religion
omfNEg!
Ich muß schon sagen, diese Fragen zum Atheismus der von mir ansonsten sehr geschätzten Antje Schrupp haben für mich schon einen etwas unangenehmen Beigeschmack. Sie erinnern mich ein wenig an das neugierig-vorwitzige Interesse von Heten an Homos. Ich möchte die Fragen deshalb nicht beantworten, sondern mit Gegenfragen auf sie reagieren.
Bezeichnet Ihr Euch aktiv als “schwul”? Bei welchen Gelegenheiten?
Wie seid Ihr schwul geworden? Seid Ihr von selbst frauf gekommen oder haben Euch andere dazu verführt? Wer? Ist es eine bewußte Entscheidung zu einem bestimmten Zeitpunkt oder eher ein schleichender Prozess gewesen?
Sind die Leute in eurem Bekannten-/Freundeskreis auch überwiegend schwul? Ist das ein Thema im privaten Kontakt?
Welche Rolle hat die Ablehnung bzw. die Kritik an der heterosexuellen Beziehungsmatrix (Pärchenabende etc.) bei Eurem Coming-out gespielt?
Würdet Ihr sagen, dass sich der Sinn von “Sex” nicht auf “Fortpflanzung” beschränkt? Warum nicht? - Oder haltet Ihr es für prinzipiell problematisch, in “diese Welt” Kinder zu setzen? Warum?
Spielt das Schwulsein in Eurem Alltag eine Rolle? Beeinflusst es Euer Handeln? Wann/wo zum Beispiel?
Ich muß gestehen, daß ich die unter dem Artikel entspinnende Diskussion nur sehr quer gelesen habe. (Bin ich eigentlich zu blöd, einzelne Kommentare zu verlinken?) Jedenfalls scheine ich nicht alleine mit meinem Unbehagen zu sein. Man kommt sich doch ein wenig vor wie im Zoo zur Schau gestellt. Und dieser Rechtfertigungskommentar von Antje weiter unten macht die Sache zumindest nicht besser. Die hegemoniale Leitkultur läßt grüßen.
Nun, Sie haben völlig recht, dass meine Fragen kontextuell sind. Würden wir in einer seit Jahrtausenden vom Einhornismus maßgeblich geprägten Kultur leben, wären die von Ihnen polemisch gestellten Fragen vollkommen sinnvoll und längst nicht so quatschig, wie sie sich hier lesen (nämlich in eine Kultur, in der der Einhornismus nur ein theoretisches Konstrukt ohne jeden Realitätsbezug ist). Überzeugungen und Ansichten entwickeln sich immer in einer gegenseitigen Beeinflussung mit anderen Überzeugungen und Ansichten, das gilt für den Atheismus genauso wie für alles andere. Und deshalb finde ich meine Fragen gar nicht so absurd – wobei es ja schon reicht, dass ICH an Gott glaube, und mich deshalb interessiert, warum andere das nicht tun, wohingegen der Einhornismus mir persönlich vollkommen egal ist.
Ich sehe das naturgemäß anders, aber ein Nachtragspost zum Thema läßt mich immerhin von einem schlechten, geschmacklosen Witz über verletzte Gefühle absehen.
Nebelwerfer
Unglaublich, wie dieser Artikel im Rheinischen Merkur die Fakten verdreht. Die Kirche hat ein wenig an ihrer PR verbessert, Kirchentage zu modernen Events umgestaltet, usw. “Das Jahrzehnt der Religion” - wirklich ungläubiges Staunen während der Lektüre, aber im letzten Absatz des Textes wird es dann doch kleinlaut zugegeben. Wenn das alles nur Ansichtssachen wären, dann wären Vorschläge wie etwa der einer “Ethik-Steuer, um Austritte zu bremsen” wohl kaum nötig. Genauso unnötig wie der Bindestrich in der zitierten Überschrift, liebe taz, auch wenn ich inhaltlich dem Geschriebenen vollkommen zustimmen kann.
Auf was man so zwischen Weihnachten und Silvester alles reagiert, daß einem sonst am Arsch vorbeigehen würde. Dabei gäbe es doch viel sinnvollere Feiertage. Ich bin zwar jahrelang einzig aus Faulheit nicht aus der Kirche ausgetreten und finde ja, überzeugte Atheisten legen in ihrem Auftreten oft selbst etwas zuviel missionarischen Eifer an den Tag. Trotzdem möchte ich weges des in ein paar Stunden zuende gehenden Darwin-Jahres noch einmal auf die Forderung nach einem Evolution Day hinweisen.
Nur, falls jemand noch einen guten Vorsatz braucht. Das gilt nicht nur für die Branchenbuddies aus dem Brand Camp, diese Regel sollten sich viele Leute zu eigen machen.
In diesem Sinne…
Besorger
Hat sich irgendjemand das Dossier über Weblogs aus der Süddeutschen besorgt?
Daniel Erk debütiert auf stefan-niggemeier.de/. Ich habe das mal kommentiert.
Stuckrad-Barre liebt Zeitungen. Und muß diese Erklärung in die Welt blasen.
Eine Idee, wie die Kirche mehr Follower, also Leben in die Bude bekommen könnte.
10 gebote 2.0
Und so lauten die neuen 10 Gebote laut @Jahwe im Wortlaut:
2.1 Ich bin dein HERR, der dich aus Web 1.0 geführt hat. Du sollst keine anderen Printgötter neben mir haben.
2.2 Du sollst den Avatar des HERRN nicht mißbrauchen oder seine persönlichen Daten vorratsspeichern.
2.3 Du sollst am Sabbat die Schöpfung des HERRN mit 5 Sternen raten.
2.4 Du sollst deine A-Eltern ehren und gedenken, dass du ein B-Kind bist. Respektiere ihr Urheberrecht.
2.5 Du sollst nicht flamen.
2.6 Du sollst deine Ehefrau nicht entfollowen.
2.7 Du sollst nicht raubkopieren und copy&pasten.
2.8 Du sollst nicht faken.
2.9 Du sollst nicht deine Frau unter Creative Commons lizenzieren.
2.10 Du sollst begehren deines Nächsten Gadgets.
Ich habe mir blasphemischerweise erlaubt, die Punktuation in den einzelnen Geboten einander anzugleichen. Bei der Zählweise (2.10?) bin ich mir nicht so sicher, hoffe aber, dem Zorn Gottes entgehen zu können, auch wenn ich noch eine ketzerische Frage habe: “Hat Jahwe im letzten Gebot etwa ein ‘nicht’ vergessen?” (Dieser Post ist eine Art Update zu dem hier.)
Jünger, Unernst
Ich bin nicht religiös, würde mich sogar eher als Atheist, denn als Agnostiker bezeichnen. Ganz ironisch ist das Bild unten dennoch nicht zu verstehen. Auch wenn ich nicht an Gott glaube, habe ich doch weite Teile der Bibel gelesen. Religion ist halt ein wesentlicher Bestandteil der Kultur, viele Kunstwerke lassen sich gar nicht richtig bzw. vollständig verstehen, wenn man den religiösen Bezug nicht kennt. Und Jesus täte gut daran zu twittern, statt die christliche Botschaft über Medien (d. i. die Kirche+) zu verkünden. Ich will hier ja nicht wieder mit Obamas Online-Wahlkampf und dem Schimpfen der Print- und TV-Journalisten auf das Internet anfangen, aber die Parallelen sind da.
Ich habe auch so gut wie nie eine eCard verschickt. Jetzt verschicke ich kaum noch eMails, also erst recht keine eCards mehr. Ich kommuniziere während der Arbeit über Skype und mit Freunden über das sogenannte Web 2.0 (Twitter, Facebook, Brightkite, aka-aki). Da versendet man höchstens Links. Oder postet es - wie hier und jetzt - direkt in seinem Blog.
Die NYTimes hat das verstanden, die FAZ schreibt immerhin schon drüber.