Netzeug
Parallelwelt
“Warum lachst Du?” Als Antwort lese ich der Frau diesen Tweet vor:
Nun muß sie ebenfalls lachen, wenn auch aus anderen Gründen als ich: "Über solche Sachen beschwert Ihr Euch den ganzen Tag in diesem Internet?" Seit ich dann noch irgendwas von "Usability Experience verbessern" genuschelt habe, hört sie mit dem Lachen gar nicht mehr auf.Jetzt, wo die dreiarmigen Menschen ausgestorben sind, könnte man doch die Kästen für Supermarktbrötchen mal anders konstruieren?
— xbg (@xbg) November 3, 2010
Silikone Stilikone
Wenn die Twittersuche doch nur verlässlicher wäre, dann würde ich einen Bot programmieren, der jedem Vertipper des Tages, bei dem die angeblich verwechselten Buchstaben auf der Tastatur zu weit auseinander liegen, folgende Reply schreibt: “Welch ein Zufall! @IrgendjemandAnderem ist das lustigerweise auch schon mal passiert.” Ich hatte bereits auf die Möglichkeit hingewiesen, sich aus seinem seit einiger Zeit downloadbaren Twitterarchiv mit Hilfe von Google eine selbständig aktualisierende Seite zu basteln. Nach zwei Wochen kann ich sagen: Das läuft tatsächlich problemlos. Und die Suche ist dort auch besser als auf Twitter.
Wenn ich nichts mehr zu lachen habe, stelle ich mir Andy Möller als Sportdirektor in Mailand oder Madrid vor: "Ob René Weidenfeller oder Roman Adler - Hauptsache deutscher Torwart."
tl;dt (181)
tw/in
Jetzt regen Sie sich alle über die geänderten ToS bei Instagram auf - ausgerechnet auf Twitter. Ich zitiere mal den Abschnitt, der gerade besonders den Unmut vieler User auf sich gezogen hat.
Proprietary Rights in Content on InstagramInstagram does NOT claim ANY ownership rights in the text, files, images, photos, video, sounds, musical works, works of authorship, applications, or any other materials (collectively, "Content") that <strong>you post on or through the Instagram Services. By displaying or publishing ("posting") any Content on or through the Instagram Services, you hereby grant to Instagram a non-exclusive, fully paid and royalty-free, worldwide, limited license to use, modify, delete from, add to, publicly perform, publicly display, reproduce and translate such Content</strong>, including without limitation distributing part or all of the Site in any media formats through any media channels, except Content not shared publicly ("private") will not be distributed outside the Instagram Services.</blockquote>
Und zum Vergleich der betreffende Abschnitt in den Twitter-ToS - dem Medium, über das mich die meiste Schimpfe über den von Facebook akquirierten Photodienst erreicht hat. (Beide Hervorhebungen von mir.)
5. Your RightsYou retain your rights to any Content you submit, post or display on or through the Services. By submitting, posting or displaying Content on or through the Services, you grant us a worldwide, non-exclusive, royalty-free license (with the right to sublicense) to use, copy, reproduce, process, adapt, modify, publish, transmit, display and distribute such Content in any and all media or distribution methods (now known or later developed).
Liest sich für mich jetzt nicht sooo unterschiedlich. Eher so, als hätte der eine vom anderen abgeschrieben.
Da habe ich „CeleBritney Rehab“ seit Ewigkeiten für den passenden Moment in den Drafts gespeichert und dann hat die Spears den Hit von Amy Winehouse schon gecovert, bevor ich überhaupt auf Twitter gewesen bin.
tl;dt (209)
nur so ein vorschlag
Untertitel: Über den Altmodernismus von quote.fm/
Der Zitierdienst macht in diesem Internet vieles richtig. Tut, was er soll; einfach zu bedienen; sieht schick aus - die Liste ist lang, Ihr braucht bestimmt nicht lange googlen, um Lobeshymnen anderswo zu lesen. Ich nutze ihn ja schließlich auch. Verdammt, einzig wegen der quote.fm/-Integration lese ich meine abonnierten RSS-Feeds mit Reeder. (Kann ich ebenfalls nur empfehlen.) Aber natürlich habe ich auch was zu meckern.
Die vorgegebenen Topics lesen sich wie die Ressortliste einer Zeitung. Zur Verdeutlichung übersetzt: Politik, Feuilleton, Kunst und Kultur, Wirtschaft, Sport, Karriere oder Chancen oder wie dieser dünne Pseudoredaktionsteil vor den Stellenanzeigen heißt, Erziehung und Arbeit, Wissenschaft und Technologie (“Wissenschaft und Technik” - so heißt doch eine Fragenkategorie bei Trivial Pursuit, oder nicht?) sowie der ganze seichte Ramsch, der bei der ZEIT etwa ins Magazin gepackt wird Unterhaltung, Leben. Eigentlich wollte ich hinter “Ressortliste einer Zeitung” noch “aus dem letzten Jahrhundert schreiben”. Allein, das klänge ja nach einem Pleonasmus à la “runder Kreis”.
So what’s the deal? Von Anfang an hat quote.fm/ einen elitären Ansatz gefahren, der jedem etablierten Printmedium gut zu Gesicht stünde - was ja auch per se nichts Schlechtes sein muß. Das sehr begrenzte Einladungskontingent zum Start etwa wurde damit begründet, die Qualität der Empfehlungen hochhalten zu wollen; für Neueinsteiger gab es dann erst einmal nur ReadOnly-Accounts. Okay, kann man machen. Mit branch.com/ und medium.com/ fahren zwei vielbeachtete Start-ups der letzten Zeit einen ähnlichen Ansatz. Und natürlich finden sich Kritiker, die es besser wissen.
Problematischer wird es beim Punkt - Buzzwordalarm - Curating. Unter dem (ich schreib jetzt nicht: verräterischen) Titel Let’s bring down some democratic structures berichtet einer der Gründer selbst von Schwierigkeiten mit diesem “Feature”. (So der Name der Kategorie, in welcher der Blogpost eingeordnet ist. Den “not a bug”-Witz spare ich mir ebenfalls.)
Well, that didn’t play out exactly as well as we intended. Sure, on the one hand people used the voting system and users were happy to function as curators for a month, but on the other hand the feature didn’t have an impact big enough to justify all the crap around it. There were a couple of users who had enlisted themselves – and there was a whole bunch who didn’t. There was the voting page, which was kind of hidden, however not important enough to be featured anywhere else…
Dafür habe ich sicher keine Lösung parat, aber vielleicht sollte man, statt hier und da daran herumzudoktorn, den Kuratorengedanken vielleicht etwas hinten anstellen, wenn schon nicht vollends verwerfen und sich eines der erfolgreichsten Start-ups der letzten Jahre zum Vorbild nehmen: pinterest.com/. Und zwar nicht dessen oftkopiertes grid-based Design, sondern das in seiner Inkongruenz noch einmal fragmentarisierte Followers/Following-Verhältnis.
Inkongruenz meint den Unterschied zwischen Twitter und Facebook, d.h. Follower- vs Friendship-Prinzip - obwohl Facebook das mit der Möglichkeit von Subscriptions teilweise ausgeglichen hat. Grob gesagt, abonniert wird nicht auf gegenseitiger Basis. Das hat definitiv seine Vorteile und quote.fm/ macht das ja auch genauso. Es geht aber noch eine Spur feiner, wie das Beispiel pinterest.com/ zeigt. Da wären zum einen die an individuelle Bedürfnisse anpassbaren Board-Kategorien, wie man beim Vergleich beider Bookmarklets sieht. Während ich mir bei pinterest.com/ noch beim Abspeichern jedes einzelnen Pins ein neues Bord schnitzen kann, stehen mir bei quote.fm/ lediglich die vornherein vorgegebenen Topics zu Verfügung. Mir ist klar, daß sich in Eigenregie kreierte Topics und das Kuratorenprinzip weitgehend ausschließen, aber ein Kompromiß sollte dennoch möglich sein. So wie man bei pinterest.com/ ja auch nicht bei Null anfängt, sondern fünf vorgegebene Boards hat (favourite places & spaces, products I love, etc.), so könnten die Default-Topics bei quote.fm/ ja uneditierbar bleiben, nur dadurch ergänzt, daß man zur Basisausstattung noch welche hinzufügen kann. Oder man macht den Usern deutlich: Wenn Du die Default-Topics veränderst, fällst Du automatisch aus dem Kuratorenraster. (Wie selten die Edit-Funktion genutzt wird, sieht man hier.)
Und da habe ich noch gar nicht von den Möglichkeites des Taggings angefangen, wie man sie etwa von del.icio.us/ kennt. Die wiederum interessanterweise ihre noch gar nicht so alten Stacks eingestellt haben. Konnte man denen bei del.icio.us/ eigentlich einzelnen davon folgen statt dem Komplettuser? Das selektive Following nur bestimmter Boards ist meines Erachtens der große Vorteil von pinterest.com/, wird dort allerdings ebenfalls äußerst selten genutzt. Das wäre meiner hier schnell dahingeworfenen und keineswegs vollkommen durchdachten Meinung nach auch ein guter Ansatz, den Kuratorengedanken (sogar unabhängig von der Frage einer Customisation) wirklich zu demokratisieren - und zwar richtig, nicht nur ein bißchen.
Zusammenfassung
Deshalb hier die Ansage: Ja, ich möchte die Topics bei quote.fm/ individuell editieren können. Und ja, ich möchte bei manchen Usern nur bestimmten Topics folgen. Now: discuss!
there's an update: monument mal
Gestern hat Instagram mit 3.0 eine neue Version seiner App herausgebracht. Interessantestes neues Feature: Der Photo Sharing Service kann jetzt Karten. Über pro & contra wird schon eifrig gestritten. Wenn man die App nach dem Update das erste Mal öffnet, bekommt man folgende Meldung angezeigt (siehe links). Man soll sich genau überlegen und dann aussuchen, welche Bilder man auf seiner Karte erscheinen lassen will. (“visible to everyone who visits your map” - mit Ausnahme von Instagram selbst: Die haben natürlich die Geodaten aller Eurer Photos, sofern Ihr GPS bei Eurem Device nicht komplett abgeschaltet habt.) Aber ich habe mich ja noch nie besonders um Privacy Issues gekümmert.
Stattdessen habe ich mich gleich gefragt: Wie kann ich diese Neuerung für das #stolperstein-Projekt nutzen? Also erst einmal das Offensichtlichste gemacht und nur die instagramierten Stolpersteine freigegeben (siehe rechts). Das kann ich aber nicht von allen verlangen, die Bilder zum Projekt beisteuern. (Noch einmal tausend Dank!) Vor allem bringt es ja auch nichts, weil die Karte (Noch? Zuckerberg, ich zähle auf Dich.) nicht unabhängig von der App abruf- und somit verlinkbar ist. Toll wäre sicher, wenn Photo Maps in Zukunft nicht nur für einzelne Profile, sondern auch für Hashtags generierbar wären, inklusive Embedding Code. - Also toll für das Projekt, für Datenschützer sicher eine Art SuperGAU. Spätestens dann müßte zur Einbindung wahrscheinlich auch am minimalistischen Tumblr-Design (das mir immer noch sehr gut gefällt) gefeilt werden. Aber das steht noch auf einem ganz anderen Blatt.
Anmerkungen, Vorschläge und Kritik gerne in den Kommentaren. Und wer das Projekt bisher verpasst hat: Eine Erklärung findet Ihr hier.
Upupdatedate 22.08.2012 // Nachdem ich jetzt einige Tage das neue Instagram genutzt habe, muß ich von meiner Absicht abweichen, nur die Bilder der Stolpersteine auf der Photo Map festzuhalten. Denn es ist ja so: Man kann seine Instagrams nur dann Foursquare-Orten zuordnen, wenn man sie vorher auch für die Photo Map freigegeben hat. Und ich nutze die Verortung zu gerne, um für eine reine Stolpersteinkarte auf sie zu verzichten.
Ich bin davon überzeugt, daß diese Instagram-Neuerung vor allem auf eine Schwächung von Foursquare abzielt. Zumindest den Zweck verfolgt, sich diese Daten als simplen Mitnahmeeffekt einzusacken.
sigint 2012
Eigenwerbung // Ich werde dieses Jahr einen Vortrag über Das Kreuz mit dem Crossposting - oder: Die Grenzen der Filtersouveränität halten. Der CCC nennt das allerdings Lecture, das ganze findet am Sonntag um 17:00 Uhr statt.
Es wird wahrscheinlich keinen Stream geben, aber alle Vorträge werden aufgezeichnet. Sobald das Video online ist, reiche ich den Link nach, ebenso die Präse dazu sowie das Script, falls ich den Vortragstext noch schriftlich ausformuliere.
Nachtrag 03.07.12 // Das Video ist jetzt online. Nachtrag 26.07.20 // Das Video ist wieder offline, wie die gesamte SigInt-Seite. Die Veranstaltung des CCC findet seit einigen Jahren nicht mehr statt.
es war einmal
Gion-Men Kruegel-Hanna ist nicht ganz so glücklich mit dem anhaltenden Retro-Trend vor allem bei Photo(-App)s, aber auch bei Serienerfolgen wie Mad Men. Und tut das alles als reine Nostalgie ab.
Tobias Bjerrome Ahlin erklärt hingegen ziemlich einleuchtend, was Skeumorphismus mit Storytelling zu tun hat. Zwischen diesen beiden Polen soll sich jeder selbst ein Bild machen. Ich für meinen Teil glaube, mit dem funktionalen Primat der New Aesthetic wird es die großen Erzählungen bald nicht mehr geben.
Source: rebelart.net via Hendrik on Pinterest
Kommen wir zum praktischen Teil: Die Descriptive Camera von Matt Richardson ist ja schon zurecht durch alle Blogs und bei Twitter rauf und runter genudelt worden, daß man sich fragt, was zuerst da war: Das Huhn (@textinstagram) oder das Ei (@PicturelessPins)? Meine derzeitige Lieblingsknipsanwendung auf dem iPhone ist übrigens 1-Bit Camera.
#rp12 ohne mich
Same procedure as last year, Mr Softie.
Nachtrag 17.04.12 // Der Vortragsvorschlag ist in etwas abgeänderter Form bei der SIGINT angenommen worden.
Gib hier den Titel an
Das Beste an diesem unsäglichen Brief der Tatortschreiber ist ja, daß sie glauben, durch ihre Arbeit dabei zu “helfen (…), die ideelle und materielle Zukunft einer postindustriellen Bundesrepublik auch international zu sichern.” Da muß man dann auch gar nicht mehr viel zu sagen. Nicht, weil der Beitrag auf seine Weise kaum konstruktiver ist als der Regnerrant neulich. Sondern weil das schon viele andere getan haben. Ich gebe ab an die angeschossenen Funkhäuser.
Das meiste Lob hat wohl die Antwort des CCC einstecken müssen. Über die Einladung von D64 ist wenig gesprochen worden. Wahrscheinlich auch, weil sie so old school politisch ist. Da könnte ich ja ein Wörtchen zur SPD verlieren.
Jaja, der Siggi ist auf Facebook und weil in NRW bald neugewählt wird, twittert die Hanni jetzt auch. Davor war viel Onlinebeirat und dann gibt es das ein oder andere Projekt.
Jetzt stehen die Piraten schön doof da, dass sie als einzige Partei keinen Internetverein am Start haben.
— Sascha Lobo (@saschalobo) April 2, 2012
Und jetzt halt auch noch Vereine: Die den Grünen nahestehende Digitale Gesellschaft hat es vorgemacht und viel Kritik einstecken müssen - Intransparenz, Lobbykram. Trotzdem wird das nachgemacht. Neuester Streich: CNETZ, die christdemokratische Variante. Das lädt natürlich gleich zu Hohn und Spott ein. Zurecht. Wer dabei aber lieber die Klappe halten sollte: die Sozen.
Es ist einfach, das netzpolitische Verständnis der CDU/CSU zu verlachen oder gegen die Piraten zu wettern, solange es um nichts mehr als Lippenbekenntnisse geht. Aber gibt es auch nur eine Person, die wirklich glaubt, daß mit einer erneuten großen Koalition nach der Bundestagswahl 2013 das ganze Internetgedöns der SPD mehr gewesen sein wird als der Aufbau von roter Verhandlungsmasse? Sie werden sowohl Vorratsdatenspeicherung als auch Leistungsschutzrecht mittragen und versuchen, das Ganze als nötiges Zugeständnis an den schwarzen Koalitionspartner herunterzuspielen. Dabei werden sie auf ihre Erfolge auf anderen Gebieten verweisen, sowohl Linken als auch Piraten die Mitregierungsfähigkeit absprechend.
kartwanderung
Zuerst mußte sich Google als Suchmaschine wenn schon nicht komplett verdrängen, so doch zumindest von DuckDuckGo mehr als ergänzen lassen.
Und solche Projekte wie die OpenStreetMap-Layer von Stamen lassen mich auch an meiner Vorliebe für Google Maps zweifeln. Wenn Apple die erst einmal von seinen Geräten wirft …
Von dem Mist hier ganz zu schweigen. Was soll das, Google?
Gelöschte Accounts, Teil 4: Ipernity.
curatingagentur, abwertend
[column width=“47%” padding=“6%"]Wenn der Kuchen Hemingway seine Lieblingsbücher aufzählt, dann schaut man sich diese Liste natürlich genauer an, als wenn irgendwelche Krümel fünf Bücher empfehlen. Aber da braucht man dann auch gar nicht enttäuscht tun, daß der Großwildautor seinerseits nahezu ausschließlich absolute Klassiker der Literaturgeschichte auflistet. Echten Underground muß man anderswo suchen.
Buzzword Curation
Ich würde nicht soweit gehen wie Instapaper-Schöpfer Marco Arment und das Auffinden und Verbreiten guten Contents derart abwerten. Doch so hoch, wie manche das Thema hängen, dort ist es auch nicht gerade richtig aufgehoben,
Discovering something doesn’t transfer any ownership to you. Therefore, I don’t think anyone needs to give you credit for showing them the way to something great, since it’s not yours.
Recht hat er natürlich damit, daß den endlichen Konsumenten das via in der Regel kaum interessiert. Er will die originalen Inhalte. Und ich muß Matt Langer zustimmen, wenn er zu Bedenken gibt, daß es der Content ist, der abgewertet wird, wenn sich die Verteiler zu wichtig nehmen.[/column] [column width=“47%” padding=“0”]Verlinkungen sind dermaßen in das Wesen des Internets eingeschrieben, daß es wirklich albern ist, darum so ein Geschiß zu machen.
First, let’s just get clear on the terminology here: “Curation” is an act performed by people with PhDs in art history; the business in which we’re all engaged when we’re tossing links around on the internet is simple “sharing.”Völlig richtig. Wenn Linkschleudern versuchen, sich selbst durch eine Bezeichnung wie Kurator aufzuwerten, dann geht es meist in erster Linie darum zu zeigen, welch einen tollen Geschmack man hat und wie Avantgarde man ist. Man legt sein Ego sozusagen unter die Sonnenbanksy der von anderen geschaffen Werken, auf daß ein wenig Glanz der Quelle auf den Wasserträger abstrahlt.
Kochen, gerne: Nur vor was?
Irgendwann ist dann der ganze Kühlschrank übersät mit Kühlschrankmagneten. So vielen, daß gar kein Platz mehr für die Rezepte ist, welche die Magneten eigentlich festhalten sollen. Das ist zumindest die eine Seite. (Die Werbung vor dem Clip kann mit Kreuzklick übersprungen werden.)[/column]
[column width=“47%” padding=“6%"]Andererseits sind Schöpfungen nie genialisch hingestellte Monolithen, erst recht nicht in der Mashup-Kultur Digitaliens. Und das Netz schärft das Bewußtsein für Bezugnahmen, Bearbeitungen, Variationen von bereits Bestehendem. Everything is a remix.
Ich fahre mit dem Bonanzarad durch die halbe Stadt, damit ein jeder sieht, was für'n tolles Rad ich hab.
Die Aufmerksamkeitsökonomie des Internets wird gerne auf den Rezipienten verengt und erscheint so in etwas zu vorteilhaftem Licht. Hinten runter fällt gerne, daß die Künstler in der schönen neuen WWWelt keine Big Player sind, sondern sich darauf einstellen können, es sich in Reduzierung auf ihre Rolle als bloße Contentlieferanten im Longtail bequem machen zu müssen. Und zwar ziemlich am Schwanzende.
die neue Statussymbolik
Der real life Kapitalismus ist nun keineswegs überwunden, im Gegenteil. Denn während Bookmarkingdienste alter Schule wie Delicious doch eher für den Eigengebrauch als Merkhilfe verwendet werden, heben neue Plattformen Tumblr oder Pinterest den demontrativen Konsum im Netz auf ein whole new level. Seht her, was ich für einen Riesenhaufen an coolen Fundstücken zusammelgejagt habe. [/column] [column width=“47%” padding=“0”]Dafür sollten diese Werke eine praktische Häppchengröße nicht überschreiten, sonst steht der investierten Zeitspanne an Aufmerksamkeit ein gefühlter Verlust an veröffentlichter Rezeptionsdokumentation gegenüber. Nach 1072 gelesenen Seiten der Brüder Karamasow lediglich einen Like-Button zu klicken, wird wohl als eher ungenügend empfunden; da hilft auch keine Höchstwertung bei Goodreads.
Ich will das gar nicht komplett abwerten, nur einordnen - nicht zuletzt, weil ich diese Services selbst nutze. Aber um den Bogen zu Marcos Curation-Bashing zu bekommen, sollte man das Ganze doch ein wenig nach Plattformen differenzieren.
add some value
Neuere Tools machen es einem oft nicht leicht, den Weg zur Quelle anzugeben. Den Tippgeber in den Kommentaren bei Quote.fm zu nennen, ist beispielsweise nur so eine mittelgute Lösung. Aber das erwartet ja auch kaum jemand. Im eigenen Blog sieht das schon wieder anders aus. Wie wäre es da mit etwas Kontext, der Herstellung irgendeines noch so an den Haaren herbeigezogenen Zusammenhangs? Schon klar, überhaupt etwas zu posten, läßt in gewisser Weise auch ohne ein zusätzliches Wort die Meinung schon erahnen. Und niemand hat etwas dagegen. Aber wenn Dein Blogpost einzig aus einem eingebetteten Musikvideo besteht, dann brauchst Du den Hinweis auf ebendiesen Post nicht zu twittern. Verlinke einfach auch im Tweet direkt zur Videoquelle.[/column]
Da oben ist erst ein Vimeo-Video eingebettet gewesen, aber das existiert schon wieder nicht mehr. Da seht Ihr mal, wie lange ich an diesem Artikel bereits schreibe. Aufmerksam geworden bin ich auf das Ding durch Tweets von Bret Easton Ellis (und Douglas Coupland?), aber da ich unterwegs war, hatte ich keine Lust, den YouTube-Link anzuklicken, nur um nach einer gewissen Ladezeit “Dieses Video ist wegen GEMA blabla in Deinem Deutschland nicht verfügbar” zu lesen. Dann las ich Bandnamen und Liedtitel bei Nerdcore. Allerdings nur in Feedform, da werden die embedded Vimeos ja nicht angezeigt. Also aus dem Reader heraus auf den Direktlink geklickt.
Fehlt noch Teil 2 der Serie “gelöschte Accounts”. Starring today: Stamped. (Spoiler: Geht nur nach individueller Mailanfrage und dauert ein wenig.)
steigbuckel
Daß es sowas wie Kickstarter speziell für Musiker gibt, war mir bisher verborgen geblieben.
Was für ein Fest. // Die Deadline für Einreichungen ist bis zum 10. Februar verlängert worden. Wenn ich etwas Zeit habe und mir eine Idee zufliegt, dann nehme ich vielleicht auch noch an diesem Teletext-Art-Festival teil.
nobel/macke
Das Jahresende naht, da heißt es auch im Backend des Blogs aufräumen. Dieser Artikel hat als Entwurf ein halbes Jahr auf dem Buckel. Gerade noch - gelinde gesagt - Unverständnis über die Wahl Toby Maguires zum neuen Testimonial für Prada Menswear geäußert, fällt mir ein, daß ich jetzt wenigstens einen halbwegs passablen Aufhänger für diesen Link habe, dessen offener Tab bereits seit einigen Tagen in meinem Browser rumlungert. Der Tab ist dann irgendwann doch geschlossen worden, nicht ohne den Text vorher bei Instapaper abgespeichert zu haben. Zwischen den Jahren bin ich nun endlich dazu gekommen, ihn komplett zu lesen. Wie Prada sich die Fakes der eigenen Produkte nutzbar macht und letztendlich das eigene Image in Abgrenzung dazu aufbaut und schärft, liefert echte Einsichten. Ich habe viele Texte im Instapaper-Archiv angelesen gelöscht, diesen Artikel auf slate.com/ nicht. Lohnt die Lektüre auch heute noch.
Noch eine olle Kamelle. Dieser Text auf brandeins.de/ schlug vor einigen Wochen einige Wellen, er wurde mir mehrmals in die verschiedenen Timelines gespült und ich selbst habe ihn auf quote.fm/ geteilt. Allerdings nicht zustimmend, wie mein Kommentar verdeutlichen sollte. Lange schlug ich mich mit dem Plan rum, ausführlich darzulegen, was an dem Artikel alles falsch ist. Das kann ich mir jetzt sparen, denn wenn man dieses Interview mit Juli Zeh auf tagesanzeiger.ch/ liest, bekommt man eine ziemlich gute Vorstellung davon.
Dialog, post-christmas
Der Dialog unten ist ein willkommener Anlaß gewesen, den Aggregatordienst Storify noch einmal auszuprobieren. Ich hatte ihn schon einmal benutzt, das dann aber trotz des offensichtlichen Nutzens nicht weiterverfolgt, weil die embedded story im RSS feed nicht angezeigt worden ist. Diesmal hat das geklappt. Was allerdings den einzigen Gewinn der neuen Eingebundenheit darstellt. Zumindest, wenn man direkt aus Storify bloggt, statt den embed code zu übernehmen und händisch in den Blogpost einzufügen, wird der Name der Story automatisch zum Artikeltitel. Okay. Aber das Wegfallen der Stats und Sharing options ist gar nicht nach meinem Geschmack. Natürlich könnte man einwenden: Du hast diese Funktionen doch unter jedem Post, sollen die Leute doch statt der embedded story Deinen Artikel weiterverbreiten. Und wenn jemand die Story selbst einbinden will, dann muß er eben auf die Website gehen, ist doch nur ein Klick.
Und ich kann kein vernünftiges Argument dagegenbringen, es gefällt mir trotzdem nicht hundertprozentig. Ist aber auch nicht so schlecht, als daß ich es bei nächster Gelegenheit mal wieder mit der indirekten Codeübernahme probieren werde, statt es direkt von Storify aus zu verbloggen. Man schreibt ja doch gerne noch was dazu, das Publizieren ging mir wohl ein bißchen zu direkt. Wenn man das allerdings weiß, kann man es beim Erstellen der Story (Beschreibung etc.) berücksichtigen.
Die Mailschwemme “Storify Digest” mußte ich hingegen abbestellen. Das war mir zuviel.
Leute, die fundamentalistische Abreibungsgegnerinnen retweeten, bloß weil diese ein Mindestmaß an netzpolitischem Sachverstand besitzen
Reminder: Das Grußwort, welches Dorothee Bär an die Veranstalter und Unterstützer des “Marsches für das Leben” gerichtet hat, ist u.a. in einem christlichen Forum mit Schwerpunkt: Katholische Aufklärung über Charismatik – Esoterik – Falschmystik nachzulesen.
(aktuelle Screenshots von der Website der CSU-Politikerin, Stand 08.11.2011)