New York, New York

Ich war 1998 schon einmal in New York, das war etwa ein Jahr nach dem Abitur. Eigentlich war der Plan, sich ein bißchen mehr von den U.S.A. anzugucken. Aber in New York war eben immer was los jeden Tag, also bin ich da einfach nicht weggekommen. Es gab Abende, an denen mußte man sich zwischen einem Konzert der Beastie Boys und einem von Beck entscheiden. Ich habe die Reunion der Headhunters mit Herbie Hancock live on Stage miterlebt. Einen im wahrsten Sinne des Wortes wahnsinnigen Cornelius-Auftritt, bei dem jeder ein kleines Radio in die Hand gedrückt bekam. Man konnte sich selbst die Begleitinstrumentierung zusammenstellen, indem man die Radiosender wechselte - 1998.

Ich glaube, ich bin jede Straße Manhattans zu Fuß abgelaufen. Habe im paarundzwanzigsten Stockwerk irgendeines Hochhauses Bowling gespielt. Habe mir von Opis im Bryant Park mehrere Schachabfuhren eingehandelt, wie sie mir ein paar Jahre später ein französischer Landesjugendmeister nicht verpassen konnte. Habe mir am State Court in Brooklyn eine original amerikanische Gerichtsverhandlung angeschaut. Bin stundenlang durchs MoMA und das Metropolitan Museum gestreift und richtig angenervt gewesen, daß das Guggenheim während des ganzes Monats wegen Renovierung geschlossen war. Habe beim Wandern über die Brooklyn Bridge ein Picknick veranstaltet. Auf einem Basketballplatz in Harlem wenigstens nicht total dämlich ausgesehen. Ich habe am Union Square gegen die wieder eingeführte Todesstrafe demonstriert. Und mir auf der riesigen Leinwand am Times Square die damals entscheidenden NBA-Finals angeschaut - keiner der Schwarzen, die dort mit mir standen und für diesen Zweck ihre Touristenabzocke mit gefaketen Oakley-Sonnenbrillen unterbrachen, konnte die Chicago Bulls leiden: “I don’t like em, man. But I hate, I fucking hate Utah Jazz.”

New York City ist nicht die U.S.A., das ist mir genau da am diesem Abend klargeworden. Die Stadt hatte mich - ich kann das nicht anders sagen - in ihren Bann gezogen. Ich schaffte es noch nicht einmal nach Philadelphia oder Boston, geschweige denn Chicago, Las Vegas oder die Westküste. Ich blieb die gesamten vier Wochen in New York City.

Das ist jetzt mehr als 15 Jahre her. Damals stand das World Trade Center noch; ich war nicht oben, bin nur zwischen den Türmen durchgelaufen. Vom typischen Sehenswürdigkeitenprogramm habe ich nur das Empire State Building und die UNO mitgenommen. Wir hatten damals anderes zu tun: Es war Fußballweltmeisterschaft in Frankreich und dank der Zeitversetzung verschwendeten ich und meine Bekanntschaften aus dem Hostel an der 42nd Street nicht Abend für Abend in einer American Sports Bar, deren Besucher sich einen Scheiß für Soccer interessierten. Stattdessen schauten wir nach dem Frühstück auf den Spielplan und richteten unsere Erkundungen danach aus: Italien spielt? Fein, auf nach Little Italy. Irgendeine asiatische Mannschaft? Auf nach Chinatown. Wir haben Irlandspiele in einem Pub in Hell’s Kitchen gesehen, südamerikanische Ballzaubereien in einer Bar in Little Brazil abgefeiert. Eine wirklich großartige Art, die vielfältigen Viertel dieser Weltstadt kennenzulernen. Und dann war es gerade einmal Mittag.

Ich hatte so. Ein. Glück. Wer kommt auf die Idee, keine sechs Wochen vor seinem 21. Geburtstag in den U.S.A. Urlaub machen zu wollen? Ich. Hätte nicht gedacht, daß die es mit der Altersbeschränkung für Alkohol derart pedantisch nehmen. Ich wäre echt aufgeschmissen gewesen, wenn die Amis bei Datumsangaben nicht Monat und Tag vertauschen würden. Aber so dachten die, ich hätte bereits am 07. April Geburtstag gehabt.

Ich bin da allein hin, übern Teich. Habe mit jeder Menge Menschen Bekanntschaft geschlossen. Wäre sogar fast dageblieben, weil ein Franzose meinte, ich könnte wie er illegal in einem Restaurant jobben. Aber nein, ich bin zurück nach Deutschland, um die letzten beiden Monate Zivildienst abzureißen. Und weil das Internet damals weder den durchgeknallten koreanischen Piloten, noch den baseballverrückten japanischen Jurastudenten, noch die Australierin, deren Auto wir noch mit Gewinn verkauft haben, obwohl sie damit von L.A. nach NYC gefahren ist, noch mich interessierte, habe ich alle diese Leute nie wiedergesehen. Einzig der lispelnde holländische Hippie mit dem Lockenschopf hat mir später mal eine Postkarte aus Indien geschickt.

Jetzt fliege ich nach über 15 Jahren wieder nach New York, weil meine Agentur da ein Büro aufmacht. Danke, Kunst und Kollegen!

Erkennt die Zeichen

Weil es als Tweet dann doch meist zu schnell vorbeirauscht: Heute erschien auf horizont.net/ die Meldung über die erste Arbeit von thjnk für RWE. Die Agentur hat den Job vom vormaligen Etathalter Jung von Matt übernommen. Kernstück ist dabei wohl folgender TV-Spot.

Ein paar Zitate aus der gewohnt vollmundig formulierten Pressemitteilung dazu:

... stellt RWE die Menschen in den Mittelpunkt, die schon heute die Energiewelt von morgen gestalten ... viele Vorweggeher überall in Deutschland gemeinsam aktiv ... Wir-Gefühl wirkt mitreißend und entlastend zugleich: Keiner muss die Energiezukunft alleine stemmen, jeder einzelne kann aber daran mitwirken. Mit Leistungsstärke, ... Versorgungssicherheit und mit innovativen Angeboten will RWE ...

„Unser Land geht voRWEg“, das ist die zentrale Aussage der Kampagne … Landmarks kennzeichnen sowohl Energiezukunftspunkte als auch Menschen, die bereits voRWEg gehen. Dieser Ansatz macht aus dem Markenversprechen „voRWEg gehen“ ein gesellschaftliches Projekt.

Soweit das Blabla, Appell an den Nationalstolz, etc. Man könnte fast vergessen, daß RWE auch Atomkraftwerke besitzt. Und da haben wir noch gar nicht von Garzweiler und Braunkohle angefangen. Nun kamen mir gerade diese Landmarks ziemlich bekannt vor. Das nachfolgende Bild zeigt eine Installation von Aram Bartholl im Rahmen seiner Austellung Hello World! im Kasseler Kunstverein. Es ist nicht die erste ihrer Art, der Künstler stellt diese aus Google Maps entlehnten Verortungssymbole seit Jahren rund um den Globus auf, wie man nach dem Klick auf das Bild an einem 2012 erschienen Gestalten-Buch sehen kann. Gerade die Photos darin vom Aufstellen der Landmarks ähneln der Anfangssequenz des TV-Spots doch sehr.

Nun ist der Grad zwischen Ideenklau und Inspiration ein schmaler. Aber unter diesen Vorzeichen hat es natürlich schon etwas Seltsames, wenn auf der Website - unter diesen Umständen hätte ich natürlich auch eine Micropage vorgezogen, siehe Verlinkung oben - vorweggehen.de/ nach allerlei komischem Zeug über “verletze Organe” und “leitende Angestellte” im Disclaimer dann unter Punkt 4 Urheberrecht zu lesen ist:

Der Inhalt der RWE Website ist urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung von Informationen oder Daten, insbesondere die Verwendung von Texten, Textteilen oder Bildmaterial bedarf der vorherigen Zustimmungen der RWE AG. Die Bildrechte liegen – soweit nicht anders vermerkt – bei RWE. Das Kopieren und unerlaubte Nutzen, sowohl bei kommerzieller als auch nicht-kommerzieller Nutzung ohne vorherige Genehmigung der jeweiligen Rechteinhaber ist untersagt.
Das zieht sich übrigens durch bis zu den beiden Twitteravataren des Künstlers und der Kampagne. Ich will ja nicht unken, aber "voRWEg gehen" sieht anders aus. avatarvergleich

Zumal die Claimidee mit dem in den Wörtern großgeschriebenen Firmennamen RWE noch von der alten Agentur JvM stammt. Da ist es doch wenigstens konsequent, daß thjnk die Kunstinitiative add art unterstützt.

Bonuslevel // Wie man in diesem Screenshot sehen kann, steht mein Tweet ohne Namensnennung auf der thjnk-Website. Dort scheint man entweder ungenau zu programmieren oder sich gerne mit fremden Federn zu schmücken. Aber in jedem Fall wenig auf so etwas wie Monitoring zu geben. Hat wahrscheinlich was mit diesem “neue Agentur”-Ding zu tun.

Nachschlag // Hinweis erhalten. Das kann ja nur Zufall sein.

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"Stich!"

Fundstück des Monats // Am Wochenende bei meinen Eltern gewesen, auf der Suche nach alten Gameboyspielen dieses Autoquartett in einer Schublade gefunden. Das ist noch in Cellophan eingeschweißt gewesen, also nie zuvor benutzt worden. 2002 habe ich schon vier Jahre nicht mehr dort gewohnt.

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Ich war nie ein großer Deutschrapfreund, lieber das US-Zeug. Meine mich aber zu erinnern, daß die Massiven Töne noch eine der erträglicheren Combos waren, damals. Bis sie eben dieses alberne Lied veröffentlichten. Aber wenigstens in der Wahl des Werbemittels etwas Stil bewiesen.

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via // Grandioser Liedtitel auch, mal wieder. Es wird jedenfalls versucht, textlich an ganz vielen Dingen “vorbeizukommen”. Die Lyrics wollen zum Kern der Sache vordringen, es geht viel um Sichtbarkeiten und Zeichensysteme. Das Private, das Politische, die Öffentlichkeit. Und angenehm viel “Ich”. Der Wille darf nicht fehlen.

Das Video illustriert die Aussagen nur bedingt. Metaebene, ick hör Dir trapsen. wikipedia.org/ listet übrigens unter Vorteile der repräsentativen Demokratie auf: “Entscheidungsfindungen können … preisgünstiger vollzogen werden.” Weiter mit Musik:

Die heißen wirklich Echte Wespen (Vespinae). “The term wasp is typically defined as any insect of the order Hymenoptera and suborder Apocrita that is neither a bee nor an ant. Almost every pest insect species has at least one wasp species that preys upon it or parasitizes it.” Aber eigentlich hat WASP viele Bedeutungen.

Ein Kenner könnte mal den deutschen Wikipedia-Artikel zur Band W.A.S.P. aufmöbeln. Der ist nämlich, wie dort zu lesen ist “nicht hinreichend mit Belegen (beispielsweise Einzelnachweisen) ausgestattet. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst entfernt.” Im Artikel geht es zum Großteil um die Herkunft des Bandnamens und seine Bedeutung. Auf der zugehörigen Diskussionsseite streitet man sich, ob er mit oder ohne Leerzeichen zu schreiben ist.

Die Women Armed for Self Protection tauchen allerdings nirgends auf. Wenn ich mal viel Zeit habe, dann wird das vielleicht mein zweiter Wikipedia-Beitrag.

gesamtkunsTwerking

Es gibt eine Rubrik in der New York Times namens Texas Monthly, aber das nur am Rande. Darin neulich der Bericht darüber, daß dem relativ bekannten Werk Prada Marfa die Aberkennung als Kunst drohe, weil eine Behörde es als Marketingmaßnahme einzustufen gedenkt. Und Werbung im öffentlichen Raum unterliegt selbst im Land of the Free bestimmten Reglementierungen - die Adobe-Bude mit dem Logo des Luxuslabels dürfte damit in dieser Form nicht weiter existieren.

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Wobei die beiden Installateure Michael Elmgreen und Ingar Dragset in der Verteidigung ihrer Schaffens eine erstaunliche Naivität an den Tag legen. Miuccia Prada höchstselbst hat ihnen nicht nur die Verwendung des Markenlogos abgesegnet, sie hat auch eigens die in den zwei Schaufenstern ausgestellten Schuhe ausgesucht und kostenlos zur Verfügung gestellt. Sich auf den formalen Standpunkt zurückzuziehen, sie wären doch von jemand anderem als Prada für ihre Arbeit bezahlt worden und überhaupt sei das Werk “meant as a critique of the luxury goods industry,” greift viel zu kurz. Als ob Kunst und Kommerz sich auschließen würden.

Prada ist da dialektisch einen ganzen Schritt weiter und hat beispielsweise als eines der ersten Modelabels verstanden, daß Fake-Produkte ihnen nicht schaden, sondern im Gegenteil kostenlose Werbung sind. Und spätestens, wenn ein Celebrity publicitywirksam in Marfa vorbeischaut, dann ist die Intention der zwei Schweden komplett ad absurdum geführt.

It's the context, stupid!

Der Highway Beautification Act existiere seit 1965, da hätte man schon früher drauf kommen können? “If it really is against the regulations, they should have found out in 2005 when it was erected,” lässt sich Elmgreen zitieren. Das Problem liegt wohl doch woanders, nämlich einige Kilometer die Straße weiter. Seit der Playboy ein ungleich protzigeres Sponsorhip in den Wüstensand geklotzt hat, sieht man auch das Original wenn nicht mit anderen Augen, so doch zumindest aus einem anderen Blickwinkel.

Revolution via

Apropos außergewöhnliche Werbung: Wie man als Fast Food Company auf Pornsites wirbt, daß hat eat24 in einem amüsanten Blogpost festgehalten. Wer keine Lust auf die englische Sprache hat, der kann sich eine der lahmen deutschen Nacherzählungen reinziehen.

Der Atombrombeertelsmann-Verlag weigert sich, meine Memoiren zu drucken.

Überhaupt herauszugeben. // Wenn jemand sagt: »Der Mensch ist ein Gewohnheitstier«, dann meint er gemeinhin eigentlich: »Ich persönlich mag keine Veränderungen.«

Mit meinem alten Duschhandtuch habe ich mich weit über eine Legislaturperiode lang täglich abgetrocknet. Dann ist es vor drei Wochen kaputtgegangen. Und ich habe mich immer noch nicht an die Abmessungen des neuen Handtuchs gewöhnt; es ist etwas kürzer und ein ganzes Stück breiter als das alte. Vielleicht habe ich aber auch nur die Proportionen des Vorgängermodells dermaßen verinnerlicht, daß ich nur denke, es sei kürzer. Weil es ja so viel breiter ist.

Der .gif zur Waffe

Durchsage im Zug so auch noch nicht gehört: »Wir suchen den Besitzer zweier Koffer in Wagen 27. Bitte melden Sie sich beim Zugpersonal, wenn die zwei unbeaufsichtigten Koffer im Durchgang zu Wagen 28 Ihnen gehören. Vielen Dank.«

Ich selbst bin jetzt nicht so der panische Typ, aber man kann an der Reaktion der um einen herumsitzenden Mitfahrenden sehr gut beobachten, was diese geschürte Terrorangst mit den Leuten und Leutinnen anstellt. Zudem meldete sich die Schaffnerin während eines länger als üblichen Halts in Köln zu Wort.

»Sehr geehrte Fahrgäste, aktuell hat unser Zug sechs Minuten Verspätung. Wir erreichen das nächste Reiseziel Düsseldorf Hauptbahnhof gegen 08:38 Uhr. Ich werde Sie kurz vor Ankunft über Ihre Anschlußmöglichkeiten informieren.« Ich kann mir gut vorstellen, daß der ICE erst weiterfuhr, nachdem sich der Besitzer gemeldet hatte. Oder sie die Koffer am Kölner Hbf einfach aus dem Zug beförderten.

instagain

Es geht mal wieder um das Visualisierungsprojekt #stolperstein. Ich finde es immer noch super, daß so viele und stetig mehr Menschen dabei mitmachen. Danke dafür! Wer den Instagrams sammelnden Tumblr nicht kennt, findet hier eine Erklärung.

Mir sind schon vor einiger Zeit ein paar Details aufgefallen, die mir an der Umsetzung des Projekts mißfallen. Falls da jemand Ideen zur Abhilfe hat oder denkbare Alternativen vorschlagen möchte - gerne in den Kommentaren.

1. Das Theme: Die Bildwand finde ich immer noch toll. Wenn man Infos will, muß man halt auf ein einzelnes Bild klicken. Das ist wegen des infinite Scrolings mittlerweile auch die einzig gangbare Möglichkeit, an diese weiterführenden Links im Footer zu kommen.

stolperstein-tumblr

2. Die Verlinkung: Ich weiß nicht genau, wann Instagram das eingestellt hat, aber vor einem Jahr konnte man noch von der einzelnen Photoansicht auf den Foursquare-Ort durchklicken. Das geht nicht mehr, was ich sehr ärgerlich finde. (Also am Desktop. Mit dem Smartphone geht das über den Umweg “Open in Instagram App” - der direkte Weg von Tumblr zu Foursquare ich nicht mehr möglich.) Wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit, bis Instagram sich seine Location-Daten von Facebook-Checkins zieht?

stolperstein-instagram

3. Die Auswahl: Hängt mit dem vorigen Punkt zusammen. Viele Leute benutzen das Hashtag #stolperstein, ohne dieses Projekt zu kennen. Seit die Verlinkung nicht mehr existiert, lösche ich kaum noch Bilder aus dem Tumblr. Anfangs habe ich nur solche dringelassen, die auch Geo-Daten mitgeliefert haben.

4. Die Kommentare: Früher habe ich mir manchmal die Timelines von Leuten angeguckt, die unwissend mit ihrem Bild auf meinem Tumblr gelandet sind. Wenn aus Ihnen echtes Interesse sprach (man will ja nicht wahllos zuspammen), dann habe ich sie manchmal auf das Projekt hingewiesen. Seit neuestem kann ich auf Instagram am Desktop nicht mehr kommentieren. Hab ich irgendwelche Einschränkungen verpasst? Zeichenzahl, nur noch bei Followings etc.? Das macht die Sache sehr mühselig.

5. Die Liste: Die Sammlung der Orte auf Foursquare muß trotz IFTTT und Konsorten meines Wissens nach immer noch manuell gepflegt werden. Oder irre ich mich da?

Bevor jemand alles umschmeißen möchte: Ich spiele selbst viel herum mit Karten und Kram. Auf Dotspotting kann man beispielsweise seine verorteten Flickr-Photos (u.a. mein partielles Instagram-Backup) auf einer einbettbaren Karte anzeigen lassen - siehe unten. Das hat aber natürlich auch seine spezifischen Nachteile. Außerdem möchte ich verständlicherweise das System nicht komplett wechseln, es soll zudem so nutzerfreundlich und massentauglich wie möglich sein. Deshalb habe ich mich ja zu Beginn für die am weistesten verbreiteten Apps entschieden, die für dieses Projekt taugen.

#stolperstein

Erfreuliches // Als die Stolpersteine selbst (auf Twitter oder Facebook) mal auf mein Projekt hingewiesen haben, ist Claus Höfele darauf aufmerksam geworden. Der Mann hat eine iOS-App namens “Stolpersteine in Berlin” (github-Link) am Start. Wir tauschten uns ein wenig über unsere Sachen aus und da er mitbekommen hatte, daß ich von Beruf Werbetexter bin, bat er mich, für das letzte Update den Beschreibungstext ein wenig aufzumöbeln. Jetzt kann man mich also sozusagen auf iTunes lesen. Davon abgesehen sollten besonders Berliner die App mal ausprobieren. Es lohnt sich! Kann ich sogar hier von Köln aus sagen.

Am Ende des Tages

Man raucht ja nicht mehr so gern zuhause. Wie das die Taxibranche wohl findet, denke ich mir. Ich jedenfalls lasse mich seit geraumer Zeit nicht mehr bis direkt vor die Haustür kutschieren, sondern steige zwei Ecken vorher aus, um auf den letzten Metern zu Fuß noch eine Kippe zu rauchen. Fünfzig Cent gespart, kann man schon wieder zwei Zigaretten für kaufen. Wenn das alle so machten, auf was für entgangene Einnahmen die Taxiunternehmen da wohl jährlich deutschlandweit verzichten müßten?

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Unrelated link: Computer beweist die Existenz Gottes.

Fleischverhalten

Mehrere Studien sind also zu dem Schluß gekommen, daß eine bestimmte Weise der Facebook-Nutzung depressiv macht. In den Überschriften der Artikel dazu wird daraus natürlich “Facebook macht depressiv”, klar. Einige davon sind am Beginn dieses Posts auf slate.com/ verlinkt. Falls das jemanden interessiert. Eigentlich kommen die Studien lediglich zu dem wenig überraschenden Ergebnis, daß Stalking für die Psyche wenig förderlich ist - also derjenigen des Stalkers.

Das ist alles immer schön nutzerzentriert geschrieben, die Benutzten kommen dabei allenfalls am Rande vor. Schon klar, man kann nicht in jedem Text die ganze Welt erklären, aber was diese Hinterherspionage mit den Gestalkten anstellt, das wäre auch in diesem Fall eine Erwähnung wert. Worauf ich aber eigentlich hinauswollte: Der Slate-Post hat so eine interessante Überschrift und dann geht es da mit keinem Wort drum. Stattdessen wird nur behauptet, daß Instagram noch viel schlimmer sei als Facebook. Ein Unterschied zwischen Selfies und anderen Photos wird überhaupt nicht thematisiert.

Instagram kann jetzt Web Embeds.

Wozu da ein Faß aufmachen, wenn eh alles in einen Topf geschmissen wird? Jedes Bild ist eine Inszenierung, wissen wir doch. Ob wir nun selbst drauf sind, den Auslöser betätigt haben oder beides. Also zumindest dann, wenn wir es im Internet veröffentlichen. Überhaupt Worte.

Grober Schnitzer

DIY ist doch immer nich in - und wird als Trend auch so schnell nicht wieder verschwinden. Jeder ist sein eigener Authentischler. “Das Netz vergisst nichts” klingt für viele mittlerweile wie eine Verheißung. Im Onlinezeitalter ist jede Form der Selbstdarstellung ein Absatz der eigenen Biographie.

Kleine Übersetzungshilfe

Wenn Berlins CDU-Innensenator Frank Henkel sagt, „dass das Flüchtlingsthema derzeit von politischen Parteien missbraucht wird“, dann meint er eigentlich: Blöd, daß die NPD meiner Partei mit dieser Protestaktion gegen das Flüchtlingsheim in Hellersdorf Stimmen am rechten Rand klaut. Das passt mir gut einen Monat vor der Bundestagswahl gar nicht.

Diskotrashmuß

Irgendwo mal gelesen oder gehört, daß der Sänger der Band Asian Dub Foundation es abgelehnt hat, seine Kapelle bzw. deren Musik als dezidiert “politisch” zu bezeichnen. Er ist dem Interviewer ins Wort gefallen, hat ihn die Frage nicht zuendestellen lassen, so wichtig ist ihm das gewesen. Seine Aussage ungefähr: “Jeder Song, jeder Text ist politisch. Und wenn er die herrschenden Zustände nicht kritisiert, dann ist er eben mit ihnen zufrieden. Britney Spears ist politisch.”

Das mag jetzt fünfzehn Jahre her sein und auch, wenn ich mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnere, noch nicht einmal mehr weiß, ob ich das Interview gelesen, gehört oder sogar gesehen (Remember Musikfernsehen?) habe, die Auslassungen des Musikers haben mich wohl derart beeindruckt, daß sie mir zumindest im Hinterkopf geblieben sind.

rotari

Ich mußte auch wieder dran denken, als letzte Woche eine Debatte über die Option des Wahlboykotts durch den Blätterwald rauschte. Wobei Ignoranz und Gleichgültigkeit nur eine Seite der Medaille sind, sonst würde sich das Gros der Nichtwähler nicht aus den weniger privilegierten Gesellschaftsschichten rekrutieren. Und einzig die haben das zweifelhafte Anrecht auf eine “Ändert eh nix”-Attitüde. Bei allen anderen sehe ich nur eine Mischung aus Zynismus und Bequemlichkeit.

Mit dem Internetzeitalter, so wird gerne propagandiert, sei nun eine völlig neue Ära der politischen Teilhabe angebrochen. Das mag stimmen, nur reicht purer Clicktivism alleine nicht aus, um die Welt zu verändern. Das Gebaren der britischen Regierung gegenüber dem Guardian auf Facebook anprangern, während man im Tab daneben nach einem Billigflug für den nächsten Wochenendtrip nach London sucht. Rußland wegen der homosexuellenfeindlichen Gesetze auf Twitter schelten, aber selbst den Urlaub am liebsten in einem Land verbringen, in dem die Todesstrafe auf der Tagesordnung steht. Und trotz einem Dutzend Flugreisen im Jahr doch tatsächlich glauben, man lebe ökologisch korrekt, weil man von Zeit zu Zeit manchmal im Bio-Supermarkt einkauft.

Auf das persönliche Mißverhältnis, ja Fehlverhalten, direkt angesprochen, will man plötzlich nichts mehr von Eigenverantwortung wissen. Schnell wird da nach dem Staat gerufen, strengere Verordnungen müßten her. Und überhaupt hätte der Westerwelle den Putin noch deutlicher kritisieren müssen. Dabei sollte sich jeder an die eigene Nase fassen. Wer sich mit einem “Ich habe Schwarzgelb nicht gewählt” aus der Affäre ziehen will, der hat leider das Prinzip Demokratie nicht so richtig verstanden.

Du bist selbst schuld.

Womit wir wieder bei den Medaillen wären. Niemand ist perfekt, klar. Aber es hilft, sich das ab und an auch mal bewußt zu machen. Statt auf den Internationalen Leichtathletik-Verband zu schimpfen, kann man ruhig mal jedem einzelnen Sportler die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Moskau vorwerfen. Und wenn dann doch eine den Mund aufmacht, kuscht sie lieber und lackiert sich die Fingernägel wieder um, weil sie es nicht riskieren will, von der Finalteilnahme ausgeschlossen zu werden.

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Unentwegt monatelang über die LSR-Lobby im Allgemeinen und die Springerpresse im Besonderen herziehen, nur um Wochen später ohne mit der Wimper zu zucken einen Link der Welt zu verbreiten. Aber der Artikel über “die Fläche im Südwesten Deutschlands, so groß wie das Saarland” war doch so lustig! (Dürft Ihr schon selbst nach googeln.)

Ja, Du. Ich auch.

Es gibt immer ein Aber. Bloß, weil man den Arsch nicht hochkriegt, muß man nicht auf dem hohen Roß hocken bleiben. Man kann sich auch ganz prima in die Nesseln setzen. Aber dabei wenigstens am 22. September sein Kreuzchen machen.

Max und die Namensänderung

Guck mal, Max!

(In Anlehnung an die dämlichen Kinderbücher müßte hier eigentlich ein “read more”-Tag eingefügt werden. Funktioniert bei meinem WP-theme allerdings nicht. Dann eben ein Bild. Viel Spaß beim Scrollen.)

Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor, Dieter Moor.

Citizen Bezos

Das erinnert mich an die Szene, in der Kane – angesprochen auf die durch Enthüllungen seiner Zeitung verursachten Verluste anderer Teile seines Firmenimperiums - nur gut gelaunt erwidert:

You're right, I did lose a million dollars last year. I expect to lose a million dollars this year. I expect to lose a million dollars *next* year. You know, Mr. Thatcher, at the rate of a million dollars a year, I'll have to close this place in... 60 years.

Wir werden sehen, ob Bezos eines Tages das Interesse verlieren und ein neues Hobby finden wird - sagen wir: Charity im großen Stil oder vielleicht eine Fußballmannschaft - oder ob ich mich mit der Prognose zu weit aus dem Fenster lehne, der Amazon-Boss wird in weniger als zehn Jahren für ein politisches Amt kandidieren.

My reaction after watching Citizen Kane the first time

Read the blogpost in English here.

Mjölky Mouse oder Micky Mjölk - das ist hier die Frage.

knaeckebrot_mit_ohren

Eisen und anderes Material

Ich bin seit einigen Wochen Ironblogger, Sektion Köln. Wer wissen will, was das ist und wie das funktioniert, der kann sich hier die Regeln durchlesen oder sich etwas anschaulicher diesen oder jenen Artikel zu Gemüte führen.

Für mich funktioniert das ganz gut als Motivation, um regelmäßiger zu schreiben. Und ich kümmere mich auch sonst mehr ums Blog. Habe beispielsweise ein Google Font Plugin installiert und die doch etwas tantigen Original-Schriftarten des Themes durch etwas eigenartigere ersetzt. Als nächstes werde ich mich wohl an die Überarbeitung der Blogroll machen.

Eher nicht so gut läuft es hingegen mit dem Lesen von Blogs bei mir, seit Reeder for Mac wegen Einstellung des Google Readers nicht mehr funktioniert. Ich konsumiere meine abonnierten Feeds also nur noch selektiv auf dem iPhone - dort läuft die Reeder-App wieder.

Also andere Quellen. Das ist bei mir derzeit in erster Linie Readability. Ich bin zu dem Service aufgrund einiger Probleme gewechselt, die Tweetbot mit Instapaper hatte. Und auch deshalb, weil im alten Service soviel Ungelesenes abgespeichert ist, daß ich einen Neuanfang als befreiend emfand. Ich bin bis jetzt ziemlich zufrieden. Das Lektürefeld verschiebt sich dadurch allerdings ein wenig von (semi-)privaten Blogs hin zu den Online-Angeboten klassischer Anbieter.

Über den Abhörskandal, Snowden und die unterirdische Leistung unserer Bundesregierung in dem Fall ist zwar noch nicht genug geschrieben worden, ich allerdings gebe meinen Senf da nicht ausführlich zu. Informieren kann sich da jeder selbst. Hinweisen auf stopsurveillance.org/ sowie einen Brief möchte ich dennoch. Und falls jemand Lust hat, am Samstag in Köln oder anderswo auf eine Demo zu gehen …