Reklamierung
- In NRW heißt Lokalpatriotismus, sich gerne auf Kosten anderer zu amüsieren - auch, um selbst besser zur Geltung zu kommen. Gerne mit einem Schuß Antiamerikanismus.
- In NRW bleibt man am liebsten unter sich. Wäre ja noch schöner, wenn Leute aus aller Welt unsere Städte problemlos virtuell bereisen könnten, ohne wie ordentliche Touristen dafür Hotelzimmer, Speis' und Trank bezahlen zu müssen. Geschweige denn Rundfunkgebühren.
- In NRW soll sich der Bürger lieber kein eigenes Bild machen, wenn er es doch doppelt medial vermittelt bekommen kann. Qualitätsjournalismus hat seinen Preis und das allein genügt als Grund, seine Daseinsberechtigung (zumindest in öffentlich-rechtlicher Form) nicht infrage stellen zu dürfen.
you name it
Post. So im Briefkasten. Nun gut, ein Wechsel des Stromanbieters zieht solcherlei Papierkram nach sich. Aber was lese ich da auf meiner Schlußabrechnung? Liebe RheinEnergie, wie wäre es, wenn Ihr auf Atomstrom verzichtetet und dafür ein wenig mehr auf regenerative Energien setztet? Werde nämlich das Gefühl nicht los, auf diese Weise wäre man besser für die Zukunft aufgestellt, statt seinen Produkten nur fancy Namen zu geben. Von wegen alter Wein in neuen Schläuchen und so.
Aber man soll ja nicht sagen: “Das hätte ich besser hinbekommen."
making a movie
Gregory Ferembach hat vier plakative Werbevarianten eines Flowcharts für den französischen Sender canal+ gestaltet.
It’s complicated. via
ein Fall von
Ralf Richter engagiert sich gegen Darmkrebs bzw. für Darmkrebsvorsorge.
Das ist sicher ein ehrenwertes Anliegen und ich möchte hier auch gar nicht über Idee und Umsetzung dieses Flyers reden, der seit einigen Tagen in Kölner Straßenbahnen hängt.
Das Motiv, diese Flyer dann in der Bahn hängend, für Plakatwände und Litfaßsäulen zu adaptieren, ist allerdings an Einfallslosigkeit kaum zu überbieten. “Konzept & Design: e-mediad GmbH”.
Sogar die oben bereits verlinkte Website koelner-gegen-darmkrebs.de/ macht mit demselben Motiv auf. (Hier bitte Witz über Onlinienbusse einfügen.) Hinter der Kampagne steht das Darmzentrum Köln e.V. - in der Hauptsache ein Zusammenschluß von Ärzten, die ihre Praxen ja auch irgendwie vollkriegen wollen.
Verschlußsache
Als Mensch, der dem karnevalistischen Treiben gegenüber eher unaufgeschlossen ist, verbringt man zwischen Altweiber und Aschermittag in der Kölner Südstadt sehr viel Zeit allein in seiner Wohnung. Und die will natürlich totgeschlagen werden. Neben dem Schauen der ersten beiden Staffeln Bored To Death (empfehlenswert) und ein wenig gedruckter Lektüre (eher nicht so) z.B. mit Alkohol. Und da gibt es doch diese albernen Goldnetze um vornehmlich spanische Rotweinflaschen. Ich also mal nicht gegoogelt, sondern die Sache selbst abgewickelt. Und falls es jemanden interessiert: Herausgekommen sind vier einzelne Drahtstücke mit jeweils einer Länge von achtzig Centimetern.
Und wenn ich gerade dabeibin: Die Geschichte der Verpackungen von Hygieneartikeln ist eine Geschichte voller Mißverständnisse. Von während des Reisetransports versifften Kulturtäschchen will ich gar nicht erst anfangen. Wer schon einmal versucht hat, unter dem Wasserhahn des Hotelbadezimmers das in alle Nähte verflossene Duschgel aus den Borsten des Zahnbürstenkopfes zu spülen, weiß, wovon ich schreibe.
Frisch vor Augen geführt hat mir diese Tatsache der Fehlkauf eines Shampoos aus der John Frieda Collection. Über das Produkt selbst kann ich nichts Schlechtes sagen: Von, angenehmer Konsistenz, säubert es mein Haupthaar tadellos und riecht dabei wohl. Eigentlich scheint das Preis-Leistungsverhältnis angemessen. An der Verpackung allerdings habe ich etwas auszusetzen. Das Öffnen des Verschlusses gestaltet sich jeden Morgen unter der Dusche zu einem unumwundenen Drahtseilakt, der mir sogar einmal einen dezent blutenden Daumen verursacht hat.
Ein zu schweres Öffnen ist also auch nicht gewünscht. So benutze ich beispielsweise Axe Duschgel nahezu einzig und allein wegen des praktischen, gut ausgepegelten Verschlusses seiner zuletzt überarbeiteten Verpackung. Jedenfalls wohl kaum wegen seines Geruchs, in diesem Marktsegment nahe der unteren Preisgrenze tun sich die unterschiedlichen diversen Produkte nicht viel. Eigentlich stelle ich doch relativ geringe Ansprüche. Und ja, ich benutze Axe sogar trotz seiner stets sexistischen und immer weniger lustigen Werbekampagnen. Image ist schließlich nicht alles.
Plakativer geht's nicht
Nein, das wird nicht just another Google StreetView blog. Doch nun bin ich ja auch teilweise Werber und da ist mir heute morgen beim Umsteigen am Wiener Platz folgendes CityLight ins Auge gefallen. Hatte ich zwar schon getwittert, aber es kann kaum schaden, den ein oder anderen Punkt zu verdeutlichen, wieso ich das Plakat nicht mag. Wenn man nämlich die Suche anwirft, dann findet man den einen oder die andere, derdie das ganz witzig zu finden scheint.
Vorweg // Ich nutze so einige der praktischen Services von Google. Deren eifrige Datensammlungen finde ich nun alles andere toll, aber ich nehme sie in Kauf, damit ich für diese Dienste nichts bezahlen muß. Allerdings sollte man sich immer bewußt sein, daß man, wenn es etwas gratis gibt, nicht der Kunde, sondern die Ware ist. Vor allem, wenn Verleger mal wieder über die Kostenlos-Kultur des Internets lamentieren.
Ein öffentlich-rechtlicher Sender wie der WDR steht natürlich ganz anders da. Hat aber scheinbar nichts Besseres zu tun, als einen Teil der Gebühren, durch welche sich die Rundfunkanstalt finanziert, für einen hämischen Reklameschnellschuß auszugeben. Das gefällt mir in mehrfacher Hinsicht nicht.
Die Gründe:
Über Panoramafreiheit und für wen welche Gesetze wie gelten sollen, rede ich gar nicht. Renne auch nicht konterknipsend durch die Straßen Kölns, bin ja nun nicht gerade der größte Google-Freund. Und über die von den Altmedien angezettelte (ja, Zettelwirtschaft, Papier/Print), revanchistische Verpixelungshysterie bei StreetView rege ich mich auch nicht auf; es gibt es ja Alternativen.
Kugelförmlich
Ach Stern, wie gerne würde ich behaupten, Du hättest den Schuß nicht gehört. Denn das ist nicht Dein Ernst, oder?
Dass jetzt eine mitten im Leben stehende Anwältin mehreren Menschen das Leben nimmt, bevor sie selbst erschossen wird, gibt erstmalig in Deutschland den Gegnern der Killerspieldebatte ein Argument an die Hand.
Nachtrag // Das bildblog.de/ hat dankenswerterweise mal die Verhältnisse beim Stern zurecht gerückt, auch wenn “Selber!” natürlich kein valides Argument ist. Die Scheinheiligkeit, mit welcher in solchen Fällen verfahren wird, macht es allerdings schon deutlich.
Nachträger // Ganz albern: “RT @Scytale: (…) Der Stern-Twitter-Aufreger wg. Lörrach ist vom Stern-Twitter-Aufreger wg. Winnenden geklaut: http://is.gd/fmBoc thx @vogonjeltz” Zeigt doch ganz schön, wie man es sich in seiner Entrüstung gemütlich machen kann.
Sonst so? Amir Kassaei gibt sueddeutsche.de/ ein Interview, das vielleicht nicht nur Werber interessiert. Und falls doch, ist das immer noch genug.
Keine Kunde
[caption id=“attachment_1421” align=“alignleft” width=“480” caption=“Anti-Werbung”][/caption]
Ich bin ja nun wahrlich kein großer Freund von Politikerbeschimpfungen. Zumindest nicht im Sinne von “Die da oben machen sowieso was sie wollen!" Ständig über Diäten meckern und nichts als Häme übrighaben, wenn jemand mal fachunkenntnisreich ins Klo greift. Aber gerade die verlinkte Silvana Koch-Mehrin ist nun schon mit einem anderen Ausrutscher in die Schlagzeilen gekommen. So hat es kurz vor der Wahl 2008 eine Fleißdebatte um die FDP-Abgeordnete des Europaparlaments gegeben - besonders heikel bei der Höhe ihrer Zubrötchen, wie ich finde. (Wieviel mehr perserverweise Wirtschaftsbosse verdienen, sei jetzt mal außen vorgelassen.)
Und dann diese Billboard-Ad aus den U.S.A., genauer Ohio. Congressman John Boehner ist also ein bißchen zu oft golfen gewesen, bis hier nichts Besonderes. Nun ist dieses Plakat aber nicht, wie man als Deutscher schnell vermutet, Teil einer augenaufreißerischen Kampagne, mit der ein Boulevardblättchen nicht nur seine Auflage, sondern auch gleichzeitig die Politikverdrossenheit steigern möchte. In unserem Land undenkbar, doch so geht in Amerika ein Politiker den anderen an - bzw. dessen PAC.
Nun kann man entweder viel darüber spekulieren, inwieweit das an der Zweiparteienlandschaft des US-Systems liegt, in der man sich um Koalitionen nicht zu scheren braucht. Oder man wundert sich einmal an einem konkreten Beispiel, wie das mit der Parteienfinanzierung so läuft, wenn die Wahlkämpfer lediglich auf Spenden angewiesen sind.
www.youtube.com/watch (Kühe via)
Und wenn wir schon bei Werbung sind: Ich hätte da noch ein nicht ganz so einfaches Briefing. Gibt auch was zu gewinnen. Außer Fame.
Des Sprudels Kern
Was ich so mache, wenn mir im Urlaub langweilig ist: Zum Beispiel eMails schreiben. In diesem Fall an einige in der deutschen Blogosphäre wohlgelittene Mitglieder eines bekannten Publikationsnetzwerks, welches in seinen Kernblogs mit Schleichwerbung für ein Mineralwasser einigen Leuten, sagen wir mal, übel aufgestoßen ist. Hier die vor wenigen Minuten versendete Mail im Wortlaut:
Sehr geehrtes Mitglied des Glam Publisher Networks,
vielleicht, nein wahrscheinlich sogar, wissen Sie ja, dass der Investigativblogger Mathias Richel in mehreren Beiträgen sowohl des “Glam FASHION Blogs” als auch des “Glam BEAUTY Blogs” rund um die Fashion Week Berlin Ihres Partners glam.de/ die Wasser-Marke “Vöslauer” mehr oder weniger geschickt im redaktionellen Kontext platziert gefunden hat, ohne dass darauf hingewiesen worden wäre.
Den betreffenden Beitrag finden Sie hier: http://is.gd/dBUJl.
Meine Fragen dazu: * Wie wichtig ist Ihnen die Trennung von Werbung und redaktionellem Inhalt, auch bei Ihrem Vermarktungspartner? * Warum haben Sie sich zu diesem unlauteren Vöslauer-Engagement in Glam-Blogs nicht öffentlich geäußert? * Stört es Sie nicht, dass von Ihrem Partner für das Clipping bewusst Falschaussagen zu Gunsten der Vöslauer-Platzierung getroffen worden sind, die erst später korrigiert worden sind? (Stichwort Camper-Frühstück)
Über eine zeitnahe Antwort würde ich mich sehr freuen. Darüber hinaus möchte ich Sie noch darauf hinweisen, dass ich die Mail und Ihre möglichen Antworten veröffentlichen werde.
Mit freundlichen Grüßen Hendrik Spree
Ich bezweifle ja, daß jemand der Angeschriebenen so dämlich ist, auf meine dahingerülpste Mail zu antworten. Versteht mich nicht falsch: Ich finde die Aktion von Vöslauer und glam.de/ alles andere als korrekt, aber man kann es mit der Aufregerei auch übertreiben. Und das sage ich als Typ, der sonst auch gerne das Maul aufreißt.
Update // Das nenne ich gute Reaktionszeit! Hier also die ersten Antworten von amypink.com/ …
Hallo Hendrik,meine persönliche und ehrliche Antwort, warum wir uns wegen diesem digitalen Waterloo nicht öffentlich geäußert haben:
Weil es uns ziemlich am Arsch vorbei geht.
Du darfst mich gerne so zitieren, das hilft unserem Image mal wieder auf die Sprünge.
Viele Grüße aus Berlin, dein Marcel
… und nerdcore.de/:
Hi Hendrik, hatte ich am Rande mitbekommen, aber ehrlich gesagt interessiert mich mein Vermarkter nur so weit, wie er Banner schaltet und entsprechend zahlt. Das sonstige Geschäftsgebaren ist zwar doof, tangiert mich aber wortwörtlich nur periphär ;)“Wie wichtig ist Ihnen die Trennung von Werbung und redaktionellem Inhalt, auch bei Ihrem Vermarktungspartner?”
Siehe oben: Bei mir gibts ne klare Trennung, was die bei sich treiben ist mir wuppe.
“Warum haben Sie sich zu diesem unlauteren Vöslauer-Engagement in Glam-Blogs nicht öffentlich geäußert?”
Weil’s mich nicht interessiert und das Thema, mit Verlaub, gähnend langweilig ist ;)
“Stört es Sie nicht, dass von Ihrem Partner für das Clipping bewusst Falschaussagen zu Gunsten der Vöslauer-Platzierung getroffen worden sind, die erst später korrigiert worden sind? (Stichwort Camper-Frühstück)”
Sagen wir’s mal so: Mein Bild von Glam hat sich verfestigt. Aber auch das ist mir ziemlich egal, ich stehe mit denen praktisch nicht in Kontakt und die Vermarktung läuft weitgehend automatisiert ab. Was da sonst läuft, ist mir wuppe.
lg René
Find' ich gut. Sehr sympathisch.
Noch ein Update // Auch von sexdrugsblognroll.com/ ist eine Antwort eingetroffen:
Hey Hendrick,eigentlich wollte ich die Mail ja an die zuständige sdbr-Mineralwasser-Redaktion weiterleiten, da sich unser Kohlensäure-Ressort aber bedauerlichweise gerade in einem Marketing-Bootcamp in einem abgelegenen Dschungel aufhält, kommt die Antwort von mir.
Glam kümmert sich um unsere Bannerwerbung, wir um unsere Inhalte. Das ist alles. Ansonsten stehen wir nicht mal an der Haltestelle des Busses, in dem die Leute sitzen, die das Sprudelthema interessiert. :)
Liebe Grüße Lia
Viel später // Am 28.07.2011 dann dieser Artikel auf focus.de/ - Vöslauer ist geschmacklich von der Stiftung Warentest mit mangelhaft bewertet worden.
Unter der Zeitlupe
Okay, so Tischfußballtricks hat jeder schon einmal gesehen, den ein oder anderen vielleicht so gar in echt und ungefaket. Und die Verlinkung innerhalb von YouTube-Videos ist jetzt auch (spätestens seit Chad, Matt und Rob) nicht mehr der fresh move. Aber wie man sich am Ende des Nokia-Spots alle Tricks noch einmal gesondert anschauen kann (inklusive Behind the Scenes), das ist schon ziemlich smart und doch unaufgeregt gemacht. Und das Thema Fußball zieht in WM- und BAC-Zeiten immer, wahrscheinlich auch bei Leuten, die weniger Kickerfan sind als ich.
Ansonsten gilt: Was Hunter S. Thompson sagt.
*Odorono
Verkaufsargumente / The Who Sell Out ist ein großartiges Album, keine Frage. Zusammen mit dem Plattencover, also genauer: dem Zeug, daß sich Pete Townshend da unter die Achsel schmiert, fand ich von all dem verstörenden Kram darauf und darum, dem Mix als überlaunische Radiosendung, diesen Song am allerallerseltsamsten. Allerdings wußte ich bis heute nicht, daß dieses Deodorant wohl mal echt große Nummer im körperhygienischen Produktsektor gespielt hat. Ist eben vor meiner Zeit gewesen.
Neben dieser Reklame finden sich noch jede Menge anderer Beispiele im Netz.
Und ich finde übrigens - besonders, seit der Plattenspieler im Wohnzimmer dank Verstärkerwechsel wieder funktioniert - mein Vater könnte mir jetzt schon seine nahezu komplette Sammlung aller Erstpressungen von The Who, Procul Harum und Jimi Hendrix vererben. Bei meinen Eltern steht nämlich nicht einmal mehr ein CD-Player in der Wohnung.
"Akustische Markenführung" my ass!
Die meisten von Euch erinnern sich wahrscheinlich noch an die schrägen BiFi-Spots, sind mittlerweile auch schon ein paar Jährchen alt. Anfang des Jahrtausends hat die Londoner Agentur Bartle Bogle Hegarty damit den Versuch unternommen, der Marke ein frecheres Image angedeihen zu lassen. Hat wohl irgendwie nicht wirklich geklappt; zwar ist rund um die Mitarbeiter der Firma ZOMTEC hier und da mal das Wort “Kult” in den Mund genommen worden (und man hat es wahrlich schon in unpassenderen Momenten gehört), auf das beworbene Produkt BiFi hat dieser Funke aber wohl nicht so recht überspringen wollen. Nunja, jetzt hat man Bastian Schweinsteiger als Testimonial…
Darum soll es hier auch gar nicht gehen. Ich möchte Eure Aufmerksamkeit auf ein kleines Detail lenken, daß mir gestern - ich weiß nicht, warum - plötzlich aus heiterem Himmel eingefallen ist. Nicht aufgefallen, denn ich habe nur an die Spots gedacht und sie mir erst später angesehen. Noch bevor jede Marke plötzlich ein Soundlogo als Abbinder für ihre Werbespots gebraucht hat, da hat das gesungene “Zomtec!” diesen Trend bereits in vorweggenommener Weise verarscht. Find ich gut.