umme ecke

Für Retrokram und Kartenscheiß bin ich ja immer zu haben. Hier hat zum Beispiel jemand ein Visualisierungstool für Echtzeit-Instagrams aus der direkten Nachbarschaft gebaut. Und zwar mit dem auch hier im Blog schon vorgestellten Toner-Aufsatz für OpenStreetMap. Nachtrag 0506-2012 // Mit der App teleportd lassen sich Photos aus der unmittelbaren Umgebung oder einer bestimmten Gegend auf dem iPhone anzeigen/abrufen - und das nahezu in Realtime (weil ich oben schon einmal “Echtzeit” geschrieben habe). Ich habe allerdings keine Ahnung, wie die das anstellen bzw. welche Quellen (Flickr, etc.) sie dafür abgreifen. Aber für Coder gibt es eine API. // Apropos Visualisierung: noch ein Video.

Where Did The Night Go' from Steffen K on Vimeo.

sigint 2012

Eigenwerbung // Ich werde dieses Jahr einen Vortrag über Das Kreuz mit dem Crossposting - oder: Die Grenzen der Filtersouveränität halten. Der CCC nennt das allerdings Lecture, das ganze findet am Sonntag um 17:00 Uhr statt.

sigint poster

Es wird wahrscheinlich keinen Stream geben, aber alle Vorträge werden aufgezeichnet. Sobald das Video online ist, reiche ich den Link nach, ebenso die Präse dazu sowie das Script, falls ich den Vortragstext noch schriftlich ausformuliere.

Nachtrag 03.07.12 // Das Video ist jetzt online. Nachtrag 26.07.20 // Das Video ist wieder offline, wie die gesamte SigInt-Seite. Die Veranstaltung des CCC findet seit einigen Jahren nicht mehr statt.

monument mal

Ich fand das Projekt Stolpersteine schon immer gut. Auch, wenn ich mich nicht mehr an meinen ersten Kontakt mit einer dieser ins Trottoir eingelassenen Messingtafeln erinnern kann. Gunter Demnig hat damit einen erfreulich alltäglichen Gegenentwurf zur sehr staatstragenden Erinnerungskultur beispielsweise des Berliner Holocaustmahnmals hingelegt. Und ich bewundere den Mann für seine Ausdauer - seit beinahe zehn Jahren macht er mit der Verlegung seiner Gedenktafeln vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort auf die Opfer der NS-Zeit aufmerksam. Nur sieht man es der Website des Projekts leider ein wenig an.

Aber wofür gibt es denn dieses moderne Social Net? Und als ich dann am Montag erfahren habe, daß es die Stolpersteine zu Twitter geschafft haben, war das gleich mit einer kleinen Anregung verbunden. @flueke hat völlig recht, das Projekt schreit ja geradezu nach einer Irgendwientegration in einen Location Based Service. Also habe ich einfach mal losgelegt und Folgendes gebastelt: (Das ist alles echt kein Aufwand gewesen, wenn man sowieso schon Accounts bei den involvierten Services besitzt.) Einen Tumblr aufgesetzt, auf das Theme bin ich vor ein paar Tagen durch @m_boesch gekommen. Es dann per If This Than That-Task so eingerichtet, daß nicht nur ich, sondern jeder Stolpersteine auf seinem Weg abbilden kann. Und das ist es auch schon gewesen. Wie gesagt, das ist alles nicht wirklich durchdacht, in wenigen Minuten zusammengedengelt und dann haben sich gestern bei den ersten Eintragungen noch technische Probleme dazugesellt. Aber zumindest der Anfang ist gemacht; alleine kann man sowas auch nicht stemmen, ohne ein halber Demnig zu sein. Partizipation ist alles - und je mehr mitmachen, desto besser. Weshalb die Mitmachschwelle möglichst niedrig gehalten ist, no fancy accounts needed.

Screenshot Tumblr Stolpersteine

indenweglegen.tumblr.com/ - so geht’s:

  1. Die Apps Foursquare und Instagram auf dem Smartphone installieren, falls nicht vorhanden.
  2. Stolperstein finden.
  3. Stolperstein {Name} als Location bei Foursquare anlegen. (Gibt es diese Location bereits, wäre das ein ziemlich untrügliches Zeichen, daß der Stein schon aufgenommen worden ist.)
  4. Ich habe bis jetzt im Anschluß immer auch eingecheckt. Sollte nicht nötig sein, zum Grund dafür siehe aber Punkt 7.
  5. Foursquare schließen, Instagram öffnen.
  6. Photo des Stolpersteins schießen. (Ich habe bisher stets die Sonne und den Filter Brannan benutzt. Ist zwar kein Muß, aber man erreicht eine gute Lesbarkeit. Und ein schwarzer Rand würde gut ins Layout passen.)
  7. Wichtig: Photo mit #stolperstein taggen. (Ich habe das bisher immer in der Caption getan, sollte aber auch später noch per Comment möglich sein.)
  8. Wenn man nun ✔ Geotagged location > aufruft, dann sollte Euer eben angelegter Stolperstein {Name} in der Liste auftauchen, schließlich zieht sich Instagram die Locations direkt von Foursquare. (Und Check-ins werden bevorzugt gefunden, siehe 2.)
  9. Done drücken, fertig. (Ein ausdrückliches Sharing zu Foursquare ist nicht nötig, aber schaden kann es natürlich nicht. Nur hätte man dann ein zweites Mal eingecheckt.)
  10. Als Zugabe kann man später, wenn man das nächste Mal am Rechner sitzt, den angelegten Stolperstein-Ort zu dieser Foursquare-Liste hinzufügen, damit er nicht nur als schickes Photo auf dem Tumblr erscheint, sondern auch auf dieser Karte.

Foursquare Karte Stolpersteine

Das liest sich komplizierter, als es ist. Einfach ausprobieren, wenn Ihr über den nächsten Stein stolpert. Ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Leute mitmachen würden. Dazu wäre es natürlich hilfreich, wenn dieser Erklärtext eine große Verbreitung fände. Anregungen und Vorschläge zum Projekt sind in den Kommentaren sehr willkommen. Vielen Dank!

Flattr this

Nachtrag 14.05. // Wie mir erst per Hinweis von Jamie aufgefallen ist: Um die Liste bearbeiten zu können, muß man mit mir auf Foursquare befreundet sein. (Falls Euch nicht interessiert, wann ich wo ich arbeite oder mein Bier trinken gehe, könnt Ihr meine Notifications ja abschalten.) Freue mich also auf Anfragen!

es war einmal

Gion-Men Kruegel-Hanna ist nicht ganz so glücklich mit dem anhaltenden Retro-Trend vor allem bei Photo(-App)s, aber auch bei Serienerfolgen wie Mad Men. Und tut das alles als reine Nostalgie ab.

Tobias Bjerrome Ahlin erklärt hingegen ziemlich einleuchtend, was Skeumorphismus mit Storytelling zu tun hat. Zwischen diesen beiden Polen soll sich jeder selbst ein Bild machen. Ich für meinen Teil glaube, mit dem funktionalen Primat der New Aesthetic wird es die großen Erzählungen bald nicht mehr geben.


Kommen wir zum praktischen Teil: Die Descriptive Camera von Matt Richardson ist ja schon zurecht durch alle Blogs und bei Twitter rauf und runter genudelt worden, daß man sich fragt, was zuerst da war: Das Huhn (@textinstagram) oder das Ei (@PicturelessPins)? Meine derzeitige Lieblingsknipsanwendung auf dem iPhone ist übrigens 1-Bit Camera.

talk no show

Ich mag Roche und Böhmermann nicht besonders. Ich schaue die Sendung so gut wie nie. Andere finden sie super, was soll’s. Aber wenn ich montagmorgens auf dem Weg zur Arbeit meine Timeline nachlese und sich da mal wieder beschwert wird, daß in der oben genannten Sendung vor laufender Kamera geraucht wird, dann mache ich Folgendes: Im Büro angekommen, rufe ich die ZDF-Mediathek auf und lasse besagte Talkshow ohne Ton und ungesehen von Anfang bis Ende in einem der hinteren Tabs laufen. In den Kippenpausen vor der Agenturtür bedanke ich mich dann für meine Internetflat im Besonderen sowie meine Tollhechtigkeit im Allgemeinen. Nimm das, Einschaltquotenermittlung! (Beschimpfungen darüber, was für ein ignoranter, gesundheitsverachtender, kindischer, rundfunkgebührenzahlender Zyniker ich bin, bitte in den Kommentaren.)

Googlebildersuche der Woche des Monats: Geldübergabe. Seitdem irgendjemand den Link getwittert hat, klicke ich alle paar Tage mal wieder drauf. Und da wir gerade beim Thema ‘Woche’ (irgendwas mit relativen Regelmäßigkeiten) sind, habe ich mich mal wieder daran erinnert, den nächsten Account (Nr. 5) zu löschen.

neike knust

Update 0704-2014 // Die unten eingebette Doku über Jeff Koons ist bei YouTube gelöscht worden, weil Copyright. Ich lasse das hier trotzdem mal so stehen.

(via)

Davor waren es Galerien. Die meisten wohl von solventen Ehemännern finanziert, damit sich die Frau Gemahlin daheim nicht langweilt. Was verständlich wäre, denn der workaholische Gatte ist bis spätabends im Büro oder unterwegs und das Haus im Hahnwald macht auch nicht wirklich Arbeit, so ohne Kinder und mit Putzfrau.

Nach den Galerien jetzt also Agenturen. Wo auch immer in der Südstadt ein Friseur, eine kleine Boutique oder ein Reisebüro ihre Pforten schließen, ein paar Wochen später sieht man durch die Schaufenster ein paar Schreibtische mit ihren darauf stehenden iMacs. Ob manchmal noch zusätzlich ein wenig Tand verkauft wird oder nicht, ist dabei vollkommen egal, denn Kunden sieht man in diesen Läden nie, nur betont lässig und doch schick gekleidete Menschen hinter den Bildschirmen ihrer Rechner.

Dabei ist die Südstadt noch nicht einmal ein Hipsterstadtteil, vielleicht war sie es vor zwanzig Jahren mal. Jetzt sind die Mieten dafür einfach zu hoch. Wenn man in diesem Veedel bei Google Maps im 8bit-Modus zu Streetview wechselt, dann sehen hier die unkenntlich gepixelten Häuser besonders schick aus.

Statt eines gelöschten Accounts // Worauf die Welt sicher gewartet hat: noch ein Button.

#rp12 ohne mich

Same procedure as last year, Mr Softie.

Nachtrag 17.04.12 // Der Vortragsvorschlag ist in etwas abgeänderter Form bei der SIGINT angenommen worden.

Gib hier den Titel an

Das Beste an diesem unsäglichen Brief der Tatortschreiber ist ja, daß sie glauben, durch ihre Arbeit dabei zu “helfen (…), die ideelle und materielle Zukunft einer postindustriellen Bundesrepublik auch international zu sichern.” Da muß man dann auch gar nicht mehr viel zu sagen. Nicht, weil der Beitrag auf seine Weise kaum konstruktiver ist als der Regnerrant neulich. Sondern weil das schon viele andere getan haben. Ich gebe ab an die angeschossenen Funkhäuser.

Das meiste Lob hat wohl die Antwort des CCC einstecken müssen. Über die Einladung von D64 ist wenig gesprochen worden. Wahrscheinlich auch, weil sie so old school politisch ist. Da könnte ich ja ein Wörtchen zur SPD verlieren.

Jaja, der Siggi ist auf Facebook und weil in NRW bald neugewählt wird, twittert die Hanni jetzt auch. Davor war viel Onlinebeirat und dann gibt es das ein oder andere Projekt.

Und jetzt halt auch noch Vereine: Die den Grünen nahestehende Digitale Gesellschaft hat es vorgemacht und viel Kritik einstecken müssen - Intransparenz, Lobbykram. Trotzdem wird das nachgemacht. Neuester Streich: CNETZ, die christdemokratische Variante. Das lädt natürlich gleich zu Hohn und Spott ein. Zurecht. Wer dabei aber lieber die Klappe halten sollte: die Sozen.

Es ist einfach, das netzpolitische Verständnis der CDU/CSU zu verlachen oder gegen die Piraten zu wettern, solange es um nichts mehr als Lippenbekenntnisse geht. Aber gibt es auch nur eine Person, die wirklich glaubt, daß mit einer erneuten großen Koalition nach der Bundestagswahl 2013 das ganze Internetgedöns der SPD mehr gewesen sein wird als der Aufbau von roter Verhandlungsmasse? Sie werden sowohl Vorratsdatenspeicherung als auch Leistungsschutzrecht mittragen und versuchen, das Ganze als nötiges Zugeständnis an den schwarzen Koalitionspartner herunterzuspielen. Dabei werden sie auf ihre Erfolge auf anderen Gebieten verweisen, sowohl Linken als auch Piraten die Mitregierungsfähigkeit absprechend.

kartwanderung

Zuerst mußte sich Google als Suchmaschine wenn schon nicht komplett verdrängen, so doch zumindest von DuckDuckGo mehr als ergänzen lassen.

Und solche Projekte wie die OpenStreetMap-Layer von Stamen lassen mich auch an meiner Vorliebe für Google Maps zweifeln. Wenn Apple die erst einmal von seinen Geräten wirft …

Von dem Mist hier ganz zu schweigen. Was soll das, Google?

Gelöschte Accounts, Teil 4: Ipernity.

schalala

Vorgestern am Frühstückstisch beschwerte sich die Frau, daß es in Supermärkten nur noch Äpfel zu kaufen gäbe, die zwar gut aussähen, aber dafür nach nichts mehr schmeckten. Sie müsse wohl auf den Wochenmarkt gehen. Woraufhin ich bemerkte:

“Obstschalen sind die neuen Blumenvasen."

Ich hielt das nicht für besonders originell, sondern sortierte das gedanklich eher in der Kategorie stating the obvious ein. Umso überraschter war ich heute Morgen, als mir eine entsprechende Googlesuche null Treffer ausgab.

Auf dem Tresen

Natürlich bringt man den Gastgebern bei einer Einladung zum Essen kein Pfund Kirschen mit, aber zu Dekorationszwecken in der eigenen Wohnung oder gerne auch hübsch drapiert in Wartebereichen haben adrett befüllte Obstschalen in den letzten Jahren eine erstaunliche Karriere hingelegt. Während ein Haufen farblich aufeinander abgestimmter Früchte neben optischer Gefälligkeit auch noch Gesundheitsbewußtsein und eine gewisse Nachhaltigkeit symbolisieren, haftet speziell Schnittblumen doch der Ruf nach einem unachtsamen, egoistischen Umgang mit der Natur an.

Daß Trauben und Birnen in den meisten Fällen ungegessen in den Müll wandern, sobald sich die ersten braunen Stellen zeigen, wird bei der Betrachtung lieber ausgeblendet. (Apropos Vergänglichkeit: gelöschte Accounts, Teil 3.)

curatingagentur, abwertend

[column width=“47%” padding=“6%"]Wenn der Kuchen Hemingway seine Lieblingsbücher aufzählt, dann schaut man sich diese Liste natürlich genauer an, als wenn irgendwelche Krümel fünf Bücher empfehlen. Aber da braucht man dann auch gar nicht enttäuscht tun, daß der Großwildautor seinerseits nahezu ausschließlich absolute Klassiker der Literaturgeschichte auflistet. Echten Underground muß man anderswo suchen.

Buzzword Curation

Ich würde nicht soweit gehen wie Instapaper-Schöpfer Marco Arment und das Auffinden und Verbreiten guten Contents derart abwerten. Doch so hoch, wie manche das Thema hängen, dort ist es auch nicht gerade richtig aufgehoben,

Discovering something doesn’t transfer any ownership to you. Therefore, I don’t think anyone needs to give you credit for showing them the way to something great, since it’s not yours.

Recht hat er natürlich damit, daß den endlichen Konsumenten das via in der Regel kaum interessiert. Er will die originalen Inhalte. Und ich muß Matt Langer zustimmen, wenn er zu Bedenken gibt, daß es der Content ist, der abgewertet wird, wenn sich die Verteiler zu wichtig nehmen.[/column] [column width=“47%” padding=“0”]Verlinkungen sind dermaßen in das Wesen des Internets eingeschrieben, daß es wirklich albern ist, darum so ein Geschiß zu machen.

First, let’s just get clear on the terminology here: “Curation” is an act performed by people with PhDs in art history; the business in which we’re all engaged when we’re tossing links around on the internet is simple “sharing.”
Völlig richtig. Wenn Linkschleudern versuchen, sich selbst durch eine Bezeichnung wie Kurator aufzuwerten, dann geht es meist in erster Linie darum zu zeigen, welch einen tollen Geschmack man hat und wie Avantgarde man ist. Man legt sein Ego sozusagen unter die Sonnenbanksy der von anderen geschaffen Werken, auf daß ein wenig Glanz der Quelle auf den Wasserträger abstrahlt.

Kochen, gerne: Nur vor was?

Irgendwann ist dann der ganze Kühlschrank übersät mit Kühlschrankmagneten. So vielen, daß gar kein Platz mehr für die Rezepte ist, welche die Magneten eigentlich festhalten sollen. Das ist zumindest die eine Seite. (Die Werbung vor dem Clip kann mit Kreuzklick übersprungen werden.)[/column]

[column width=“47%” padding=“6%"]Andererseits sind Schöpfungen nie genialisch hingestellte Monolithen, erst recht nicht in der Mashup-Kultur Digitaliens. Und das Netz schärft das Bewußtsein für Bezugnahmen, Bearbeitungen, Variationen von bereits Bestehendem. Everything is a remix.

Ich fahre mit dem Bonanzarad durch die halbe Stadt, damit ein jeder sieht, was für'n tolles Rad ich hab.

Die Aufmerksamkeitsökonomie des Internets wird gerne auf den Rezipienten verengt und erscheint so in etwas zu vorteilhaftem Licht. Hinten runter fällt gerne, daß die Künstler in der schönen neuen WWWelt keine Big Player sind, sondern sich darauf einstellen können, es sich in Reduzierung auf ihre Rolle als bloße Contentlieferanten im Longtail bequem machen zu müssen. Und zwar ziemlich am Schwanzende.

die neue Statussymbolik

Der real life Kapitalismus ist nun keineswegs überwunden, im Gegenteil. Denn während Bookmarkingdienste alter Schule wie Delicious doch eher für den Eigengebrauch als Merkhilfe verwendet werden, heben neue Plattformen Tumblr oder Pinterest den demontrativen Konsum im Netz auf ein whole new level. Seht her, was ich für einen Riesenhaufen an coolen Fundstücken zusammelgejagt habe. [/column] [column width=“47%” padding=“0”]Dafür sollten diese Werke eine praktische Häppchengröße nicht überschreiten, sonst steht der investierten Zeitspanne an Aufmerksamkeit ein gefühlter Verlust an veröffentlichter Rezeptionsdokumentation gegenüber. Nach 1072 gelesenen Seiten der Brüder Karamasow lediglich einen Like-Button zu klicken, wird wohl als eher ungenügend empfunden; da hilft auch keine Höchstwertung bei Goodreads.

Ich will das gar nicht komplett abwerten, nur einordnen - nicht zuletzt, weil ich diese Services selbst nutze. Aber um den Bogen zu Marcos Curation-Bashing zu bekommen, sollte man das Ganze doch ein wenig nach Plattformen differenzieren.

add some value

Neuere Tools machen es einem oft nicht leicht, den Weg zur Quelle anzugeben. Den Tippgeber in den Kommentaren bei Quote.fm zu nennen, ist beispielsweise nur so eine mittelgute Lösung. Aber das erwartet ja auch kaum jemand. Im eigenen Blog sieht das schon wieder anders aus. Wie wäre es da mit etwas Kontext, der Herstellung irgendeines noch so an den Haaren herbeigezogenen Zusammenhangs? Schon klar, überhaupt etwas zu posten, läßt in gewisser Weise auch ohne ein zusätzliches Wort die Meinung schon erahnen. Und niemand hat etwas dagegen. Aber wenn Dein Blogpost einzig aus einem eingebetteten Musikvideo besteht, dann brauchst Du den Hinweis auf ebendiesen Post nicht zu twittern. Verlinke einfach auch im Tweet direkt zur Videoquelle.[/column]

Da oben ist erst ein Vimeo-Video eingebettet gewesen, aber das existiert schon wieder nicht mehr. Da seht Ihr mal, wie lange ich an diesem Artikel bereits schreibe. Aufmerksam geworden bin ich auf das Ding durch Tweets von Bret Easton Ellis (und Douglas Coupland?), aber da ich unterwegs war, hatte ich keine Lust, den YouTube-Link anzuklicken, nur um nach einer gewissen Ladezeit “Dieses Video ist wegen GEMA blabla in Deinem Deutschland nicht verfügbar” zu lesen. Dann las ich Bandnamen und Liedtitel bei Nerdcore. Allerdings nur in Feedform, da werden die embedded Vimeos ja nicht angezeigt. Also aus dem Reader heraus auf den Direktlink geklickt.

Fehlt noch Teil 2 der Serie “gelöschte Accounts”. Starring today: Stamped. (Spoiler: Geht nur nach individueller Mailanfrage und dauert ein wenig.)

don't be smart

Man kann speziell die Auflösung der neuen Marlboro-Kampagne “No more maybe” (Bilder von hier und da) sicher kritisieren. Und das ist auch schon getan worden. Aktuell macht eine ganze Reihe von mehr oder weniger gelungenen Adbusting-Remixen die Runde. Ge-Lungen, haha, verstehste?

Was meines Erachtens allerdings noch keine Erwähnung gefunden hat, ist der total schwache Abklatsch, den Marlboro - bzw. die ausführende Agentur Leo Burnett - im Hinblick auf die letztes Jahr überaus erfolgreiche ebenso kontroverse Diesel-Werbung “Be stupid” hingelegt hat. Kategorie klassischer Weichspüler. Maybe not enough balls, Philip Morris?

Update 10.10.2013 // Das Landratsamt München hat ein Werbeverbot über die Maybe-Kampagne verhängt. Das ist denn doch etwas albern.

Update-Update 01.12.2015 // Das Verbot ist jetzt doch wieder aufgehoben.

2 columns, 1 post

[column width=“47%” padding=“6%"] Hier, Überschrift des Tages. A town of Germans hate Peter Zumthor’s pants. Ich muß natürlich sofort an Thomas Bernhard denken. Beziehungsweise an Claus Peymann. Und als ich das so (sagt man ja jetzt wohl) duckduckgogotanze (von wegen Ententanz), um die drei Dramolette standesgemäß verlinken zu können, da sehe ich in den Suchergebnissen, daß jemand die Harald-Schmidt’sche Showinszenierung von Stuckrad-Barres Artikel Claus Peymann kauft sich keine Hose, geht aber mit mir essen (Teil 1, Teil 2, Teil 3) komplett bei YouTube hochgeladen hat. Kann man sich auch mal wieder angucken.

[/column] [column width="47%" padding="0"]Ich habe die Suchmaschine DuckDuckGo schon länger in der Dropdownauswahl der Browserecke oben rechts, seit Igor sie vor Monaten mal mal erwähnt hat. Regelmäßig benutze ich sie allerdings erst seit diesem Artikel hier. Und kann Marcel Weiß zustimmen Es geht nicht immer ohne den Marktführer, aber immer öfter. Vor allem, wenn man solche Korrekturvorschläge wie abgebildet bekommt. I mean, "Odd Future Wolfgang Kill Em All" - really?

Apropos Google: Wer seine Search History löschen will, bevor Googles neue Privacy Policy wirksam wird, der findet hier Hilfe. Auf diese Weise läßt sich auch das zukünktige Speichern der Suchergebnisse abstellen. (via)

Noch was zum Thema RSS: Ich hadere ja schon seit längerem mit Feedly. Und wenn - wie angekündigt - im März die Quote.fm-Unterstützung für Reeder kommt, dann werde ich definitiv wechseln.[/column]

Miller, Henry

Weil ja der 14. Februar naht: Wußten Sie eigentlich, daß der Mann, der hier eine halbe Stunde lang lässig in seinem Badezimmer labert, mit Zweitnamen Valentine heißt? // Nachtrag: Henry Millers 11 Schreibgebote.

Ohren auf. Leider hatte ich den Tab hier zu lange offen, als daß ich mich noch daran erinnern kann, von wem der Tipp gekommen ist.

steigbuckel

Daß es sowas wie Kickstarter speziell für Musiker gibt, war mir bisher verborgen geblieben.

Was für ein Fest. // Die Deadline für Einreichungen ist bis zum 10. Februar verlängert worden. Wenn ich etwas Zeit habe und mir eine Idee zufliegt, dann nehme ich vielleicht auch noch an diesem Teletext-Art-Festival teil.

Planettigkeiten, Austausch von

Vor Kurzem hat der Papst verkündet, daß er den Individualismus als eine der Ursachen für die gegenwärtig noch immer anhaltende Wirtschafts- und Finanzkrise hält. Die Gründe für die derzeitigen Probleme seien letztlich ethischer Natur, so das unfehlbare Oberhaupt der katholischen Kirche und damit Stellvertreter Gottes auf Erden.

Die jetzige Krise hat nämlich unter ihren Wurzeln auch den Individualismus. Er verdunkelt die Dimension des Menschen als Beziehungswesen und bringt ihn dazu, sich in seine eigene kleine Welt einzuschließen, nur an die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu denken, sich kaum um die anderen zu kümmern. Die Spekulation am Wohnungsmarkt, die schwierige Eingliederung der jungen Leute in den Arbeitsmarkt, die Einsamkeit so vieler alter Leute, die Anonymität des Lebens in den Stadtvierteln – sind das alles vielleicht nicht Folgen dieser Mentalität?

Mal beiseite, daß mir der Individualismus als probates Mittel gegen den Totalitarismus erscheint und ich eine kollektive Rückkehr zum Glauben kaum als geeignete Maßnahme ansehe, die Auswüchse eines ständig ungezähmter auftretenden Kapitalismus zu bändigen: Ohne Sinn geht es dann doch nicht. Das ist mir mehr noch beim Lesen der Kommentare als beim eigentlichen Text von Peter Breuer selbst aufgefallen. Ja, Problem erkannt - aber die Eigenverantwortung mal ganz schnell von sich weisen. Immer die anderen.

Weltverbesserung, super Sache. Da ruft die Supermarktkette mit all ihren Tochtergeschäften so eine Aktion ins Leben. Weil das nicht nur sinnvoll ist, sondern Sinn macht. (Die oben abgebildete Tüte dient uns derzeit als Papiermüll, ich schaue sie mehrmals täglich an, sie steht in der Küche neben unserem Kühlschrank.) Und da denke ich mir: Was treibt so im positivsten Verständnis des Wortes Gutmenschenmarken wie followfish oder GEPA dazu, ihren Namen zwischen solch eindeutige Lendenschurzträger wie Kraft Foods und Procter & Gamble zu setzen und damit diesem ganzen Marketingstunt einen Hauch von Glaubwürdigkeit zu verleihen? Aber dann muß ich heute in der SZ lesen, daß die Gründerfamilie ihre Bionade-Anteile an den Oetker-Konzern verkauft hat. Und ich höre auf nachzudenken.

schon wieder revolution?

Gerade die Rezension des neuen Buchs von Slavoj Žižek bei antjeschrupp.com/ gelesen, in dem der slowenische Kulturphilosoph u.a. auf eine Szene aus dem Film Die üblichen Verdächtigen zu sprechen kommt. In diesem Zusammenhang möchte ich auf das folgende Zitat aus Heinrich von Kleists Drama Die Hermannsschlacht hinweisen, 1. Akt, 3. Auftritt.

Wolf (umarmt ihn). Du Lieber, Wackrer, Göttlicher –! Wahrhaftig, du gefällst mir. – Kommt, stoßt an! Hermann soll, der Befreier Deutschlands, leben!

Hermann (sich losmachend). Kurz, wollt ihr, wie ich schon einmal euch sagte, Zusammenraffen Weib und Kind, Und auf der Weser rechtes Ufer bringen, Geschirre, goldn' und silberne, die ihr Besitzet, schmelzen, Perlen und Juwelen Verkaufen oder sie verpfänden, Verheeren eure Fluren, eure Herden Erschlagen, eure Plätze niederbrennen, So bin ich euer Mann

Wolf.                                   Wie? Was?

Hermann.                                               Wo nicht –?

Thuiskomar. Die eignen Fluren sollen wir verheeren –?

Dagobert. Die Herden töten –?

Selgar.                             Unsre Plätze niederbrennen –?

Hermann. Nicht? Nicht? Ihr wollt es nicht?

Thuiskomar. Das eben, Rasender, das ist es ja, Was wir in diesem Krieg verteidigen wollen!

Hermann (abbrechend). Nun denn, ich glaubte, eure Freiheit wärs. (Er steht auf.)

Nachtrag // Wer nicht das ganze Buch lesen will: Žižek hat gerade einen thematisch sehr ähnlichen Artikel über die Lohnsklaverei in der London Review of Books veröffentlicht.