Über Arbeiten

    Ad Boys 4 Life

    Gestern schon auf This Is My Jam gepostet, aber da ist es ja nach einer Woche weg. Und weil jedes Wort in diesem Musikvideo wahr ist, packe ich das zu Dokumentationszwecken hier auch noch schnell ins Blog.

    Nur zur Ergänzung, versteht sich.

    prototypisch

    Derzeit fordert eine Petition auf change.org die EU auf, ihren Bürgern die Hoheit über deren eigene Daten zurückzugeben. Im Text zu dieser bereits mehr als 60.000 Unterstützer zählenden Petition heißt es u.a.:

    Meine Privatsphäre, mein Leben wird Stück für Stück ausgeschlachtet. Wer wem welche Information über mich zugespielt hat, weiß ich nicht und das will ich nicht länger hinnehmen.

    Aufgesetzt hat diese Eingabe Ali Jelveh, seines Zeichens Chief Revolutionary Officer bei der Protonet Gmbh. Oder aufsetzen lassen. Denn zu dem Gesuch gibt es auch eine Kampagnenseite: Free Your Data. Die wäre etwas glaubwürdiger, wenn sie nicht komplett in der Firmenfarbe orange gehalten wäre. Aber nun gut, eine als Weltverbesserungsprojekt angelegte Marketingaktion für den Serverbetreiber PROTONET - so weit, so aufdringlich.

    Warum nicht?

    Kann man machen. Schließlich wird ganz oben auf der Startseite von Free Your Data transparent auf das Engagement des Initiators Protonet hingewiesen. Sie haben ja nun einmal etwas im Angebot, sind von ihrem Produkt vielleicht wirklich überzeugt und verstehen es nicht nur als Verkaufsmasche.

    We are 100% tracked, 100% predicted and 100% sold to an industry worth over US$150 billion. [caption id="attachment_9567" align="alignleft" width="1040"]free your data supporters Quer durch die Lager vor den Karren gespannt.[/caption]

    Schön dramatisch. Was man hingegen erst nach einem Klick auf Imprint in der Footer-Navigation sieht: Verantwortlich für die Texte der Kampagnenwebsite ist eine PR-Agentur namens REBEL AT HEART. Dort liefert Gründerin Lina Wüller das übliche Branchenblabla: Disruption, Storytelling, Authentizität. Oder klarer in diesem Interview:

    Das ist auch ein Ansatz, den wir fahren. Wir wollen auch nur mit den Produkten, mit den Start-ups arbeiten, die wir total cool finden. Ich könnte für kein Produkt PR machen, was ich nicht selber nutzen würde, was ich nicht selbst total hypen würde.

    Und dann siehst Du auf der total rebellischen Agentur-Website die Kundenliste. Über zwei davon wird an anderer Stelle Folgendes geschrieben:

    Auch wurde an myTaxi der Datenschutz kritisiert. So werden umfängliche Daten des Taxifahrers, bestehend aus Benutzername, User-ID, Vor- und Nachname, Bewertung, Lichtbild und Telefonnummer an den Fahrgast übermittelt; ebenso kann der Fahrer von jedem auf der Karte identifiziert und verfolgt werden. Aus der Sicht der Fahrgäste sind die im Gegensatz zu Taxizentralen notwendige Übermittlung der Telefonnummer an den Fahrer und die Speicherung der Positionsdaten zu beanstanden.

    (aus dem Wikipedia-Artikel zu Taxi-Apps)

    Je mehr Daten der Kunde im weiteren Prozess freigibt, desto mehr steigen die Chancen auf einen Kredit. So kann jeder freiwillig, wie Diemer betont, den Zugang zu sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter erlauben. Wie viele Facebook-Freunde haben studiert, wie kreditwürdig sind diese, wie viele Menschen folgen dem Antragsteller auf Twitter.

    (aus einem Artikel der WELT mit der Headline: Warum die Schufa im Vergleich zu Kreditech harmlos ist)

    Ich mach mir die Datenwelt, wie sie mir gefällt. Und jetzt kann man überlegen, wie das eine zum anderen passt. Oder wie das Rebellentum zur Opportunismus übertünchenden Pose verkommt. Oder kurz mit ihren (wahrscheinlich nicht ganz) eigenen Worten:

    Wenn man Lina Wüller googlet, wird man übrigens darüber informiert, daß “einige Ergebnisse möglicherweise aufgrund der Bestimmungen des europäischen Datenschutzrechts entfernt wurden.” Warum wohl?

    re:publica 2015 / #rp15

    1. Tag

    Erst an diesem Morgen in Berlin angekommen. Und man möchte ja auch nicht in der größten Andrangschlange stehen - zumal man sich damit auch zugleich um dröge Dankesreden zur Begrüßung der Sponsoren drücken kann. Somit war mein erster Vortrag Die Abschaffung der Wahrheit - Friedemann Karigs (ich wollte jetzt nicht wirklich “humorvolle Abrechnung” schreiben?) Ähm, nächstes Thema: Finding Inclusion in Digital Europe - Raul und Mareice haben in allen Himmelsrichtungen Aktivisten gefunden. Dann die übliche Levitenleserei in Die Netzgemeinde ist am Ende. Jetzt geht’s los. Zum Schluß dann noch Einblick in ein Forschungsprojekt der Uni Bremen zu How comments on the Eurocrisis help construct a European society! Jaja, mit Ausrufezeichen.

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    2. Tag

    Flüchtige Macht? YouTube im Kreuzfeuer. Facebook und Co. greifen an lieferte ein paar Zahlen zur Bewegtbildentwicklung im Social Web. Dann ein wenig Kapitalismuskritik in Die Aufmacher ­– eine Revue zu den Absurditäten von technischem Fortschritt und Wachstum, bevor in Hype, Hype, Super-Hype T(echnikt)rends im Onlinejournalismus diskutiert wurden. Nach der Mittagspause dann Ein Plädoyer für eine Non-Profit Medienlandschaft und etwas Meta-Theorie Von der Netzwerk- zur Plattformgesellschaft. Schließlich Cory Doctorow auf der ganz großen Bühne - The NSA are not the Stasi: Godwin for mass surveillance. Unterhaltsam weiter ging es mit Nudge! Nudge! – Was Design von Verhaltenspsychologie lernen kann, Lasst uns goldig sein! Lebens- und produktionstechnische Hinweise zur Bewegungsfigur der kleinen und kleinsten Formen und Wir hatten ja nix – und das haben wir mitgebracht: Das kleine Technikmuseum. Reichte dann auch.

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    3. Tag

    Mensch, Macht, Maschine – Wer bestimmt wie wir morgen arbeiten? - Sehr bedenkenswerter Vortrag von Johannes Kleske, das Video dazu sowie mehr Infos zum Thema hier auf seinem Blog. Dann auch mal was Zwischenmenschliches: Fremd gehen immer nur die anderen – Liebe und Beziehung in Zeiten der Digitalität, ein Erbauungsvortrag der immer lesenswerten Journelle. Wenn man die Arbeiten von Aram Bartholl mit einer gewissen Regelmäßigkeit verfolgt, dann hat sein Talk Online, Offline and all-over the city nicht wirklich Neues gebracht. Als Künstler mag ich ihn sehr. Unsere Stadt auf Goldgrund - Alex Rühle erzählte sehr kurzweilig von den von ihm mitinitiierten Aktionen gegen den Münchner Mietwahnsinn. Tolle Sachen! Aus Urban Places – Public Spaces früher raus, trotz Panel-hosting by Goethe-Institut and Münchner Kammerspiele feat. Stefan Kaegi of RiminiProtokoll-Fame. Zu Seven on Seven bin ich zu spät gekommen - die Applebaum/WeiWei-Session war hoffnungslos überlaufen, der Bühnenzugang dicht. Die zweite Hälfte von Karl der Käfer wurde nicht gefragt – der kurze Frühling des Internet of Things (oder: warum wir es schon wieder verkacken mit dem Netz) war nicht der schlechteste Ersatz. Zumal es im selben Raum wie danach Purpose of Entry stattfand. Meine persönliche Abschlußsession war dann das Bildungstrinken. Es lag nicht an den dort verköstigten Cocktails, das Auslassen der rp-Verabschiedung als Queen-Massenkaraoke hat bei mir Tradition.

    Nachgeholt auf YouTube habe ich mittlerweile:

    Die eine oder andere Session gucke ich mir sicher noch an. in der Playlist re:publica 2015 finden sich über 150 Videos. Wem das nicht reicht, der findet auf Voice Republic mit 338 Audiofiles wohl so ziemlich als Sessions als Tonaufzeichnung.

    Man kann es sich auch in häßlich selbstbezogenen Sesseln des Lobbyismus' noch gerecht gemütlich machen.

    Insbesondere Journalisten sollen ja in diesen Onlinezeiten zur Marke ihrer selbst werden, zur Eigenmarke. Und sich folglich nicht nur als Blogger, sondern auch als Redakteur (ob frei oder fest) als begriffenes Ein-Mann-Unternehmen begreifen. Was natürlich bedeutet, für die Verbreitung des von ihm geschaffenen Contents selbst zu sorgen. Es heißt schließlich Selbstvermarktung.

    Insofern ist folgender Tweet gar nichts Besonderes:

    Weil Aufmerksamkeit die Währung des Internets ist, fallen Eigenwerbung und Distribution in eins. Was nicht falsch sein muß, zumindest mich persönlich im konkreten Fall nicht stört. Die Lage in und um Syrien ist wirklich fatal und darauf aufmerksam zu machen, ist legitim, ja sogar durchaus geboten.

    Was meiner Meinung nach allerdings zuweit geht: Sich über Umfang und Gewichtung von Berichterstattung mokieren, wenn das eigene Thema mitspielt. Auch wenn journalistische Objektivität in der Realität ein Mythos ist, sollte man unbedingt jeglichen Anschein von Voreingenommenheit vermeiden. Möge es noch so wichtig sein.

    Und in Afrika verhungern die Kinder. Es ist okay, das System zu pervertieren, solange es für eine gute Sache ist. Nämlich die eigene.

    Erzähl mir nichts

    vimeo.com/98368484

    David Berkowitz schlägt in seinem Artikel The Beginning of the End of Storytelling in dieselbe Kerbe wie Sagmeister oben im Video. Auf der einen Seite die Egozentrik und Selbstüberschätzung von Marken und ihrer Kommunikation. Auf der anderen Seite des Grabens Zielpersonengruppen, die in der Regel von Werbung genervt sind. Unter anderem deshalb, weil sie einem das Blaue vom Himmel verspricht.

    One day, my wife and I were venting about a few insufferable people we know. They didn't seem to take an interest in us or anyone but themselves. Exasperated, my wife lamented, "All they do is tell stories!"

    Und das ist ja auch kein Wunder, wenn man sich etwa als Damenausstatter des Establishments in rebellischer Protestpose inszeniert. Ironie hin oder her - unrealistisch ist gar kein Ausdruck. (Click aufs Bild für die neueste Chanel-Kampagne.)

    Die Modebranche - oder zumindest ein ganz bestimmtes ihrer Segmente - lebt ja quasi davon. Sie hat “was kümmert mich mein Geschwätz von gestern” zum Geschäftsmodell erhoben. So total authentische Castingmethoden hingegen sind da wohl eher in Berkowitz' Sinn. Ich bin davon oft auch recht angetan, dem Publikum eine Plattform zu bieten. Könnte mehr als ein Trend sein.

    As brands become more publisher-like, they’ll also need to incorporate a responsive philosophy that adapts to the user so that they can reach them at the right time, with the right messaging, and an understanding of cultural events.

    Diese Empfehlung Amir Kassaeis allerdings liest sich wie eine weitere strategische Entschuldigung für windkanaloptimierte Beliebigkeit.

    Wobei es ja echt immer noch schlimmer geht. Und dabei ist selbst der knietief in die Uniformhose gegangenste Kreativaspekt noch das kleinste Problem. Also vielleicht nicht der Branche, aber der Gesellschaft insgesamt, wie Sascha Lobo in seiner aktuellen SpOn-Kolumne darlegt.

    Bonusmaterial: wie man seinen Mitbewohner mit Hilfe von Targeted Facebook Ads in die Paranoia treibt.

    äußerst präsentabel

    Vor ein paar Wochen machte die Meldung die Runde, Slideshare lasse sich nicht datenschutzkonform in deutsche Websites einbinden. Wo doch jeder weiß, daß Speaker Deck die schönere Alternative ist.

    Aber bevor man eine Präsentation erst einmal (öffentlich) präsentieren kann, muß man sie wohl erst erstellen. Und da fängt das Übel schon an. Zu PowerPoint sage ich wegen meiner Microsoft-Allergie mal nichts. Apples Keynote nervt (die Kollegen) mit seinem Update-Wahnsinn. Und ich persönlich halte beide Programme für viel zu aufgeblasen. Man nutzt ja doch nur einen Bruchteil ihrer Funktionen.

    Also schaue ich mich ab und an um, was andere Anbieter so können. Ganz angetan bin ich von slid.es/ hier. Das sieht in eine Website eingebunden immer noch schick aus. Bin mal gespannt, wie das nach dem Veröffentlichen dieses Posts in der Mobile-Version rüberkommt.

    Mit dem Klassiker Google Docs lassen sich natürlich auch Präsentationen erstellen. Das sieht nicht mehr ganz so schlimm aus wie vor einigen Jahren und ist vor allem toll, wenn man mit mehreren an ein und derselben Datei arbeiten möchte.

    Familienduellet’s dance mit Werner Schulze-Erdel - aber nicht auf RTL, sondern beim französischen Startup bunkr.me/. Ebenfalls browserbasiert, kann man machen.

    presentate.com/ verspricht “HTML5 presentation software that works everywhere”. Ist allerdings noch in “early alpha pre-launch mode”, man kann sich aber auf eine Mailingliste eintragen.

    Zum Schluß noch eine Software/App: Wer Lust hat, 18 Tacken für ein Tool auszugeben, das schicke Slides aus Markdown-Dateien bastelt, dem sei decksetapp.com/ empfohlen. Mir ist das - trotz der ungemeinen Praktikabilität - zuviel Schotter. Denn so oft baue ich beruflich jetzt auch keine Präsen. Wer sich das mal näher anschauen will, für den gibt es unten auf der Seite eine Testversion zum Download. Man sollte allerdings wirklich was mit Markdown anfangen können. Das wiederum ist auch jenseits von Präsentationsbastelei nicht verkehrt.

    Andere Vorschläge?

    Niveau, weshalb, warum

    Weil es ja heute losgeht: Vorab der Hinweis auf diesen leider auch nach zwei Jahren nichts von seiner traurigen Wahrheit eingebüßt habenden Text auf sueddeutsche.de/ zum Thema Party-Patriotismus. Und hier quasi als Einstieg der nahtlose Übergang zum Blogpost der vorletzten Woche.

    Zusatz: Die Paninibilderlandschaft mit Ken-Burns-Effekt ist verschwunden. Weil Copybrechreiz?

    Besser als (der Vollständigkeit halber) dies und das - oder jener Kommentar. Wobei natürlich auch ein kostenlos zum Download rausgehauener Anti-WM-Song als Marketinginstrument ausgespielt werden kann. Vielleicht gerade deshalb, weil der @Spex aufgefallen ist, welche Vorlage vermutlich als Inspirationsquelle zu obigem Video gedient hat. Damit wären wir beim eigentlichen Thema.

    Werbeblock, zweisprachig

    Sich woanders Anregungen holen, und sie dann an seine eigenen Zwecke anzupassen - kann man machen. Habe ich schon einmal irgendwo gesagt, geschrieben, fallen gelassen: Es gibt einen Unterschied zwischen echter Kreativität und der oft bemühten Kreativwirtschaft. Ideen hat jeder. Werber/Agenturen werden dafür bezahlt, ausgestaltete Ideen am Fließband liefern zu können, jeweils gemünzt auf die Kommunikationsbedürfnisse der Kunden. Das muss, kann nicht immer überoriginell sein. Und das ist nicht so schlecht - zumindest gibt es Schlimmeres.

    Werte Nachfahren David Ogilvys (Tip Nr. 6): ein ehrliches “Fuck Off” durch ein - soweit ich das erkennen kann - “Bla Bla” zu ersetzen und das Ganze dann ohne Quellenangabe als Eigenleistung auszugeben, dürfte wohl als negative Schöpfungshöhe anzusehen sein. Eine Wortspielchen mit Cannes erspare ich mir an dieser Stelle.

    Lieber nun zurück zum Sport: Wie scheißecool kann St. Vincent sein? // Highfive für Fred, mit der Bitte um Beachtung seiner Linktipps am Textende. // Apropos WM-Tipp. // So. // Oder so.

    Vollzeitpenis

    Waren das noch Zeiten, als man sich am Telephon hat verleugnen lassen. “Der Herr Direktor ist gerade in einer Besprechung. Kann ich etwas ausrichten?” Heutzutage ruft niemand mehr an, kann Mann die Sekretärin zumindest bis rauf zum mittleren Management gleich einsparen. Gibt sich volksnah, sogar Chefs beantworten ihre Mails selbst, kurze Wege und flache Hierarchien und so.

    Die Medienwelt ist davon natürlich ganz besonders betroffen, wenn sich der Primat der Contentproduktion von analog zu digital verschiebt. Die Anforderungen gerade an Schreiber ändern sich damit radikal. Exemplarisch zu sehen an der gestern rumgegangenen Stellenausschreibung für den Germany Editor at BuzzFeed in Berlin. Zu dessen Aufgaben sollen sowohl Write, edit, and produce original posts for BuzzFeed.com focused on German news and culture als auch Post BuzzFeed content to various social media sites gehören. Wie die Gewichtung dabei liegt, wird klar, wenn man sich die vollständige Liste der Vorraussetzungen für den Job anschaut:

  • 2-3 years experience writing or editing for a large website or other publication
  • Proven ability to make widely shared posts
  • Experience using social media in a professional capacity
  • Thorough understanding of the social web, web copyright issues, and web research
  • Familiarity with standard photo-editing tools (PhotoShop or the like)
  • Established social media presence

  • Das gefällt nicht jedem. Aus irgendeinem, wenn auch guten Grund, fühlen sich selbst festangestellte Journalisten dazu verpflichtet, es in Zeiten des Internets ihren freiberuflichen Kollegen gleichzutun und beständig Eigenwerbung für die eigenen Ergüsse durch die einschlägigen Netzwerke zu blasen.

    Die oft erwartete, manchmal erzwungene Identifikation mit den Erzeugnissen des Arbeitgebers ist eine Sache. (“Wie, Du likest weder Deine Agentur, noch deren Kunden?") Ich für meinen Teil mache sehr gerne Werbung, aber nicht Werbung für Werbung. Die andere das Problem vieler Netztexter, nicht mehr für die Leser zu schreiben, sondern für Suchmaschinen und Klickzahlen. Wobei da ja ständig eine neue Sau durchs digitale Dorf getrieben wird, was aber nichts an der Grundproblematik ändert.

    gal_amen

    Wie fließend die Grenzen allerdings auch im Print sein können, zeigt ein Artikel, eine Werbung, ein Fragezeichen in der aktuellen Gala Men (Ausgabe 1/14, S. 75). Der Beitrag ist nicht als Anzeige gekennzeichnet, unter der Überschrift “Selbsttest” darf ein Redakteur dort in den höchsten Tönen von “Duftreisen ins Reich Christian Diors” schwärmen, inklusive Kontaktdaten zur Terminvereinbarung. Seinem Profil auf linkedin.com/ nach zeigt das den Beitrag illustrierende Schnupperbildchen tatsächlich den auch im Impressum als Mitarbeiter Vollzeitpenisaufgeführten Sebastian Stein. Über den ist im Netz wiederum überraschend wenig zu finden, ein paar Artikel auf gala.de/ bilden da schon die Ausnahme.

    “XY changed their ROFL picture."

    Einschub // Scheinbar werden Cover jetzt schon so designt, daß sie im quadratformatigen Profilbild gut rüberkommen. Da gesellt sich Gala Men zu einem Zeitschriftenhaufen von Spex bis Nido. Wahrscheinlich nur noch ein Frage der Zeit, bis sich die Kioskauslagen den modernen Gegebenheiten anpassen.

    Aber zurück zum Thema: Sich selbst zur Marke machen, personal brand strategy. Sascha Lobo hat völlig richtig das Zeitalter der Selfieness ausgerufen. Aber darüber, wie man zwischen Onlinekolaborationen, Mailverkehr und Sozialmediengedöns, zwischen ständiger Erreichbarkeit und flexibilisierten Beschäftigungsverhältnissen die private und berufliche Netznutzung unter einen Hut bringt, darüber verliert er kein Wort. Wahrscheinlich, weil das jeder für sich selbst herausfinden muß.

    P.S.: Das berühmte Oscar-Selfie ist übrigens Product Placement von Samsung gewesen.

    Kurz vor meinem Tod werden sämtliche Sicherungsvorgänge an meinem geistigen Auge vorbeiziehen, bei denen ich vergessen habe, das Häkchen bei „Kompatibilität mit Word 2008 beibehalten" zu klicken.

    tl;dt (195)

    Intel duo

    Anläßlich eines neuen Prozessors hat Intel in die Vollen gehauen. Zwei Bewegtbildbeispiele, zum einen ein trotz seiner Länge von fast zwei Minuten fast klassisch zu nennender Werbespot, mehr als adrett anzuschauen. Darunter eine Kurzdoku über den Sartorialist Scott Schuman, ebenfalls aufschlußreich. Mit über 2.000 Videos in seinem YouTube-Channel scheint der Chiphersteller diesen Verbreitungsweg allerdings etwas überzustrapazieren. Wenn die Qualität jedoch so gut wie unten gezeigt ist, dann wird es mit dem Übersehen der Highlights schwierig.

    via

    via

    Unfortunately, I'm not with CoCo

    Echt schade, daß der Coworkingspace Cologne so weit von meiner Wohnung, dafür in ziemlicher Nähe zu meiner Agentur aufmacht. Es wird schon kräftig geschraubt und eingerichtet, offizielle Eröffnung ist am 01. Juli, soweit ich weiß.

    Ich werde das Projekt jedenfalls im Auge behalten. Den vorgeschlagenen Badge finde ich schon einmal ziemlich gelungen. Zu dessen Entstehung gibt es auch eine Präse.

    Wo wir gerade beim Thema Köln sind: Rheinseitenwechsel. War ja gerade Landtagswahl in NRW, will ich mich auch gar nicht groß drüber auslassen, das tun andere schon genug. Nur eine kurze Anmerkung. Beim Vergleich meines Stimmbezirks mit meinem Wahlkreis habe ich ein ziemlich übles Gefühl. Und das wird nicht besser, wenn ich noch Infos zur Wohnlage hinzuziehe.

    Edit // Wohnanlageninfo-Link entfernt, da Seite nicht mehr existent.

    "Lady, I don't have time."

    Gehetzt klingen viele heutzutage. Oder wollen so klingen: busy. Termine, Termine, Termine und zwischendurch immer up to date bleiben - jeden Tag, 24/7. Es ist hier bestimmt nicht meine Absicht, Charlie Chaplins Stummfilmklassiker zu romantisieren, denn über die Fließbandarbeit sind wir längst hinaus. Statt Arbeitsteilung ist nun Multitasking das trendy Topic. Aber wie modern kann die Zukunft schon sein?

    Die brand eins widmet ihren Schwerpunkt in der aktuellen Aprilausgabe (Editorial) dem Thema “Lebensplanung”. Klar, sie führt wahrheitsgemäß die Bezeichnung Wirtschaftsmagazin im Untertitel, d. h. mit Leben ist hier eigentlich nur Arbeit gemeint. Aber das ist ja gerade das Problem: die stetig verschwimmendere Trennung von Privat- und eben Arbeitsleben. Okay, es gibt ihn zwar schon länger, aber allein der Begriff “Arbeitsleben”. Da kommt einem selbst Frederick Winslow Taylor als Schreckgespenst nicht mehr in den Stechuhrzeigersinn, darüber ist man schon längst hinaus. Wo nichts mehr zu rationalisieren ist, da lautet das neue Schlagwort Flexibilisierung. Da braucht man sich gar nicht darüber zu freuen, das Internet auch im Büro uneingeschränkt nutzen zu können, um etwa einen Tisch in einem Restaurant zu reservieren; denn selbstverständlich werden dann auch noch zu abendlicher Stunde zwischen Vorspeise und Hauptgericht auch berufliche Mails gecheckt und vielleicht sogar auf der Toilette kurz beantwortet. Der Chef besteht mitunter gar nicht drauf, der Angestellte erledigt das in vorauseilendem Gehorsam aus Pflichtbewußtsein.

    Das Restaurantreservierungsbeispiel aus einem Artikel des Hefts ist gut gewählt. Längst (sprich: seit einem Jahr oder so) sind die Zeiten vorbei, in denen man das als Einladung für schon damals (sic!) eher nur so mittelmäßige Scherze über das nicht vorhandene Sozialleben von Nerds und Geeks genutzt hätte. - Wozu einen ganzen Tisch reservieren? Als Einzelgänger ohne echte Freunde findet man doch immer irgendwo ein Plätzchen. Das mit den Freunden ist jetzt anders, seit wirklich jeder auf Facebook ist. Die Konvergenz von RealLife- und Online-Identität nimmt täglich zu und wer nicht mit dabei ist, der fällt leider oft durchs Beachtungsraster. Denn weil alle “was mit Medien machen”, fällt Freundschaftspflege ja als Networking jetzt auch unter erweiterte Arbeitsleistung.

    Wir sind natürlich cool damit. Den Tag über im Web rumscouten und mal das eine oder andere Paper auf den Bildschirm bringen, unterbrochen von Meetings hier und da. Was aber, wenn einem der Job nicht gefällt? Soll ja hinter der Avantgarde im Hauptberufsheer durchaus mal vorkommen. Und auch bei den digitalen Vorkämpfern herrscht nicht immer Einigkeit, da wird das Lob der Freiheit gerne mal als neoliberales Denken gebrandmarkt. Beispiel Home Office: Da redet man sich die Einsparung einer (als ÖPNV-Nutzer) konzentrierten Nachrichtenlektüre des Arbeitswegs so lange schön, obwohl es für den Arbeitgeber viel mehr Vorteile hat (Einsparpotential) als für den -nehmer, bis man sich dann irgendwann doch der Geselligkeit halber in einem Co-Working-Space wiederfindet. Wahrscheinlich, weil man im Oberholz vor lauter Touristen gar nicht mehr zum Arbeiten kommt. Wenn man denn überhaupt einen Job hat. Ich persönlich stehe da auf der Seite der Medienelite. Die Zahl derer, die sich die Rosinen aus dem Kuchen picken können, bleibt wohl auch in der schönen neuen Arbeitswelt 2.0 recht überschaubar. Die Mehrheit wird sich mit ein paar vorgesetzten Krümeln abspeisen lassen müssen.

    Und am Ende muß man Lee Marvin beipflichten. Aber weiter. Das Programm der re:publica steht soweit. Na warte.

    Montag, Morgen

    Geschieht ihm recht. (via)

    Soda Pop

    Was immer Du tust, mach es aus Überzeugung, dann kommt das nötige Engagement von selbst. Das Video unten über den Soda Pop Stop und seinen Besitzer John Nese ist jede Sekunde der fast dreizehn Minuten wert. Nicht, weil der Zuschauer Durst bekommen soll, sondern um zu verstehen, was Leidenschaft für eine Sache bedeuten kann.

    Ich frage mich schon länger, wie Fanta diese Flasche hat verändern können. Man darf den Wiedererkennungswert nicht unterschätzen, nicht alles muß mit der Zeit gehen. Mehr zum Logovergleich beim werbeblogger.de/. Vorher noch ein bißchen Musik.

    Weiter im Takt: Eine Liste der Top50 Alben des Jahrzehnts, auf welcher die Namen Wolfmother und Hot Chip fehlen, kann ich leider nicht ernst nehmen, lieber NME. Auch, wenn ihr versucht habt, durch eine US-Band an der Spitze so etwas wie Glaubwürdigkeit oder Objektivität vorzugaukeln.

    Art & Copy

    Mal wieder eine Doku über Werbung, aber immerhin hat sie wohl einige der besten und einflussreichsten Köpfe der Branche an Bord, wie der Trailer zeigt. Und der Film ist von Doug Pray, der sich nach seinen zwei bekannteren Werken, in denen die Musik im Mittelpunkt steht (SCRATCH, HYPE!) nun einem anderen Thema zuwendet. Ich bin gespannt, wann das Stück hier zu sehen sein wird.

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    Am Wochenende also auf dem BarCamp Cologne 3 gewesen. Nette Veranstaltung, kann man nicht anders sagen. So einige Sessions besucht, den ein oder anderen Bekannten getroffen, neue Leute kennengelernt und satt geworden. Kurz: zuviel passiert (und zuwenig Zeit), als daß ich über all das ausführlich berichten könnte. Verweise deshalb nur auf das allgemeine Fazit auf hirnrinde.de/, da finden sich auch weitere Links.

    BarParapapapam

    Stattdessen einzig die Auseinandersetzung mit einer einzelnen Session, gehalten am Samstag Nachmittag von Johannes Kleske. Auf tautoko.info/ wird der Vortrag in drei kurzen Absätzen angerissen.

    Mich faszinieren Marken, die nicht erst eine Marketingstrategie entwickeln müssen, um bei zukünftigen Kunden ein Bedürfnis für ihre Produkte zu wecken, die eigentlich keiner braucht. Stattdessen bietet ihr Alltag durch ihre Authentizität genug Material, um mit der Hilfe von Social Media einfach ihre Geschichte zu erzählen, während die Qualität ihrer Produkte jeden Kunden in einen Markenevangelisten verwandelt.

    Das von Johannes angesprochene “abseits des Markenmainstreams” ist dabei meiner Meinung nach der springende Punkt. Diese Strategie - und ich halte auch Authentizität für eine Strategie - funktioniert nur in bestimmten Nischen und das besonders gut im Lifestylesektor. Nur hier findet man diese Art von Fanboys und -girls, die sich durch die so transportierte “Begeisterung” anstecken lassen. Auf große Unternehmen oder solche, deren potentielle Kunden nicht im Internet zu finden sind, läßt sich das natürlich nur bedingt übertragen. Aber es lohnt sich trotzdem, sich einige Sachen vor Augen zu führen.

    Eine Firma sollte neben ihren Produkten etwas zu erzählen haben, wie sehr diese Produkte auch für sich selbst sprechen mögen. Leute, denen man ihre Geschichte abnimmt, finden auch Abnehmer für ihre Produkte. Und wem seine ehrliche Arbeit auch noch Spaß macht, der wird dafür mit mehr als Geld bezahlt. Dazu soll bei den Käufern natürlich Verständnis für die produzierte Qualität geweckt werden, die letztlich den höheren Preis gegenüber dem Ramschanbieter in derselben Branche rechtfertigen muß. Es wird sich zeigen, ob das prinzipiell weltweite Internet der richtige Ort dafür ist, ob diese in erste Linie lokale Strategie auch ganz (w)örtlich genommen genauso beim Bäcker um die Ecke funktionieren würde.

    Die Prezi zum Vortrag gibt’s hier.

    [caption id=“attachment_2138” align=“aligncenter” width=“200” caption=“abgelegt”]abgelegt[/caption]

    2075 a. ?.

    Die Agentur BooneOakley hat Ihre Website auf YouTube. Und bei adage.com/ geht es mal wieder um die Zukunft der ganzen Branche. werbeblogger.de/ übersetzt das nicht nur ins Deutsche, sondern kocht die Studienergebnisse auch gleich ein bißchen runter. Ebendort gibt es auch eine nicht ganz so nette Geschichte zum Wörtchen “optimieren”.

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    Es gibt immer eine Steigerung von sinnlos.

    Auf suedeutsche.de/ liest man dem vielermunds prophezeiten digitalen Generationskonflikt nichts wirklich Neues ab, aber die Überschrift dazu gefällt mir: “Datenträger und Bedenkenträger” - auch wenn ich mit dem Aquariumsvergleich auf Seite 2 nichts anfangen kann. spiegel.de/ schlägt in dieselbe Kerbe, trifft es aber besser und konkreter.

    iPhone-Gerüchte anschaulich.

    Distelmeyer? Mit y?

    Vorgestern um neun Uhr also kurzentschlossen doch zum Konzert in den Tsunami Club, weil wir uns mit dem Abendessen nicht überfressen haben und der Laden ja nur zehn Minuten zu Fuß entfernt ist. Für angenehme elf Euro eingetreten, es ist nicht viel los gewesen, vielleicht zwölf zahlende Zuschauer und die Vorband hat noch nicht einmal angefangen. Hätte sie (Er France) sich auch sparen können, zumindest die Chanteuse. Aber zum Glück haben Lacrosse das souverän rausgerissen. Haben mich von Musik und Auftritt her sehr an Architecture In Helsinki erinnert. Und wenn eine Band sich trotz schmalem Publikum ordentlich ins Zeug legt, dann hat sie bei mir schonmal einen Stein im Blog. Dreizehn Punkte.

    r

    Ein bißchen schießt manager-magazin.de/ schon übers Ziel hinaus, aber eigentlich trifft der Artikel es ziemlich genau, was es für ein Unternehmen bedeutet, Digital Natives nicht nur als Kunden, sondern auch als Angestellte zu haben.

    Linkszeug: Sehr schöne flickr-Guppe. Danish 70s Interior Design Porno Style. Nur noch 18 Tage Spoonfork 27. Habe gestern wohl eine andere Sendung gesehen. Diskuunfälle en miniature.

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