TdM // Januar 2010
Daß die Idee, einmal im Jahr einen Blogpost mit dem Titel “Meine Lieblingstweets 20xy” zu bringen, nicht mehr die (Uff, Adjektiv Ihrer Wahl einfügen; ich möchte wirklich niemanden persönlich beleidigen.) ist, hat auch Don Dahlmann bemerkt und nun damit begonnen, seine Favoriten einmal monatlich als Blogbeitrag abzuspeichern. Was mich wiederum auf die Idee bringt, die Leser dazu aufzurufen, ihren jeweiligen Monatsliebling in den Kommentaren meiner #TdM-Posts zu preiszugeben. (Link nicht vergessen!)
Mein Tweet des Monats Januar stammt von @axaneco und diese Wahl ist unverkennbar vom Schleich-Tier Overkill in unserem Badezimmer beeinflußt. Die Parade auf der Fensterbank hätte eigentlich mit ins Bild gemußt, fällt mir gerade ein. Naja, ich kann ja (auf Wunsch) ein Photo nachreichen.
Der Support bei blip.tv/ ist übrigens wirklich schnell und freundlich gewesen. Hier der wichtigste Satz aus der Antwort im Wortlaut:
We're aware of a bug affecting certain players from replaying in the endcap and are intending to release a fix very shortly. Sorry for the inconvenience.
Aber noch funktioniert es leider immer noch nicht.
Über Häupter
Was geht eigentlich in den Köpfen von Steigerungsfetischisten vor? Wikipedia kennt den Begriff natürlich nicht, soviel zur Relevanzdebatte. Am endgeilsten, obercoolsten, überhauptesten. Ein Haupt kann man sich nur mit Haaren vorstellen. Mit Haupthaar versehen eben. Das muß schon eine wallende Löwenmähne sein oder zumindest eine amtliche Frisur. Und überhaupt.
Oberflächen
Der Sinn hinter den Dingen, vielbeschworen. Als ob es da etwas gäbe. Alles Einbildung, meistens kollektive. Das gilt (bitte denken Sie in jedem Satz dieses Posts ein meiner Meinung nach hinzu) ganz offensichtlich für den Hokuspokus sämtlicher Religionen, aber auch in etwa sprichwörtliche Banalitäten wirkt diese allgemeine, uralte Wunschvorstellung hinein. Natürlich auch bis in dieses nicht mehr ganz so blitzmoderne Internet. So muß ich mich jedesmal aufs Neue selbst daran erinnern, statt OMG! eben OMneG! zu tippen. Doch will ich niemanden überzeugen; der zuweilen missionarische Eifer von Atheisten ist mir derart zuwider, daß ich mich selbst lieber als Agnostiker bezeichnet sehe. Ich schweife ab.
Ich kokettiere ja gerne mit meiner Oberflächlichkeit, was nicht komplett gelogen ist. Aber die Erklärungen hinterherzuschieben, das bin ich schon lange leid geworden. Das Entlarven der Seele als Konstrukt. Das ständige Parieren immer neuer hermeneutischer Zirkelstechereien, der Autor und sein Werk, oh ja. Da sind sie auch ein paar Etagen tiefer immer noch hinterher, die ganzen Klatschtanten und Tratschonkel. Der Gang über den roten Teppich vor der Filmpremiere wird da mindestens genauso wichtig wie die schauspielerische Leistung auf der Leinwand. Da kann man ja seinen Spaß dran haben, will ich mich selbst gar nicht völlig von ausnehmen, aber dann bitte mit dem gebotenen reflektorischen Abstand. Doch was kommt meistens dabei heraus? Mit ironischer Trash-TV glotzen, geht in Ordnung, wenn man sich zeitgleich via Twitter über das Gesehene lustig macht. Und dann ein paar Klicks weiter macht sich die neue Spreizbeinigkeit breit. Diese onlaunige Unmittelbarkeit des Mediums, das real time web fordert das Verlangen nach Authentizität geradezu heraus. Oups, schon hat man Erzähler mit Autor gleichgesetzt, wie derzeit gerne bei Helene Hegemanns Axolotl Roadkill.
Was interessiert mich der Autor? Alles, was zählt, ist der Text. Und zwar, was er mir (persönlich) sagt, was ich aus ihm ziehe; nicht was der Schreiber (mir) damit sagen will. Wenn es eine höhere Ebene gibt, dann ist das der Diskurs. Aus.
Dieses Plakat haben experimentaljetset.nl/ für eine Charity-Aktion zum Thema Lungenkrebs entworfen. Steh ich als Raucher drüber. Für eine existentialistische Lebenshaltung dagegen muß man sich heutzutage mehr rechtfertigen als (hier bitte einen Vergraemer-Tweet einfügen). Dabei sollte man seinen Mitmenschen mal wieder etwas wie Camus' Der Fall empfehlen, social marketing 2.0 liegt doch voll im Trend. Für mich immer noch mit Abstand das beste, was über Scheinheiligkeit zu Papier gebracht worden ist.
Überhaupt Bücher: Man könnte den Spieß ja mal umdrehen. Statt dieser schicken Designs von Facebook, YouTube, Tumblr & co im Vintage Look, könnte man auch die aktuellen Startseiten dieser Webservices ausdrucken und sich daraus Schutzumschläge für Literaturklassiker basteln. Wird man in der Straßenbahn auch nicht schräger für angeguckt. Geht aber auch anders.
Manchmal sollen Sachen einfach nur gut aussehen. Sowas findet man dann praktisch auf fffflckr.com/, einer flickr-Favoritensuche. Man kann sich auch mal ohne Hintergedanken die diesjährigen Nominierten für den animierten Kurzfilm-Oscar anschauen. Oder beispielweise das unten eingebettete Showreel von universaleverything.com/.
Universal Everything Reel / 2010 from Universal Everything on Vimeo.
TdM // Dezember 2009
Spontan, so ganz aus dem Bauch heraus, eine kleine Video-Serie gestartet. Neues Blog, da soll auch inhaltlich nicht alles beim Alten bleiben. Ist jetzt (noch) nicht der Überbringer, aber ich muß halt einfach mal loslegen, sonst wird vor lauter Grübelei nie was draus. Jetzt ist die erste Folge im Kasten, damit habe ich wenigstens ein bißchen Mindestdruck, die Sache auch weiterzuführen. Und für Qualitätscontent noch ein bißchen Luft nach oben zu lassen, muß ja auch nicht verkehrt sein. Die Idee dahinter erklärt sich schon aus dem Namen heraus: Tweet des Monats. Nach jeweils (einund)dreißig Tagen werde ich die Liste der von mir persönlich gefavten Tweets konsultieren und völlig subjektiv einen davon zur wie auch immer gearteten Visualisierung herauspicken. Das ist wahrscheinlich nicht einmal immer der bestlustigste Zeichensatz von Welt, denn schließlich muß mir dazu ja auch noch irgendeine Bildidee einfallen. Und sei es - wie in diesem (Ein)Fall - der vage Gedanke beim Starten von Photo Booth, die (kaum vorhandenen) Lichtverhältnisse passten doch ganz gut zum Inhalt des Satzes. Den liefert für Dezember 2009, sozusagen als letzte Amtshandlung des vergangenen Jahrzehnts, der Synästhet und auch ansonsten stets verfolgenswerte Sir @schlenzatot.
Hinweis: Es werden nur Tweets unprotektionierter Accounts verwurstet. Sollte es der Person trotzdem mißfallen, kurze Rückmeldung an mich (per DM, Mail or whatever) und das Video wird gelöscht.
Ich teste mal blip.tv/ aus, auch wenn ich nicht 100ig% damit zufrieden bin. Zwar gefällt mir der schlanke Player, aber der Replay-Button scheint nicht zu funktionieren. Ich habe das Problem dem Support gemeldet, mal sehen, was dabei rauskommt. Wenn die so mehr Traffic auf ihre Seite bekommen wollen, if it’s a feature, not a bug, dann suche ich mir was anderes, wahrscheinlich vimeo. Mal schauen… In der Zwischenzeit halt einfach den Page-Refresh klicken, wenn Ihr es ein zweites Mal sehen wollt.
nochmal neu
Für den Neuanfang mal ein etwas zurückgenommeneres Theme, habe ich mir gedacht. Steht natürlich auch unten im Footer, aber den Namen kann man ja trotzdem noch einmal erwähnen: Oulipo. Und ist nicht nur schick, sondern auch praktisch, wie ich finde. (Klar, sonst hätte ich es nicht gewählt.)
Das Vorgängerblog auf drikkes.wordpress.com/ wird also nicht mehr befüllt, aber es bleibt weiter unter dieser Adresse erreichbar. Denn das neue Theme mit seiner schmaleren Artikelspalte zerschösse mir wegen der breiteren Photos bei fast jedem zweiten Post das Layout. Und wer will schon über die Sidebar herüberschlappende Bildränder und ähnliches? Zumindest solange der Inhalt auf drikkes.com noch einigermaßen überschaubar ist, übernimmt das alte Weblog also die Funktion eines Archivs, weshalb es unrechts auch über eine eigens angelegte Seite zu erreichen ist, da zwischen About und Proben/Mappe und Sonds Like Me.
Nebelwerfer
Unglaublich, wie dieser Artikel im Rheinischen Merkur die Fakten verdreht. Die Kirche hat ein wenig an ihrer PR verbessert, Kirchentage zu modernen Events umgestaltet, usw. “Das Jahrzehnt der Religion” - wirklich ungläubiges Staunen während der Lektüre, aber im letzten Absatz des Textes wird es dann doch kleinlaut zugegeben. Wenn das alles nur Ansichtssachen wären, dann wären Vorschläge wie etwa der einer “Ethik-Steuer, um Austritte zu bremsen” wohl kaum nötig. Genauso unnötig wie der Bindestrich in der zitierten Überschrift, liebe taz, auch wenn ich inhaltlich dem Geschriebenen vollkommen zustimmen kann.
Auf was man so zwischen Weihnachten und Silvester alles reagiert, daß einem sonst am Arsch vorbeigehen würde. Dabei gäbe es doch viel sinnvollere Feiertage. Ich bin zwar jahrelang einzig aus Faulheit nicht aus der Kirche ausgetreten und finde ja, überzeugte Atheisten legen in ihrem Auftreten oft selbst etwas zuviel missionarischen Eifer an den Tag. Trotzdem möchte ich weges des in ein paar Stunden zuende gehenden Darwin-Jahres noch einmal auf die Forderung nach einem Evolution Day hinweisen.
Nur, falls jemand noch einen guten Vorsatz braucht. Das gilt nicht nur für die Branchenbuddies aus dem Brand Camp, diese Regel sollten sich viele Leute zu eigen machen.
In diesem Sinne…
bellens of Bauer
Weihnachten. Wollte ich ja eigentlich durch mit sein. Kommt man aber nicht darum herum. Wenigstens den Wortunwitz “geschenkt” sollte man sich… - nee, da falle ich nicht darauf herein. Ein paar noch wertvollere Tipps für’s Leben findet man hier.
Sonst so? Oil on canvas the FlashGlamTrash way. Bald heißt es ja: Prost Neujahr!
"Akustische Markenführung" my ass!
Die meisten von Euch erinnern sich wahrscheinlich noch an die schrägen BiFi-Spots, sind mittlerweile auch schon ein paar Jährchen alt. Anfang des Jahrtausends hat die Londoner Agentur Bartle Bogle Hegarty damit den Versuch unternommen, der Marke ein frecheres Image angedeihen zu lassen. Hat wohl irgendwie nicht wirklich geklappt; zwar ist rund um die Mitarbeiter der Firma ZOMTEC hier und da mal das Wort “Kult” in den Mund genommen worden (und man hat es wahrlich schon in unpassenderen Momenten gehört), auf das beworbene Produkt BiFi hat dieser Funke aber wohl nicht so recht überspringen wollen. Nunja, jetzt hat man Bastian Schweinsteiger als Testimonial…
Darum soll es hier auch gar nicht gehen. Ich möchte Eure Aufmerksamkeit auf ein kleines Detail lenken, daß mir gestern - ich weiß nicht, warum - plötzlich aus heiterem Himmel eingefallen ist. Nicht aufgefallen, denn ich habe nur an die Spots gedacht und sie mir erst später angesehen. Noch bevor jede Marke plötzlich ein Soundlogo als Abbinder für ihre Werbespots gebraucht hat, da hat das gesungene “Zomtec!” diesen Trend bereits in vorweggenommener Weise verarscht. Find ich gut.
root ski
Ich finde Peter Richters Artikel Die Neophilister auf faz.net/ ziemlich gut. Okay, wenn er nicht unterschlägt, dann verharmlost er die Rolle der unter dem Prädikat Kulturpessimisten subsummierten Stimmen. Als ob die klassischen Verlagsvertreter nur nörgelnd danebenstehen würden - im Gegenteil: sie leisten ganze Lobbyarbeit, um für sie, nicht den Konsumenten, das Beste dabei herauszuholen. Daß es dem aber gar nicht auffällt, weil er eben nicht zur Avantgarde, sondern zum Mainstream gehört, läßt die Protagonisten des Fortschritts leider ziemlich dumm dastehen. Richter hat entweder also oder trotzdem ein Problem: Bei aller Häme bleibt die von ihm kritisierte Internetkolumne mit dem schönen Titel Standardsituationen der Technologiekritik von Kathrin Passig immer noch wahr. In diesem Zusammenhang interessant ist das Interview zum Leistungsschutzrecht auf carta.info/.
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Ich muß allerdings zugeben, daß das mit meinen reinen RL-Freundschaften vor dem social turn im Netz auch nicht anders gewesen ist. Ich habe in Bochum gewohnt und studiert. Die Uni ist groß genug, um ein paar interessante Leute zu treffen und die Stadt klein genug, um diese Leute auch wiederzutreffen. Da hat sich sowas wie Kontakthaltung (für mich) einfach erledigt. Wenn man genug vom Alleinsein hatte, dann mußte man tagsüber nur in die Cafeteria oder abends die wenigen üblichen Kneipen abklappern, Parties haben sich schon Tage, manchmal Wochen vorher rumgesprochen.
Ich habe damals genausowenig telephoniert wie heute. Nur hatte ich kein Internet zuhause, sondern mußte weit entfernt lebenden Bekannten eMails schreiben, die ich von der ständig überfüllten Rechnerinsel in der UB abgeschickt habe - nicht allzu häufig, wie sich denken läßt. Wer zu dieser Zeit aus Bochum weggezogen ist, der hat sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit (für ein paar Jahre) aus meinem Leben verabschiedet. Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber damals wollte ich auch noch nach meinem Studium beruflich in einem Auktionshaus für den Ankauf der Briefe berühmter Personen zuständig sein. Diesen Voyeurismus kann man heutzutage im Netz ausleben. Aber die Existenz eines Traumjobs bestreite ich bis zu diesem Moment.
Note to self: Dafür habe ich dank @sillium wieder was gelernt. #plenken
rampenreste
Es geht mal wieder um Reklame. Und was das alles mit Privatsphäre zu tun hat. Oder warum der Begriff Guerrilla-Taktik wörtlich zu nehmen ist. Anlaß für mich, mal wieder über meine Zunft und darüber nachzudenken, wie sie mit ihren Opfern umgeht, ist dieser Artikel über checkdisout.com/ auf spreeblick.com/ gewesen. Und wenn man sich die Videos der Podiumsdiskussion anschaut, kann man sogar sehen (und hören), was für ein Unsympath Guido Heffels ist. Wie man sich im Netz beliebt macht, daß hat der rote Irokese mit seiner Gegenrede zu Schirrmachers Payback gezeigt.
Erklären wir ihnen, dass der Unterschied zwischen der Veröffentlichung der eigenen Daten und der staatlichen Überwachung der gleiche ist wie der Unterschied zwischen "sich im Klo einschließen" und "im Klo eingeschlossen werden".Natürlich kennt jeder den Artikel, aber ich zitiere ihn wahrscheinlich auch nur deshalb von Seite 2, um zu zeigen, daß ich ihn zuende gelesen habe. Solltest Du auch, er wird nämlich nach dem Klick zum Ende hin besser. Need a drink? Dann kämst Du wenigstens mal vom Rechner los (Flowchart).
Nochmal Werbung: Heute Abend Das Haus in drei Radios.
angeschlepptopt
treff.bundeswehr.de/ - ohne Worte
bewegtes Pixelfleisch
OMG!
In Auf die Hose ist geschissen - aber die Jacke.
nerdfilms.tv/
Malermeister
Zitat
verpflockt
Hinterher, also hinken. Die anderen. Ich bin nur ein unverbesserliches Kind, daß weder den Schirrmacher auf spiegel.de/ gelesen hat, noch dieses scheinbar darauf (bzw. das Buch, also Payback, das ich nochnoch viel weniger lesen werde) antwortende Interview mit Peter Kruse auf sueddeutsche.de/. Doch weil man am Ende ja doch meint, dochdochdoch, genau meint, zu allem eine Meinung zu haben, habe ich die Fakten also mal grobdreist übersprungen, um mich zweidrei Tage später wenn es niemanden mehr interessiert mit etwas Abundanstand und aus Faulheit noch einem Wochenende später der Angelegenheit noch doch zu widmen.
Und was ist dabei herausgekommen? Daß mir Schirrmachers Rückzahlung nicht liegen wird, ist wohl keine Meldung wert, aber solange spiegel.de/ selbst so einen Widerspruch hinbekommt, während das in der Blogosphäre stellvertretend so aussieht, solange ist “long way to go” eine herbe Übertreibung. Tribe, genau. Stammeszugehörigkeit, Abgrenzungswasauchimmer. Was für ein Zauber entfaltet da eigentlich seine Wirkung, wenn man dreimal “Totholz” in den Webwald gerufen hat?
Lasst uns andererseits über Solidarität reden, große Verwirrung, Macht. Und auch, wenn man SpOn sicherlich nicht für den letzten Weisheitsschluß hält, Bezahlinhalte sind es noch viel weniger. Don Alphonso ist - zumindest in seiner hausrechtseigenen Blogbar - nicht gerade für seine spitze Feder bekannt; ohne seine holzhammerhaften Rundumschläge wäre es ihm auch kaum möglich, immer wieder den Nagel auf den Kopf zu treffen. Who cares?
Da kann der zoomer-Wickert mal die Klappe halten, dafür gibt es woanders einen besseren Platz. Wo “locations” doch der missing link between social networks and the real world sind. Ich jedenfalls würde gerne da (als Tipp für die Berliner) hin.
Karte für die re:publica ‘10