internet
- Douglas Adams 1999
- flannel apparel über Liebe und ihren Ausdruck
- Nilz über Konzentration und Multitaskizität
- Sebastian Ingenhoff über Blasen trotz Arbeitssamtschuhen
- 1000 Gratulationismen
nur so ein vorschlag
Untertitel: Über den Altmodernismus von quote.fm/
Der Zitierdienst macht in diesem Internet vieles richtig. Tut, was er soll; einfach zu bedienen; sieht schick aus - die Liste ist lang, Ihr braucht bestimmt nicht lange googlen, um Lobeshymnen anderswo zu lesen. Ich nutze ihn ja schließlich auch. Verdammt, einzig wegen der quote.fm/-Integration lese ich meine abonnierten RSS-Feeds mit Reeder. (Kann ich ebenfalls nur empfehlen.) Aber natürlich habe ich auch was zu meckern.
Die vorgegebenen Topics lesen sich wie die Ressortliste einer Zeitung. Zur Verdeutlichung übersetzt: Politik, Feuilleton, Kunst und Kultur, Wirtschaft, Sport, Karriere oder Chancen oder wie dieser dünne Pseudoredaktionsteil vor den Stellenanzeigen heißt, Erziehung und Arbeit, Wissenschaft und Technologie (“Wissenschaft und Technik” - so heißt doch eine Fragenkategorie bei Trivial Pursuit, oder nicht?) sowie der ganze seichte Ramsch, der bei der ZEIT etwa ins Magazin gepackt wird Unterhaltung, Leben. Eigentlich wollte ich hinter “Ressortliste einer Zeitung” noch “aus dem letzten Jahrhundert schreiben”. Allein, das klänge ja nach einem Pleonasmus à la “runder Kreis”.
So what’s the deal? Von Anfang an hat quote.fm/ einen elitären Ansatz gefahren, der jedem etablierten Printmedium gut zu Gesicht stünde - was ja auch per se nichts Schlechtes sein muß. Das sehr begrenzte Einladungskontingent zum Start etwa wurde damit begründet, die Qualität der Empfehlungen hochhalten zu wollen; für Neueinsteiger gab es dann erst einmal nur ReadOnly-Accounts. Okay, kann man machen. Mit branch.com/ und medium.com/ fahren zwei vielbeachtete Start-ups der letzten Zeit einen ähnlichen Ansatz. Und natürlich finden sich Kritiker, die es besser wissen.
Problematischer wird es beim Punkt - Buzzwordalarm - Curating. Unter dem (ich schreib jetzt nicht: verräterischen) Titel Let’s bring down some democratic structures berichtet einer der Gründer selbst von Schwierigkeiten mit diesem “Feature”. (So der Name der Kategorie, in welcher der Blogpost eingeordnet ist. Den “not a bug”-Witz spare ich mir ebenfalls.)
Well, that didn’t play out exactly as well as we intended. Sure, on the one hand people used the voting system and users were happy to function as curators for a month, but on the other hand the feature didn’t have an impact big enough to justify all the crap around it. There were a couple of users who had enlisted themselves – and there was a whole bunch who didn’t. There was the voting page, which was kind of hidden, however not important enough to be featured anywhere else…
Dafür habe ich sicher keine Lösung parat, aber vielleicht sollte man, statt hier und da daran herumzudoktorn, den Kuratorengedanken vielleicht etwas hinten anstellen, wenn schon nicht vollends verwerfen und sich eines der erfolgreichsten Start-ups der letzten Jahre zum Vorbild nehmen: pinterest.com/. Und zwar nicht dessen oftkopiertes grid-based Design, sondern das in seiner Inkongruenz noch einmal fragmentarisierte Followers/Following-Verhältnis.
Inkongruenz meint den Unterschied zwischen Twitter und Facebook, d.h. Follower- vs Friendship-Prinzip - obwohl Facebook das mit der Möglichkeit von Subscriptions teilweise ausgeglichen hat. Grob gesagt, abonniert wird nicht auf gegenseitiger Basis. Das hat definitiv seine Vorteile und quote.fm/ macht das ja auch genauso. Es geht aber noch eine Spur feiner, wie das Beispiel pinterest.com/ zeigt. Da wären zum einen die an individuelle Bedürfnisse anpassbaren Board-Kategorien, wie man beim Vergleich beider Bookmarklets sieht. Während ich mir bei pinterest.com/ noch beim Abspeichern jedes einzelnen Pins ein neues Bord schnitzen kann, stehen mir bei quote.fm/ lediglich die vornherein vorgegebenen Topics zu Verfügung. Mir ist klar, daß sich in Eigenregie kreierte Topics und das Kuratorenprinzip weitgehend ausschließen, aber ein Kompromiß sollte dennoch möglich sein. So wie man bei pinterest.com/ ja auch nicht bei Null anfängt, sondern fünf vorgegebene Boards hat (favourite places & spaces, products I love, etc.), so könnten die Default-Topics bei quote.fm/ ja uneditierbar bleiben, nur dadurch ergänzt, daß man zur Basisausstattung noch welche hinzufügen kann. Oder man macht den Usern deutlich: Wenn Du die Default-Topics veränderst, fällst Du automatisch aus dem Kuratorenraster. (Wie selten die Edit-Funktion genutzt wird, sieht man hier.)
Und da habe ich noch gar nicht von den Möglichkeites des Taggings angefangen, wie man sie etwa von del.icio.us/ kennt. Die wiederum interessanterweise ihre noch gar nicht so alten Stacks eingestellt haben. Konnte man denen bei del.icio.us/ eigentlich einzelnen davon folgen statt dem Komplettuser? Das selektive Following nur bestimmter Boards ist meines Erachtens der große Vorteil von pinterest.com/, wird dort allerdings ebenfalls äußerst selten genutzt. Das wäre meiner hier schnell dahingeworfenen und keineswegs vollkommen durchdachten Meinung nach auch ein guter Ansatz, den Kuratorengedanken (sogar unabhängig von der Frage einer Customisation) wirklich zu demokratisieren - und zwar richtig, nicht nur ein bißchen.
Zusammenfassung
Deshalb hier die Ansage: Ja, ich möchte die Topics bei quote.fm/ individuell editieren können. Und ja, ich möchte bei manchen Usern nur bestimmten Topics folgen. Now: discuss!
Who dares to put the Würde back in Sehenswürdigkeiten?
Gestern noch als Tweet gelöscht, weil bei Stencil das “n” flüchtigkeitsgefehlt hat. Heute schon als Hammervisualisierung auf’m Blog. Wenn ich gleich Feierabend mache, dann klebe ich den Zettel auf dem Heimweg vor dem Dom an einen Laternenpfahl. Kann man aber auch mit jedem anderen Denkmal machen. (Hier der Flyer als Din A4 PDF zum Download. Und dann einfach ausdrucken.)
curatingagentur, abwertend
[column width=“47%” padding=“6%"]Wenn der Kuchen Hemingway seine Lieblingsbücher aufzählt, dann schaut man sich diese Liste natürlich genauer an, als wenn irgendwelche Krümel fünf Bücher empfehlen. Aber da braucht man dann auch gar nicht enttäuscht tun, daß der Großwildautor seinerseits nahezu ausschließlich absolute Klassiker der Literaturgeschichte auflistet. Echten Underground muß man anderswo suchen.
Buzzword Curation
Ich würde nicht soweit gehen wie Instapaper-Schöpfer Marco Arment und das Auffinden und Verbreiten guten Contents derart abwerten. Doch so hoch, wie manche das Thema hängen, dort ist es auch nicht gerade richtig aufgehoben,
Discovering something doesn’t transfer any ownership to you. Therefore, I don’t think anyone needs to give you credit for showing them the way to something great, since it’s not yours.
Recht hat er natürlich damit, daß den endlichen Konsumenten das via in der Regel kaum interessiert. Er will die originalen Inhalte. Und ich muß Matt Langer zustimmen, wenn er zu Bedenken gibt, daß es der Content ist, der abgewertet wird, wenn sich die Verteiler zu wichtig nehmen.[/column] [column width=“47%” padding=“0”]Verlinkungen sind dermaßen in das Wesen des Internets eingeschrieben, daß es wirklich albern ist, darum so ein Geschiß zu machen.
First, let’s just get clear on the terminology here: “Curation” is an act performed by people with PhDs in art history; the business in which we’re all engaged when we’re tossing links around on the internet is simple “sharing.”Völlig richtig. Wenn Linkschleudern versuchen, sich selbst durch eine Bezeichnung wie Kurator aufzuwerten, dann geht es meist in erster Linie darum zu zeigen, welch einen tollen Geschmack man hat und wie Avantgarde man ist. Man legt sein Ego sozusagen unter die Sonnenbanksy der von anderen geschaffen Werken, auf daß ein wenig Glanz der Quelle auf den Wasserträger abstrahlt.
Kochen, gerne: Nur vor was?
Irgendwann ist dann der ganze Kühlschrank übersät mit Kühlschrankmagneten. So vielen, daß gar kein Platz mehr für die Rezepte ist, welche die Magneten eigentlich festhalten sollen. Das ist zumindest die eine Seite. (Die Werbung vor dem Clip kann mit Kreuzklick übersprungen werden.)[/column]
[column width=“47%” padding=“6%"]Andererseits sind Schöpfungen nie genialisch hingestellte Monolithen, erst recht nicht in der Mashup-Kultur Digitaliens. Und das Netz schärft das Bewußtsein für Bezugnahmen, Bearbeitungen, Variationen von bereits Bestehendem. Everything is a remix.
Ich fahre mit dem Bonanzarad durch die halbe Stadt, damit ein jeder sieht, was für'n tolles Rad ich hab.
Die Aufmerksamkeitsökonomie des Internets wird gerne auf den Rezipienten verengt und erscheint so in etwas zu vorteilhaftem Licht. Hinten runter fällt gerne, daß die Künstler in der schönen neuen WWWelt keine Big Player sind, sondern sich darauf einstellen können, es sich in Reduzierung auf ihre Rolle als bloße Contentlieferanten im Longtail bequem machen zu müssen. Und zwar ziemlich am Schwanzende.
die neue Statussymbolik
Der real life Kapitalismus ist nun keineswegs überwunden, im Gegenteil. Denn während Bookmarkingdienste alter Schule wie Delicious doch eher für den Eigengebrauch als Merkhilfe verwendet werden, heben neue Plattformen Tumblr oder Pinterest den demontrativen Konsum im Netz auf ein whole new level. Seht her, was ich für einen Riesenhaufen an coolen Fundstücken zusammelgejagt habe. [/column] [column width=“47%” padding=“0”]Dafür sollten diese Werke eine praktische Häppchengröße nicht überschreiten, sonst steht der investierten Zeitspanne an Aufmerksamkeit ein gefühlter Verlust an veröffentlichter Rezeptionsdokumentation gegenüber. Nach 1072 gelesenen Seiten der Brüder Karamasow lediglich einen Like-Button zu klicken, wird wohl als eher ungenügend empfunden; da hilft auch keine Höchstwertung bei Goodreads.
Ich will das gar nicht komplett abwerten, nur einordnen - nicht zuletzt, weil ich diese Services selbst nutze. Aber um den Bogen zu Marcos Curation-Bashing zu bekommen, sollte man das Ganze doch ein wenig nach Plattformen differenzieren.
add some value
Neuere Tools machen es einem oft nicht leicht, den Weg zur Quelle anzugeben. Den Tippgeber in den Kommentaren bei Quote.fm zu nennen, ist beispielsweise nur so eine mittelgute Lösung. Aber das erwartet ja auch kaum jemand. Im eigenen Blog sieht das schon wieder anders aus. Wie wäre es da mit etwas Kontext, der Herstellung irgendeines noch so an den Haaren herbeigezogenen Zusammenhangs? Schon klar, überhaupt etwas zu posten, läßt in gewisser Weise auch ohne ein zusätzliches Wort die Meinung schon erahnen. Und niemand hat etwas dagegen. Aber wenn Dein Blogpost einzig aus einem eingebetteten Musikvideo besteht, dann brauchst Du den Hinweis auf ebendiesen Post nicht zu twittern. Verlinke einfach auch im Tweet direkt zur Videoquelle.[/column]
Da oben ist erst ein Vimeo-Video eingebettet gewesen, aber das existiert schon wieder nicht mehr. Da seht Ihr mal, wie lange ich an diesem Artikel bereits schreibe. Aufmerksam geworden bin ich auf das Ding durch Tweets von Bret Easton Ellis (und Douglas Coupland?), aber da ich unterwegs war, hatte ich keine Lust, den YouTube-Link anzuklicken, nur um nach einer gewissen Ladezeit “Dieses Video ist wegen GEMA blabla in Deinem Deutschland nicht verfügbar” zu lesen. Dann las ich Bandnamen und Liedtitel bei Nerdcore. Allerdings nur in Feedform, da werden die embedded Vimeos ja nicht angezeigt. Also aus dem Reader heraus auf den Direktlink geklickt.
Fehlt noch Teil 2 der Serie “gelöschte Accounts”. Starring today: Stamped. (Spoiler: Geht nur nach individueller Mailanfrage und dauert ein wenig.)
Tablettkettenreaktion
Wie das Internet mich per Umweg auf einen neuen Haushaltsgegenstand in unserer Küche aufmerksam gemacht hat.
Ich saß im Wohnzimmer, als eine Freundin das Bild von einem IKEA-HotDog gepostet hat. Kurz darauf lädt wiederum eine Freundin von ihr das Photo eines vogelmustergültigen Tabletts hoch. Die beiden sind oft zusammen unterwegs.
Meine Frau ist einige Tage zuvor ebenfalls bei (hier so eine noch nicht einmal notdürftig verschleiernde Umschreibung wie “der bekannte blau-gelbe Möbelriese aus Schweden” einfügen) gewesen und als sie mit dem Bild unten antwortet, ist mir klar geworden, was sie dort unter anderem gekauft hat.
Ich gehe also vom Wohnzimmer in die Küche und erblicke das Tablett, welches aus mir unerfindlichen Gründen den Namen Bärbar trägt und scheinbar sehr beliebt ist. Fast so beliebt wie Instagram in meinem Freundeskreis.
lager/feuer
Als alter Suchtbolzen bin ich gestern Abend direkt mit Beginn des Abspanns von The Wrestler quasi ans offene Küchenfenster gesprintet, um eine Zigarette zu rauchen. Und habe mich gefreut, daß Bruce Springsteen trotzdem für mich gesungen hat - nämlich quer über den Hinterhof aus einer gegenüberliegenden Wohnung.
Ich habe schon einmal etwas darüber geschrieben, daß man TV vielleicht nicht in erster Linie, aber sicher zu einem Großteil nicht wegen des Inhalts glotzt, sondern wegen der Anschlußmöglichkeiten. Mit dem Wissen um die Begrenztheit von (naja: guten) Programmen reicht allein Möglichkeit, jemand könnte sich gestern diesen oder jenen Film ebenfalls angesehen haben, um miteinander ins Gespräch zu kommen. “Hast Du gestern The Wrestler geguckt?"
Streng genommen liest man Zeitung nicht um sich zu informieren, was in der Welt passiert. Man liest Zeitung um sich darüber zu informieren, worüber andere sich informieren, wenn sie in der Zeitung lesen, was in der Welt passiert. Und diese Funktion wird durch das Internet nicht ersetzt.(Zitat Stefan Schulz, via pool.pauneu.de/)
Kontrastischer konnte der Unterschied gestern kaum sein: vor Aronofskys Film in der ARD habe ich mir das Finale von Germany’s Next Topmodel angesehen. Und zeitgleich auf Twitter verfolgt. Braucht man ja nicht mehr viel Worte drüber zu verlieren, eins reicht: Tatort. Und genau in diesem Stil vermuten manche das Fernsehen der Zukunft, die Community/Fanbase trifft sich im Netz, um sich noch während der laufenden Sendung über selbige auszutauschen. Comenta.TV aus Südamerika, home of the telenovelas, könnte ein vielversprechender Ansatz dafür sein.
Zumindest übergangsweise. Denn man fragt sich schon heute, wie lange es noch dauert, bis 1st und 2nd screen die Rollen tauschen. Bewegtbild ist - egal wie schnell die Szenenfolgen in Zukunft noch aneinander geschnitten werden - einfach viel zu langsam. Selbst unter einer Minute Filmlänge zu langatmig. Hat nicht jeder schon einmal auf das Vimeo-Herzchen oder den YouTube-Daumen geklickt, quasi als Entschuldigung, sich das Video nicht zuende angeschaut zu haben?
On the internet memes are the new TV.
Längst hat das Internet seine eigene Form von Kommunikationsanschlußverfahren: der Name dieser Kulturtechnik lautet Meme. Und wie schnell deren Halbwertszeit bemessen ist, kann man sich in dieser Übersicht der zu durchlaufenden Stadien ganz gut vergegenwärtigen. Beim textlichen Durchlauferhitzer Twitter können das Hashtags wie #einbuchstabendanebentiere sein. Oder auf anderen Plattformen wie Tumblr, Facebook, … zum Beispiel auch Bilder.
Anders als etwa bei einer Fernsehserie braucht man sich nicht lange in komplexe Handlungen hineindenken. So ein Meme ist in Sekundenschnelle begriffen; man versteht es sofort und kann ohne Umstände mitreden. Nicht umsonst leitet sich der Begriff von der Dawkins kleinsten Gedankeneinheit ab. Vielleicht liege ich aber auch falsch und es sind nicht Meme, sondern Verschwörungstheorien, die im Internet dem Fernsehen den Rang ablaufen. And by the way: Zapping is back! Alsoll heißen, kann man jetzt online gucken.
Potztausend
Hier, den unten eingebundenen Song kann man gut finden. Tue ich aber nicht. Das witzig gemeinte Video (via) dazu kann man homophob, sexistisch, intolerant finden. Wäre nämlich nicht die abwegigste Auslegung. Warum ich dem Clip hier trotzdem eine Plattform gebe? Weil ich es kann. Ihr müßt ihn Euch ja nicht ansehen.
Gym Class Heroes - “New Friend Request” from One Small Instrument Pictures on Vimeo.
Gestern ging schon dieser Artikel über Modebloggermädchen auf indigoidian.de/ rum und wie doof die doch sind. Und wenn man selbst keine Zeit hat, seinen Senf dazuzugeben, dann braucht man meist nur ein bißchen zu warten und kann sich die Auf- und Abarbeit sparen In diesem Fall: Was Dianas letzter Kommentarsatz sagt. Mir gehen halt Leute auf den Sack, die ständig wissen, was richtig ist. Was richtiger. Und am besten natürlich: was falsch ist. Eben Fail.
Ich habe gradeschade weder Zeitigkeit noch Lustigkeit dazu, mich über die selbstgerechte Albernheit von Abgrenzungsstrategien im Internet auszulassen. (Vielleicht mache ich zwischen Weihnachten und Silvester eine re:publica-Themeneinreichung daraus, sozusagen als sich ergänzendes Gegenphänomen zum Shitstorm). Aber noch ein Satz zum heutigen Morgenaufschrei, zur Morgenaufregerei des Tages, Stichwort Wolfgang Joop und Bill Kaulitz (via): Im Internet ist sogar Platz für Menschen, die das Internet abschaffen wollen. Jedem sein Plateauchen, aber scheinbar sind 1000 noch nicht genug.
Du findest, mit den fetten grauen Rändern um die eingebetten Bilder sieht es blöd aus, wenn direkt darunter der facebook’sche Like-Button prangt? Manchmal ist ein albernes Wortspiel Deleuzung des Problems.
an der Leine, sen.
Eine Studie will herausgefunden haben, daß Bio-Konsumenten nicht automatisch auch bessere Menschen sind. Im Gegenteil nutzen sie ihre moralische Überlegenheit im Hinblick auf Kaufentscheidungen sozusagen als saftiges Ruhepolster, um auf anderen Gebieten bei fehlverhaftetem Verhalten Ausgleichsentschuldigungen parat zu haben. Das erklärt wohl kaum diese überstrapazierte Hitler/Vegetarier-Sache, aber bei mir selbst kann ich schon manchmal erkennen, wie ich mit meiner Kraftfahrzeugsenthaltsamkeit den ein oder anderen Frevel (Rechner über Nacht anlassen, ToGo-Pappbecher, Zigarettenkippen, …) rechtfertige. Es bleibt dabei aber wohl immer ein Ökobezug, denke ich mir. Mein Schwarzfahren oder den Gang über eine rote Ampel damit zu erklären, fände ich allerdings abstrus.
Via Ralf der Hinweis auf einen Artikel bei spiegel.de/ über Microsofts Blau #0044CC nebst die darein gesetzten Hoffnungen. Und er schiebt auch gleich den Hinweis hinterher (Facebook-Kommentar), wie nahe diese gralsgetriebene Überfarbe am International Klein Blue ist.Spätestens seit meinem Studium bin ich ein großer Fan von Klappentexten und so mußte ich sehr über diesen Artikel im sz-magazin.sueddeutsche.de/ (ich schreibe es wirklich) schmunzeln. Bei der Gelegenheit, dem ganzen Hegemann-Trara und weil gerade Leipziger Buchmesserei ist, kann man ja ruhig mal wieder auf so literaturtheoretische Klassiker wie Palimpseste von Gérard Genettes hinweisen. Hat den eigentlich schon jemand fundiert auf das Thema Internet angewendet?
Paar Lesetipps, alle irgendwie mit Internet und unkommentiert:
Geld, mal wieder
Ich habe schon vor einiger Zeit über die neueste Aktion der Chapman Brothers gebloggt, wobei sie im Antlitz der Queen etwas verzeichneten. Heute läuft mir auf boingboing.net/ dieser alberne Spaß über den Weg.
Mal wieder eine Antwort auf das Internet-Manifest, von dem ich ja nun alles andere als begeistert bin. Aber solange die Kritiker Derartiges zum Besten geben, …
10. Meinungsfreiheit verkommt … … ohne professionellen Journalismus zum Blabla.... und dann selbst nichts als die abgedroschensten Allgemeinplätzchen zusammenbacken können, - ach, solange lohnt es sich noch nicht einmal, sich darüber aufzuregn. Ich möchte ein e! kaufen.
File under ‘Traufe’: Saul Taylor on monocle.com/ about art or ad.
Totwetter
“Lutsch me in the Ei.” / Habe ich ständig im Kopf, den ganzen Tag schon, statt “Look my in the eye.” Der Ohrwurm, aus dem die Liedzeile entstammt, ist der gar nicht mehr so neue Diplo-Remix von Treat Me Like Your Mother by The Dead Weather. Wahrscheinlich liegt es am neuen Video letzterer. Die Umsetzungsvorgaben für das Zensursula-Gesetz sollen übrigens geheim bleiben. Mein Tipp: Klappt sowieso nicht.
Er wirft den Kopf zurück und spricht: 'Wohin ich blicke, Lump und Wicht!' Doch in den Spiegel blickt er nicht.
Mit diesen Zeilen von Theodor Storm weise ich mal auf die Politikerportraits der @schwadroneuse hin.
Und wenn ich sowas lese, dann weiß ich auch nicht, was ich davon halten soll. Da wird seitens der Blogger, Twitterer und vieler Social Media User gegen die etablierten Medien gewettert, aber natürlich nicht die Chance ausgelassen, Geld für ein veröffentlichtes Photo zu verlangen, daß man sowieso zur freien Betrachtung ins Netz gestellt hat. Natürlich verdienen Verlage dann mit diesen “geklauten” Bildern Geld, aber Hallo!: Das wollen die Plattformen, bei denen man solche Photos einstellt, doch auch. Die Geschichte läßt sich natürlich nicht direkt derart verallgemeinern, aber mir muß sie jetzt als Aufhänger dienen, die doppelmoralische Janusköpfigkeit weiter Teile der (deutschen?) Blogosphäre anzuprangern.
Das TV und der Blätterwald werden angepisst, wo es nur geht. Und das zurecht. Denn wie Burda auf Google schimpfen, sie wären Schmarotzer und würden Verlage enteignen, dann aber ein Portal wie finanzen100, einen Newsaggregato,r zu launchen, das ist an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten. Aber sobald das Angebot für den Auftritt in einer Talkshow kommt oder sich die Möglichkeit bietet, seine Texte statt umsonst und digital auf einmal gegen Bezahlung und auf totem Holz zu veröffnetlichen, dann wird das alles vergessen und natürlich dankend angenommen. (Die schlechtere Bezahlung von Online-Journalisten im Vergleich zu ihren Printkollegen steht auf einem anderen Blatt.)
Ich bin jedenfalls beispielsweise tolerant genug, sogar dem eigentlich großartigen Thomas Kapielski seine etwas altmodischen Ansichten, geäußert in seinem Buch Mischwald, nachzusehen.
Das Internet zum Beispiel: Was hier bisweilen für eine dumpfe Wut und Mordgier neben schierem Querulantentum und ödester oder gruseligster Geilheit sich schadenfroh verdeckt austobt, ist subanimalste (vulgo humane) Niedertracht vermittelst Hochtechnik.
Clay Shirky auf elektrischer-reporter.de/. Der Mann hört sich immer so an, als wüßte er, wo es langgeht. Seine Thesen jedenfalls sind nicht verkehrt. Noch eine Weltidee: woofer.
zwischen allen Netzen
Dem spiegel.de/ ist dann auch mal aufgefallen, daß jemand anderem aufgefallen ist, daß Internetdienst nicht gleich Internetdienst ist und es Unterschiede sowohl zwischen den als auch zwischen deren gibt. Respekt, hätte ich mir auch mit etwas Denkschmalz selbst zusammenreimen können. Aber ein “Klassenkampf” in der Headline und der Klickhase läuft. (Hier Selbstbeschimpfung einfügen, warum ich denn auf den dämlichen Artikel verlinke.) Nochmal spiegel.de/ - ebenfalls zwei Tage alt, aber dafür ein bißchen interessanter. Einzuordnen in die Kategorie: Ich halte mich mal aus dem Vodafone‘schen Debatierdschungel um Zensursula, Datentarife und Authentizität 2.0 heraus, trage dafür aber trotzdem zum Metadiskurs bei. Und meine Meinung zu dem ganzen Thema läßt sich auch so ausrechnen.
Ein seltener Gastbeitrag auf stylespion.de/ - Kai hat Nicolas Arnold zu Wort kommen lassen und das Ergebnis ist äußerst lesenswert. (Okay, die dort beschriebene Phase habe ich seit vier Jahren hinter mir. Und daß ich erst vor ein paar Monaten mit dem Bloggen angefangen und deshalb auch neben dem Internet ein Richtiges Leben habe, finde ich ungeheuer erwachsen. Und nur manchmal langweilig.)
Neu am Start: Design Magazin.
kaköderkritik
Mit mir und den Kritike(r)n ist das so eine Sache, das kommt ganz auf die besprochene künstlerische Ausdrucksweise an. Etwas zugespitzt sieht das Verhältnis so aus: Früher habe ich gerne Musikmagazine gelesen, mit früher meine ich das Printzeitalter. Es hat natürlich etwas gedauert, bis ich über Bravo und Konsorten, dann HipHop-Zeitschriften, deren Namen ich schon wieder vergessen habe (Juice?) über die Visions zu Spex und Intro gefunden habe. In dieser jugendlichen Phase hat sich mein Musikgeschmack natürlich auch verändert, ist mit und an den Plattenrezensionen dieser unterschiedlichen Publikationsformen gewachsen. In die Spex und die Intro werfe ich auch heute noch oft einen Blick - allerdings online. Dabei lese ich in den seltensten Fällen noch ganze Rezensionstexte, sondern höre mich entlang des Namedroppings direkt selbst durch die verlinkte oder eingebetteten Musikbeispielsangebote. Zum Entdecken neuer Musik geht da auch viel über Empfehlungen anderer Onlinefreunde, Musikverwandtschaften bei last.fm und vor allem die Hypemachine.
Aber ich schweife ab: Über Filme muß ich mich vor dem Gang ins Kino unbedingt informieren, am besten aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen; wobei es nicht schaden kann, wenn Daniel Kothenschulte dabei ist. Ich kann es allerdings überhaupt nicht leiden, wenn in diesen Kritiken zuviel über Handlung und Plot verraten wird. (Wie es heutige Werbetrailer übrigens viel zu oft tun.)
Buchrezensionen hingegen kann ich nicht ausstehen, Literatur scheint mir eine Kunstform zu sein, über man sich oft nur sehr subjektiv äußern kann; nirgendwo gehen die Geschmäcker weiter auseinander. Theaterkritiken wiederum lese ich sehr gerne, obwohl ich noch lieber selbst ins Theater gehe. Mit Vorliebe also Kritiken über solche Inszenierungen, die ich aufgrund ihres entfernten Aufführungsortes mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht eigens in Augenschein nehmen werde. Ich bin ja kein Kritiker.
Hier könnte man gut “Bild' Dir Deine Meinung.” verhohnepipeln.
Vorgestern bin ich nach Bochum gefahren, um mir Othello anzuschauen. Regisseur Peter Sellars inszeniert, mit John Ortiz (Othello), Jessica Chastain (Desdemona) und vor allem Oscar-Preisträger Philip Seymour Hoffman (Jago) ist die moderne Fassung des Shakespeare-Klassikers um Eifersucht und Intrige hervorragend besetzt. Artikel dazu Stück gibt es hier, hier oder hier. Was soll ich da noch groß schreiben? Kleinigkeiten. Etwa, daß die deutschen Übertitel viel zu großgewesen sind. Man konnte auf der spärlich eingerichteten Bühne fast gar nicht an einer der beiden Texttafeln vorbeischauen, was etwas abgelenkt hat. Oder darüber, daß trotz mehr als vier Stunden Aufführungsdauer erstaunlich wenige Menschen vorzeitig den Saal verlassen haben; zum Glück hat das nervige Trüppchen links von uns zu dieser Minderheit gehört und ist nach der Pause nicht wiedergekommen. Oder der Mann, der sich nach wahrscheinlich exakt zehn Klatschern beim verdienten Schlußapplaus mit den Worten “Entschuldigen Sie, ich muß morgen arbeiten." an uns vorbeiquetscht.
[caption id=“attachment_2365” align=“aligncenter” width=“475” caption=“Bühnenbild vor Sitzplatzeinnahme”][/caption]
Ebenfalls angeschaut habe ich mir die nach Meinung von ifc.com/ 50 besten Filmtrailer. Da sind schon einige Schätzchen dabei. Aber man merkt, daß ein Mann diese Liste zusammengestellt hat. Mehr verrate ich nicht, falls sie sich jemand selbst ansehen möchte.
Restlinks
Bin erst gestern vorgestern dazu gekommen, diesen Artikel auf fischmarkt.de/ zu lesen. Solltet Ihr auch tun. spiegel.de/ hat sich mal der Politikerphrase vom “Internet als rechtsfreiem Raum” vorgenommen. Ebendort findet sich auch ein Text, der den etablierten Parteien erklärt, worauf sie sich beim Online-Wahlkampf nach dem Durchdrücken der Netzsperren einzustellen zu haben. (Ich allerdings sehe vor allem den Punkt der Mobilmachung bei netzfernen Themen längst nicht so optimistisch.) zeit.de/ erklärt Twitter gar nicht mal so schlecht. phreak20.com/ beschäftigt sich mit einem NYTimes-Artikel mit dem Thema “free advertising myth”.
doppelseitig
Ich war gestern im Odysseum in Köln. Ein Mitmach-Museum, Wissensvermittlung für Kinder. Ein kommerzielles Angebot, alles sehr eventmäßig in verschiedenen Themenbereichen dargeboten, aber zur Weckung jugendlicher Neugierde sicher nicht vollkommen verkehrt. Hier soll auch gar keine Komplettkritik dieses Ladens geleistet werden, sondern nur ein Detail ins Blickfeld gerückt werden.
Die beiden Bilder zeigen zwei Seiten einer Tafel. Die Kinder sollen diese umdrehen, um ihre Meinung auszudrücken. Andere Aussagen an der gezeigten Wand drehen sich um ebenfalls große Themen wie Umweltfragen, Globalisierung, etc.
Montagslinks
Ich habe noch keine Abschließende Meinung, was ich davon halten soll. Mehrwert? Zurückzensieren dagegen finde ich ziemlich Kindergarten. R.I.P. Iz the Wiz. Sich Waschen ist schwul. Broder über die SPD. Habe mir mal so ein kostenloses Frühvogelticket für das Politcamp10 geholt. EMMA feat. Zensursula.
Ich bin kein Netz
Und ich will auch nicht Teil eines Netzes sein. Bin ich aber wohl. You can run, but you can’t hide. Ich halte es da aber lieber mit dem Zitat von Groucho Marx: “I DON’T WANT TO BELONG TO ANY CLUB THAT WILL ACCEPT PEOPLE LIKE ME AS A MEMBER.” Das mag mancher für elitär halten, weil in einem Unentwicklungsland wie Deutschland ja prinzipiell jedem das Internet offensteht; kein Erwachsener muß vor dem Lossurfen um Erlaubnis fragen. Deswegen stürtzt sich natürlich trotzdem nicht jeder in die virtuellen Wellen. Informationsflut ist nicht jedermanns Sache, aber irgendwo muß der nächste Hype, der nächste Trend, das nächstbeste Thema ja herkommen. Worüber sollte die Journaille sonst schreiben. Man wird (in der doppelten Blauäugigkeit anderer) irgendwo zugeschlagen, kann sich seine Generation halt schwerlich aussuchen.
Wegen Leuten wie mir funktioniert Online-Wahlkampf nicht.
Die netzeitung.de/ wirft da mal so einen Überblick drauf. Und verliert doch das Wesentliche aus den Augen. Und auch die Kolumne ‘Wahlkampf virtuell’ auf welt.de/ beschränkt sich auf die Sichtweise, Online-Wahlkampf wird ausschließlich für Onliner, die sogenannten Digital Natives, betrieben. Das reift zu kurz. Ich möchte hier el Augenmerk mal auf den schon mehr als ein paar Tage alten Artikel auf carta.info/ lenkern. Wenn die altgedienten Medien schon auf den Netzaktivitäten der Parteien rumhacken, dann brauch jemand wie @mspro nicht noch in dieselbe Kerbe zu schlagen, auch wenn er einen Eintrag später das “Wir”-Problem erkannt hat. Ja, ich habe bei der Kampagne gegen #Zensursula mitgemacht und werde mich weiter an dieser sowie der ein anderen solcher Aktionen in Zukunft beteiligen. Weil ich mein Netz so behalten will, wie es ist, ich mag das. Aber so sehr ich auch Netzliebhaber bin, so ist Politik doch mehr für mich als Onlineinteressenvertretung. Dinge wie Atomkraft, Außenpolitik und Sozialität sind da wichtigere Themen für mich. Parteien versuchen ihre Standpunkte dazu ja auch im Netz zu vertreten - allein, die Netzbevölkerung scheint diese nicht zu ineressieren. Man schmort lieber im eigenen Saft. Überhaupt Deutschland, da wird doch nur auf zwei Christ-Ministern rumgehackt und das war’s. Ja, da kann sich die SPD ins Fäustchen lachen, klappt doch ganz gut. Solange die Internetfuzzis solche Meinungsmache nach draußen tragen, läuft es für die Sozis gar nicht so schlecht. Und wenn die CDU dann noch so einen Mist baut wie mit den Fake-Supporten ihrer Online-Plattform dann halt ich ja schon das Maul. Vom Obama-Vorbild fang ich gar nicht erst an.
Wegen Parteien wie denen funktioniert Online-Wahlkampf besser als gedacht.
Es ist eben alles ein wenig subtiler, mehr ver- als beschränkter. Das ist jetzt alles ein wenig wirr gewesen, aber das mußte noch fix raus, bevor ich mich in Richtung BarCamp Cologne für mehr als zwei Tage aus dem RL verabschiede. Oder man macht es einfach wie der iPotega.