Netzeug
- Der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz erklärte zum Asylantrag des Whistleblowers Edward Snowden: "Ich kann nicht erkennen, dass der Mann politisch verfolgt wird."
- Dieser Satz steht in seiner offensiven Realitätsverleugnung exemplarisch für alles, was katastrophal falschläuft, sowohl mit der Geheimdienstmaschinerie wie auch mit der politischen Behandlung des Falles.
- Neben einigen nicht zu Ende lesbaren Absurditäten in Medien des Angela-Springer-Verlags dekretierte eine Anzahl 70-jähriger Männer, man solle sich nicht so haben.
- "Tagesspiegel"-Kolumnist Harald Martenstein verschmolz Faktenaversion mit sensationell selbstgerechter Onkeligkeit und schrieb: "Die Amerikaner tun also nichts, was Tausende Deutsche in ihrer Familie nicht auch tun: Sie spionieren."
- Zu propagieren, es handele sich im Fall Snowden nicht um politisch motivierte Verfolgung, lässt nur eine Interpretation zu: dass verdachtsunabhängige, totale Überwachung in Demokratien irgendwie okay sei.
- Wirtschaftsspionage wird dabei bizarrerweise ausgeblendet und zwar von exakt den Leuten, die sonst keine Gelegenheit auslassen, dem Standort Deutschland ein Tempelchen aus pathetischen Worten zu errichten.
- Es geht bei diesem Grundrechte-Skandal nicht um konservative oder progressive Einstellungen und auch nicht mehr um die Abwägung zwischen Sicherheit und Freiheit.
- Die ausufernde Spionagemaschinerie ist keine Krise des Internets, sondern eine Krise der Demokratie, die sich am Internet entzündet hat.
- Das ist doch nichts Neues, rufen im Chor diejenigen, die keinen Unterschied erkennen wollen zwischen eigenen, langjährigen Vermutungen und handfesten Beweisen.
- Sei es, weil sie mit ihrem Faxgerät ohnehin nie Intimitäten versenden, oder weil sie die Wonne des Recht-gehabt-habens lieber öffentlich auskosten, als lautstark zu protestieren.
- An der University of Washington wurde kürzlich WiSee vorgestellt, eine Software, die ohne Zusatzgerät die Gestensteuerung in der gesamten Wohnung ermöglicht.
- Noch ist das ein universitärer Prototyp für harmlose Zwecke, aber wenn eine heimlich auf dem Router installierte Software ausreicht, um jede Bewegung innerhalb einer Wohnung aufzuzeichnen - weshalb sollte diese famose Spähmöglichkeit in Zukunft nicht genutzt werden?
- Aber wer diese Frage angesichts der Enthüllungen durch Edward Snowden gar nicht erst diskutieren möchte, weiß entweder nicht, wie tief die digitale Vernetzung bereits in das Leben ausnahmslos aller Menschen eingreift.
- Oder er verhält sich antidemokratisch, indem er ohne umfassende Kenntnis der Vorgänge und Technologien vorauseilend Unbedenklichkeitsbescheinigungen ausstellt.
- Aber selbst diese Naivität ist nachvollziehbarer, als im Fall Snowden kein politisches Problem und die Verfolgung als nicht politisch motiviert zu sehen.
- "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein hochentwickelter Rechtsstaat", schrieb Dieter Wiefelspütz am 25. Januar 2008 im Zusammenhang mit der Online-Durchsuchung.
Pest of Selfie
Das Time Magazine hat ein Selfie-Ranking mit Weltkarte erstellt. Demnach ist laut rp-online.de/ Düsseldorf die Selfie-Hauptstadt Deutschlands. Das kommt davon, wenn @karstenloh nur noch Frankfurt-Bilder knipst und nicht mehr sich selbst.
Wie 9to5mac.com/ berichtet, hat Apple in seinem Appstore eine eigene Selfie-Kategorie eingerichtet. Das ist doch sicher was für die #1 dieser Bildergalerie.
Im australischen Sydney geht man derweil andere Vermarktungswege. So ist auf augsburger-allgemeine.de/ über ein Hotel zu lesen, in welchem man einmal umsonst nächtigen kann, wenn man mehr als 10.000 Instagram-Follower aufzuweisen hat. Was der Herberge allerdings ganz klar fehlt, ist ein Restaurant mit Spiegeln an jedem Tisch, damit man sein Essen als Teil eines Selfies photographieren kann.
Lautschreiberei
Ist es noch trendy, sich über Internetkommentatoren zu mokieren? Wobei man da sicher differenzieren muss: Auf der einen Seite Menschen, die auf den großen Nachrichtenseiten wie SpOn ihren Semf zu allem und jedem dazugeben - sozusagen Leserbriefschreiber 2.0. Was von denen zu halten ist (bzw. die dort angestellten Journalisten davon halten), hat FAZ-Korrespondent Michael Martens neulich in einem Interview auf newsroom.de/ zum Besten gegeben:
Ich bemühe mich, Internet-Kommentare zu ignorieren. Im Gegensatz zu den Lesern der F.A.Z.-Printausgabe sondern viele Kommentatoren der Schnorrerausgabe im Internet vornehmlich Unsinn ab. Um in jedem zehnten Kommentar vielleicht etwas Interessantes zu entdecken, mag ich mich nicht durch einen Berg von Meinungsmüll und Geplapper lesen.
Wenn man von der immerhin doch begrenzten Kommentatorenteilmenge auf die Gesamtheit der Online-Leser schließt, dann kann ich mir den den zweiten Teil dieses Konditionalsatzes sparen. Die Leser der FAZ-Printausgabe scheinen ihre Intelligenz allein dadurch zu beweisen, daß sie ihre Birnen hinter Zeitungspapier verstecken und meistens die Klappe halten. Reale oder irreale Bedingungen hin oder her.
Doch wollte ich ja noch auf die andere Seite zu sprechen kommen: Kommentare in kleinfeinen Blogs. Da ist der Ton meist netter, der Umgang persönlicher und die sooft angeprangerte Besserwisserei, die Ignor- sowie Arroganz, überhaupt der ganze Hass sind sehr weit weg. Das ist alles schön und gut, aber gemütliche Gruppenbildung - so sehr sie auch ihre Berechtigung hat - geht in der Regel mit Abgrenzung einher. Und ab einer gewissen Reichweite kann das Konzept gleich wieder über den Haufen geworfen werden.
Es bringt ja wenig, an diesem Punkt über die menschliche Natur an sich zu lamentieren. Oder die auf anderen Feldern so wichtige Errungenschaft der Anonymität im Netz in Bezug auf das Kommentarwesen zu denunzieren. Daß der appellative Charakter einer wie im Detail auch immer gearteten Nettiquette nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann, ist relativ offensichtlich. Ein Vertrauen auf eine rein technische Lösung wirkt in diesem Zusammenhang allerhings ebenfalls naiv.
Mir gefällt der Vorschlag, Kommentatoren ernst zu nehmen. Und das auch im Angebot der Website so weit es geht zu implementieren, damit sich Kommentatoren wirklich ernstgenommen fühlen. Ein brauchbarer Ansatz in diese Richtung scheint mir The Commenters’ Bill of Rights zu sein. Seltsamerweise läßt der Artikel selbst keine Kommentare zu. Dabei finde ich die Kommentarfunktion bei MEDIUM ziemlich gut.
Unbedingte Lektüreempfehlung dazu: How Can Communication Technology Encourage Civility?
Heißt ganz profan für mich: Mit dem WPeigenen Kommentarsystem bin ich (vor allem seit der engeren Jetpack/wp.com-Verzahnung) nie ganz zufrieden gewesen. Vor dem Social Plugin von Facebook scheue ich irgendwie zurück. Ich probiere im Blog selbst also gerade mal wieder Disqus aus, wie man unter diesem Post sehen kann die Installation von Disqus aus, weshalb man unter diesem Post hier wahrscheinlich gerade auch nichts zu sehen bekommt. // Nachschlag: jetzt doch.
tl;dt (181)
«Ich bin Startup-Entrepreneur.» «Du hast einen Reblogging-Tumblr für Pornstar-Selfies, ergänzt mit den passenden Affiliate-Links zu häßlichen iPhone-Hüllen.» «STARTUP-ENTREPRENEUR!»
Über Wachsamkeit
Hey change.org,
ich bin ja ein ziemlicher Codeidiot, aber bei der URL, die Ihr Eurem Verbreitungsvorschlag zur Anti-Überwachungspetition beigegeben habt, bin ich doch ein wenig stutzig geworden.
Diese URL enthält eine share_ID. Wenn mich nicht alles täuscht, dann kann man damit genau überwachen kontrollieren zurückverfolgen, von wem der Link verschickt worden ist, wer ihn zugesendet bekommen und wer schließlich draufgeklickt hat. Wer im Anschluß die Petition unterschreibt und wer nicht. Aber ist ja für das Campaigning einer guten Sache, da sind wir mal nicht so.[1.
Ja, change.org anonymisiert die Ergebnisse wahrscheinlich in irgendeiner Weise, sodaß “nur” IP-Adressen und was weiß ich für Metadaten ausgewertet werden. Sollte ich mit dem Post hier allerdings total auf dem Holzweg sein, dann wäre ich für jeglichen Kommentar dankbar.
]Über die Petition selbst wird sich an anderen Stellen schon genug ausgelassen. Ich neige dazu, Sascha zuzustimmen. Hinweisen möchte ich allerdings noch ausdrücklich auf die zum Anlaß aktualisierte Zusammenstellung von leitmedium.de/ betreffs des Trackingeifers diverser Verlage im Netz. Ich sage mal: ‘Don’t talk the talk, if you can’t walk the walk.’
Bin ich verrückt?
Daß man bei hoch geladenen Beiträgen auf Camera+ die Headline nicht nachträglich bearbeiten kann ist eine Sache. (Ja, hier fehlt ein “mich”. Und das Kommentieren dort funktioniert bei mir auch nicht.)
Die andere: Wenn man dort über den Aufnahmeort Cologne, Germany hovert, dann erscheint eine Google Map mit meinem Wohnort. Nur ist bei meiner Adresse ein “Facharzt für Psychatrie und Psychotherapie” verzeichnet.
Den Arzt gibt es zwar in meinem Haus, doch hat er dort keine Praxis. Er wohnt einfach nur ein paar Etagen über mir. Sehr verwirrend. Und dann denkt man zuerst: Sag mal, spinne ich? Was für Kartenmaterial benutzen die bei Camera+ denn? Und dann dämmert es mir.
Ob da jetzt mein Name steht oder drei Tage später das Symbol Für Zuhause/Home, ist ja irrelevant. Google scheint da am nicht mehr ganz so neuen Maps noch etwas zu feilen. Das Stichwort lautet Personalisierung. Wenn ich mich bei meinem Google-Account auslogge und zur alten Version switche, dann sehe ich auch plötzlich wieder meinen Nachbarn, den Facharzt.
Wenn Google meint, mir einen Psychiater vorenthalten zu müssen bzw. ihn mir in meiner Kartenansicht nicht anzuzeigen, dann heißt das doch, Google meint, ein Psychiater/Psychotherapeut braucht mich nicht zu interessieren. Ich bin also aller Wahrscheinlichkeit nach nicht verrückt.
Was Ihr denn da an dieser Stelle seht, würde ich gerne erfahren. Und der Kindergarten gehört auf die andere Straßenseite, Google.
silence / license
Auf faz.net/ im Zuge des anvisierten Börsengangs etwas zur aktuellen - wenn man es denn so nennen will - Strategie von Twitter. Die großen Wachstumszahlen sind beim Kurznachrichtendienst in der Tat vorbei, der Anteil der Passivnutzer erhöht sich. Das muß man in Gänze gar nicht so schwarz sehen wie @MicSpehr; ich denke im Gegensatz schon, daß sich in bestimmter Hinsicht Konsumenten sogar einfacher monetarisieren lassen als Produzenten. Doch ist ein Teilaspekt sicher unstrittig:
Twitter fördert diejenigen, die ohnehin schon prominent sind, vom Schauspieler oder Politiker bis hin zum Fernsehmoderator. Bekannte Namen und Netzprominenz werden bei Laune gehalten.Kleiner Sprung zur Politik der verified accounts, für deren
Why does Twitter verify accounts? Verification is currently used to establish authenticity of identities of key individuals and brands on Twitter.
What kinds of accounts get verified? Twitter proactively verifies accounts on an ongoing basis to make it easier for users to find who they're looking for. We concentrate on highly sought users in music, acting, fashion, government, politics, religion, journalism, media, advertising, business, and other key interest areas. We verify business partners from time to time and individuals at high risk of impersonation. We are constantly updating our requirements for verification. Note, verification does not factor in follower count or Tweet count.
We do not accept requests for verification from the general public. If you fall under one of the above categories and your Twitter account meets our qualifications for verification, we may reach out to you in the future.
Nun ist es ja kein Geheimnis, daß der Deutschland-Chef von Twitter “Market Director at Twitter Germany” @rowbar davor Online-Scherge bei Springers BILD gewesen ist. Das passt ja auch super in selbiges. Deren Editor-in-Chief @KaiDiekmann hat sich seinen verified account bestimmt - naja - redlich verdient. Bei @marionhorn mögen einem erste Zweifel kommen. Aber @HoffHoffmann oder @tanit ohne h?
instagain
Es geht mal wieder um das Visualisierungsprojekt #stolperstein. Ich finde es immer noch super, daß so viele und stetig mehr Menschen dabei mitmachen. Danke dafür! Wer den Instagrams sammelnden Tumblr nicht kennt, findet hier eine Erklärung.
Mir sind schon vor einiger Zeit ein paar Details aufgefallen, die mir an der Umsetzung des Projekts mißfallen. Falls da jemand Ideen zur Abhilfe hat oder denkbare Alternativen vorschlagen möchte - gerne in den Kommentaren.
1. Das Theme: Die Bildwand finde ich immer noch toll. Wenn man Infos will, muß man halt auf ein einzelnes Bild klicken. Das ist wegen des infinite Scrolings mittlerweile auch die einzig gangbare Möglichkeit, an diese weiterführenden Links im Footer zu kommen.
2. Die Verlinkung: Ich weiß nicht genau, wann Instagram das eingestellt hat, aber vor einem Jahr konnte man noch von der einzelnen Photoansicht auf den Foursquare-Ort durchklicken. Das geht nicht mehr, was ich sehr ärgerlich finde. (Also am Desktop. Mit dem Smartphone geht das über den Umweg “Open in Instagram App” - der direkte Weg von Tumblr zu Foursquare ich nicht mehr möglich.) Wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit, bis Instagram sich seine Location-Daten von Facebook-Checkins zieht?
3. Die Auswahl: Hängt mit dem vorigen Punkt zusammen. Viele Leute benutzen das Hashtag #stolperstein, ohne dieses Projekt zu kennen. Seit die Verlinkung nicht mehr existiert, lösche ich kaum noch Bilder aus dem Tumblr. Anfangs habe ich nur solche dringelassen, die auch Geo-Daten mitgeliefert haben.
4. Die Kommentare: Früher habe ich mir manchmal die Timelines von Leuten angeguckt, die unwissend mit ihrem Bild auf meinem Tumblr gelandet sind. Wenn aus Ihnen echtes Interesse sprach (man will ja nicht wahllos zuspammen), dann habe ich sie manchmal auf das Projekt hingewiesen. Seit neuestem kann ich auf Instagram am Desktop nicht mehr kommentieren. Hab ich irgendwelche Einschränkungen verpasst? Zeichenzahl, nur noch bei Followings etc.? Das macht die Sache sehr mühselig.
5. Die Liste: Die Sammlung der Orte auf Foursquare muß trotz IFTTT und Konsorten meines Wissens nach immer noch manuell gepflegt werden. Oder irre ich mich da?
Bevor jemand alles umschmeißen möchte: Ich spiele selbst viel herum mit Karten und Kram. Auf Dotspotting kann man beispielsweise seine verorteten Flickr-Photos (u.a. mein partielles Instagram-Backup) auf einer einbettbaren Karte anzeigen lassen - siehe unten. Das hat aber natürlich auch seine spezifischen Nachteile. Außerdem möchte ich verständlicherweise das System nicht komplett wechseln, es soll zudem so nutzerfreundlich und massentauglich wie möglich sein. Deshalb habe ich mich ja zu Beginn für die am weistesten verbreiteten Apps entschieden, die für dieses Projekt taugen.
#stolpersteinErfreuliches // Als die Stolpersteine selbst (auf Twitter oder Facebook) mal auf mein Projekt hingewiesen haben, ist Claus Höfele darauf aufmerksam geworden. Der Mann hat eine iOS-App namens “Stolpersteine in Berlin” (github-Link) am Start. Wir tauschten uns ein wenig über unsere Sachen aus und da er mitbekommen hatte, daß ich von Beruf Werbetexter bin, bat er mich, für das letzte Update den Beschreibungstext ein wenig aufzumöbeln. Jetzt kann man mich also sozusagen auf iTunes lesen. Davon abgesehen sollten besonders Berliner die App mal ausprobieren. Es lohnt sich! Kann ich sogar hier von Köln aus sagen.
Fleischverhalten
Mehrere Studien sind also zu dem Schluß gekommen, daß eine bestimmte Weise der Facebook-Nutzung depressiv macht. In den Überschriften der Artikel dazu wird daraus natürlich “Facebook macht depressiv”, klar. Einige davon sind am Beginn dieses Posts auf slate.com/ verlinkt. Falls das jemanden interessiert. Eigentlich kommen die Studien lediglich zu dem wenig überraschenden Ergebnis, daß Stalking für die Psyche wenig förderlich ist - also derjenigen des Stalkers.
Das ist alles immer schön nutzerzentriert geschrieben, die Benutzten kommen dabei allenfalls am Rande vor. Schon klar, man kann nicht in jedem Text die ganze Welt erklären, aber was diese Hinterherspionage mit den Gestalkten anstellt, das wäre auch in diesem Fall eine Erwähnung wert. Worauf ich aber eigentlich hinauswollte: Der Slate-Post hat so eine interessante Überschrift und dann geht es da mit keinem Wort drum. Stattdessen wird nur behauptet, daß Instagram noch viel schlimmer sei als Facebook. Ein Unterschied zwischen Selfies und anderen Photos wird überhaupt nicht thematisiert.
Instagram kann jetzt Web Embeds.
Wozu da ein Faß aufmachen, wenn eh alles in einen Topf geschmissen wird? Jedes Bild ist eine Inszenierung, wissen wir doch. Ob wir nun selbst drauf sind, den Auslöser betätigt haben oder beides. Also zumindest dann, wenn wir es im Internet veröffentlichen. Überhaupt Worte.
Grober Schnitzer
DIY ist doch immer nich in - und wird als Trend auch so schnell nicht wieder verschwinden. Jeder ist sein eigener Authentischler. “Das Netz vergisst nichts” klingt für viele mittlerweile wie eine Verheißung. Im Onlinezeitalter ist jede Form der Selbstdarstellung ein Absatz der eigenen Biographie.
Eisen und anderes Material
Ich bin seit einigen Wochen Ironblogger, Sektion Köln. Wer wissen will, was das ist und wie das funktioniert, der kann sich hier die Regeln durchlesen oder sich etwas anschaulicher diesen oder jenen Artikel zu Gemüte führen.
Für mich funktioniert das ganz gut als Motivation, um regelmäßiger zu schreiben. Und ich kümmere mich auch sonst mehr ums Blog. Habe beispielsweise ein Google Font Plugin installiert und die doch etwas tantigen Original-Schriftarten des Themes durch etwas eigenartigere ersetzt. Als nächstes werde ich mich wohl an die Überarbeitung der Blogroll machen.
Eher nicht so gut läuft es hingegen mit dem Lesen von Blogs bei mir, seit Reeder for Mac wegen Einstellung des Google Readers nicht mehr funktioniert. Ich konsumiere meine abonnierten Feeds also nur noch selektiv auf dem iPhone - dort läuft die Reeder-App wieder.
Also andere Quellen. Das ist bei mir derzeit in erster Linie Readability. Ich bin zu dem Service aufgrund einiger Probleme gewechselt, die Tweetbot mit Instapaper hatte. Und auch deshalb, weil im alten Service soviel Ungelesenes abgespeichert ist, daß ich einen Neuanfang als befreiend emfand. Ich bin bis jetzt ziemlich zufrieden. Das Lektürefeld verschiebt sich dadurch allerdings ein wenig von (semi-)privaten Blogs hin zu den Online-Angeboten klassischer Anbieter.
Über den Abhörskandal, Snowden und die unterirdische Leistung unserer Bundesregierung in dem Fall ist zwar noch nicht genug geschrieben worden, ich allerdings gebe meinen Senf da nicht ausführlich zu. Informieren kann sich da jeder selbst. Hinweisen auf stopsurveillance.org/ sowie einen Brief möchte ich dennoch. Und falls jemand Lust hat, am Samstag in Köln oder anderswo auf eine Demo zu gehen …
Zitierfähigkeit
Die Klugscheißerwochen auf drikkes.com gehen weiter. // Auf pop-zeitschrift.de/ ein Artikel über die Hildesheimer Tagung zu »neuen Formen der Literaturvermittlung« Ende Mai. Dort hat sich Folgendes zugetragen:
Sascha Lobo gibt zu, dass er derart darauf trainiert ist, 140-Zeichen-Sätze zu verfassen, dass er einerseits in seiner Spiegel.de-Kolumne Sentenzen einbringt, die von anderen via Twitter gepostet werden können »zirka 120 Zeichen, weil der Link dazu muss«. Dieses Verfahren hat sich aber auch in »Strohfeuer« geschlichen. Sätze, um sie zu zitieren. Das klingt prima, erinnert zudem an die Motown-Praxis, möglichst viele Hooks in einen Song zu packen, auf dass er im Gedächtnis hängen und mitgesungen werden kann.Stimmt das? Hier also sämtliche Sätze aus Saschas letzter Kolumne, die zu lang sind, um sie auf Twitter zu zitieren. Praktischerweise muß man die Zeichen gar nicht selbst zählen, um Satzlängen hinsichtlich ihrer Verbreitbarkeit zu prüfen. Dafür gibt es ein passendes Browser-Addon.
historisch & wegweisend
Foursquare hat mit Time Machine ein sehr schickes Tool zur Visualisierung vergangener Check-ins gebastelt. Falls Ihr den Location Based Service nutzt, solltet Ihr Euch das auf jeden Fall ansehen. Auch, wenn sich der tatsächliche Erkenntnisgewinn in Grenzen hält.
Aber gerade die Sprünge können doch die eine oder andere Urlaubserinnerung auffrischen. Leider fehlen bei mir einige Ausbrüche, etwa Italien oder Belgien, während Berlin-Besuche drin sind. Doch macht selbst die Aneinanderreihung von Check-ins allein in der Heimatstadt schon ordentlich was her.
Am Ende bekommt man die Zusammenfassung auch noch als übersichtliche Infographik ausgehändigt. Nur, was das alles mit irgendeinem neuen Smarttelephon zu tun hat, das wird mir nicht so richtig klar. Werbung eben. (click image to enlarge)
Wofür man Foursquare wiederum auch verwenden kann, zeigt diese Spielerei. Sartre wäre über den anti-sozialen Ansatz sicher begeistert. Not.
(beides via @roitsch)
Dear Mozilla,
in den letzten Wochen hatten wir im Büro Probleme mit der Internetverbindung. Dafür kannst Du natürlich nichts, das lag einzig und allein an der Unfähigkeit der Deutschen Telekom AG. Aber es bedeutete eben auch, daß ich in letzter Zeit vermehrt auf eine Fehlermeldung wie diese blicken mußte.
Und nun frage ich Dich, Mozilla: Der generelle Hinweis auf eventuelle Tippfehler mag ja ganz hilfreich sein. Aber wer, zum Henker, gibt noch das “www” vor der URL in die Adresszeile seines Browsers ein?
Kurz vor meinem Tod werden sämtliche Sicherungsvorgänge an meinem geistigen Auge vorbeiziehen, bei denen ich vergessen habe, das Häkchen bei „Kompatibilität mit Word 2008 beibehalten" zu klicken.
tl;dt (195)
Im Veedel
Ich weiß, Ihr wohnt in New York, Berlin oder Tokio und lacht bei dem Gedanken daran, wie ich meine Heimat Köln als Großstadt bezeichne. Aber es kommt noch besser: Wenn ich nicht gerade arbeite, dann hänge ich beinahe ausschließlich in nur einem Viertel rum. Meine Wohnung befindet sich in der Südstadt und mein Leben spielt sich mit kleinen Ausnahmen größtenteils südlich des Chlodwigplatzes zwischen Rheinauhafen und Volksgarten ab. Hier liege ich bei gutem Wetter im Römerpark, hier kann ich vom Supermarkt bis zum Frisör alle Besorgungen erledigen. Hier geht meine Tochter zur Schule und mein Sohn bald in den Kindergarten. Es hat genug Büdchen, die meine bevorzugte Zigarettenmarke verkaufen. Und es gibt genung Abwechslung, falls mir mal nicht nach meiner Stammkneipe und meinem Lieblingsitaliener ist. Alles in Rheinnähe.
Als ausgewiesener Codeidiot habe ich mal wieder was gebastelt. Das war mit ein bißchen Trial&Error-Getippe selbst für mich nicht allzu schwer, hat mich aber trotzdem ein paar Stunden gekostet. API-Key und Ausgangscode bei Google Maps besorgen, den schönen Layer von Stamen drüberbügeln, die Foursquare-Daten draufsetzen und noch gucken, daß die KML-Ausgabe nicht die Kartendarstellung beeinflusst. Und dann habe ich nur noch ein wenig geschaut, daß der Ausschnitt sowohl am Rechner als auch im Smartphone sinnvoll ist. Hochgeladen, fertig.
Digitales Dorfleben 2.0
Unter https://drikkes.com/wo.html kann man jetzt immer sehen, wo ich mich aktuell so rumtreibe. Auf der Karte ist stets mein letzter 4sq-Checkin verzeichnet, anklickbar. Der (wenn man es denn so nennen will) Clou dabei: Der Kartenausschnitt ändert sich nie. Wenn also kein blauer Pin auftaucht, dann heißt das nicht, ich wäre vom Erdboden verschluckt worden, sondern schlicht und einfach, ich bin nicht in der Südstadt. Wer es genauer wissen möchte, der muß dann schon aus der Karte herauszoomen, um meinen derzeitigen Aufenthaltsort zu erfahren. Ein bißchen unterwegs bin ich dann ab und zu doch. Witzig, was?
(Inspiriert ist https://drikkes.com/wo.html sicher von Wo ist Sixtus? und Wo ist mspro?. Die schicken Maps von Stamen hatte ich hier im Blog schon einmal erwähnt; und tue es wieder, weil ich zu blöd bin, die cc-Attibuierung direkt auf der Karte unterzubringen.)
Flip Fav Mag
Vielleicht kennt Ihr ja diese stylische Reader-App bereits. Seit einem größeren Update vor einigen Tagen kann man in Flipboard nun eigene Magazine basteln. Gut. Und jetzt?
Es ist ein beliebter Blogsport, aus den Twitterfavoriten des vorangegangenen Monats einen Post zu basteln. Ich lese das ziemlich gerne, obwohl es des Öfteren Überschneidungen gibt - eben die üblichen Verdächtigen (z.B. wirres.net/, dasnuf.de/ oder journelle.de/). Wie könnte man das Prinzip etwas auffrischen? Die Kategorie Tweet des Monats ist in diesem Blog ziemlich eingeschlafen. Deshalb gibt es von mir gefavte Tweets jetzt als abonnierbares Flipboard-Magazin. Funktioniert leider nicht über den Desktop bzw. Browser, dafür gibt es die App kostenlos für iOS und Android. Und es sieht verdammt schick aus.
Update // Mangels Interesse habe diesen Versuch Ende Juli nach fast vier Monaten eingestellt. Das Flipboard-Magazin ist zwar weiterhin erreichbar, wird jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht fortgeführt. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Up-Update // In einer hinfortprokrastinierten Stunde habe ich das Magazin doch fortgeführt bzw. zu einem Ende gebracht. Unter obigem Link finden sich jetzt also meine gesammelten Twitter-Favoriten 2013 zur Nachlese. Die laufende 2014er-Ausgabe kann man hier abonnieren. Viel Spaß! Und noch eine technische Neuerung seitens Flipboard: Am Desktop führt der Link nicht mehr ins Nirwana, sondern das Mag zeigt ausschließlich die gefavten Tweets, die Bild material enthalten. (Oder bin ich zu blöd, die reinen Texttexte tu finden?)
Wallpaper Rock Scissors
Ich gehöre zu den Leuten, die bei den roten App-Badges sofort hibbelig werden. Es geht in erster Linie gar nicht so sehr darum, unbedingt und sofort zu wissen, was los ist (in zweiter Linie natürlich schon). Es geht darum, daß dieser kleine rote Kreis mit der Zahl drin wieder verschwindet, auf der Stelle. Denn wichtig ist oft gar nicht der Newsgehalt, den habe ich per Banner oder Alert bereits mitgeschnitten oder zumindest erahnt. Ich müßte also gar nicht die SMS-App öffnen, ich habe die letzte kurze Nachricht ja beim Aufblinken auf dem Lockscreen sogar komplett lesen können. Ich mache es trotzdem.
Ich habe kurze Zeit versucht, komplett ohne diese Notifications auszukommen, aber das hat für mich irgendwie auch nicht funktioniert. Seit ein paar Tagen benutze ich nun dieses Wallpaper" von Ethan Allen Smith und ich muß sagen, ich bin äußerst zufrieden. Da jede App nun permanent zumindest die Andeutung eines solchen Badges besitzt, bin ich in Bezug auf die tatsächlichen um einiges entspannter geworden.
Mit Mailbox bin ich übrigens superzufrieden. Allerdings habe ich auf die Anzeigenoption “show inbox conversation count” nur für diesen Screenshot umgeschaltet; normalerweise steht dort eine “1” für neue Nachrichten, keine 3.800 - ganz so entspannt bin ich dann doch nicht. Ich würde jedenfalls sagen, die lange Wartezeit auf die App hat sich sogar gelohnt. Und als hypeerzeugender Marketingschachzug war die Aktion einfach clever.
Fehlt nur noch ein vernünftiges Bild für den Lockscreen. Besonders schwere Entscheidung. Ich benutze seit Jahren dasselbe Photo, aber mit den neuen Displayproportionen des iPhone 5 ist es eigentlich nicht mehr perfekt. Doch weil ich mich so dran gewöhnt habe, laufe ich jetzt schon Monate mit einem unperfekten Lockscreen rum. Manchmal schaffen es Bilder in den Test, aber nach ein paar Minuten oder Stunden oder Tagen sind sie wieder durch das alte ersetzt worden.
Don't be egal.
Obwohl ich den Dienst relativ intensiv nutze, befällt mich nicht die leiseste Panik bei der Nachricht, daß Google seinen RSS-Dienst zum 01. Juli diesen Jahres abschalten will. Alternativen sind bereits länger vorhanden oder werden nun demnächst entwickelt. Es regt mich also nicht einmal auf.
Ruhig Blut. Und das ist Googles eigentliches Problem. An “Don’t be evil” glaubt schon lange keiner mehr, aber wenn auf “Don’t be egal” lediglich ein Schulterzucken folgt, dann sollte die Panik eher auf Seiten von Google als der seiner Nutzer liegen. Ich gehe das hier jetzt nicht Service für Service durch und behaupte auch nicht, komplett ohne die Dienste von Google auskommen zu wollen, aber einen Account dort bräuchte ich eigentlich nicht. Auf die personalisierten Suchergebnisse kann ich verzichten, ebenso auf das Schreiben von YouTube-Kommentaren. Meine seltenen Videos kann ich auch woanders hochladen. Meine Bilder liegen eh bei Flickr. Und wie sehr mich diese Aufteufelkommraus-Integration von Google+ nervt, habe ich bestimmt schon mal irgendwo erwähnt. Wieso kann ich die Statusbar nicht customizen?
Eigentlich bräuchte ich keine Alternative zum Google Reader. Ich bräuchte eine für Gmail - dann wäre ich nämlich weg, Mr Page.
app.net
Ein kurzer Rückblick in das Strategiemeeting, das zum Freemiummodell von app.net/ geführt hat: “Jemand eine Idee, wie wir uns mehr in Richtung identi.ca/ entwickeln können?” “Du meinst ein weiterer überflüssiger Service werden, in den die User ihre Tweets automatisiert einlaufen lassen?” “Richtig!”
Genau solche Aktionen sind der Grund dafür, warum ich Twitter für das Ausschließen mancher Services von ihrer API nicht richtig böse sein kann.
Empörtkommling
Die erste Reaktion ist natürlich: Ihr könnt Euch Eure Häme sparen. Ob nun anonymer Möchtegern-Comedian in der sich regelmäßig wiederholenden Sinnkrise oder Person des öffentlichen Laberns, der die ganzen Gegenreden zuviel werden - es ist zu respektieren, wenn sich jemand gegen Twitter entscheidet. Doch so einfach ist das nicht. Ist es nie.
Warum nur hören sich die Erklärungen für das Verlassen dieser Plattform dann meist wie die Rechtfertigung einer Flucht an? Vor allen Dingen, wenn man meint, seine persönlichen (und noch einmal: unbedingt zu respektierenden) Beweggründe auf Verteufelung komm raus verallgemeinern zu müssen.
Weil jeder Heavy-user eine emotionale Verbindung zu seinem Lieblingsservice hat(te). Oder zu haben glaubt, was auf dasselbe hinausläuft. Einander rudelweise liebgewonnene Gewohnheitstierchen im Streichelzoo, but the times they are a-changin'. Man hat sich vor Jahren in einer kuscheligen Ecke des Internets (zusammen)gefunden, einer Ecke, die es so nicht mehr gibt - zumindest für rampenlichtgestaltige Alphatwitterer. Nun steht man plötzlich samt seiner gar nicht mehr so heimeligen Gesprächsrunde mit vor die zu groß gewordenen Mäuler gebundenen Flüstertüten mitten auf einem Marktplatz der Eitelkeiten. Und auf einmal erscheint einem das all der Hachs, all dem Flausch und <3 zum Trotz dann wie Käfighaltung und man kommt sich vor wie Rilkes Panther. (Der übrigens nicht die schlechteste Metapher für die Filterbubble ist.) Deswegen ist es wohl kaum adäquat, eine negative “Signal-to-Noise-Ratio” einfach als “Schattenseite” abzutun (nochmal Stefanowitsch). Immer die anderen. Aber was weiß einer wie ich mit einer lediglich dreistelligen Followerzahl schon davon. Ich stelle mir vor, wie den Betreffenden der nächste Schritt nach “Von Euch lasse ich mir mein Twitter nicht kaputtmachen” wie eine Form von Aufgabe vorkommen muß. Nüchtern betrachtet sieht es allerdings doch eher so aus.