tv

    lager/feuer

    Als alter Suchtbolzen bin ich gestern Abend direkt mit Beginn des Abspanns von The Wrestler quasi ans offene Küchenfenster gesprintet, um eine Zigarette zu rauchen. Und habe mich gefreut, daß Bruce Springsteen trotzdem für mich gesungen hat - nämlich quer über den Hinterhof aus einer gegenüberliegenden Wohnung.

    Ich habe schon einmal etwas darüber geschrieben, daß man TV vielleicht nicht in erster Linie, aber sicher zu einem Großteil nicht wegen des Inhalts glotzt, sondern wegen der Anschlußmöglichkeiten. Mit dem Wissen um die Begrenztheit von (naja: guten) Programmen reicht allein Möglichkeit, jemand könnte sich gestern diesen oder jenen Film ebenfalls angesehen haben, um miteinander ins Gespräch zu kommen. “Hast Du gestern The Wrestler geguckt?"

    Streng genommen liest man Zeitung nicht um sich zu informieren, was in der Welt passiert. Man liest Zeitung um sich darüber zu informieren, worüber andere sich informieren, wenn sie in der Zeitung lesen, was in der Welt passiert. Und diese Funktion wird durch das Internet nicht ersetzt.
    (Zitat Stefan Schulz, via pool.pauneu.de/)

    Kontrastischer konnte der Unterschied gestern kaum sein: vor Aronofskys Film in der ARD habe ich mir das Finale von Germany’s Next Topmodel angesehen. Und zeitgleich auf Twitter verfolgt. Braucht man ja nicht mehr viel Worte drüber zu verlieren, eins reicht: Tatort. Und genau in diesem Stil vermuten manche das Fernsehen der Zukunft, die Community/Fanbase trifft sich im Netz, um sich noch während der laufenden Sendung über selbige auszutauschen. Comenta.TV aus Südamerika, home of the telenovelas, könnte ein vielversprechender Ansatz dafür sein.

    Zumindest übergangsweise. Denn man fragt sich schon heute, wie lange es noch dauert, bis 1st und 2nd screen die Rollen tauschen. Bewegtbild ist - egal wie schnell die Szenenfolgen in Zukunft noch aneinander geschnitten werden - einfach viel zu langsam. Selbst unter einer Minute Filmlänge zu langatmig. Hat nicht jeder schon einmal auf das Vimeo-Herzchen oder den YouTube-Daumen geklickt, quasi als Entschuldigung, sich das Video nicht zuende angeschaut zu haben?

    On the internet memes are the new TV.

    Längst hat das Internet seine eigene Form von Kommunikationsanschlußverfahren: der Name dieser Kulturtechnik lautet Meme. Und wie schnell deren Halbwertszeit bemessen ist, kann man sich in dieser Übersicht der zu durchlaufenden Stadien ganz gut vergegenwärtigen. Beim textlichen Durchlauferhitzer Twitter können das Hashtags wie #einbuchstabendanebentiere sein. Oder auf anderen Plattformen wie Tumblr, Facebook, … zum Beispiel auch Bilder.

    Anders als etwa bei einer Fernsehserie braucht man sich nicht lange in komplexe Handlungen hineindenken. So ein Meme ist in Sekundenschnelle begriffen; man versteht es sofort und kann ohne Umstände mitreden. Nicht umsonst leitet sich der Begriff von der Dawkins kleinsten Gedankeneinheit ab. Vielleicht liege ich aber auch falsch und es sind nicht Meme, sondern Verschwörungstheorien, die im Internet dem Fernsehen den Rang ablaufen. And by the way: Zapping is back! Alsoll heißen, kann man jetzt online gucken.

    innovativ ist anders

    Der Spruch unten mag ja ganz witzig sein, aber solange solche “Ideen” wie wild retweetet werden, habe ich keinen Zweifel an der noch sehr lange währenden Leitmedialität des Fernsehens. Und das liegt nicht daran, daß öffentlich-rechtlicher Rundfunk oder Privatsender so ein unfassbar tolles Programm hinlegen würden. Sondern daran, daß sich die (dt.) Webszene lieber an televisionären Altmedien abarbeitet (wahlweise in Form von Satire oder Rant), statt mal was eigenes auf die Tischbeine zu stellen. Nee, bleib mal am Schreibtisch sitzen, Blogosphäre, ich mach schon auf. Oh, die re:publica XI steht vor der Tür.

    Das Format wäre bestimmt einen Deutschen Webvideopreis wert. Bei Knüwer immerhin ein wenig Abwechslung, sieht der Mann doch in der Regel seine Aufgabe einzig darin, Zeitungsverlagen zu erzählen, was sie alles falschmachen. Natürlich völlig unabhängig davon hier zwei längere Absätze aus Emile Zolas Auftaktroman zu seinem zwanzigbändigen Rougon-Macquart-Zyklus. Das erste Buch spielt in den gesellschaftlichen und politischen Wirren des Übergangs zur Zweiten Republik und ist mir vor ein paar Tagen mal wieder in die Hände gefallen. Es heißt Das Glück der Familie Rougon.

    Jede Partei hat ihre komischen und ihre schlechten Kerle. Antoine Macquart, von Neid und Hass verzehrt, von Rachegedanken gegen die gesamte menschlische Gesellschaft erfüllt, begrüßte die Republik wie eine glückliche Ära, in der es ihm erlaubt sein würde, seine Taschen aus dem Geldkasten des Nachbarn zu füllen und sogar den Nachbarn zu erwürgen, wenn dieser damit nicht einverstanden sein sollte. Sein Kaffeehausleben, die vielen Zeitungsartikel, die er gelesen, ohne sie zu verstehen, hatten einen fürchterlichen Schwätzer aus ihm gemacht, der die sonderbarsten politischen Ansichten der Welt zutage förderte. Man muß einmal in irgendeiner kleinen Schenke in der Provinz gehört haben, wie einer dieser Mißgünstigen, die schlecht verdauen, was sie lesen, hochtrabend daherredet, um eine Vorstellung davon zu gewinnen, zu welchem Grad böswilliger Dummheit Macquart gelangt war. Da er viel schwatzte, gedient hatte und selbstverständlich als ein schneidiger Mann galt, umringten ihn einfältige Leute und hörten ihm zu. Zwar war er kein Parteioberhaupt, doch hatte er eine kleine Gruppe von Arbeitern um sich zu sammeln gewußt, die seine neidische Wut für ehrlich überzeugte Entrüstung hielten.

    Seit den Februartagen glaubte er, ganz Plassans stehe ihm zu, und die höhnische Art, mit der er, wenn er durch die Straßen ging, die kleinen Geschäftsleute betrachtete, die erschrocken auf der Schwelle ihres Ladens standen, besagte unmißverständlich: Unsere Zeit ist jetzt gekommen, meine Schäfchen, und wir werden Euch fein tanzen lassen! Er war unglaublich frech geworden und spielte seine Rolle als Eroberer und Despot so gut, daß er nicht mehr bezahlte, was er im Café verzehrte, und daß der Besitzer, ein Schwachkopf, der bei seinem Augenrollen das Zittern bekam, niemals wagte, ihm eine Rechnung vorzulegen. Wie viele Täßchen Kaffee er zu jener Zeit trank, ließ sich gar nicht mehr berechnen. Manchmal lud er Freunde ein und schrie stundenlang, daß das Volk verhungere und daß die Reichen mit ihm teilen müßten. Er selber aber würde den Armen nicht einen Sou geschenkt haben.


    TV als Netzteil

    Es fing bei mir hiermit an: Auf nomnomnom.de/ wurde letztes Jahr 24 Stunden am Stück, zweimal rund um die Uhr ferngesehen und ein wenig zeitversetzt darüber gebloggt. Es gab stundenweise Gastautoren in Form befreundeter Blogger und für die Besucher stand neben der üblichen Kommentarfunktion ein Chat zur Verfügung. Das war alles sehr lustig und so bedauerte ich sehr, daß auf der irgendwann im dortigen Verlaufe geborenen Idee, die nächste OSCARnacht doch auf dieselbe Weise miteinander zu verbringen, leider nichts wurde.

    Das regelmäßige Liveblogging des (nicht nur ansonsten) grundsympathischen @Nilzenburgers haut mich da schon weniger vom Hocker. Warum? Mit einer (selbst von mir) als unglorreich zu bezeichnenden Ausnahme kann ich diesem Trash-TV nichts abgewinnen. Und auch die amüsantesten Kommentare zum von Harald Schmidt scheinbar unzurecht so benamten “Unterschichtenfernsehen” können die abstoßende Dumpfheit der Programme solcher Machart (zumindest meiner Meinung nach) unmöglich aufwiegen.

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    Aber selbst irgendein Spiegel-Redakteur muß sich sowas heutzutage angucken, nur um es danach erwartungsgemäß zu verreißen. Selbst ironisch ergebrochen scheint der ganze Zirkusrummel ja noch in Onlinekreisen irgendeine nicht nur mir unerklärliche Relevanz zu besitzen. Wie das andersrum ausschaut, läßt sich beispielhaft daran ablesen, auf welch unartige Weise der Fernsehsender ZDF mit einer Webumfrage uNgeht. Soviel zum gesamtgesellschaftlichen Leitmedium.

    Nun also Twitter: Ein Artikel im opak-magazin.de/ beschreibt die Situation ziemlich treffend. Ich halte mich da ziemlich raus (wieder eine Ausnahme: diesmal Fußball), schalte auch den Tatort nur äußerst unregelmäßig ein. Vielleicht bricht ja demnächst doch die Zeit an, in der ich Werbekunden ungeniert vorgeschlagen kann, obengenannte TV-Formate nicht mit “ABC präsentiert Ihnen XYZ” oder “gleich geht’s weiter mit XYZ und ABC” zu sponsorn, sondern diese Sendungen stattdessen etwa mit “statt diesem Müll ABC sollten Sie lieber XYZ” zu umblocken. Zumindest der ach so distanzierte und scheinbar gar nicht so geringe Zuschaueranteil wird es zu schmunzelschätzen wissen. Und trotzdem weiter auf der Couch hocken bleiben.

    (…so wie ich vor’m Rechner.) / Unterm Strich Weil das Thema auch schon einmal in einem vorigen Blogpost aufgetaucht ist, Hinweis auf einen Artikel in der mediaclinique. Selbst Adrian Kreye darf auf sueddeutsche.de/ so einen offensichtlich effekthascherischen Schwachsinn anprangern.

    Ich glotz' TV.

    Diesen Beitrag wollte ich schon lange schreiben. Das Dossier der dieswöchigen ZEIT nehme ich zum Anlaß, es endlich auch zu tun. Dort kann man eine ernüchternde Einschätzung zur Situation der Öffentlich-Rechten Fernsehsender lesen. Reiht sich prima ein in die Todsagungen dieses Mediums, die man täglich - vorzugsweise im Internet - beschlechtachten kann. Dieser Text hier wird leider keine wirkliche Gegenposition dazu einnehmen.

    Fernsehen heißt: sich unterhalten LASSEN

    [caption id=“attachment_1030” align=“alignright” width=“128” caption=“Logenplatz”]Logenplatz[/caption]Fernsehen ist toll. Und damit meine ich nicht den lustigen DVD-Abend mit Freunden, das Schauen der kompletten Staffel einer gerade gehypten neuen US-Serie, nicht das Public Viewing eines Fußballspiels. Um mir die Bundesliga anzuschauen, gehe ich tatsächlich gerne in die Kneipe, ob mit Freunden oder ohne. Mir geht es um das alleine (Single) oder zu zweit (Pärchen) auf der Couch rumgammeln und sich dabei vom aktuellen Fersehprogramm berieseln lassen. Man schaut sich natürlich nicht jeden Mist an, aber manchmal muß es einfach reichen, durch diese etwas über 30 Sender zu zappen und sich dann für eine Sendung zu entscheiden, weil man auch mal zu faul ist, die Fernsehzeitung überhaupt aufzuschlagen. Weil man zwar ein ganzes Regal voll DVDs hat, aber allein die Entscheidung für eine davon schon zuviel ist.

    Fernsehen heißt: darüber REDEN

    [caption id=“attachment_1028” align=“alignright” width=“128” caption=“Empfangsgerät”]Empfangsgerät[/caption]Selten ist das Programm selbst richtig gut. Man guckt es oft aus einem anderen Grund - damit man am nächsten Tag etwas zu reden hat, an der Kaffeemaschine im Büro bei der Zigarettenpause oder für einen kurzen Smalltalk in der Bahn. Die Synchronizität des Gesehenen macht es möglich. So blöd das klingt, beim Fernsehen ist man nie allein. Da kann noch soviel pseudoelitär über die Quote gelästert werden. Und gerade deshalb ist auch das Abschieben qualitativ hochwertiger Sendungen in Spartenkanäle wie 3sat oder arte ein Problem, nicht nur für mich.

    If you watch a movie backwards… (via @Ehrensenf)

    Ad Guys

    Barats & Bereta Productions nehmen die Werbebranche auf die Schippe. Sie sind damit wahrlich nicht die ersten, aber trotzdem ganz witzig. Hier ist Teil eins:

    Teil zwei: Ad Guys Episode 2 - barats and bereta

    Teil drei: Ad Guys Episode 3 - barats and bereta

    Mal schauen, ob und wie es weitergeht. Bin so mittelmäßig gespannt. Würde viel lieber Mad Men gucken, aber da ich die Serie nicht bei iTunes kaufen kann und auch keine Website finde, von der aus ich sie mir hier in Deutschland ansehen kann…

    Irgendwie Bloggerpflicht: Da war/ist was mit Bahn-Mehdorn.

    Super Bowl Ads 2009

    Die Werbespots, die den diesjährigen NFL Super Bowl unterbrochen haben, sind im Durchschnitt jetzt nicht die Überflieger gewesen. Hier eine Auswahl.

    (entfernt)

    Die Platzierung der Commercials haben sich die Unternehmen einiges kosten lassen. Dieses Jahr ist die Rekordsumme von 206.000.000 $ an die ausstrahlenden TV-Sender überwiesen worden..

    Ach ja, den Super Bowl gewonnen haben übrigens die Pittsburgh Steelers.