schauspielhaus

    Ohren/Rohr

    Ist zwar schon eine halbe Netzewigkeit her, aber ich habe mich gerade an den von @kcpr getwitterten Hinweis auf diesen Artikel beim businessinsider.com/ erinnert. Die beiden Kernaussagen hier kurz zitiert:

    "Content is King" -- no longer. Today, the world has changed. "Curation Is King." "Andy Warhol was wrong. We're not going to be famous for 15 minutes. We're each going to be famous for 15 People."

    Fünfzehn Freunde, die mich (mehr oder weniger) gut leiden konnten, hatte ich auch schon, bevor ich im Internet unterwegs gewesen bin. Das Wort “berühmt” scheint mir in diesem Zusammenhang unpassend, vielleicht ist schon der Spruch, das Versprechen des Pop-Artisten schief gewählt gewesen. Noch wahrscheinlicher ist allerdings, daß er/es nur wirklich Sinn macht, wenn man ihn/es nicht als Alleinvertretungsanspruch versteht. Die etablierten Massenmedien bröckeln ein wenig, sicher. Aber Blogs, Tweets, etc. werden immer nur eine Ergänzung sein, die großen Publikationen werden auf absehbare Zeit nicht zu ersetzen sein. Die Klage, daß sich die Netzpublizisten neuerer Prägung zuwenig untereinander verlinken und die meisten doch nur auf Spiegel Online & Konsorten verweisen, sich an FAZ.net abarbeiten, dieses Wehgeschrei ist symptomatisch. Wie oft und regelmäßig auch die Diagnose Selbstbezogenheit (Blogger bloggen über’s Bloggen.) gestellt wird, eine gesunde Reichweite folgt daraus nicht automatisch. Die wenigsten bekommen ein Stück vom Kuchen ab.

    Man möchte einwerfwenden: Für den einzelnen Contentproduzenten ist das gut so. Weil es theoretisch Unabhängigkeit fördert. Wenn die Leute aufgrund selbstverschuldeter Klickzahlenhörigkeit nicht trotzdem lauter Gefälligkeiten posten würden. Man möchte auch in seinem virtuellen Freundeskreis beliebt sein. Was aber ist mit dem großen Ganzen? Selbst der eifrigste Blogger liest mehr als er schreibt. Warum das oben zitierte Postulat höchstens seine tendenzielle Richtigkeit hat, läßt sich gerade an Fußballübertragungen ablesen. Selbst jemand, den der Sport nicht interessiert, schaut sich die Spiele an, aus dem einfachen Grund, weil alle es tun. Früher hat man ja oft nur deshalb ferngesehen, um am nächsten Tag ein Gesprächsthema in der Büroküche zu haben. Und auch heute würde wahrscheinlich so manch einer den sonntäglichen Tatort gar nicht einschalten, wenn nicht die Möglichkeit bestünde, zugleich via Twitter über das zu kommunizieren, was da über den Bildschirm flimmert.

    Relevance is king. Reception is king.

    Was für einen selbst relevant ist, das bestimmt - zum Glück! - jeder einzelne. Aber was in einer Gesellschaft als relevant wahrgenommen wird, läßt sich doch in der Regel an Mehrheitsdiskursen festmachen. Es ist damit nicht gesagt, daß etwa Springerpresse und RTL bis in alle Ewigkeiten die vorherrschenden Meinungsbildungsverkörperungen bleiben müssen. Aber so wie es seit Warhol neben zahlreichen OneHitWondern und im Viertelstundentakt verglühenden Starschnüppchen auch echte Berühmtheiten gegeben hat, so werden sich auch im Internet Leitmedien herausbilden, es gibt sie ja schon. Es liegt in der Kultur der Sache, daß der eine mehr Follower und Reader hat als der andere, ansonsten wäre eine themen- bis allesübergreifende Verständigung untereinander kaum möglich. Ein Babel.

    Mich interessiert allerdings in den seltensten Fällen, warum jemand anderes etwas ins Internet schreibt und was er mir damit sagen will. Wichtig ist für mich, was bei mir ankommt. Wieso es mich angeht.

    Ich bin am Freitag bei Spex Live gewesen. Morgen geht es zur Verleihung des Grimme Online Awards. Und ich danke dem Schauspielhaus Köln, daß es Gob Squads Revolution Now! auf den ebenfalls fußballfreien Donnerstag gelegt hat. Freitag in der Früh dann per Zug nach Hamburg zum Bauer Agency Cup.

    Von Fensterbänklern und Motorrädelsführern

    Über 50.000 Unterschriften sind in Köln für den Erhalt und die Sanierung anstelle von Abriß und Neubau des Schauspielhauses zusammengekommen. Es wird also aller Wahrscheinlichkeit nach demnächst zu einem Bürgerentscheid kommen, denn daß in der nächsten Ratssitzung Ende März das Bürgerbegehren angenommen wird, wo man doch im Dezember den Abriß des denkmalgeschützten Theaterbaus beschlossen hatte, das glaubt trotz des damals relativ knappen Abstimmungsergebnises kaum jemand.

    Elfter März, gestern das Hot Chip-Konzert vor ein paar Tagen war ziemlich meta, so seltsam das klingt. Ich glaube, wenn man die Lieder von den Alben her nicht kannte, dann war der Auftritt nur der halbe Spaß. Man könnte aber auch einfach sagen, daß sie ihre Lieder in teilweise ziemlich komischen Versionen gespielt haben. Quasi Eigencover, oder so. Der Kölner Tourstop zur Platte davor hat mir jedenfalls besser gefallen. Aber die Band besitzt Humor, wie man im Clip zur neuen Single sehen kann. Ob der Witz aber (trotz Lasern) über drei Minuten hält, möge jeder selbst entscheiden. Ich für meinen Teil binde lieber dieses Video (via nomnomnom.de/) in den Post ein. Ziemlich zusammenhanglos? Musik und Spaß im Bild müssen reichen. “Where my gerunds at?”

    vor/bereit

    Überstanden. Fünf Tage Frischluft Fehlanzeige. Denn von Weiberfastnacht (Donnerstag) bis Aschermittwoch traue ich mich in Köln nicht auf die Straße, weil ich Angst habe, mir meine sowieso schon äußerst wackelige Nächstenliebe auf die nächsten Monate hinauf vollelends zu versauen. Dabei gab es dieses Jahr sogar einen vernünftigen Grund, wenigstens einen Wagen auf dem Rosenmontagszug zu supporten. Ich hoffe doch sehr, daß bis zum 17. März die für ein Bürgerbegehen nötigen 23.164 Unterschriften zusammenkommen, um den Abriß des Schauspielhauses zu verhindern. Denn es kann einfach nicht sein, daß einerseits - gegen den Willen der direkt Betroffenen - für ein städtebauliches Prestigeprojekt das Geld zum Fenster rausgeworfen wird, auf der anderen Seite beim Kulturetat Millionen eingespart werden sollen. Daß sich öffentlicher Protest, etwa organisiert durch mutzukultur.de/, auch auf einer Eventseite bei Facebook manifestiert, ist selbstverständlich zu begrüßen. Ich habe mir das kleine Banner rechts in der Sidebar vor ein paar Tagen noch in Eigenarbeit per Screenshot erstellen müssen. Nur ist es natürlich wichtig, daß auch real unterschrieben wird, nur “become a fan” klicken reicht nicht. Denn es könnte knapp werden - bis jetzt sind gut 15.000 Unterschriften eingesammelt worden.

    Doch sollte man über die großen Aufreger die kleineren Übel nicht vergessen. (Ja, ich hatte über Karneval jede Menge Zeit.) Alles eine Frage der Relationen, aber auf den Big Bang wartet heute wohl keiner mehr. Heutzutage, zwanzig Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges, ist es nicht mehr das Szenario Atombombe, sondern man versucht, mit der AndieWandmalerei der Bedrohung durch terroristische Anschläge die Leute in Angst und Schrecken zu versetzen. Von der Rolle der Regierung für die eigene Bevölkerung will ich gar nicht erst anfangen, sonst endet das hier noch in Verschwörungstheoriesuppen- unschlüsseligkeiten.

    Buchpreisbindung

    Kategorie Belletristik // „Georgs Sorgen um die Vergangenheit“, „Roman unserer Kindheit“, „Die Zeitwaage“ und „Luft und Liebe“. Wenn ich die anderen Titel nur lese, wird mir speiübel.

    Verschluckt: noch ein Aufruf.

    chance 2008 - vertan

    Bereits gestern auf der westen.de/ gelesen, aber erst heute Zeit gefunden, darüber zu bloggen.

    Die Bewerbung von Christoph Schlingensief im Team mit Armin Petras um die Intendanz am Bochumer Schauspielhaus ist jedenfalls bisher völlig an mir vorbeigegangen. Vor ein paar Tagen habe ich irgendwo gelesen, daß die Entscheidung für Anselm Weber als Nachfolger von Elmar Goerden gefallen zu sein scheint (hier der Artikel auf ruhrnachrichten.de/).

    Unglaublich, was für eine Chance sich die Stadt Bochum da hat entgehen lassen! Ich bin nie ein Goerden-Fan gewesen, aber Weber ist alles andere als eine gute Lösung. Kann den Äußerungen Schlingensiefs in dem oben verlinkten Interview nur zustimmen.

    Was für eine Provinzposse!

    Das ganze sieht für mich aus wie eine Ruhrpottkungelei und erinnert mich sehr an den FC Bayern München, der direkten Ligakonkurrenten die Spieler wegkauft und meint, mit dieser Taktik in der europäischen Spitzenklasse mithalten zu können. Wie man sieht, läuft das so nicht. Ich rege mich wirklich auf; zu Zeiten von Haußmann und teilweise noch Hartmann bin ich sehr gerne ins Bochumer Schauspielhaus gegangen. Aber ich wohne da ja (zum Glück) nicht mehr.