Keine Homo-Ehe für niemand!
Auf einmal erreichten Privilegien ruht man sich gerne aus. Lässt lieber seinen Steuerhinterzieherberater die Drecksarbeit machen. Öffentlich(keitswirksam) über das Ehegattensplitting schimpfen, aber dessen finanzielle Vorteile trotzdem gerne in Anspruch nehmen. Geheiratet wurde selbstverständlich nur der Liebe wegen, klar.
I’ve got bad news for ya: Die Wohlfühlrevolution wird nicht stattfinden. Solange ein flächendeckender Zeugungs- und Gebärstreik nicht nur angekündigt, sondern auch umgesetzt wird, sind alle Aufgebrachtheiten und Entrüstungen gegen das ach so verhasste Betreuungsgeld reine Lippenbekenntnisse. Die zudem einen längeren Atem benötigen.[1. Unterzeichner 7tausend8hundertIrgendwas keine drei Wochen nach Start der Protestseite, das ist jetzt 10 Monate her.] Und auf Meinungen von Leuten, die solch eine Problematik vielleicht irgendwann in ferner Zukunft einmal betreffen könnte, ist zurecht geschissen.[2. There, I said it.]
Ein Ehepaar ist keine Familie.
Anderes Thema, gleiche Liga // Die rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare ist natürlich trotzdem überfällig. Und sie wird kommen - wenn nicht heute, dann eben morgen. Ich begrüße das aufs Herzlichste. Nur ist das eben keine Revolution, sondern einfach soziale, politische Veränderung. Was es für die Befürworter der (schreckliches Wort) Homo-Ehe so bequem macht, sich moralisch überlegen zu fühlen.
Man gibt sich eben mit kleinen Schritten zufrieden, bloß nicht zu radikal. Sonst könnte ja der eigene Vorteil plötzlich auf dem Spiel stehen. Von mir aus gehört die Institution Ehe komplett auf den Schrotthaufen. Was es zu fördern gilt, sind meiner Meinung nach Kinder und nicht Eltern. Ob lesbische oder schwule Pärchen oder Dreier ein Kind adoptieren oder heteronormative Seelenverwandte sich dazu entscheiden, sich auf altmodischste Weise fortzupflanzen, interessiert mich nicht. Und den Gesetzgeber sollte es auch nicht.
Wo sind denn die Leute, die für ihre Überzeugungen wirklich etwas aufs Spiel setzen? Glückliche Eheleute, die sich scheiden lassen, nur weil Homosexuelle bis jetzt nicht heiraten dürfen? Wo bleiben die lauthalsigen Beteuerungen junger Frauen, daß sie nicht eher an Vermählung denken, bis daß ihr bester schwuler Freund ebenfalls das Recht dazu hat?
Wenn Sie jetzt antworten “Das könnte dem Staat so passen. Dann spart er ja auch noch was uns!”, dann outen Sie Ihr Gedankengut als genauso egoistisch, wie ich eingangs erwähnt habe. Sie enthalten das Geld nicht nur der gerade amtierenden CDUCSUFDP-Regierung vor, sondern pathetisch gesagt den Bürgern dieses Staates. Schwafeln Sie nur weiter von der Solidargemeinschaft, während Sie gleichzeitig von Krankenkasse zu Krankenkasse wechseln, um ein paar Beitragseuros zu sparen.
Ich nehme mich da nicht aus, Überzeugungen sind nicht alles im Leben. Beispielsweise geht eines meiner Kinder auf eine katholische Grundschule. Obwohl ich überzeugter Atheist bin. Einfach, weil es so bequemer ist. Das heißt nicht, daß ich deshalb auf jede Kritik verzichten müßte. Aber vom Absolutheitsanspruch holt ein sowas ganz gut runter.
Ach ja, und Nachschlag für #LSR-Gegner: Solange es genug Blogger gibt, die sofort zusagen, sobald ein etablierter Verlag Artikel, Interviews or whatever anfragt, wird das mit dem Medienwandel auch noch eine ganze Weile auf sich warten lassen.