TdM Juli 2012
Ohne diesen Tweet von @karstenloh wäre mir das hier wahrscheinlich gar nicht aufgefallen.
Nikotin pflastert seinen Weg
Irgendwo habe ich schon einmal erwähnt, daß wir uns billig tausend Pappbecher samt Deckeln auf ebay geschossen haben. Das ist mittlerweile Jahre her, aber die Kiste scheint einfach nicht leerer zu werden. Ich mache mich also fast immer noch täglich mit einem Becher Kaffee in der Hand auf den Weg zur Arbeit.
Als passionierter Streichholzbenutzer brauche ich beide Hände, um mir eine Zigarette anzuzünden. Das mit dem Abstellplatz für den Coffee to go, das sucht man sich ja nicht aus. Das ist ein sich über Wochen hinziehender evolutionärer Auswahlprozeß gewesen.
Direkt vor der Haustür will man sich nicht die Kippe anzünden, wie süchtig wirkt das denn. Die Dächer der am Bürgersteig entlang parkenden Autos sind auch keine Option. Selbst den morgens leeren Kinderspielplatz will man nicht rauchend überqueren, also noch ein paar Meter warten. Danach das Stück durch den Park wäre keine Abkürzung mehr, machte man einen kleinen Abstellumweg zur Parkbank. Außerdem sitzt da zu dieser Uhrzeit oft die Frau, die mit ihrer Fernbeziehung telephoniert - auf Englisch mit kölschem Akzent.
Wenn ich die Zigarette vor Erreichen der Bahnhaltestelle aufgeraucht haben möchte, dann muß ich sie jetzt langsam anzünden. Die Poller vor der FH wären mit ihren abgerundeten Spitzen ein echter Balanceakt, zu dieser Tageszeit undenkbar. Gegen den Mülleimer an der Straßenecke sträubt sich etwas in mir: Der schöne Kaffee.
Da bleiben ja eigentlich nur noch die Pfosten dieses Zauns übrig.
tl;dt
Parties, auf denen man nicht besoffen genug ist, um beim Wurf den einen großen Mülleimer zu verfehlen, aber am „Tsching!“ erkennt, daß bis jetzt nur Kronkorken drinliegen.
zwei Vorgeschichten
grün vor schreit
Auf nomnomnom.de/ auf eine Liste aufmerksam geworden, in der scheinbar recht vollständig sämtliche Gründe aufgezählt werden, die in dieser komischen 70er-Jahre Serie Bruce Banner zum Hulk werden lassen. Die Absurdität des Listeninhalts läßt sich dabei noch steigern, wenn man sich diese Gründe selbst in Hulk-Sprech laut vorliest. Der automatische Google-Translate-Service ist für den passenden Sprachduktus recht hilfreich. Hier einige Beispiele.
- Das Nachdenken über entweder von seinen Frauen
- In einem Auto platziert Kompaktor
- Mit einer Reihe von Computern fallen auf ihn
- Empfangen einer Giftspritze, und dann mit der Person sagen: "Oh. Ich gab Sie eine tödliche Injektion. Sorry, David."
- Löschen einer C02-Kanister auf dem Fuß, nachdem er beleidigt
- Nach unten gedrückt einen Berghang von einem Bigfoot-Imitator
- Mit Füßen getreten von einer Menge und mit der heißen Kaffee verschüttet auf der Hand beim Versuch, auf die Scharfschützen bekommen
- Fallende durch eine wacklige Treppe beim Versuch, auf die betrunken Mädchen, das ist erhalten zum Sprung vom Dach, und dann festzustellen, dass sie das Dach Tür ist verschlossen
- In einem Müllcontainer von den beiden Müllmänner, wer er ist ein Dieb denken platziert, und wer glaubt ihm nicht, wenn er sagt "Hey! Es gibt Ratten, die in hier!", und dann von den Ratten gebissen, um Verletzungen zu beleidigen hinzufügen
- Nach zwei mittleren Fußballspieler schnappen nasse Handtücher auf ihn und schieben ihn in das Dampfbad, die sie auf Hochtouren eingeschaltet haben
- Irgendwie einsperren ließ, in einem alten, dunklen Keller, und dann fast Stromschlag selbst
- Kicking über einen Bienenstock und dann wird überrascht sein, wenn die Bienen verrückt sind bei ihm
- Eingeschlossen in einem Ausnüchterungszelle mit einer verrückten Person, beharrt er ist Ernest Hemingway und dann schlägt die Füllung von David
- Gekettet, um einen LKW, während sein Freund für die Episode getroffen wurde Innern des Anhängers von den Eingeborenen unter den Riten der La culta de bestraft werden Cabeza Chocolata
- Von all den anderen Gefangenen im Arbeitslager geschlagen, in der Mitte der Nacht, während er versucht zu schlafen, wenn er erzählte ihnen nachdrücklich, ihn nicht zu schlagen bis dieser speziellen Nacht
- Versehentlich Verlassen des Laserstrahls auf der chemischen Labor, so dass es schneidet quer durch den Raum und in die hochgiftigen Chemikalien, so dass David ist eingehüllt in
- giftige Dämpfe
- Ausgestanzt und geworfen in der Kaktus Bett, so dass David herum dreschen kann auf dem Kaktus, obwohl er hat viele Auswege
- Unwissentlich mit einer der anderen Jungs in der Rock-Band Crew hilfreich fügen Sie einige "Orange Sunshine" LSD zu Orangensaft Davids, so dass David a hat wirklich schlecht Reise
TdM Mai 2012
Wenn dieser Rapper echt Brooklyn repräsentiert, dann stell ich mir Brooklyn als einen Ort vor an dem die Leute ziemlich oft "Brooklyn" rufen— Königin Victoria (@SpeedleDum) May 11, 2012
Okay, ein Tweet ohne Punkt und Komma. Aber trotz zweier fehlender Satzzeichen muß ich zugeben, ich lachte hart. Und ich weiß zwar nicht, um welchen Rapper bzw. Song es sich in diesem Tweet handelt, aber ich habe natürlich sofort an folgende Zeilen aus dem DeutschHipHop-Klassiker Ich so, er so von Eins Zwo gedacht:
Er meint, er repräsentiert sein Viertel und seine Pardybrüder. Ich repräsentier' die Welt, wie Hardy Krüger.
Und weil ich zu faul gewesen bin, mir diesen Reim aus dem Gedächtnis zu ziehen und Buchstabe für Buchstabe in die Tastatur zu tippen, bin ich bei der copy&paste-getriebenen Googlesuche nach den Lyrics über die Charakteristika der HipHop-Sprache am Beispiel von Raptexten gestolpert. Ich empfehle dieses Buch ungelesen sowie uneingeschränkt.
den leo machen
In Ausgabe Nr. 2/2012 der Zeit Leo, einem “neuen Magazin für Jungen und Mädchen ab 8 Jahren”, werden mehrere Kinder zu ihrem Verhältnis zu Ordnung befragt. Die beiden unten abgebildeten Interviewopfer sind nicht die einzigen Auskunftgeber, andere artikulieren immerhin so abstruse Worte wie “Spielzeug” oder faseln etwas von einer abwegigen Einrichtung namens “Freizeit”. Aber trotzdem finde ich es schon ein starkes Stück, daß solche Worte aus Kindermund für Kinderaugen, wie sie unten zu lesen sind, keinerlei redaktionelle Einordnung erfahren.
Links: die Beschäftigung mit Spielen und Büchern ist in der Tat vergeudete Zeit - und das ab dem ersten Lebensjahr. Rechts: Ich dachte, in Deutschland wäre Kinderarbeit verboten.
Um den Kindern ihre Zukunft nicht zu verbauen, sind ihre Namen und Gesichter unkenntlich gemacht worden.
sigint 2012
Eigenwerbung // Ich werde dieses Jahr einen Vortrag über Das Kreuz mit dem Crossposting - oder: Die Grenzen der Filtersouveränität halten. Der CCC nennt das allerdings Lecture, das ganze findet am Sonntag um 17:00 Uhr statt.
Es wird wahrscheinlich keinen Stream geben, aber alle Vorträge werden aufgezeichnet. Sobald das Video online ist, reiche ich den Link nach, ebenso die Präse dazu sowie das Script, falls ich den Vortragstext noch schriftlich ausformuliere.
Nachtrag 03.07.12 // Das Video ist jetzt online. Nachtrag 26.07.20 // Das Video ist wieder offline, wie die gesamte SigInt-Seite. Die Veranstaltung des CCC findet seit einigen Jahren nicht mehr statt.
es war einmal
Gion-Men Kruegel-Hanna ist nicht ganz so glücklich mit dem anhaltenden Retro-Trend vor allem bei Photo(-App)s, aber auch bei Serienerfolgen wie Mad Men. Und tut das alles als reine Nostalgie ab.
Tobias Bjerrome Ahlin erklärt hingegen ziemlich einleuchtend, was Skeumorphismus mit Storytelling zu tun hat. Zwischen diesen beiden Polen soll sich jeder selbst ein Bild machen. Ich für meinen Teil glaube, mit dem funktionalen Primat der New Aesthetic wird es die großen Erzählungen bald nicht mehr geben.
Source: rebelart.net via Hendrik on Pinterest
Kommen wir zum praktischen Teil: Die Descriptive Camera von Matt Richardson ist ja schon zurecht durch alle Blogs und bei Twitter rauf und runter genudelt worden, daß man sich fragt, was zuerst da war: Das Huhn (@textinstagram) oder das Ei (@PicturelessPins)? Meine derzeitige Lieblingsknipsanwendung auf dem iPhone ist übrigens 1-Bit Camera.
neike knust
Update 0704-2014 // Die unten eingebette Doku über Jeff Koons ist bei YouTube gelöscht worden, weil Copyright. Ich lasse das hier trotzdem mal so stehen.
(via)Davor waren es Galerien. Die meisten wohl von solventen Ehemännern finanziert, damit sich die Frau Gemahlin daheim nicht langweilt. Was verständlich wäre, denn der workaholische Gatte ist bis spätabends im Büro oder unterwegs und das Haus im Hahnwald macht auch nicht wirklich Arbeit, so ohne Kinder und mit Putzfrau.
Nach den Galerien jetzt also Agenturen. Wo auch immer in der Südstadt ein Friseur, eine kleine Boutique oder ein Reisebüro ihre Pforten schließen, ein paar Wochen später sieht man durch die Schaufenster ein paar Schreibtische mit ihren darauf stehenden iMacs. Ob manchmal noch zusätzlich ein wenig Tand verkauft wird oder nicht, ist dabei vollkommen egal, denn Kunden sieht man in diesen Läden nie, nur betont lässig und doch schick gekleidete Menschen hinter den Bildschirmen ihrer Rechner.
Dabei ist die Südstadt noch nicht einmal ein Hipsterstadtteil, vielleicht war sie es vor zwanzig Jahren mal. Jetzt sind die Mieten dafür einfach zu hoch. Wenn man in diesem Veedel bei Google Maps im 8bit-Modus zu Streetview wechselt, dann sehen hier die unkenntlich gepixelten Häuser besonders schick aus.
Statt eines gelöschten Accounts // Worauf die Welt sicher gewartet hat: noch ein Button.
#rp12 ohne mich
Same procedure as last year, Mr Softie.
Nachtrag 17.04.12 // Der Vortragsvorschlag ist in etwas abgeänderter Form bei der SIGINT angenommen worden.
Gib hier den Titel an
Das Beste an diesem unsäglichen Brief der Tatortschreiber ist ja, daß sie glauben, durch ihre Arbeit dabei zu “helfen (…), die ideelle und materielle Zukunft einer postindustriellen Bundesrepublik auch international zu sichern.” Da muß man dann auch gar nicht mehr viel zu sagen. Nicht, weil der Beitrag auf seine Weise kaum konstruktiver ist als der Regnerrant neulich. Sondern weil das schon viele andere getan haben. Ich gebe ab an die angeschossenen Funkhäuser.
Das meiste Lob hat wohl die Antwort des CCC einstecken müssen. Über die Einladung von D64 ist wenig gesprochen worden. Wahrscheinlich auch, weil sie so old school politisch ist. Da könnte ich ja ein Wörtchen zur SPD verlieren.
Jaja, der Siggi ist auf Facebook und weil in NRW bald neugewählt wird, twittert die Hanni jetzt auch. Davor war viel Onlinebeirat und dann gibt es das ein oder andere Projekt.
Jetzt stehen die Piraten schön doof da, dass sie als einzige Partei keinen Internetverein am Start haben.
— Sascha Lobo (@saschalobo) April 2, 2012
Und jetzt halt auch noch Vereine: Die den Grünen nahestehende Digitale Gesellschaft hat es vorgemacht und viel Kritik einstecken müssen - Intransparenz, Lobbykram. Trotzdem wird das nachgemacht. Neuester Streich: CNETZ, die christdemokratische Variante. Das lädt natürlich gleich zu Hohn und Spott ein. Zurecht. Wer dabei aber lieber die Klappe halten sollte: die Sozen.
Es ist einfach, das netzpolitische Verständnis der CDU/CSU zu verlachen oder gegen die Piraten zu wettern, solange es um nichts mehr als Lippenbekenntnisse geht. Aber gibt es auch nur eine Person, die wirklich glaubt, daß mit einer erneuten großen Koalition nach der Bundestagswahl 2013 das ganze Internetgedöns der SPD mehr gewesen sein wird als der Aufbau von roter Verhandlungsmasse? Sie werden sowohl Vorratsdatenspeicherung als auch Leistungsschutzrecht mittragen und versuchen, das Ganze als nötiges Zugeständnis an den schwarzen Koalitionspartner herunterzuspielen. Dabei werden sie auf ihre Erfolge auf anderen Gebieten verweisen, sowohl Linken als auch Piraten die Mitregierungsfähigkeit absprechend.
kartwanderung
Zuerst mußte sich Google als Suchmaschine wenn schon nicht komplett verdrängen, so doch zumindest von DuckDuckGo mehr als ergänzen lassen.
Und solche Projekte wie die OpenStreetMap-Layer von Stamen lassen mich auch an meiner Vorliebe für Google Maps zweifeln. Wenn Apple die erst einmal von seinen Geräten wirft …
Von dem Mist hier ganz zu schweigen. Was soll das, Google?
Gelöschte Accounts, Teil 4: Ipernity.
schalala
Vorgestern am Frühstückstisch beschwerte sich die Frau, daß es in Supermärkten nur noch Äpfel zu kaufen gäbe, die zwar gut aussähen, aber dafür nach nichts mehr schmeckten. Sie müsse wohl auf den Wochenmarkt gehen. Woraufhin ich bemerkte:
“Obstschalen sind die neuen Blumenvasen."
Ich hielt das nicht für besonders originell, sondern sortierte das gedanklich eher in der Kategorie stating the obvious ein. Umso überraschter war ich heute Morgen, als mir eine entsprechende Googlesuche null Treffer ausgab.
Natürlich bringt man den Gastgebern bei einer Einladung zum Essen kein Pfund Kirschen mit, aber zu Dekorationszwecken in der eigenen Wohnung oder gerne auch hübsch drapiert in Wartebereichen haben adrett befüllte Obstschalen in den letzten Jahren eine erstaunliche Karriere hingelegt. Während ein Haufen farblich aufeinander abgestimmter Früchte neben optischer Gefälligkeit auch noch Gesundheitsbewußtsein und eine gewisse Nachhaltigkeit symbolisieren, haftet speziell Schnittblumen doch der Ruf nach einem unachtsamen, egoistischen Umgang mit der Natur an.
Daß Trauben und Birnen in den meisten Fällen ungegessen in den Müll wandern, sobald sich die ersten braunen Stellen zeigen, wird bei der Betrachtung lieber ausgeblendet. (Apropos Vergänglichkeit: gelöschte Accounts, Teil 3.)














