politik

    ZU WÜNSCHEN

    In wenigen Tagen feiert dieser Tweet Geburtstag, er ist mittlerweile sechs Jahre alt - in Internetzeit gerechnet eine halbe Ewigkeit.

    Der Satz ist damals nicht nur zu Jubiläen gerne zitiert worden, wobei “von offizieller Seite” gerne der Kommafehler korrigiert worden ist. Er taucht mittlerweile um ein paar Ausrufezeichen erweitert als Signatur bei irgendwelchen PC-Forumsusern auf. Oder er steht in einer alphabetisch geordneten Sprüche-Sammlung zwischen “Ihgitt, du hast meinen Löffel abgeleckt.” - “Meinen Schwanz nimmst du in den Mund und bei sowas sagt du “ihgitt”?" und “Im Bett ist immer gutes Wetter.” Immerhin buchstäblich unverändert.

    Und jetzt?

    Wenn Sascha Lobo in seiner letzten Kolumne in Sachen Digitalpolitik zum Mittel der Publikumsbeschimpfung greifen muß, dann ist Verdrossenheit längst in Resignation umgeschlagen. Daß ihm dabei einiges durcheinandergerät, ist freilich dem Krautrübencharakter dieses Themenkomplexes geschuldet.

    In Sachen Massenüberwachung (Bürgerrechte) und Vorratsdatenspeicherung (Innenpolitik) hat er sicher recht. Das hat sogar mich dazu gebracht, meine erste Frage auf abgeordnetenwatch.de/ zu stellen - die Prof. Dr. iur. Heribert Hirte (CDU) bis jetzt nicht beantwortet hat.

    Bei anderen Aspekten wie etwa der Netzneutralität oder dem Breitbandausbau sehen ich allerdings die Wirtschaft viel stärker in der Pflicht. Mit dem Verweis auf den internetunternehmungslosen DAX deutet selbst Lobo in diese Richtung. Man kann nicht alles dem Wähler in die Schuhe schieben.

    Tarifpreise schließlich sind - verglichen mit anderen Problemen - ein Verbraucherschutzthema aus der zweiten Reihe. Und wenn behauptet wird, »es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Landflucht von Jugendlichen und langsamer Netzanbindung«, dann schießt das doch weit über das Ziel hinaus. Denn so sehr die Digitalisierung in vielen unserer Lebensbereiche immer größeren Raum einnimmt, soll sie sich mal nicht so aufspielen.

    Von der Ehe für alle über die Situation der Hebammen bis zur beschämenden Flüchtlingspolitik.

    Keine Kunde

    [caption id=“attachment_1421” align=“alignleft” width=“480” caption=“Anti-Werbung”]Anti-Werbung[/caption]

    Ich bin ja nun wahrlich kein großer Freund von Politikerbeschimpfungen. Zumindest nicht im Sinne von “Die da oben machen sowieso was sie wollen!" Ständig über Diäten meckern und nichts als Häme übrighaben, wenn jemand mal fachunkenntnisreich ins Klo greift. Aber gerade die verlinkte Silvana Koch-Mehrin ist nun schon mit einem anderen Ausrutscher in die Schlagzeilen gekommen. So hat es kurz vor der Wahl 2008 eine Fleißdebatte um die FDP-Abgeordnete des Europaparlaments gegeben - besonders heikel bei der Höhe ihrer Zubrötchen, wie ich finde. (Wieviel mehr perserverweise Wirtschaftsbosse verdienen, sei jetzt mal außen vorgelassen.)

    Und dann diese Billboard-Ad aus den U.S.A., genauer Ohio. Congressman John Boehner ist also ein bißchen zu oft golfen gewesen, bis hier nichts Besonderes. Nun ist dieses Plakat aber nicht, wie man als Deutscher schnell vermutet, Teil einer augenaufreißerischen Kampagne, mit der ein Boulevardblättchen nicht nur seine Auflage, sondern auch gleichzeitig die Politikverdrossenheit steigern möchte. In unserem Land undenkbar, doch so geht in Amerika ein Politiker den anderen an - bzw. dessen PAC.

    Nun kann man entweder viel darüber spekulieren, inwieweit das an der Zweiparteienlandschaft des US-Systems liegt, in der man sich um Koalitionen nicht zu scheren braucht. Oder man wundert sich einmal an einem konkreten Beispiel, wie das mit der Parteienfinanzierung so läuft, wenn die Wahlkämpfer lediglich auf Spenden angewiesen sind.

    www.youtube.com/watch (Kühe via)

    Und wenn wir schon bei Werbung sind: Ich hätte da noch ein nicht ganz so einfaches Briefing. Gibt auch was zu gewinnen. Außer Fame.

    Zurückzug

    Ich besitze kein Auto, aber ich bin mit einem in den Urlaub gefahren. Jetzt bin ich wieder zurück. Es gibt einen Grund, sich nicht am Sonntag auf die Straße zu wagen - und der hat nichts mit der Kirche zu tun. Die Autobahn ist langweilig, sie ist ja eigentlich nur erträglich, wenn man sich über die Logos und Slogans der verschiedenen Speditionsunternehmen lustig machen kann. Aus derart verunstalteten LKWs sollte man einen solchen Bildband fabrizieren. Weshalb Monopolisierungstendenzen im Transportsektor besonders schlimm wären. Also auch von mir hier: Ein dreifach Hoch auf den Mittel(mäßig)stand!

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    Dazwischen: Einen Haß auf Funktionskleidung entwickeln, die einen früher nur marginal am Arsch tangiert hat. Trekkingsandalen, (man lasse sich das Wort auf der rausgestreckten Zunge zergehen) Outdoor-Jacken und Rucksäcke wie für eine Marslandungsmission sollen mir nicht mehr ins Nordgesichtsfeld springen, ist ja zum aus der Wolfshaut Fahren. Und apropos Jack Wolfskin (Ich bin ja auch im Urlaub Werber.): “Draussen zuhause” ist einer der menschenverachtensten Claims, wie er mir sinnloser nicht in den Sinn kommen könnte. Als Obdachloser würde ich jeden Tag in so einen Laden (abwechselnd Globetrotter und McTrek) schlendern und die Jackentaschen dieser Marke vollkotzen. Und mir mit ihren Fleece-Pullis den Mund abputzen. Basta!

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    Nach einer Woche Nordsee also den ersten Tag wieder am Rechner und dann sowas. Hab ich sonst was verpasst? Ach ja, etwa c/o pop. Soll eher unspektakulär (im Sande?) verlaufen sein, ist mir gesagt worden, obwohl mich vom Line-up her so einiges interessiert hätte. Aber man hat ja schon viel gesehen. Die Terrassenverpflegung hat jedenfalls ganze Entschädigungsarbeit geleistet. Auf nächstes Jahr!

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    Noch was für’s Auge: Sozusagen eine Geschichte der Bildmanipulation, die sich prima zu diesem Plädoyer auf spiegel.de/ liest, solche Eskapismen zwecks (hier eine Polit-Floskel wie Bodenständigkeit, Realpolitik, etc. einfügen) lieber der Warenwerbung zu überlassen. Dann doch lieber Mitmach-Werbung wie hier bei der Piratenpartei gesehen. Ahoi!

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    Pirat muß ich deshalb noch lange nicht sein.

    Ich bin kein Netz

    Und ich will auch nicht Teil eines Netzes sein. Bin ich aber wohl. You can run, but you can’t hide. Ich halte es da aber lieber mit dem Zitat von Groucho Marx: “I DON’T WANT TO BELONG TO ANY CLUB THAT WILL ACCEPT PEOPLE LIKE ME AS A MEMBER.” Das mag mancher für elitär halten, weil in einem Unentwicklungsland wie Deutschland ja prinzipiell jedem das Internet offensteht; kein Erwachsener muß vor dem Lossurfen um Erlaubnis fragen. Deswegen stürtzt sich natürlich trotzdem nicht jeder in die virtuellen Wellen. Informationsflut ist nicht jedermanns Sache, aber irgendwo muß der nächste Hype, der nächste Trend, das nächstbeste Thema ja herkommen. Worüber sollte die Journaille sonst schreiben. Man wird (in der doppelten Blauäugigkeit anderer) irgendwo zugeschlagen, kann sich seine Generation halt schwerlich aussuchen.

    Wegen Leuten wie mir funktioniert Online-Wahlkampf nicht.

    Die netzeitung.de/ wirft da mal so einen Überblick drauf. Und verliert doch das Wesentliche aus den Augen. Und auch die Kolumne ‘Wahlkampf virtuell’ auf welt.de/ beschränkt sich auf die Sichtweise, Online-Wahlkampf wird ausschließlich für Onliner, die sogenannten Digital Natives, betrieben. Das reift zu kurz. Ich möchte hier el Augenmerk mal auf den schon mehr als ein paar Tage alten Artikel auf carta.info/ lenkern. Wenn die altgedienten Medien schon auf den Netzaktivitäten der Parteien rumhacken, dann brauch jemand wie @mspro nicht noch in dieselbe Kerbe zu schlagen, auch wenn er einen Eintrag später das “Wir”-Problem erkannt hat. Ja, ich habe bei der Kampagne gegen #Zensursula mitgemacht und werde mich weiter an dieser sowie der ein anderen solcher Aktionen in Zukunft beteiligen. Weil ich mein Netz so behalten will, wie es ist, ich mag das. Aber so sehr ich auch Netzliebhaber bin, so ist Politik doch mehr für mich als Onlineinteressenvertretung. Dinge wie Atomkraft, Außenpolitik und Sozialität sind da wichtigere Themen für mich. Parteien versuchen ihre Standpunkte dazu ja auch im Netz zu vertreten - allein, die Netzbevölkerung scheint diese nicht zu ineressieren. Man schmort lieber im eigenen Saft. Überhaupt Deutschland, da wird doch nur auf zwei Christ-Ministern rumgehackt und das war’s. Ja, da kann sich die SPD ins Fäustchen lachen, klappt doch ganz gut. Solange die Internetfuzzis solche Meinungsmache nach draußen tragen, läuft es für die Sozis gar nicht so schlecht. Und wenn die CDU dann noch so einen Mist baut wie mit den Fake-Supporten ihrer Online-Plattform dann halt ich ja schon das Maul. Vom Obama-Vorbild fang ich gar nicht erst an.

    Wegen Parteien wie denen funktioniert Online-Wahlkampf besser als gedacht.

    Es ist eben alles ein wenig subtiler, mehr ver- als beschränkter. Das ist jetzt alles ein wenig wirr gewesen, aber das mußte noch fix raus, bevor ich mich in Richtung BarCamp Cologne für mehr als zwei Tage aus dem RL verabschiede. Oder man macht es einfach wie der iPotega.

    Noch nicht campiert?!

    Die Antischokke hat es in ihr Blog geschrieben “Your BarCamp needs You” und ich muß gestehen, daß ich mich zum BarCamp Cologne 3 zwar angemeldet, aber danach - mit der Ausnahme des bcc3-Buttons oben in der Sidebar - auf ebendieser Anmeldung auch ausgeruht habe. (Wie ja überall zu lesen gewesen ist, hat es gerade einmal fünfzehn Minuten gedauert, bis die Veranstaltung ausgebucht gewesen ist.) Hier also der Hinweis mit Banner: Ich werde da sein und ein paar Sponsoren mehr wären auch nicht schlecht. Das wird toll, ich freu mich drauf.

    Das Netz ist derzeit überall Thema, sogar der Express hofft, daß sich “Köln zur Internet-Hauptstadt entwickelt”. So eine gelungene ePetition gegen Internetsperren zeigt doch wwWirkung - jetzt sogar in der Politik. Das sollte natürlich nicht so weit führen, daß man sich aufgrund der vielen Kanäle nur noch mit seinem Erscheinungsbild beschäftigt, wie es die Grünen anscheinend auf auf ihrem Parteitag tun. Dafür ist ihr Werbespot zur anstehenden (ah, mein Kreuz) Europawahl der mit Abstand gelungenste.

    Die Versuche der anderen kann man sich allesamt auf politblogger.net/ anschauen. Nun sind die Dinger in erster Line für’s TV gedreht worden, denn Online-Wahlkampf funktioniert hier in Deutschland ja trotz Obama-Abguckerei nicht so wirklich.

    Wegen der in Angriff genommenen Gegenmaßnahmen hier noch drei Links zum Thema Zensursula: spreeblick.com/ zur Zensursachenforschung. dondahlmann.de/ über die zweifelhafte (Motivation der) Deutsche Kinderhilfe. Und basicthinking.de/ in Anbetracht satirischer Zweierleimaßmessung.

    Auch das noch: Hugo Chavez hat den Penis erfunden.

    neue kriege

    [caption id=“attachment_276” align=“alignleft” width=“225” caption=“fortschreitend voranschreiten”]fortschreitend voranschreiten[/caption] Arno Widmann sagt es in seinem FR-Interview mit Herfried Münkler selbst: “Das schreiben Sie seit Jahren.” Und doch sind seine Thesen in diesem Gespräch sehr gut zusammengefasst. Auch wer sie schon kennt, kann hier noch den ein oder anderen wissenswerten Fakt finden. Lesenswert, wie ich finde.

    Natürlich hat auch Herr Münkler keine Lösung für die Probleme, die er schon vor Jahren (Zeit von 2003) so treffend diagnostiziert hat. Ich würde ja sagen: Einfach nicht verrückt machen lassen. Sonst hätte der Gegner ja schon fast gewonnen.

    Der Kapitalismus hat noch alles und jeden assimiliert. Mit der Zeit.