ein Kommentar
vorgeschickt // Ich kann - wie seit einiger Zeit beim Blog für den Weltfrieden - nicht (mehr) beimnollar.de/ kommentieren. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt. Beim @nilzenburger zumindest weiß ich, daß dieses Problem auch andere User betrifft; und zwar device- und eingabeunabhängig. Man kann die folgenden Zeilen auch ohne Vorkenntnisse lesen, aber sie erschließen sich zweifelsohne besser, wenn man vorher diesen Post auf @holadiho’s Blog gelesen hat. Hier also der Kommentar:
Ich finde die Argumentation nicht gerade schlüssig. Auf der einen Seite werden die angeführten Plattformen Twitter und Facebook zur Individualisierung genutzt. Man lernt nur die Leute kennen, die einen wirklich interessieren. Das ist natürlich praktisch, aber mit einem Haufen vereinzelter Grüppchen läßt sich schwerlich eine Revolution durchziehen.
Denn darum geht es auf der anderen Seite: Möglichst viele Leute zu mobilisieren. So etwas funktioniert nur über den kleinsten gemeinsamen Nenner. Da sind Kompromisse nötig; alles das, was Du mit der launigen Beschreibung früherer Bekanntschaftsanbahnung in einem nicht gerade guten Licht darstellst.
Ich will den Einfluß des Internets auf solche politischen Erhebungen nicht kleinreden, es gibt ihn sicher. Aber nicht in dem von Dir hier gebrachten Zusammenhang. Sie haben bestimmt dabei geholfen, auf dezentrale Weise Verabredungen zu treffen und Mißstände bekannt zu machen. Meiner Meinung nach ist es aber die Krux solcher Dienste wie Twitter und Facebook, daß die Verbreitung der Eckpunkte über sie so schnell vonstatten geht, daß die Auseinandersetzung mit den eigentlichen Inhalten oft hinten überkippt. Oft bleibt da als Mobilisierungsaufruf nur ein „Ich bin dagegen“ übrig, das folgende „weil“ geht schon in der anrauschenden Masse unter.
Und nicht zuletzt muß man sich bei Deinen (nach meinem Geschmack etwas zu pathetisch geratenen) Beschreibungen aus Ägypten fragen, wie die Revolutionen von 1789 bis 1989 ohne das Internet überhaupt zustande gekommen sind. In meiner Ignoranz schiebe ich diese Überschätzung des Social Webs einfach auf den Wunsch begüterter Westeuropäer, ihrem Klick auf den “Like”-Button etwas mehr Bedeutung zuzusprechen. Aber das ist wahrscheinlich nur die Meinung von jemandem, der seine Studienzeit nostalgisch verklärt.
Nachtrag // Jay Rosens Senf.