Netzeug
- Alexander Gerst: Blue Dot Mission - Sechs Monate Leben und Arbeiten auf der ISS
- Felix Schwenzel: Kognitive Dissonanz
- Zygmunt Bauman: From Privacy to Publicity
- kein Kontext
- kein Embedding
- keine Profile
- kaum Crossposting
tl;dt (special edition)
Ergänzend zur Frage nach dem Adressaten. Eigentlich wollte ich auf diesen Tweet vorgestern antworten, habe es in weniger als 140 Zeichen aber nicht zufriedenstellend hinbekommen.
TechCrunch lässt einen $1500-Kopfhörer von Bloggern besprechen, die selbst sagen, bisher nur die Apple-Ohrstöpsel zu kennen. Keine Pointe.
— Gabriel Yoran (@GabrielBerlin) July 21, 2015
@GabrielBerlin Möglicherweise, weil es in der angepeilten Zielgruppe Sillicon Valley mehr Millionäre gibt, die sich neben all dem hippen Tech-Entrepreneurism bisher einfach nicht um Kopfhörer gekümmert haben, als sich derart kaufkräftige Soundfetischisten finden, die mal eben ihren “alten” Hörer für $1200 gegen ein noch teureres Modell tauschen - und die gleichzeitig auch noch TechCrunch lesen?
r.i.p. Twitter background wallpaper
Auch, wenn der Nachruf auf engadget.com/ vielleicht etwas früh kommt. Nach der letzten Umgestaltung der Profilseiten war bei Twitter vom Hintergrundbild sowieso schon kaum noch was zu sehen. Nur in der Einzelansicht eines Tweets kommt es noch ein wenig zur Geltung. Und das bleibt erstmal auch so.
Aber gut, das liegt (bei mir) natürlich auch an der motivischen Eigenart des Bildes. Was noch nervt, ist das Zumüllen jeder Fläche mit Anzeigen à la “while you were away” und “this could interest you too”.
ZU WÜNSCHEN
In wenigen Tagen feiert dieser Tweet Geburtstag, er ist mittlerweile sechs Jahre alt - in Internetzeit gerechnet eine halbe Ewigkeit.
Ihr werdet euch noch wünschen wir wären Politikverdrossen.
— Max von Webel (@343max) June 18, 2009
Der Satz ist damals nicht nur zu Jubiläen gerne zitiert worden, wobei “von offizieller Seite” gerne der Kommafehler korrigiert worden ist. Er taucht mittlerweile um ein paar Ausrufezeichen erweitert als Signatur bei irgendwelchen PC-Forumsusern auf. Oder er steht in einer alphabetisch geordneten Sprüche-Sammlung zwischen “Ihgitt, du hast meinen Löffel abgeleckt.” - “Meinen Schwanz nimmst du in den Mund und bei sowas sagt du “ihgitt”?" und “Im Bett ist immer gutes Wetter.” Immerhin buchstäblich unverändert.
Und jetzt?
Wenn Sascha Lobo in seiner letzten Kolumne in Sachen Digitalpolitik zum Mittel der Publikumsbeschimpfung greifen muß, dann ist Verdrossenheit längst in Resignation umgeschlagen. Daß ihm dabei einiges durcheinandergerät, ist freilich dem Krautrübencharakter dieses Themenkomplexes geschuldet.
In Sachen Massenüberwachung (Bürgerrechte) und Vorratsdatenspeicherung (Innenpolitik) hat er sicher recht. Das hat sogar mich dazu gebracht, meine erste Frage auf abgeordnetenwatch.de/ zu stellen - die Prof. Dr. iur. Heribert Hirte (CDU) bis jetzt nicht beantwortet hat.
Bei anderen Aspekten wie etwa der Netzneutralität oder dem Breitbandausbau sehen ich allerdings die Wirtschaft viel stärker in der Pflicht. Mit dem Verweis auf den internetunternehmungslosen DAX deutet selbst Lobo in diese Richtung. Man kann nicht alles dem Wähler in die Schuhe schieben.
Tarifpreise schließlich sind - verglichen mit anderen Problemen - ein Verbraucherschutzthema aus der zweiten Reihe. Und wenn behauptet wird, »es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Landflucht von Jugendlichen und langsamer Netzanbindung«, dann schießt das doch weit über das Ziel hinaus. Denn so sehr die Digitalisierung in vielen unserer Lebensbereiche immer größeren Raum einnimmt, soll sie sich mal nicht so aufspielen.
Ich halte mich zumindest für ein Teilzeit-Internetpeople, aber mir fallen sofort zehn Themen ein, die ich wichtiger finde als Netzpolitik.
— -drik S. (@drikkes) September 24, 2013
Von der Ehe für alle über die Situation der Hebammen bis zur beschämenden Flüchtlingspolitik.
Bildlich gesprochen
Photos sind toll, sicherlich. Man denke nur an das Gekachel bei Pinterest, das überdurchschnittliche Engagement der User auf Instagram, den gefühlt 99%igen Bildanteil auf Tumblr etc. Und es ist ja kein Geheimnis, daß auch auf Facebook die mit einem Photo versehenen Statusupdates besser laufen, also mehr Likes, Comments und damit Views generieren. Das ist auch alles okay so und hat seine Berechtigung.
Selbst die oft belachten visualisierten Sinnsprüche. “Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag” - in Comic Sans über einen aus der Google-Bildersuche geklauten Sonnenuntergang geschrieben. Geschenkt, die finden schließlich auch ihr Publikum. Und nun Twitter.
Mounting evidence of advantages for children of working mothers http://t.co/9FZlqxajoM pic.twitter.com/zEoSflcFcr
— The New York Times (@nytimes) May 16, 2015
Twitter bildet für mich immer noch die Ausnahme, obwohl der Dienst mit der Zeit den visuellen Aspekt immer mehr betont: größere Bilder im Stream, eine eigene Profilrubrik, nativer GIF und Videoupload… Ich will das eigentlich nicht, dafür gibt es doch nun wirklich genug andere Plattformen. Deshalb bevorzuge ich auch immer noch Tweetbot (Mac & iPhone) gegenüber den offiziellen Apps oder der Twitter-Website. In dessen Settings gibt es die Möglichkeit, bei der Anzeige von Image Thumbnails zwischen Large, Small oder None zu wählen. Und ich bin kurz davor, von der zweiten auf die dritte Option zu wechseln.
Unter anderem, weil immer mehr Menschen - aber vor allem Verlage - meinen, ihre Eigenwerbung Links zu eigenen Blogposts und Onlineartikeln mit einem den Tweets beigefügten Bild anzuteasern. Was will man machen? Die Klickrate ist höher, die User wollen das so. Und wenn man kein passendes Image hat oder sich zu fein für eine solche zu offensichtliche Marktschreierei ist, was dann? Dafür scheinen derzeit graphisch ansprechend aufbereitete Zitate der Kompromiß der Stunde zu sein.
Selbsthilfe auf Twitter http://t.co/nm39HWfsEl pic.twitter.com/hYrguSZv0B
— -drik S. (@drikkes) May 14, 2015
Wenn die New York Times das tut, dann kannst Du es auch. Selbst wenn Du keine eigenen Inhalte hast, die es zu promoten gilt. Schließlich kann man sich in den sozialen Netzen auch als trüffelschweinische Linkschleuder einen Nicknamen machen. Zumal dafür gerade immer mehr Tools auf den Digitalmarkt der Eitelkeiten drängen.
cite z.B. gibt es nur für iOS. Die App selbst öffnet man kaum, stattdessen ist es ein Tool, um mobil direkt aus Safari heraus knackige Zitate unter die Gefolgschaft zu verteilen. Dafür wählt man einfach die gewünschte Textstelle aus und über die Sharing-Funktion des Browsers werden die markierten Worte automatisch in eine twitterbare Bilddatei transformiert. Schöne Farben, schicke Typo - nur das cite-Logo könnte etwas kleiner sein.
You read that quote source right. http://t.co/YmsbFJDKOi pic.twitter.com/fZlRxJSWNs
— -drik S. (@drikkes) May 13, 2015
Mein geliebtes Instapaper hat sich zu viel mehr als einem simplen ReadLater-Service entwickelt. Aus den Highlights speist sich via IFTTT zum überwiegenden Teil meine wöchentliche Leseliste, mit dem Speedreading kann ich mich vor allem bei längeren Text (noch?) nicht recht anfreunden. Und nun bietet auch Instapaper die Möglichkeit, als “Bonus” Texte zu verbildlichen - wenn auch layouttechnisch ein ganzes Stück zurückhaltender.
Nr. 3 in der Liste ist die runderneuerte Wikipedia-App. Hier werden die geteilten Zitate noch zusätzlich mit dem Artikelbild des Eintrags hinterbegründet, falls ein solches existiert. Nach einer bestimmten Zeichenzahl sieht man allerdings nur noch Pünktchenpünktchenpünktchen und die Darstellung der Fußnoten ist ebenfalls suboptimal.
"Gamergate" on @Wikipedia: https://t.co/62dy0M9Mpm pic.twitter.com/2z2OZwkwx7
— -drik S. (@drikkes) May 13, 2015
Falls Ihr das nachbasteln wollt, so existiert seit einiger Zeit mit Pablo by Buffer eine echt einfach zu bedienende Anwendung, um Schlagwörter und andere Textfetzen sharingoptimiert auf Photos zu klatschen. Applaus dafür.
re:publica 2015 / #rp15
1. Tag
Erst an diesem Morgen in Berlin angekommen. Und man möchte ja auch nicht in der größten Andrangschlange stehen - zumal man sich damit auch zugleich um dröge Dankesreden zur Begrüßung der Sponsoren drücken kann. Somit war mein erster Vortrag Die Abschaffung der Wahrheit - Friedemann Karigs (ich wollte jetzt nicht wirklich “humorvolle Abrechnung” schreiben?) Ähm, nächstes Thema: Finding Inclusion in Digital Europe - Raul und Mareice haben in allen Himmelsrichtungen Aktivisten gefunden. Dann die übliche Levitenleserei in Die Netzgemeinde ist am Ende. Jetzt geht’s los. Zum Schluß dann noch Einblick in ein Forschungsprojekt der Uni Bremen zu How comments on the Eurocrisis help construct a European society! Jaja, mit Ausrufezeichen.
2. Tag
Flüchtige Macht? YouTube im Kreuzfeuer. Facebook und Co. greifen an lieferte ein paar Zahlen zur Bewegtbildentwicklung im Social Web. Dann ein wenig Kapitalismuskritik in Die Aufmacher – eine Revue zu den Absurditäten von technischem Fortschritt und Wachstum, bevor in Hype, Hype, Super-Hype T(echnikt)rends im Onlinejournalismus diskutiert wurden. Nach der Mittagspause dann Ein Plädoyer für eine Non-Profit Medienlandschaft und etwas Meta-Theorie Von der Netzwerk- zur Plattformgesellschaft. Schließlich Cory Doctorow auf der ganz großen Bühne - The NSA are not the Stasi: Godwin for mass surveillance. Unterhaltsam weiter ging es mit Nudge! Nudge! – Was Design von Verhaltenspsychologie lernen kann, Lasst uns goldig sein! Lebens- und produktionstechnische Hinweise zur Bewegungsfigur der kleinen und kleinsten Formen und Wir hatten ja nix – und das haben wir mitgebracht: Das kleine Technikmuseum. Reichte dann auch.
3. Tag
Mensch, Macht, Maschine – Wer bestimmt wie wir morgen arbeiten? - Sehr bedenkenswerter Vortrag von Johannes Kleske, das Video dazu sowie mehr Infos zum Thema hier auf seinem Blog. Dann auch mal was Zwischenmenschliches: Fremd gehen immer nur die anderen – Liebe und Beziehung in Zeiten der Digitalität, ein Erbauungsvortrag der immer lesenswerten Journelle. Wenn man die Arbeiten von Aram Bartholl mit einer gewissen Regelmäßigkeit verfolgt, dann hat sein Talk Online, Offline and all-over the city nicht wirklich Neues gebracht. Als Künstler mag ich ihn sehr. Unsere Stadt auf Goldgrund - Alex Rühle erzählte sehr kurzweilig von den von ihm mitinitiierten Aktionen gegen den Münchner Mietwahnsinn. Tolle Sachen! Aus Urban Places – Public Spaces früher raus, trotz Panel-hosting by Goethe-Institut and Münchner Kammerspiele feat. Stefan Kaegi of RiminiProtokoll-Fame. Zu Seven on Seven bin ich zu spät gekommen - die Applebaum/WeiWei-Session war hoffnungslos überlaufen, der Bühnenzugang dicht. Die zweite Hälfte von Karl der Käfer wurde nicht gefragt – der kurze Frühling des Internet of Things (oder: warum wir es schon wieder verkacken mit dem Netz) war nicht der schlechteste Ersatz. Zumal es im selben Raum wie danach Purpose of Entry stattfand. Meine persönliche Abschlußsession war dann das Bildungstrinken. Es lag nicht an den dort verköstigten Cocktails, das Auslassen der rp-Verabschiedung als Queen-Massenkaraoke hat bei mir Tradition.
Nachgeholt auf YouTube habe ich mittlerweile:
Die eine oder andere Session gucke ich mir sicher noch an. in der Playlist re:publica 2015 finden sich über 150 Videos. Wem das nicht reicht, der findet auf Voice Republic mit 338 Audiofiles wohl so ziemlich als Sessions als Tonaufzeichnung.
Die Sonne geht auf.
Meine bevorzugte Kalender-App ist ja letztens von Microsoft gekauft worden. Vor zwei Jahren hätte ich noch groß LEIDER davorgeschrieben und Witze darüber gemacht, die wirklich praktische und dabei schicke Anwendung werde wohl demnächst zu einer Outlook-Schnittstelle degradiert.
Okay, die (für mich) wirklich wichtigen Features wie Google-Support inkl. Maps, Integration von FB-Events, Logbuch der Foursquare/Swarm-Checkins oder eine Chrome-Extension bzw. Desktop-App haben bereits vor der Akquise existiert. Aber Microsoft scheint nicht nur keine Anstalten zu machen, diese Funktionen zu beschneiden - für jemanden, der Facebook immer noch nicht den Wechsel der Instagram-Locations verzeihen kann, schon ein Gut an sich. Es wird sogar weiter an der Verbesserung der App gearbeitet.
So ist etwa das Notifications-Widget unter iOS brauchbar weiterentwickelt worden. Und Sunrise hat immer mehr abonnierbare Kalender hinzugefügt. Zuerst solch offensichtliche wie länderspezifische Feiertage und Schulferien oder die Spieltermine meines Lieblingsvereins. Löblich allein wegen der überwundenen US-Zentrierung, aber iCal-Subscribtions hätten das mit ein klein wenig mehr Umstand auch erledigt.
Heute morgen habe ich mir das dann noch einmal genauer angeschaut und mittlerweile haben die 25.000 Kalender-Abos zur Auswahl. Mein Favorit dabei: Jede verdammte Sendung jedes verdammten TV-Senders.
Update 2005-2015: Sunrise bietet jetzt mit Meet ein iOS-Keyboard zur schnellen Terminfindung - sieht sehr vielversprechend aus!
Doppelter Schuß
Meine momentane LieblingsApp sieht im Endeffekt so aus. Ihr Name lautet twor/ds.
Darauf aufmerksam geworden bin ich über diesen Artikel auf wired.de/. Dort kann man auch nachlesen, wie die App funktioniert. Obwohl sie dermaßen simpel ist, daß man ruhig direkt ins kalte Wasser springen kann. Ein Thema, zwei Photos (plus deren Verortung) - das war’s.
Die Verbindung dieser beiden Aufnahmeorte, ist das einzige, was über die jeweilge Bildkombination hinausweist. Ansonsten macht die Sparsamkeit, die Beschränkheit gerade den Reiz des Services aus. Interessant ist, was twor/ds alles nicht sein will. Nachzulesen im InApp-Manifest (eine Website gibt’s nicht).
In unseren übervernetzen Zeiten, in denen kaum eine neue Anwendung meint, ohne “Tweet this” und “Share via Instagram” auszukommen, nicht das schlechteste Alleinstellungsmerkmal.
verlegen
Am Ende hat Johnny doch recht, wenn man den Begriff WEBSITE einfach durch das Wort HALTUNG ersetzt. Dann wird nämlich klar, daß viele Verlage eben jene schon lange aufgegeben haben. Was übrigens online wie offline gilt.
Nimmt man etwa das Vorgehen der BRIGITTE zum Beispiel, so wird deutlich, daß man sich mit einer Reduzierung der stammbeschäftigten Kernredaktion und dem Plan, sich die meisten Inhalte auf Zuruf von einer frei arbeitenden Journaille Monat für Monat zusammenschreiben zu lassen, mittlerweile auf dem Niveau eines Contentproduzenten angekommen ist.
Es ist schon länger kein Geheimnis mehr, wie es im Hinterhaus von kleinen und großen Zeitungen zugeht, derweil der nach außen zur Schau gestellte hehre Reporterethos zur reinen Fassade verkommt.
Dabei macht es die Durchmischung und fehlende Trennschärfe des Vokabulars umso schwieriger. Denn die BRIGITTE ist eben kein Verlag, sondern eine von vielen Publikationen aus dem Hause Gruner + Jahr GmbH & Co KG - deren Website hier nun wirklich nicht zur Debatte steht.
Niemand würde etwa einem Konzern wie Unilever vorwerfen, daß sich die Images von zweien seiner vielen Marken (AXE und DOVE) diametral gegenüberstehen.[1. Okay, doch. Aber das steht auf einer anderen Page.] Womit wir auf dem weiten Feld der schiefen Analogien und hinkenden Vergleiche angekommen wären. Mit anderen Worten: einem Labyrinth aus lauteren Sackgassen.
Also zurück zum Anfang: der eigenständigen WEBSITE als Ausdruck von Unabhängigkeit. Fernab aller monetären Abwägungen wird diese verstanden als klick- und damit immer wieder abrufbare Home-Page. Hier geht es nicht um den Besitz der Produktionsmittel im Marx’schen Sinne, sondern viel eher um die Sichtbarmachung geistiger Heimat. Welche bei allem Ausverkauf journalistischer Grundwerte wirklich nur noch als Symbolcharakter verstanden werden kann.
Selbstversicherung muß nichts Schlechtes sein. Mit der Frage, wo denn sich wandelnden Lesekonsums der Relevanzhammer hängt, wird die Unvereinbarkeit von Sinnstiftung und Plattformabhängigkeit immer offenbarer.
Womit wir jenseits erstbester Witze auch am Ende von Johnnys ausschlaggebender Kolumne angelangt sind, der abschließenden Anmerkung: dem Bekenntnis zur Nische. Im Selbstverständnis der Mikroökonomie des LongTails kommt immer alles aus einer Hand. Das ist ja gerade die distiktive Attitüde, bemüht um die Abgrenzung zum Massenmediengeschmack.
Mail an mich
Selbstbildungsbürgertum
Nun ist die Große ein Teenie und wie die so sind, machen sie eine Tonne Selfies pro Tag. Ungelogin, eine Tonne. Ändern ihr Profilbild bei WhatsApp mindest dreimal täglich. Und was macht der Kleine? Nimmt sich das zum Vorbild und den Handspiegel und übt sich im Posen, mit Peacezeichen und allem. So daß ich kurz davor bin, dem Handspiegel mit Edding vorne einen Homebutton und hinten einen Apfel aufzumalen.
Wo wir gerade beim Thema sind:
Found in a 1995 book of "useless" japanese inventions: the selfie stick. pic.twitter.com/FI49ysDp2i— Tess Rinearson (@_tessr) January 5, 2015
The Oatmeal fragt: Should you buy a selfie stick? Und die Antwort lautet vielleicht ja, wenn Du die Zukunft des Journalismus verkörpern möchtest. Oder auch nicht.
Google Glass ist jedenfalls tot.
Kunst kommt von können. Und weil letztens Museum-Selfie-Tag war, hier ein Zitat von Hans Ulrich Gumbrecht, der sich ein paar lesenswerte Gedanken zum Thema gemacht hat.
Neben dieser unterschwelligen Transformation des Verhältnisses zur Vergangenheit, deren Folgen wir noch nicht abschätzen können, markieren die Selfies speziell eine technologisch erneuerte – und sozusagen “verschärfte” — Version jener Momente, wo Weltwahrnehmung auf die Perspektive und Modalität von Selbstreflexivität umschaltet, das heißt: auf “Beobachtung zweiter Ordnung” (wie Niklas Luhmann gesagt hätte), eben auf Selbstwahrnehmung im Akt der Weltwahrnehmung.
Sich über Selfies lustig machen ist leicht. Aber lieber erst einmal an die eigene Nase fassen. Denn eigentlich sind Selfies Sport
Sonst noch was? Ja: Surprise is the new duckface.
Reimezwitscher
Es gibt einen brazilianischen Service, der aus Tweets Gedichte baut. Wenn er auch mit Portugiesisch und Englisch besser zurechtkommt, in ihrer assoziativen Geworfenheit können sich auch die deutschen Ergebnisse lesen lassen.
Diese zwei aus meinen Worten zusammengewürfelten Beispiele stellen ein Sonett und ein Rondell dar.
Das Tool stammt übrigens von einem Kulturzentrum in São Paulo. (via @peterbreuers RT von @JollySea)
Kratzbürschchen
Als Hobby »Mottopartys« angeben. Obwohl man schon 2004 ins damals im Kaninchenzüchterverein rumgegangene Poesiealbum unter Motto: »Mottoparties are over« reingeschrieben hat. Aber den Plural ohne y natürlich, das ist so wichtig. Und total ironisch. Gewesen.
Der Mehrwertgenerator hat die Bude erst ungemütlich gemacht. Als führende Mehrwertgeneratorin ihrer Zeit beantwortet sie Autogrammwünsche per eMail.
»Das Internet soll also amerikanisch sein. Und warum bestelle ich meine Pizza dann nicht bei deliverhero.com?« Spitzengag, aber kritisch. Hatte ich mir in den Entwürfeordner bei Twitter gepackt. Zum Glück habe ich das dann vor dem Posten noch gegengecheckt. Und was ist dabei rausgekommen? deliveryhero.com ist tatsächlich das internationale Dach von lieferheld.de - kannste Dir nicht ausdenken.
Eine Googlesuche, die automatisch getriggert wird, sobald @nouveaubeton »Muss ich mir merken« twittert, das wäre mal ein sinnvolles #ifttt recipe.
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Auch schön, wenn man just nach der Erscheinung neuer Soft- oder Hardware zwecks Informationsbeschaffung eines der einschlägigen, unzähligen Techblogs besucht. Dann findet man unter den gesuchten Neuigkeiten auch immer die noch vor dem betreffenden Release veröffentlichen related articles, die sich die abenteuerlichsten Featurefeuchtträume zusammenphantasieren.
Und während Apostel Adenauer “Was interessiert mich mein Prophezeiung von gestern” in Stein meißelt, wird andernorts mal wieder die Zukunft herausgegeben.
RSS is dead
Nicht, daß RSS je Mainstream gewesen wäre. Aber seit Google seinen Reader vor über einem Jahr ins Software-Jenseits befördert hat, [1. Wie mir das Wort “sunsetting” auf den Keks geht.] sind zwar einige Alternativen aufgeploppt, von einem RSS-Revival sind wir allerdings weiter entfernt denn je. Auch ich kann an mir selbst beobachten, wie sich das Leseverhalten immer mehr in Richtung Instapaper verschiebt. (Was übrigens nicht besser wird, wenn Reeder nicht mal bald die App wieder fixt.)
Aktuell sichtbares Zeichen dafür, daß noch nicht einmal die Möglichkeit, Webseiten zu abonnieren, jemals beim gemeinen Netznutzer angekommen ist (und wohl auch niemals ankommen wird): Werbung von Otelo. Die Screenshots hier stammen aus den TV-Spots der Kampagne, aber zu sehen ist die Umwidmung des Symbols auch auf den OOH-Plakaten neben Günter Netzer.
Denn seit wann steht dieses Icon für Netzqualität? In Zeiten käuflich erwerbbarer WLAN-Kabel ist zwar Vieles denkbar, aber eine Argumantation à la “Das versteht der Kunde nicht falsch” würde ich in diesem Fall ausschließen. Zumal man ein RSS-Angebot selbst auf der Unterseite Neuigkeiten der verantwortlichen Agentur vergeblich sucht.
Aber die WPP-Tocher Geometry Global bezeichnet sich ja auch nur als “die international führende Brand Activation Agentur”. Mit anderen Worten: Sie haben haben von Technik keine Ahnung.
der technische Teil
Ein Blick ins Backend des Blogs.
Links
Weil Friedemann Karig neulich gefragt hat, hat Felix Schwenzel auf wirres.net/ einen Artikel geschrieben, wie er das so mit seiner kommentierten Linkliste handhabt. Nun haue ich ja seit einiger Zeit ebenfalls etwa wöchentlich meine Höhepunkte raus. Experimentiere aber noch mit dem Aggregationsmodus.
Grundlage sind immer die Instapaper Highlights, das Becken indes wandelt sich. Zuerst habe ich Evernote genutzt - irgendwie unpraktisch, wenn man den Service sonst zu nichts braucht denn als Instagram-Backup. Dann bin ich zu direkten Wordpress-Drafts übergegangen - etwas praktischer, aber immer noch nicht perfekt. Es heißt immer noch, unter Verschwendung von PermaURLs, eine Menge unübersichtlicher Textstücke zusammenzucopy&pasten.
Deshalb fange ich jetzt an, mit diesem IFTTT Recipe zu experimentieren, damit werden mir meine Highlights einmal die Woche als kompakte Mail zugeschickt. (Vielleicht schaffe ich dann ja auch die eine oder andere Bemerkung oder -wertung dazu einzubauen.) Also mal gucken, was am Freitag so im Postfach ankommt. Aber wieso experimentieren?
Markdown
Ich bin schon seit längerem Fan von iA Writer. Einfacher und eleganter kann man nicht schreiben - Apps für iPhone und Mac, Dateien synchen automatisch via Dropbox. Writer nutzt Markdown. (Das erkläre ich jetzt nicht: Link klicken.)
Blogtexte waren bisher allerdings eher die Ausnahme. Kurze habe ich direkt in den WP-Editor getippt, längere zwar manchmal in Writer, allerdings ohne Markdown-Funktionen zu nutzten. D.h. ich habe Formatierungen und Links später im Editor noch hinzugefügt. Also eher den Grundgedanken dort notiert. Das soll sich nun ändern. Denn Wordpress kann per Plugin auch Markdown in HTML umwandeln.
Auslöser war diese Podcast-Ausgabe: neunetzcast 46: Markdown Galore mit vielen Tipps (Bookmarklet!). Und Sahnehäubchen ist dann noch, daß Ello ebenfalls Markdown versteht.
was sind wir meta
Statt sich über HubSpot’s Blog Topic Generator (via) das Thema für einen Post vorschlägern zu lassen, mache ich doch lieber gleich ein trendy Listicle daraus.
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Nun gut, solche Tools in einer Sprache zu benutzen, ist natürlich ein wenig gemein. In Englisch wird es allerdings nicht weniger stereotyp und techthematisch. Was die Netzgemeinde einen bestimmten Teil der Blogosphäre dann doch überraschend akurat beschreibt.
- 7 Things About God Your Boss Wants To Know
The Ultimate Cheat Sheet On Disclaimer
The Worst Advice We've Ever Heard About God
Think You're Cut Out For Doing Schizophrenia? Take This Quiz
14 Common Misconceptions About Disclaimer
So modern, die Leseschaft darüber abstimmen lassen, zu welcher dieser Überschriften ich tatsächlich einen Artikel verfasse, bin ich dann nicht.
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The Örgs Files
Brauche ich einen Aufhänger, um das hier zu posten? Die Änderungen bei Twitter kämen dafür wie gerufen. Ich will ja nicht jemand sein, der gleich den Weltuntergang herbeischreit, wenn sich Funktionalität und Design einer geliebten Webanwendung auch nur minimal weiterentwickeln, sehe das aber ähnlich wie @marcelweiss und @kosmar. Okay, und ich habe gerade erst ein paar Accounts wegen der Unsitte entfolgt, zu Links auf eigene Artikel immer ein Teaserbild mitposten zu müssen.
Aber was ich eigentlich sagen wollte:
(Hier war mal eine Storify-Sammlung eingebettet. Aber den Service gibt es ja nicht mehr.)
Muß man sowas überhaupt posten? Vielleicht nicht. Aber sonst hätte ich diese Woche wohl fünf Euro in die Ironblogger-Kasse zahlen müssen.