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    schlag den bruce

    Wenn das mal nicht ein gelungenes Viral ist: Bruce Lee spielt mit seinen Gegnern Ping-Pong, aber benutzt keinen Schläger, sondern schwingt seine unschlagbaren Chakos. Mag jemand anders die relativ willkürliche Anbindung an das eigentlich zu bewerbende Produkt (Nokia N96) bemängeln.

    Das sind meiner Meinung nach nichts als Beratervorbehalte. Natürlich darf ein einzelner Spot nicht völlig konträr zum restlichen Markenimage laufen, aber ganz so verbissen sollte man das nicht sehen. Witzig bleibt witzig. Das würde ich sogar so für die TV-Werbung ebenfalls unterschreiben, aber weil man da für jede Sekunde richtig viel Geld bezahlt, kann ich es schon verstehen, wenn der Kunde dann Einspruch erhebt, wenn er lediglich im Abbinder vorkommt. Doch selbst das würde ich als zu kurz gedacht bezeichnen. Man sollte die Wirkung von Spots, die sich deutlich vom restlichen Einheitsbrei abheben, nicht unterschätzen.

    Wir sind das Netz!

    Wolfgang Lorenz, Programmdirektor des ORF, hatte sich vergangenen Freitag am Grazer Kunstfestival "Elevate" während einer Podiumsdiskussion zu der Aussage, die Jugend hätte kein Interesse an der Realität und würde sich nur im "Scheiß-Internet verkriechen", hinreißen lassen. (...) Während der hitzigen Debatte sagte er, ihm sei "scheißegal, was die jungen Menschen im Internet machen" würden und sprach dem Internet gesellschaftspolitische Relevanz ab.

    Der ganze Online-Artikel vom österreichischen Kurier ist hier nachzulesen. Dagegen formiert sich sofort Widerstand, natürlich im Netz. Auch auf Twitter häufen sich die Nachrichten #anlorenz - unnötig zu erwähnen, daß ich dabei keine einzige ihm zustimmende Wortmeldung gefunden habe.

    schwarm1 Lorenz ist da der letzte in einer ganzen Reihe von Menschen, die das Prinzip des Internets schlichtweg nicht verstanden oder es zumindest weitestgehend ignoriert haben. Auch, weil das Anerkennen der umgekrempelten Medienlandschaft nicht mit einem Meinungspolitischen Erdbeben, sondern einfach mit geänderten Machtverhältnissen einhergeht.

    Der Metaphernschwarm

    Das prominenteste Beispiel im Web ist wohl das Onlinelexikon Wikipedia. Hier kann jeder mitschreiben, es gibt keine Redaktion im herkömmlichen Sinne. Verbessern kann auch jeder. So in etwa funktioniert auch die Blogosphäre als Ganzes, würde ich sagen. Natürlich gibt es einige wenige Weblogs, die ziemlich professionell aufgezogen sind; mit teilweise sehr hohen Besuchszahlen, von denen die Onlineangebote herkömmlicher Printmedien oft nur träumen können. Dort wird dann aber auch redaktionell ordentlich gearbeitet. Bei der großen Masse an Hobbyblogs läuft der Hase natürlich anders: Hier kann in der Tat jeder alles behaupten. Das wird dann aber auch meist nur von wenigen gelesen. Und wenn solche Artikel dann verbreitet werden, erfolgt das oft in einer Art (ich nenne es mal) kritischen Verlinkung. Das führt dann wieder zu lebhaften Diskussionen, sobald ein Thema den Break-even geschafft hat. Und wie diese auch ausgehen mag, darüber reden ist ja fast nie verkehrt. Sozusagen die Wahrheit von unten.

    Bitte nicht falsch verstehen. Ich halte den Populismusvorwurf, der oft gegenüber Politikern oder der BILD-Zeitung geäußert wird, keineswegs für ein Totschlagargument. Aber man darf eben die Dummheit der Masse nicht mit der Schwarmintelligenz vieler Interessierter vergleichen. Und das ist ist ja das letztlich tolle im Netz, es macht einen guten Teil seiner positiven Strahlkraft aus: Natürlich wird im Web - wie in der Realität auch - gerne abwertend kommentiert, aber verbreitet werden dann doch meist nur die Dinge, die man auch gut findet. Und sei es eine spannende Bekanntmachung einer üblen Tatsache.