sich die Netzpublizisten neuerer Prägung zuwenig untereinander verlinken und die meisten doch nur auf Spiegel Online & Konsorten verweisen, sich an FAZ.net abarbeiten, dieses Wehgeschrei ist symptomatisch. Wie oft und regelmäßig auch die Diagnose Selbstbezogenheit (Blogger bloggen über’s Bloggen.) gestellt wird, eine gesunde Reichweite folgt daraus nicht automatisch. Die wenigsten bekommen ein Stück vom Kuchen ab.
Man möchte einwerfwenden: Für den einzelnen Contentproduzenten ist das gut so. Weil es theoretisch Unabhängigkeit fördert. Wenn die Leute aufgrund selbstverschuldeter Klickzahlenhörigkeit nicht trotzdem lauter Gefälligkeiten posten würden. Man möchte auch in seinem virtuellen Freundeskreis beliebt sein. Was aber ist mit dem großen Ganzen? Selbst der eifrigste Blogger liest mehr als er schreibt. Warum das oben zitierte Postulat höchstens seine tendenzielle Richtigkeit hat, läßt sich gerade an Fußballübertragungen ablesen. Selbst jemand, den der Sport nicht interessiert, schaut sich die Spiele an, aus dem einfachen Grund, weil alle es tun. Früher hat man ja oft nur deshalb ferngesehen, um am nächsten Tag ein Gesprächsthema in der Büroküche zu haben. Und auch heute würde wahrscheinlich so manch einer den sonntäglichen Tatort gar nicht einschalten, wenn nicht die Möglichkeit bestünde, zugleich via Twitter über das zu kommunizieren, was da über den Bildschirm flimmert.
Relevance is king. Reception is king.
Was für einen selbst relevant ist, das bestimmt - zum Glück! - jeder einzelne. Aber was in einer Gesellschaft als relevant wahrgenommen wird, läßt sich doch in der Regel an Mehrheitsdiskursen festmachen. Es ist damit nicht gesagt, daß etwa Springerpresse und RTL bis in alle Ewigkeiten die vorherrschenden Meinungsbildungsverkörperungen bleiben müssen. Aber so wie es seit Warhol neben zahlreichen OneHitWondern und im Viertelstundentakt verglühenden Starschnüppchen auch echte Berühmtheiten gegeben hat, so werden sich auch im Internet Leitmedien herausbilden, es gibt sie ja schon. Es liegt in der Kultur der Sache, daß der eine mehr Follower und Reader hat als der andere, ansonsten wäre eine themen- bis allesübergreifende Verständigung untereinander kaum möglich. Ein Babel.
Mich interessiert allerdings in den seltensten Fällen, warum jemand anderes etwas ins Internet schreibt und was er mir damit sagen will. Wichtig ist für mich, was bei mir ankommt. Wieso es mich angeht.
Ich bin am Freitag bei Spex Live gewesen. Morgen geht es zur Verleihung des Grimme Online Awards. Und ich danke dem Schauspielhaus Köln, daß es Gob Squads Revolution Now! auf den ebenfalls fußballfreien Donnerstag gelegt hat. Freitag in der Früh dann per Zug nach Hamburg zum Bauer Agency Cup.
Welcher Artikel?
Ich weiß nicht wirklich, was ich von diesem Artikel auf nzz.ch/ halten soll. Einerseits beschuldigen die Schweizer die deutschen Medien, den Forschungsbericht «Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt» des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen aufzubauschen und vor allem sehr selektiv darüber zu berichten, indem sie einzig die darin genannten alarmierenden (und direkt angezweifelten) Zahlen über die Verbreitung rechten Gedankenguts verbreiten. Das sei ja alles halb so schlimm, viel ärger stehe es um den Hauptpunkt des Berichts, die gewalttätigen Ausländerkinder. Dieses aufgrund des reflexhaften Antifaschismus' nicht ansprechen zu können, sei das größere, das echte Problem. Jetzt weiß ich doch, was ich von dem Text halten soll.
Das soll wohl provokativ sein, faz.net/? Hoffe ich, ist aber auch egal. Denn leider (?) kann ich Maxim Biller seit seiner Abrechnung mit Thomas Bernhard nicht mehr ernstnehmen. Und seine Glorifizierung Westdeutschlands vor 1989 grenzzaunt an Unzurechnungsfähigkeit. Und wo wir gerade schon bei Scheinheiligkeit sind: sueddeutsche.de/ berichtet über eine interessante Studie.
Der Freitag / Deutschland, Deine Söhne // Ich habe hier mal kommentiert.
Nachtrag zu Winnenden: Ich spiele nun keine Egoshooter, aber dreisechzig.net/ bringt auch meine Meinung zum Thema so ziemlich auf den Punkt.
was mit Medien und Druckk(n)öpfen
Wenn selbst wuv.de/ glaubt, sich angesichts der Berichterstattung über den Amoklauf kritisch äußern zu müssen, dann spricht das keine Bände, sondern ist wahrscheinlich einfach nur der Tatsache geschuldet, daß der Autor des Artikels in Winnenden wohnt. Und sich durch die in solchen Fällen einfallende Medienkarawane wohl beim Brötchenholen gestört gefühlt hat.
Dann doch lieber so. Guter Text zum Thema, gefunden via spreeblick.com/.
Wieder aufgehängt: Twitter
Vor ein paar Monaten habe ich mich gefragt, warum der von mir geschätzte ZEIT-Kolumnist Harald Martenstein nicht twittert. Vor ein paar Tagen hat er mir geantwortet. Er mag sich nicht mit Twitter anfreunden. Muß ich mich allerdings nicht drum kümmern, in ihren Blogs haben Thomas Knüwer und Sascha Lobo schon getan. Aber Martenstein ist eben Martenstein. Und in einem Punkt muß ich ihm sogar recht geben, weshalb ich einen der Diskussionspunkte doch aufgreifen möchte..
Mir ist aufgefallen, dass die finsteren Visionen von Romanen wie 1984 und Schöne neue Welt allmählich Wirklichkeit werden. Da herrscht auch permanente Beobachtung. Ich halte es für widersprüchlich, wenn man gegen Videokameras in Umkleidekabinen ist und gleichzeitig die totale Vernetzung als Fortschritt feiert.
Dieser Aussage des ZEIT-Autors entgegnet Lobo mit dem berechtigten Hinweis darauf, daß staatliche Überwachungauf der einen und Selbstkontrolle auf der anderen Seite doch zwei Paar Schuhe sind; und die meisten wiederum seiner Kommentatoren stimmen darin mit ihm überein. Schließlich gelte es, den Unterschied festzuhalten, daß man Letzteres in Eigenverantwortung tut und damit auch mal sein lassen kann - einfach mal das Handy ausschalten, niemandem seinen Standpunkt verraten und auch das Twittern für einen Tag sein lassen. Nebenbei: Der ebenfalls in den Kommentaren getätigten Aussage, gerade bei diesen lauffeuernden Breaking News wird Twitter unbenutzbar, kann ich nur uneingeschränkt zustimmen.
Ich habe während meines Studiums eine Hausarbeit zum Thema “Internalisierung der Abschreckung” geschrieben, sie trägt den prägnant polemischen Titel Vom Gesetz zum Gewissen und ist leider nicht mehr in digitaler Form verfügbar. Weil ich zu faul bin, den Text auf Papier jetzt rauszusuchen, hier nur die Quintessenz auf zwei Namen reduziert: Freud und Foucault. Das Recht auf Selbstbestimmung ist ja gut und schön, aber gegen den durch die neuen Kommunikationsformen entstehen gesellschaftlichen Druck anzukommen, ist gar nicht so leicht. Da entstehen schnell Zwänge (“Wie Du bist nicht auf Facebook?"), denen man sich schwer entziehen kann. Denn bei aller Individualität will man ja doch nichts verpassen.
Vogelperspektive
Bei stern.de/ kann man Twitter nicht leiden. Man zwitschert zwar selbst, um schön auf der Hypewelle mitzuschwimmen, aber nimmt dann doch den Amoklauf von (hier bitte den Namen irgendsoeines süddeutschen Kaffs mit “W” eintragen, dessen korrekte Schreibweise ich gerade zu faul zum Googeln bin) zum Anlaß, sich über die Geschwätzigkeit des Microbloggingdienstes zu mokieren. sueddeutsche.de/ schlägt in dieselbe Kerbe und der Deutsche Journalisten-Verband sekundiert mit seiner Kritik an der Selbstinszenierung mancher Berichterstatter. Dabei sieht man an diesem Screenshot sehr (un!)schön, wie zumindest die Boulevardabteilung des professionellen Journalismus damit umgeht - nämlich keinen Deut pietätvoller und noch ein paar Kellen reißerischer.
Ich bin mein eigener Berichterstatter.
Es hat aber auch Kritik aus den eigenen Reihen gegeben, wenn man das Ganze denn auf den üblichen Grabenkampf zwischen Journaille und Blogosphäre beziehen möchte. In ihrem Blog themenriff.de/ prangert @PickiHH das Stammtischniveau an, welches sich am Tag der Bluttat in etlichen Tweets ansonsten vernünftiger und -ständiger User Bahn gebrochen hat. Ich will hier zynische bis menschenverachtende Äußerungen zu diesem Amoklauf im Speziellen und Katastrophen im Allgemeinen bestimmt nicht gutheißen, kann die Entrüstung darüber aber nun auch nicht verstehen und teile daher eher die Meinung eines anderen Bloggers zum Thema. Ich bin kein Journalist. Ich will auch keiner sein. Und meine (speziell die lesend passive) Twitternutzung läßt sich nicht mit dem Konsum anderer Informationsmedien vergleichen.
Vogelgezwitscher
Innerhalb des Metamediums Internet gibt es eine Vielzahl verschiedener Kommunikationskanäle - Twitter ist einer davon. Allgemein formuliert, aber sicher auf diesen Umstand bezogen, habe ich das gestern bei wirres.net/ gelesen. Und Ihr von sueddeutsche.de/ wisst das doch auch, wie Ihr beim “Schreiben für das eBook” unter Beweis stellt. Soviel Transferleistung muß sein.
Albern wird die Sache nur, wenn Meldungen zur Munition im oben genannten Grabenkampf degenerieren. Während spiegel.de/ die Quelle einfach unerwähnt läßt, wird Twitter bei meedia.de als Investigativinstrument abgefeiert. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen und der schale Beigeschmack ganz vorne auf dem Zünglein.
Der Vollverständigkeit halber
Den Artikel auf stefan-niggemeier.de/ dazu habe ich nicht gelesen. Der ist wahrscheinlich was für Frühaufsteher, die bestimmt auch Retweetratschläge beherzigen - wer’s braucht…